Die Geschichten um die grandiose Partnerschaft des Kabarettisten Marc-Uwe Kling mit einem kommunistischen Känguru habe ich auf langen Autofahrten zu einer umfangreichen, fast 300 km entfernten Fortbildungsreihe kennen und lieben gelernt. Ursprünglich gab es den Podcast „Neues vom Känguru“ bei Radio Fritz, dann erschienen die Texte in gedruckter Form und als Hörbuch unter dem Titel „Die Känguru-Chroniken“ und wurden prompt zu Bestsellern. Es ist einfach göttlich, wie der deutsche Liedermacher, Kabarettist, Kleinkünstler und Autor Marc-Uwe Kling die Anekdoten dialoghaft mit verstellter Stimme liest und sich auf der Meta-Ebene selbst auf die Schippe nimmt.
Es war und ist eine Sucht, gerade die CD-Versionen immer wieder zu hören. Und man lechzt natürlich nach immer neuem Material aus dem Känguru-Universum. Klar, Kling hat mit „QualityLand“ und dem Pseude-Kinderbuch „Das NEINhorn“ noch weiteres hochwertiges Material abgeliefert. Doch die meist politischen Stories um das vorlaute und besserwisserische Beuteltier sind einfach unübertroffen. Und so war ich überglücklich, als auf „ZEIT online“ regelmäßig neue Comicstrips zum Känguru und seinem oft genervten Mitbewohner erschienen. Qualitativ auf dem gleichen hochwertigen Level wie die altbekannten Texte.
Und jetzt gibt es die Strips des ersten Comic-Jahres in einem wertigen Hardcoverband zusammengefasst. Was soll ich sagen? Ein Genuss! Schon der Einstieg ist megagenial. Was tun ein kommunistisches Känguru und ein abgehalfterter Kleinkünstler zu Corona-Zeiten? Sie werden erst einmal beim Jobcenter vorstellig. Und dort heißt es: „Also das einzige, was ich ihnen mit ihren Qualifikationen anbieten kann, wäre die Arbeit als Comicfiguren.“ Gesagt – getan. Das Setting ist stimmig und fortan geht es in Strips aus vier Bildern um die bekannten Themen: Die beiden diskutieren die wirklich wichtigen Fragen des Lebens und entwickeln beispiellose Ideen. Da das unter der Woche in schwarz-weiß und am Wochenende in Farbe passiert, sind auch die Buchseiten entsprechend gestaltet.
Die Ideen und Texte stammen von Marc-Uwe Kling, die Illustrationen von Bernd Kissel. Es geht um Themen wie Bill Gates und die Postmoderne, um Migräne und den Lockdown, um Zombies und Impfzentren, um Armin Laschet und den SPD-Lieferservice. Auch wenn die Themen manchmal wochenaktuell sind (die Kapitel sind nach Monatsnamen geordnet), kann man den kurzen Geschichten doch zeitgeschichtlich folgen und das philosophische Gedankengut nachvollziehen.
Kurzum: Es ist eine wahrer Genuss, die Comics immer und immer wieder zu lesen und sich über die satirischen Pointen kringelig zu lachen. Das Hardcoverbuch ist sehr schön aufgemacht und liefert im Anhang ein amüsant gezeichnetes Making-of der Ideenschmiede beider Künstler. Ein fantastisches und kurzweiliges Vergnügen auf 225 Seiten.
Mit dem Kauf des Sammelbands direkt im Reimkultur-Onlineshop (HIER) unterstützt ihr die Hilfsorganisation Hanseatic Help. Unter dem Motto „einfach machen“ unterstützt wiederum Hanseatic Help seit 2015 bedürftige Menschen in Hamburg und Umgebung, darüber hinaus liefern sie aber auch Hilfsgüter in Krisenregionen wie Syrien, Nordirak und aktuell in die Ukraine.