Gegründet wurde die Band ELOY, die sich nach dem Volk der Eloi aus H.G. Wells‘ „Zeitmaschine“ benannte, im Jahr 1969 von Frank Bornemann in Hannover – zunächst als Schulband, ein Jahr später mit dem ersten offiziellen Konzert und 1971 erschien schließlich das erste Album. Prog aus deutschen Landen war in den 70ern schwach gesät. Während sich Grobschnitt eher der Spaßfraktion andienten, versuchten es ELOY mit psychedelischem Artrock und Krautrock. Das bedeutete: Synthesizer und Orgelklänge vom Feinsten.
Über 50 Jahre später ist die Band immer noch aktiv und der inzwischen 78jährige Bornemann steht wie ein Fels in der Brandung am Mikro. Zudem hat er auch das aktuelle Album produziert, das den dritten Teil einer Reihe darstellt. Konzeptalben sind bekanntlich das Salz in der Suppe eines jeden Backkatalogs im Progressive Rock. Ich finde es äußerst spannend, dass diese Band in einer Zeit, da die Kollegen aus den 70er und 80er Jahren entweder nicht mehr existieren oder sich auf das Abspielen altbekannter Hits beschränken, eine solch frische und gewaltige Trilogie raus haut. Teil 1 erschien im Jahr 2017, Teil 2 im Jahr 2019.
Thematisch homogene Alben haben ELOY schon seit Anfangszeiten geschrieben, doch eine stilistisch große Rockoper ist auch hier eine Besonderheit. Bornemann scheint ein kreatives Hoch zu haben. Das merkt man dem Werk jedenfalls an. Fantastisch, wie viel Energie darin steckt. Das Album enthält alles, was man sich von einem großen Konzeptwerk erwartet: Bombastische orchestrale und chorische Passagen neben elegischen Keyboards und einem Wechselbad der musikalischen Stimmungen. Und es klingt wie ELOY zu ihren besten Zeiten – zu Beginn wird man gar an das Paradewerk „Ocean“ erinnert.
Das Konzept dreht sich drei Alben lang um Leben und Wirken der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc, auch bekannt als Jungfrau von Orléans. Es gibt lange Instrumentalpassagen und eine dichte Atmosphäre. Nicht nur musikalisch unterscheidet sich Teil 3 von den ersten beiden Alben der Trilogie. Es geht wieder mehr auf die progressive Schiene und die Qualitätsmerkmale von ELOY stehen deutlich im Vordergrund. Zudem geht die Geschichte im Gegensatz zu „The Vision, the Sword and the Pyre“ (Part I und II) eher auf die Metaebene. Während die ersten Werke direkt vom Wirken Johannas erzählten, dreht sich „Echoes From The Past“ stärker um ihren Einfluss und darum, wie Weggefährten die große Heldin gesehen haben.
Die Band klingt auf diesem Album noch mehr so, wie ihre weltweite Fangemeinde sie am meisten mag. Der typische ELOY-Spirit aus sensiblen, atmosphärischen Klangwogen im Wechsel mit wuchtigen, pulsierenden Rhythmen regiert dieses Album, und springt den Hörer buchstäblich mit jeder Note an. Obwohl, neben Mastermind Frank Bornemann, inzwischen nur noch Bassist Klaus-Peter Matziol aus früherer Zeit an Bord ist, konnte die Musik dieses besondere Profil bewahren, welches sie weltweit bis ins Spitzenfeld ihres Musikgenres geführt hat.
Alles in allem ist die ganze Trilogie wie geschaffen für ein Bühnenspektakel. Es heißt, Frank Bornemann habe Interesse an einer Umsetzung mit Musikern und Schauspielern auf der Theaterbühne. Wäre fantastisch, wenn daraus tatsächlich noch was wird und die Band ELOY eine herausragende Rolle im Geschehen spielt. Die Musik ist geschaffen für eine große Performance.