Mit ihrem neuen Album „This Is All Yours“ haben Alt-J Ende letzten Jahres auf so ziemlich allen Bestenlisten einen der vordersten Plätze belegt. 2012 war das Trio aus Leeds mit seinem Debüt „An Awesome Wave“ quasi über Nacht durch die Decke gegangen. Das elektronisch angehauchte Gemisch aus Pop, Rock und ein bißchen Folk scheint den Massengeschmack zu treffen und so ist es kaum verwunderlich, dass die fünf Deutschlandkonzerte ihrer aktuellen Tour im Handumdrehen ausverkauft waren.
Schön für die, die sich heute bereits früh auf den Weg ins Palladium gemacht haben. Im gegenüberliegenden E-Werk findet gleichzeitig die ebenfalls ausverkaufte Stunksitzung statt und die ohnehin schon schwierige Parkplatzsuche rund um die Mülheimer Schanzenstraße wird so endgültig zum Glücksspiel. Irgendwann haben wir es dann aber auch geschafft und erleben immerhin noch die letzte der beiden Vorgruppen, die mit schrammeligem Post-Grunge der Marke Mudhoney auf sich aufmerksam zu machen weiß.
Um 21.20 Uhr – und damit zehn Minuten vor dem eigentlichen Zeitplan – starten Joe Newman, Gus Unger-Hamilton und Thom Green dann mit „Hunger Of The Pine“ in ihr Set. Der Sound ist vom ersten Ton an perfekt und die komplex arrangierten Songs zwischen Wehmut und Euphorie lassen eine fast schon intime Atmosphäre aufkommen. Dabei steht das Gespür der Band für Visuelles ihrer Musik in Sachen Experimentierfreude und Ästhetik kaum nach. Das haben Alt-J bereits des Öfteren in ihren Videoclips bewiesen und auch die Lichteffekte im Palladium genügen allerhöchsten Ansprüchen. Es ist fast spannender den Kaskaden aus wechselnden Farbtönen zu folgen als den Musikern. Zumal sich deren Aktivitäten, abgesehen von ein paar kurzen Ansagen, nahezu im Bereich der Regungslosigkeit abspielen.
Macht aber nix. Vor der Bühne hat sich längst eine extrem tiefenentspannte Stimmung breitgemacht. Das erste rhythmische Klatschen gibt es erst zu „Left Hand Free“. Hier und da wird ein wenig getanzt. Wäre heute schon Karneval, dann hätten Verkleidungen als Friede, Freude und Eierkuchen Hochkonjunktur. Dabei hat die Setlist einen überaus abwechslungsreichen Mix aus alten („Leon“) und neuen („The Gospel Of John Hurt“), schnellen und langsamen Stücken zu bieten. Darunter auch eine A-Capella-Version von „Ripe & Ruin“ oder das Bill Withers-Cover „Lovely Day“ als erste von vier Zugaben.
Einziger Knackpunkt des Abends bleibt die Länge. Keine Frage, Alt-J haben in Köln musikalisch auf ganzer Linie überzeugt. Mit 75 Minuten fällt ihr Auftritt allerdings arg kurz aus. Wer Spass daran hat sich zwei unbekannte Vorgruppen anzusehen, der darf gerne nochmals 75 Minuten dazurechnen. Bei aller Kunstfertigkeit ist es eine der Stärken von Alt-J nicht angestrengt zu wirken. Ein wenig mehr Anstrengung hätte man sich heute Abend aber trotzdem gewünscht. „Please don’t go, I love you so, I love you so“ heißt es im Closer „Breezeblocks“ – ein passenderes Schlusswort kann man kaum finden.
Alt-J Setlist Palladium Köln 2015
- Hunger Of The Pine
- Fitzpleasure
- Something Good
- Left Hand Free
- Dissolve Me
- Matilda
- Bloodflood
- Bloodflood Pt. 2
- Leon
- Ripe & Ruin
- Tessellate
- Every Other Freckle
- Taro
- Warm Foothills
- The Gospel Of John Hurt
- Zugaben:
- Lovely Day
- Nara
- Leaving Nara
- Breezeblocks