Der Albumtitel „Loyal to myself“ ist nachvollziehbar, wenn man Lenas Interviews in den letzten Wochen verfolgt. Offen spricht sie von ihrer Überforderung nach dem ESC-Sieg, wie unwohl sie sich auf ihrer ersten Tour gefühlt hat. Von öffentlichem Druck, von Burnout und Depressionen. Dabei spielt immer auch Loyalität eine Rolle – gegenüber den Entdeckern, der Produktion, den Musikern und allen im Hintergrund, den Fans sowie in Lenas Fall vermutlich ganz Deutschland als musikalische Hoffnungsträgerin. Dabei hat sie die Loyalität zu sich selbst vergessen und holt dies nun quasi mit einem mutig betitelten Album nach. Man sollte ihr nämlich nicht etwa Egoismus vorwerfen, sondern einfach anerkennen, dass sie sich als (immer noch junge) Frau und Mutter um ihr eigenes Wohlergehen sorgen muss.
„Die Ansprüche an sich selbst sind, glaube ich, zu hoch“, sagt sie dazu. „Bei vielen, auch bei mir. Dieses ‚nie genug sein und immer mehr wollen‘. Dieser Perfektionismus, den Instagram und die Gesellschaft dir abverlangen. Man muss dies machen, man muss das haben. Wie viel Zeit kann ein Mensch haben, um in all diesen Dingen gut oder perfekt oder ein Vorbild zu sein? Und dabei seinem Partner, seinen Freunden, den Leuten, der Gesellschaft, der Politik, aber auch sich selbst gerecht zu werden? Wie soll das funktionieren?!“
Maximilian Nepomuk Mutzke wurde im Jahr 2004 von Stefan Raab entdeckt, als dieser im Rahmen der Sendung „TV total“ nach einem Vertreter Deutschlands für den Eurovision Song Contest suchte. Der Song „Can’t Wait Until Tonight“ belegte immerhin Platz 8 bei der internationalen Show und gehört damit zu den erfolgreicheren Vertretern – vor allem wenn man sich die letzten Plätze der vergangen Jahre anschaut.
Musikalisch wechselte Mutzke in den Folgejahren gerne mal zwischen englischer und deutscher Sprache. Zudem hielten neben dem bereits bekannten Blues und Swing auch vermehr Jazz-Einflüsse Einzug in sein songwriterisches Schaffen. Mit „Wunschlos süchtig“ erschien aktuell ein Album komplett in deutscher Sprache – verfeinert mit Pop und Soul.
Auf dem Longplayer zeigt Max Mutzke sein Verständnis von Glück in den verschiedensten Facetten auf. Es ist ein autobiographisches Singer/ Songwriter-Album. Dreizehn Stücke, die ein Bild seiner aktuellen Lebenswirklichkeit zeichnen. „Seit Release des letzten Albums ist so viel in meinem Leben passiert, so dass es gar nicht nötig war, Dinge aus meiner Vergangenheit hervorzukramen“, erzählt der Musiker. „Ich lebe lieber in der Gegenwart und verarbeite heute Dinge, die mir vor zehn Jahren noch gar nicht in dieser Form bewusst waren. Emotionen, die sich erst durch eine gewisse Lebenserfahrung ergeben.“
So wie auf besagtem Titelsong von „Wunschlos süchtig“, mit dem der Soulman die klassische Geschichte von der Suche nach Glück und Zufriedenheit auf eine ungewöhnliche Art erzählt, die man so bisher noch nie gehört hat. Was als nachdenkliche Ballade beginnt, das verwandelt sich schon wenig später in einen vor positiver Energie und Lebenslust nur so sprühenden Lovesong. „Ich bin in diesen Zeiten wahnsinnig dankbar für das, was ich habe: Gesundheit, Familie, Heimat…“, so Max. „Man liebt bedingungslos und wird ebenso bedingungslos zurück geliebt. Das alles summiert sich zu einem Zustand, den man nur als wunschlos süchtig nach diesem Leben bezeichnen kann. Eine Art von Zufriedenheit, auf die man nie mehr verzichten möchte. Der Song entstand in wenigen Stunden. Die Idee war so klar, so konkret und stark, dass es sofort gefunkt hat.“
Ein Funke, der nicht nur das Feuer zur zweiten Single „Beste Idee“ entzündet hat – im vergangenen Juli wurde der funky Ohrwurm außerdem von der ARD zum offiziellen Themensong für die Übertragung der Olympischen Spiele 2021 erkoren. Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt sind zwei Motive die sich auch durch die Stücke „Giganten“, „Die guten Geschichten“ und „Einfach Astronaut“ ziehen. Auf jeden Fall ein netter Seitenhieb, war Max doch lange Zeit inkognito als Astronaut in der Show „The Masked Singer“ unterwegs.
