Auf den Release eines kompletten Konzertmitschnittes von Coldplay haben Fans schon lange gewartet. Im Dezember war es endlich soweit: Der November-Abend 2017, an dem das Live-Album aufgenommen wurde, ist der Abschlussabend der „A Head Full Of Dreams Tour“ und damit ein ganz besonderes Konzert. 5,5 Millionen Zuschauer haben die Tour besucht und sie damit zur dritterfolgreichsten aller Zeiten gemacht.
Der Set beginnt mit den Worten: „I’m sorry, but I don’t want to be an emperor. That’s not my business. I don’t want to rule or conquer anyone. I should like to help everyone – if possible – Jew, Gentile – black man – white. We all want to help one another. Human beings are like that. We want to live by each other’s happiness – not by each other’s misery. We don’t want to hate and despise one another. In this world there is room for everyone. And the good earth is rich and can provide for everyone. The way of life can be free and beautiful, but we have lost the way.“
Das ist der Beginn der Rede, die Charlie Chaplin am Ende der Polit-Satire The Great Dictator (1940) hielt und die heute nicht minder aktueller ist. Bevor Chris Martin bei dem Opening Track auf die Bühne stürmt, endet die Rede aus dem Off mit den Worten: „In the 17th Chapter of St Luke it is written: the Kingdom of God is within man – not one man nor a group of men, but in all men! In you! You, the people have the power – the power to create machines. The power to create happiness! You, the people, have the power to make this life free and beautiful, to make this life a wonderful adventure.“ So starten legendäre Konzerte und Gänsehaut-Auftritte.
Songs wie „A head full of dreams“ bieten Livemomente, die ich mal etwas lapidar als U2-Momente bezeichnen möchte. Die Ähnlichkeit zu den U2 Auftritten Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre ist schon frappierend. Man verzichtet (bewusst?) auf einen klaren Livesound, um der Interaktion mit dem Publikum viel Raum zu geben. Für mich macht dies den Mitschnitt zu etwas Besonderem. Ich kann aber auch verstehen, wenn manche Fans lieber einen besseren Sound hätten.
Chris Martin ist ein Meister seines Fachs und hat die Menge fest im Griff. Das wird vor allem deutlich, wenn er seine spanischsprachigen Ansagen unters Volk bringt und argentinische Klassiker wie „De Musica Ligera“ sowie „Amor Argentina“ raushaut. Das Publikum spielt chorisch und enthusiastisch mit. Die Setlist von CD 1 mit „Every Teardrop Is A Waterfall“ und „Paradise“ ist fantastisch. CD 2 startet dann mit „Hymn For The Weekend“, „Fix You“ und „Viva la Vida“ in epischer Breite voll durch. So werden geniale Livealben durchkomponiert.
Ein Fazit? Mir persönlich gefallen das laute Publikum und die Energie des Mitschnitts. Wer die Songs ohne störenden Mitsing-Chor hören möchte, kann ja auf die Studioalben zurückgreifen.