Bring Me The Horizon haben eine unglaubliche musikalische Entwicklung durchgemacht. Dies liegt zum größten Teil daran, dass Sänger Oliver Sykes seine Stimme in den Anfangsjahren schon mehr als überstrapaziert hat. Hört man sich das 2006 erschienene Album „Count Your Blessings“ an, kann man das auch ein wenig nachvollziehen. Somit mussten sich BMTH also ändern. Mit „Sempiternal“ leiteten die fünf Engländer diese Wende ein, mit „That’s The Spirit“ vollziehen sie den endgültigen Stilwechsel. Und geben diesen im, seit Wochen ausverkauften, Kölner Palladium zum Besten.
Angekommen in Köln-Mühlheims schönster Fabrikhalle verpasst man Beartooth und beginnt den Abend somit mit dem völligen Kontrastprogramm zu dieser Band: PVRIS präsentieren ihre sphärischen Stücke und laden die 3500 Zuschauer zum träumen ein. Die Bands sind also genauso unterschiedlich wie die BMTH Alben. Nach einer halben Stunde Umbaupause ist es dann soweit.
Das Licht der Halle geht von jetzt auf gleich aus und löst ein Massenkreischen aus, welches man so nur von Boybands der 90er-Jahre gewohnt ist. Was schon nach einigen Sekunden klar wird: An der Bühnenshow wird auf dieser Tour nicht gespart. Ein Bambusmattenähnliches Gebilde steht der Band im Rücken und liefert ab jetzt 70 Minuten aufwendig programmierte Bilder und Lightshows. BMTH starten mit dem leicht episch anmutenden „Doomed“ und ziehen, besonders die ersten Reihen, gleich in ihren Bann. Nahtlos geht es weiter mit dem „Happy Song“, der ebenfalls bestens beim Kölner Publikum ankommt. Die Stimmung im Palladium, welches die größte Halle der europäischen Festland Tour ist, ist sehr gut. Es wird gesprungen was das Zeug hält und Singalongs kommen auch nicht zu kurz. Zur Mitte des Sets muss man leider einen kleinen Rückschlag hinnehmen: „Chelsea Smile“ kann diesmal leider nicht überzeugen, da Sykes die Hälfte des Songs das Publikum singen lässt und die Stellen die er selbst übernimmt ohne jeglichen Druck im Shouting darbietet. Sehr schade, da dieser Song immer ein Klassiker war den man gerne gehört hat. Schon wesentlich mehr überzeugen kann da die Singleauskopplung „Throne“, welche Sykes in den gesanglichen Teilen doch mehr zusagt als das shouten. Man merkt, dass sich der Frontmann in den neuen Songs wohler, sicherer fühlt. „Anti-Vist“ lässt nochmal harte Zeiten aufleben und lässt die Menge ordentlich schwitzen. BMTH bedanken sich und verlassen die Bühne um kurze Zeit mit „Blessed With A Curse“ für feuchte Augen zu sorgen und sich mit „Drown“ endgültig aus Köln zu verabschieden. Die obligatorische Aufforderung von Oliver Sykes zum Crowdsurfen während dieses letzten Songs, um einen High Five von ihm zu erhalten, fehlt selbstverständlich nicht.
Unterm Strich kann man sagen, dass Bring Me The Horizon nichts mehr für die Fans der ersten Stunde ist da es musikalisch in eine komplett andere Richtung gegangen ist. Will man aber eine musikalisch gemischte Show und vor allem Action auf der Bühne, sind die 2015er BMTH genau die richtige Wahl.