Nach der tröstenden Kraft-Ballade „Nimmst du mich in den Arm“ widmet sich der Musiker auf dem clubbig-tanzbaren Electropop-Track „Königreich“ einem weiteren existenziellen Thema: Der fehlenden Wertschätzung für die Notwendigkeit von Kunst und Kultur, gerade in Krisenzeiten. Ein Stück, das Max seinen alleine in Deutschland schätzungsweise 1,8 Millionen Kolleg*innen gewidmet hat, die auf die eine oder andere Weise im Kunst- und Kulturbetrieb beschäftigt sind. „Kunst und Kultur sind der systemrelevante Kit, der eine Gesellschaft zusammenhält. Ich habe das Gefühl, dass dies von der Politik nicht wirklich realisiert wird. Die Kultur ist unser Königreich, das man immer in sich trägt. Ein Reich, das wahnsinnig wertvoll und einflussreich ist. Es lag viel zu lange in einer Art Dornröschenschlaf und ist gerade dabei, langsam wieder aufzuwachen. Irgendwann kommt der Moment, in dem dieses Königreich in neuem Glanz erstrahlt und jede*r Künstler*in als König oder Königin wieder da raus geht. Auf die Bühne. Da, wo wir uns zuhause fühlen. Dieses Stück ist für alle, die noch lahmgelegt sind. Sie sind nicht vergessen, sondern haben ihren festen Platz in unseren Herzen und Köpfen, bis es wieder losgeht!“
Mit dem entspannt fließenden „Ode Cologne“ schickt Max Mutzke per Flaschenpost eine Liebeserklärung an die Metropole am Rhein, die sich neben dem Schwarzwald zur wichtigen Zweit-Base des Sängers entwickelt hat. Das bittersüße „Immer Sommer“ blickt mit nachdenklichem Blick zurück auf vergangene Jugendtage, während der Fernweh-Song „Lovers In Crime“ von dem Gefühl erzählt, einfach mit dem Lieblingsmenschen durchzubrennen.
Sein krönendes Finale findet „Wunschlos süchtig“ genau da, wo alles einmal endet. „Wenn ich mal nicht mehr da bin“ – ein Gedanke, der wohl jeden von uns ab einem gewissen Zeitpunkt umtreibt. Und die Einsicht, dass eigentlich nie ein guter Zeitpunkt ist, um Abschied zu nehmen.
Max Mutzke hat eine fantastische Stimme – das beweist auch Studioalbum Nummer 8. Und die deutsche Sprache hilft ihm, seine wichtigen Botschaften punktgenau zu vermitteln.
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„Tutto andrà bene“: alles wird gut. Mit diesem Slogan haben sich die Italiener in Zeiten der Isolation gegenseitig Hoffnung gemacht und ihn auf Bettlaken geschrieben vor ihre Fenster gehängt. Für Gregor Meyle, erklärter Fan des Landes von La Dolce Vita, ist dieser Satz seit jeher starker Antrieb. Damit hat der Songpoet nicht nur das ein oder andere Karrieretief überstanden, sondern auch ganz real im Frühjahr am Set von „The Masked Singer“ seine eigene Corona-Erkrankung überwunden. Und es ist tatsächlich am Ende immer gut ausgegangen für den passionierten Musiker.
Mit seiner ganz persönlichen Leichtigkeit des Seins sang er sich in der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ in die Herzen von Millionen Zuschauern. Trotzdem ist er weiterhin eine Art „Geheimtipp“ geblieben. Damals standen zwar vier (!) seiner Alben zeitgleich in den deutschen Charts, doch er hatte keinen echten Singlehit im Radio. Das ist aber nicht Ausdruck fehlender Qualität – im Gegenteil! Es zeigt vielmehr, dass sich Gregor noch nie der Beliebigkeit des Musikgeschäfts untergeordnet hat, sondern seit seiner Zweitplatzierung in Stefan Raabs Songcontest (hinter Stefanie Heinzmann) ein solides Album nach dem anderen abliefert, die allesamt für sich stehen und jeweils als homogene Einheit wirken.
Seit 2008 war Gregor regelmäßig im 2-Jahres-Rhythmus mit einem neuen Werk am Start. Seine Fans hofften und wussten, dass dies auch 2020 der Fall sein wird. Doch diesmal gibt es kein wirklich neues Material. „Tutto andrà bene“ ist eine Zusammenstellung seiner schönsten Songs, die in besonderen Arrangements mit Piano und Streichern nochmal an Tiefe gewinnen.
Es sind ganz persönliche Melodien, die Meyle ausgewählt hat, um in einer Zeit ohne Konzerte für eine positive, fast demütige Stimmung Zuhause zu sorgen. Gemeinsam mit seinem langjährigen Pianisten Andreas Gundlach reduziert er 13 seiner Evergreens auf das Wesentliche: Klavier, Stimme, Gitarre. Als besonderes Schmankerl sind die Streicher des Solis String Quartet aus Napoli mit dabei, die Meyles Hang zur romantisch-emotionalen Stimmung Ausdruck verleihen und sich organisch in diese fast klassisch anmutenden Arrangements einfügen. Für ein wenig Sonne im Herzen und für das Wissen um bessere Zeiten, die irgendwann kommen. Dabei sind die Backing Vocals von Laura Bellon ebenso eine Bereicherung wie die filigrane Instrumentierung mit Percussion, Mandoline und Flöte.
