Alte Bekannte sind die Nachfolgeband der Wise Guys. Nach Auflösung der zeitweise bekanntesten A-cappella-Gruppe Deutschlands konnte Mastermind Daniel „Dän“ Dickopf nicht still sitzen und gründete mit den Kollegen Nils Olfert und Björn Sterzenbach die neue Truppe, die man stilecht „Alte Bekannte“ nannte. Auch dort gab es inzwischen einen Besetzungswechsel: Nils wurde durch Friedemann Petter ersetzt.
In Trier hatten die Wise Guys schon große Erfolge gefeiert. Anfangs noch in der Tufa, dann in der Europahalle, später in der Arena. Für die Nachfolger muss die Europahalle ausreichen – und auch da waren die Vorzeichen denkbar schlecht. Kurzfristig musste man die Hygieneregeln auf 2G ändern, was absolut verständlich ist, aber wohl viele potentielle Zuhörer dazu veranlasste, ihre Tickets zurück zu geben. Überhaupt hört man allenthalben, dass die Vorverkäufe regionaler Konzerte nur bescheiden laufen, was mit der Verunsicherung vieler Mensch verbunden ist.
In der Europahalle hatten sich gestern nur ca. 200 Zuschauer eingefunden. Die vielen Lücken gaben zunächst ein trauriges Bild ab, doch Dän fackelte nicht lange und holte die Leute nach vorn („langsam kann ich meine Lehrer verstehen“). Im Publikum waren auffallend wenig Kinder. Auch das ist eher selten für ein Konzert der Truppe, doch die Stimmung war schon nach wenigen Songs sehr gut und trug das Quintett durch ein gelungenes Konzert. Zwei komplette Stunden plus einer 20minütigen Pause wurden geboten. Eine etwaige Enttäuschung aufgrund der Zuschauerzahl ließ man sich nicht anmerken. Allein Dän klang etwas verschnupft bei seinen Ansagen. Das kann aber auch an einer herannahenden Erkältung gelegen haben.
Das Programm konzentrierte sich auf das neue Album „Bunte Socken“, dessen Titelsong direkt als Zweites geboten wurde. Den Anfang machte aber das Erkennungslied „Wir sind alte Bekannte“, das schon begeistert mitgesungen wurde.
In der ersten Konzerthälfte stammten die meisten Ansagen von Dän. Er freute sich über viele Dinge: Dass die alten Bekannten in der ältesten Stadt Deutschlands auftreten („das passt“), dass man endlich wieder vor echten Menschen spielen darf und (wenn man pessimistisch auf aktuelle Corona-Zahlen schaute) dass man „noch“ vor echten Menschen spielen darf. Es war allerdings kein Frust über die 2G-Regel zu hören. Alle Sänger seien zweimal geimpft und täglich getestet („Hier stehen 15G“). Das Lamentieren der Ungeimpften konnte Dän nicht nachvollziehen und fand auch harte Worte dagegen. „Manchmal kommen wir uns vor, wie das Streichquartett auf der Titanic. Nur zu fünft.“
Neuling Friedemann Petter gab einen hervorragenden Einstieg. Er ist um einiges jünger als die restlichen Bandmitglieder und sorgte für frischen Wind. Sein erstes Solo „Du hast mich in dich verliebt“ wurde begeistert aufgenommen. Bariton Ingo Wolfgarten ist zur Freude des Publikums in die Eifel gezogen und hat dort ein Tonstudio gebaut. Ihre Erfahrungen damit gaben Alte Bekannte mit dem Cover „You’re In The Eifel Now“ (Original: Status Quo) zu Gehör. Danach gab es mit „Billig Jeans“ zum naheliegenden Song von Michael Jackson ein weiteres Cover.
Es muss aber nicht immer alles lustig sein. „Solang’ ich noch was fühle“ ist ein ernster und zugleich optimistischer Song. Solche Balladen haben mir schon bei den Wise Guys immer gut gefallen. Friedemann brachte mit „Watch Over You“ ein berührendes Arrangement von Alter Bridge mit ein. Und damit es zum Ende der ersten Halbzeit nicht allzu sentimental wurde, gab es noch „Powerfrau“, einen Klassiker der Wise Guys.
Für die zweite Konzerthälfte hatten sich die Sänger in Schale geworfen und erschienen im Anzug. Es gab spannende thematische Titel über den perfekten Mann (der ähnlich häufig wie ein Einhorn und der Weihnachtsmann vorkommt), das Kleinkind in der Terroristenrolle und den ewigen Kampf Ausschläfer vs. Frühaufsteher.
Friedemann bekam eine Lehrstunde in 80er-Jahre-Musik mittels eines Medleys aus Titeln wie „Sweet Dreams“, „Shout“, „Easy Lover“ und „Don’t You“. Er revanchierte sich mit dem Wise Guys-Stück „Sing mal wieder“ und einer fulminanten Gesangsstunde für das Publikum, dessen Stimmen zum Schluss gar dreistimmig ertönten.
Für den letzten regulären Song „Tattoo“ wurde spontan die kleine Leonie auf die Bühne geholt – vielleicht 5 oder 6 Jahre alt -, die im Vorfeld durch ihre Tanzkünste aufgefallen war, und wibbelte den Song perfekt mit.
Im Zugabenblock kamen die Fans der Wise Guys mit Titeln wie „Thank you for travelling with Deutsche Bahn“ und „Jetzt und hier“ auf ihre Kosten. Es war ein besonderes Konzert unter besonderen Umständen. Wollen wir hoffen, dass die Alten Bekannten und Popp Concerts im nächsten Jahr wieder ein ausverkauftes Haus vermelden können.