Besser konnte der Abschluss der Amphitheater Open Airs bei diesen hochsommerlichen Temperaturen gar nicht sein. Gut 1400 Zuschauer hatten sich eingefunden, um die Gipsy Kings zu feiern und zu ihren Salsa-Rhythmen zu tanzen. Viele der weiblichen Fans kamen in südländisch anmutender Kleidung und es lag ein Hauch von Spanien und Südamerika in der Luft. Im Publikum waren unterschiedlichste Altersgruppen vertreten und auch die Männer ließen es sich nicht nehmen, das Tanzbein zu schwingen. So wurde es ein durch und durch beschwingter Abend mit Weltstars und Welthits.
Um 20 Uhr fand sich aber zunächst eine eher ungewöhnliche Vorgruppe auf der Bühne ein: More Than Words sind Stefanie Hertel mit Ehemann Leopold „Lanny“ Lanner und Tochter Johanna Mross. Die Kombination Hertel-Mross stand längere Zeit für Volksmusik und ein Dauer-Engagement im Dunstkreis von Florian Silbereisen. Doch inzwischen sieht die Welt ganz anders aus! Der neue Mann Lanny hat die beiden jungen Frauen zum Countrypop und Countryrock gebracht. Und das klang hier im Amphitheater wirklich nicht schlecht. Stefanie kann (immer noch) hervorragend singen. Das Talent hat sie zudem an ihre Tochter vererbt und der Österreicher Lanny bringt rockigen Flair in das Trio.
Die drei Musiker agieren absolut gleichberechtigt und kamen mit drei Gitarren auf die Bühne. Ab und zu erklangen Drum-Rhythmen per Computer, doch im Grunde war es ein mitreißendes akustisches und folkiges Erlebnis. Vor allem die Eigenkompositionen, die allesamt von Lanny stammen, klangen frisch und sehr lebendig. Mit den Covers konnte ich mich aber nicht so anfreunden. Während das „Help!“ der Beatles noch ganz angenehm klang, war ein Medley aus „Bohemian Rhapsody“, „Stand By Me“, „Country Roads“, „Jolene“ und „Dancing Queen“ doch ziemlich missglückt. Vor allem Queen und ABBA brachten keinen Mehrwert in dieser Kombi, weil die kurzen Anspielzeilen den Originalen keinen Raum ließen und das alles sehr gewollt klang.
Als Trio mit eigenen Country-Stücken haben mir More Than Words sehr gut gefallen – ganz unabhängig von dem prominenten Hintergrund. Die Anbiederung ans Publikum mit gefälligen Mitsing-Stücken wäre gar nicht nötig gewesen, denn diese Band kann durchaus mit ihren selbst verfassten Songs bestehen.
Nach kurzer Umbaupause eroberten um 20.50 Uhr die Gipsy Kings die Bühne – und es war schon eine Wucht! Bisweilen erklangen sechs Flamenco-Gitarren als Orchester, dazu ein Keyboard und zwei Drums. Da wurde ordentlich aufgefahren. Gründungsmitglied Chico Bouchikhi ist zwar nicht mehr dabei, doch Frontmann Nicolas Reyes konnte den Job locker allein schmeißen. Er ist schon fast im Rentenalter, wurde aber von einer kongenialen und in Teilen recht jungen Band unterstützt.
Es gab Songs zum Tanzen wie „Djobi djoba“ und das zu Beginn noch sitzende Publikum war blitzschnell auf den Beinen. Die Fläche vor der Bühne und in den Seitengängen war schnell mit tanzenden Fans gefüllt. Hits wie „Baila me“ fanden sehr früh den Weg ins Programm, doch es war bei weitem nicht alles auf Party angelegt. Die hervorragenden Instrumentalisten lieferten auch filigrane instrumentale Balladen, verträumt und melancholisch. Da standen Weltmusiker von Weltruhm an den Gitarren und zeigten ihr Können.
Leonard Cohens „Alleluia“ wurde auf Spanisch angestimmt, gefolgt von „Un amor“, mit dem Nicolas schmachtend die Liebe besang. Unbedarft hätte man „Bamboléo“ für eine gelungene Coverversion halten können, doch es ist das Original! Mit diesem Hit wurden die Gipsy Kings zu internationalen Superstars, stürmten die Charts und heimsten später gar einen Weltmusik-Grammy ein.
Spätestens mit dem aus tausend Kehlen geschmetterten Klassiker „Volare“ war die Stimmung am Siedepunkt. Und hier sollte dann auch nach 90 Minuten Konzertpower Schluss sein. Zunächst war keine Zugabe angedacht. Ganz sympathisch verblieben Nicolas und weitere Bandmitglieder auf der Bühne, gaben Autogramme in alle Richtungen und standen für Selfies an der Bühnenkante zur Verfügung. Der Jubel nahm allerdings kein Ende und so gab es doch noch einen weiteren Song: Sinatras „My Way“ wurde in spanischer Sprache und a cappella vorgetragen.
Der Auftritt der Gipsy Kings war ein würdiger und sehr atmosphärischer Abschluss für ein vielseitiges Amphitheater Open Air 2022. Bleibt zu hoffen, dass Popp Concerts im nächsten Jahr mit ebenso hochkarätigen Stars aufwarten können. Auf jeden Fall ging das Publikum sehr beschwingt und mit einem starken Urlaubsfeeling raus in die noch schwüle Trierer Nacht.
Rolanda Tucano
25. August 2022 @ 01:42
Super Bericht!Leider war ich nicht live dabei.Aber wenigstens etwas feeling ist r über gekommen.Und ja…ohne
Chico…….Aber der macht sich gut,mit seiner Band.