Viele der vertretenen Songs habe ich schon lange liebgewonnen. Doch jetzt entfalten sie eine ganz andere Wirkung und werden neu zum Leben erweckt. „Niemand“, der Hit, mit dem alles angefangen hat und den die Streicher sowie Duettpartnerin Laura intensivieren. „Es kommt zu dir“ und „Hier spricht dein Herz“ als optimistische und mutmachende Pianosongs. Auch Beschwingtes wie „Hätt nix dagegen“ hat seinen Platz. Aber die melancholischen Balladen „Keine ist wie du“ und „Du bist das Licht“ sind ganz weit vorne. Zeitlos schön!
„Alles wird gut“ schließt als Quasi-Titelsong dieses wundervolle Album ab. Die Aussage ist nicht so leicht, wie sie klingt. Man hadert – in Zeiten der Pandemie, die manche schöne Gewohnheit einschränkt und die gewohnte Nähe zu lieben Menschen auf ein Minimum begrenzt. Und auch der Schrecken einer Amokfahrt hat uns in Trier einen schweren Schlag versetzt. Zugleich aber spürt man in solchen Zeiten den besonderen Zusammenhalt – und die Musik als verbindende Kunst tut ihr Übriges dazu. Gregor Meyle hat hier ein fantastisches Album abgeliefert, bei dem einfach alles stimmt. Es sollte zu Weihnachten in jedem Player laufen!
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Liebe, Liebe und kein Ende. Lena Meyer-Landrut hat sich in den letzten Jahren als Künstlerin enorm weiter entwickelt. Nix mehr mit One-Hit-Wonder und Pop-Sternchen. Ein untrügliches Zeichen dafür ist die Tatsache, dass ihr ESC-Siegertitel „Satellite“ kaum mehr im Radio gespielt wird. Das musste sie erst einmal erreichen, nicht mehr auf diesen Ohrwurm reduziert zu werden.
Inzwischen sind fünf Studioaleben erschienen. Für das neuste Werk „Only Love, L“ hat sie sich vier Jahre Zeit gelassen. Zwischenzeitlich sah es nach Schaffenskrise aus, doch das Ergebnis spricht für sich: Die aktuelle CD enthält mit „Don’t Lie To Me“ und „Thank You“ zwei veritable und vor allem durchschlagkräftige Pophits. Hinzu kommt das akustische Kleinod „If I Wasn’t Your Daughter“, das ob der autobiographischen Ausrichtung sehr zu Herzen geht. Auf „Only Love, L“ präsentierte sich die 28-jährige Sängerin im vergangenen Frühjahr so verletzlich, aber auch so stark und selbstbewusst wie nie zuvor.
Lena thematisiert die unterschiedlichen Arten der Liebe: Von der romantischen Liebe genauso, wie von der platonischen und der körperlichen. Aber auch die Selbstliebe ist ein Thema, wie die Sängerin schon auf dem Opener „dear L“ zeigt: Einem tief berührenden Brief der heutigen Lena an ihr 18 Jahre junges Ich – ein noch unerfahrenes und manchmal ganz schön vorlautes Teeniegirl, das im Jahr 2010 gerade frisch den Eurovision Song Contest gewonnen hatte und sich erst einmal in der großen und unbarmherzigen Entertainmentwelt zurechtfinden musste.
Noch während der heißen Promo- und Tourphase zur „Only Love“ Tour kam mit „Better“ ein Sommerhit hinzu, den Lena im Duett mit Nico Santos sang und der bei vielen Radiosendern in Dauerschleife lief. Zugegeben: Das klischeehafte Feeling nach dem Motto „Lasst den Sommer doch lateinamerikanisch klingen“ ging mir nach einigem Hören ziemlich auf den Zeiger. Trotzdem war klar, dass diese Single es noch auf eine vorweihnachtliche Edition schafft, die einige Bonustracks zu bieten hat.
Diese ist nun mit der „More Love Edition“ erschienen. Geldmacherei – könnte man sagen, doch schon die Akustikversion von „Thank You“ ließ aufhorchen Und ebenso schön geht es weiter: „It Takes Two“ ist ein spannender Pianosong, der auf dem ursprünglichen Album noch nicht vertreten war. Die neuen Versionen von „Don’t Lie To Me“ und „Skinny Bitch“ klingen ergreifend in ihrer Einfachheit. In letzterem Song wird auf charmante Weise thematisiert, welche Stories um Lenas Person in der Medienwelt kursieren. Und selbst „Better“ kann ich mir jetzt neu erschließen.
Sechs neue Tracks also. Kann man jetzt streiten, ob das den Neukauf der CD lohnt. Ich finde schon, denn es sind die Highlights des Albums.
Ab Ende April 2020 ist Lena live auf „More Love“-Tour zu erleben.
Lena „More Love“-Tour 2020 Termine
29.04. Leipzig, Haus Auensee
30.04. München, Tonhalle
01.05. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
03.05. Frankfurt, Batschkapp
04.05. Stuttgart, Liederhalle Beethovensaal
07.05. Hamburg, Sporthalle
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