Felix Lobrecht war mit StandUp 44 beim Arena Open Air in Trier

Gleich zwei Tage in Folge war Felix Lobrecht mit seinem Comedy Label StandUp 44 in Trier. Beide Male ausverkauft! Das verwundert nicht, füllt der Instagram Star mit fast 1 Mio. Followern doch inzwischen die größten Arenen. Sein Podcast „Gemischtes Hack“, den er zusammen mit Tommi Schmit betreibt, gehört zu den meist gehörten in Deutschland. An diesen Erfolgsquoten muss man sich heutzutage messen lassen.

Wenn Lobrecht dann die Bühne betritt, versteht man, woran es liegen kann: Locker und flockig zieht er das recht junge Publikum in seinen Bann und fängt zunächst mit dem beliebten Bashing des Auftrittsortes an, das viele Stand-up-Comedians so gern betreiben. Sollte man damit werben, die älteste Stadt Deutschlands zu sein? Hm. Erinnert die Location vor der Arena mit Blick auf Baumarkt und Parkdeck an eine Formel 1-Boxengasse? Sicherlich. Aber das ist nun einmal der Pandemie geschuldet und es zeugt nicht gerade von Wertschätzung für die Veranstalter, die ihr Bestes tun, um seiner Komikertruppe Auftritte zu ermöglichen. Dass er dann noch den Sponsor (Volksbank Trier) niedermacht – geschenkt. Das war dann auch egal.

Credit: Simon Engelbert / Photogroove

Auf jeden Fall nahm Felix gut Fahrt auf, lästerte über die Frau, die mit einem Schild den Tour-de-France-Unfall verursacht hat und kam schließlich zum aktuellen Lieblingsthema Corona: Zuschauer Maxi musste als Paradebeispiel herhalten, weil er zugegeben hatte, eine Infektion überstanden zu haben, als Student noch bei seiner Mutter zu leben und überhaupt viel Privates (mehr oder weniger gewollt) preisgab.

Warm-up beendet. Der erste Comedian war dran. Im Prinzip sind die StandUp 44-Shows auch nicht mehr als jeder Comedy Slam im kleinen Club. Neben dem Gastgeber treten drei weitere Künstler an. Jeder hat ca. 20-25 Minuten Zeit für seinen Auftritt. Es gibt am Ende keine Abstimmung und der Eintritt ist höher. Das sind schon die größten Unterschiede.

Als erster Gast auf der „Happy Summer Sunshine Tour 2021“ war Daniel Wolfson am Start. Der Philosophiestudent betreibt mit Kawus Kalantar den Podcast „Chips und Kaviar“. Mit viel Charme erzählte er aus seinem Alltag, berichtete von den WhatsApp-Abenteuern seines Vaters, den Möglichkeiten der Anmache im Club und gab Anekdoten eines Besuchs beim Urologen zum Besten. Deftig, aber durchaus amüsant.

Weiter ging es mit Kawus Kalantar. Der Sohn iranischer Einwanderer – aufgewachsen in Bremen (Neue Vahr Süd) – ist für viele Fans ein alter Bekannter, war er doch Support auf der letzten Lobrecht-Tour. Er berichtete aus der Zeit „als Merkel noch hässlich war“, freute sich über seine erste Freundin und erklärte, ob und wie Sex im Hochbett funktioniert.

Damit war die erste Hälfte der Show durch, aber es gab keine Pause. In Pandemie-Zeiten verzichtet man auf solche Gewohnheiten. Kinan Al bezeichnet sich selbst als „Araber aus Neukölln“. Kein Wunder, dass er viel zu berichten hat – über das Zusammenleben in der Parallelwelt, wo jeder den besseren Hummus anbietet, und über sein Touren in Deutschland („Cottbus ist hässlicher als Syrien nach dem Krieg“). Es geht um Impfstoffe – „Biontec rules“ – und emotionale Intelligenz (das politisch korrekte Wort für „Dummheit“). Einen Moment der Stille gab es, als er vom Tod seines Vaters erzählte, der am COVID-Virus verstorben ist. Es war spürbar, wie sehr Kinan seinen Vater vermisste und wie wichtig es war, die Erinnerung mit dem Publikum zu teilen.

Als Letztes hatte Felix Lobrecht seinen eigenen Slot und startete den redseligen Rundumschlag ohne Punkt und Komma aber mit viel Inhalt. Wie perfekt man entspannen kann, wenn man sich nachts Hitler-Dokus anschaut. Wie Freunde reagieren, wenn er seine Haustür bei deren Weggehen zweimal abschließt. Wie seine Oma besoffen tanzt und wie Sprüche-Ingos jede Unterhaltung zur Comedyshow machen können. Und da liegt Felix‘ größte Stärke: Er kann jede Banalität genussvoll ausschlachten. Und seine Mimik und das bisweilen spitzbübische Grinsen machen auch den Zuschauern große Freude.

Nach gut 100 Minuten war schon Schluss. Das ist jetzt nicht imposant, aber gut genug für einen kurzweiligen Abend. Auf jeden Fall ist die Erkenntnis gewachsen: Jedem dieser fantastischen Vier würde man auch ein komplettes Abendprogramm lang zuhören wollen.

Eine Fotoerlaubnis gab es nur für Felix himself, daher fällt die Galerie etwas kleiner aus als gewohnt (alle Fotos: Simon Engelbert):

 

ARENA OPEN AIR SOMMER 2021: pandemiegerechte Open Air Shows auf dem Vorplatz der Arena, Trier

Folgende Acts dürft ihr noch erwarten:

  • 24.7.21 TRIER POP FESTIVAL mit Graustufe West, Schatzi & Straws
  • 25.7.21 Long Distance Calling
  • 29.7.21 Antilopen Gang
  • 31.7.21 Funny van Dannen
  • 1.8.21 Thomas Kiessling & Frank Rohles
  • 5.8.21 Till Reiners
  • 6.8.21 SONDASCHULE
  • 8.8.21 Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan
  • 10.8.21 CAMPINO Lesung “Hope Street”
  • 12.8.21 Fatoni & Edgar Wasser
  • 13.8.21 VERSENGOLD
  • 14.8.21 “Girls To The Front” mit Hoboken Division (FR), Francis of Delirium (LUX) und Hanna Landwehr (TR)
  • 15.8.21 Elmar Frank (DE HOFNARREN) liest „Eine spannende Geschichte von Fridolin“
  • 18.8.21 Johann König
  • 19.8.21 Olli Schulz & Band
  • 20.8.21 TOCOTRONIC
  • 21.8.21 NIGHT FEVER, die BEE GEES Show
  • 22.8.21 Thees Uhlmann & Band

Weitere Infos & Ticketlink unter www.poppconcerts.de