Natürlich ist die Karriere von Stevie Nicks untrennbar mit Fleetwood Mac verbunden. Über ihre Geschichte könnte man locker ein spannendes Buch schreiben. Ausstieg aus der Band, erfolgreiche Solokarriere, Drogenprobleme, Entzug, kompletter Rückzug aus dem Musikgeschäft, triumphale Rückkehr – nicht nur als Musikerin sondern auch als singende Schauspielerin in der „American Horror Story“. Und weil sie auch im Alter von über 70 Jahren nicht müde wird, gab es 2017 eine umjubelte Tour zum Album „24 Karat Gold“, die Stevie gerne mal als ihre Lieblings-Tournee bezeichnet. Vielleicht weil sie als abgeklärte Folk-Künstlerin fast schon divenhaft ganz im Mittepunkt stand und ihren Songs einfach Raum geben und kleine Anekdoten dazu erzählen konnte. Das Ergebnis der live-CD hört sich zumindest so an.
„Die 24-Karat-Gold-Tour war meine Lieblings-Tournee aller Zeiten. Ich durfte nicht nur meine Lieder singen, sondern ich konnte zum ersten Mal ihre Geschichten erzählen. Ich liebe es, die Gelegenheit zu haben, dieses Konzert mit meinen Fans zu teilen. Von mir für Sie – 24 Karat Gold“, erklärte Stevie Nicks dazu.
Dass die CD überhaupt erscheint, haben wir vermutlich der Pandemie zu verdanken. Plötzlich ohne Auftritte und neue Projekte entstand die Idee eines Konzertfilms, der im Oktober in ausgewählten Kinos zu sehen und als Stream käuflich zu erwerben war. Das vorliegende Doppelalbum ist quasi der Soundtrack zu diesem Konzertfilm.
Der Mitschnitt aus Indianapolis und Pittsburgh enthält eine Set-Liste der beliebtesten Songs aus ihrer Solokarriere und als Mitglied von Fleetwood Mac, darunter „Rhiannon“, „Stop Draggin‘ My Heart Around“, „Edge of Seventeen“, „Stand Back“, „Landslide“ und viele weitere Höhepunkte ihrer Karriere. Weiterhin dokumentieren die Konzerte auch persönliche Geschichten und Inspirationen der Künstlerin für einige der berühmtesten und zeitlosesten Lieder und Texte der Musikgeschichte, die für Generationen von Musikliebhabern Teil des Soundtracks ihres Lebens sind.
Stevie räumt ihrer Solokarriere überraschend viel Raum ein und lässt Fleetwood Mac nur mit einigen Schmankerln in Erscheinung treten. Stattdessen gibt es Raritäten wie „Crying In The Night“ und „Gold and Braid“. Das zeugt von großem Selbstbewusstsein – und sie handelt absolut richtig. Diese live-CD ist das Zeugnis einer wundervollen Künstlerin mit großartiger Stimme. Im Alter vielleicht nicht mehr ganz so glänzend, aber um so charismatischer und durch und durch sympathisch.