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Musicheadquarter.de – Internet Musikmagazin

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Urheber/Fotograf: Simon Engelbert

Broilers 04.03.2017 Arena / Trier

Die Broilers verwandeln die Arena Trier in einen Hexenkessel

Davon, dass der Punk nicht tot ist, konnte man sich gestern Abend in der Arena Trier mal wieder eindrucksvoll überzeugen. 7000 Fans der Broilers sorgten für ein ausverkauftes Haus – und es war ein bunt gemischtes Publikum. Dabei heißt die aktuelle Tour „Es gibt keine Hymnen heute“. Musikfans, die hofften, dass sich die Broilers auf ihren Mainstream-Erfolgen ausruhen werden, mussten also enttäuscht werden. Zwei Nummer-1-Alben in Folge können zwar in Versuchung führen, doch es besteht keine Gefahr, dass die Broilers den sanften Weg der Toten Hosen gehen. In ihrem neuen Werk „(sic!)“ steckt wieder mehr Power. Und die lassen sie auf der aktuellen Tour ordentlich raus.

2014 war die Arena zum Tourabschluss an Silvester gut gefüllt. Etwas mehr als zwei Jahre später kann man ausverkauft vermelden. Die Broilers versteckten sich zunächst hinter einer großen Zielscheibe als Vorhang, der pünktlich um 21 Uhr fiel. Als Intro wurde der Klassiker „Vanitas“ gespielt. Dann ging es laut zur Sache mit einem Querschnitt durch die Bandgeschichte, dessen Schwerpunkt zunächst auf den aktuellen Alben lag. Der Sound war stellenweise recht dumpf und die Bühne recht spartanisch für eine Band dieser Größenordnung ausgestattet. Es scheint den Broilers egal zu sein, ob sie in einem Kellerclub oder vor 7000 Leuten spielen. Das macht sie sehr sympathisch und verleiht den Konzerten Authentizität.

Etwas Glamour durfte aber trotzdem sein. Eine große LCD-Leinwand im Hintergrund machte das Geschehen auch für die weit entfernten Reihen sichtbar und eine dreiköpfige Bläserfraktion sorgte für einen bisweilen breitwandig angelegten Sound. Auf der Bühne war ordentlich Euphorie spürbar. Frontmann Sammy Amara zeigte sich gesprächig und berichtete von der Band-Beziehung zu Trier: In einer Zeit, da Bassistin Ines noch nicht zur Band gehörte, Schlagzeuger Andi aber sehr verliebt in die Hübsche war, hatte man sie in der Jugendherberge Trier besucht, wo sie auf Klassenfahrt weilte. Nette Anekdote.

„Die Beste aller Zeiten“ und „In 80 Tagen um die Welt“ luden zum Feiern ein. Als Wunschlied aus dem Publikum wurde „Lofi“ spontan in die Setlist aufgenommen. Zu „Wie weit wir gehen“ forderte Amara das Publikum auf, die jeweiligen Lieblingsmenschen auf der Schulter zu tragen und das Konzert wurde ein Lied lang quasi auf zwei Ebenen fortgesetzt. In den Ansagen hielt Amara sich sehr zurück, sprach explizit von „Fremdenangst“ und nicht von „Fremdenhass“. Vielleicht um die neuen Nazis nicht mehr aufzuwerten, als das mancherorts von allein passiert. Deutlich sind aber die Texte der Broilers, auch wenn manche Lyrics bis zur Unverständlichkeit vernuschelt waren. Egal – das Publikum sang textsicher mit.

Die Broilers zeigten sich von ihrer besten Seite und hielten die Feierlaune am Kochen. Trier hat sich als Veranstaltungsort bewährt. Normalerweise finden Konzerte solcher Art im Ex-Haus statt, doch für die Broilers ist das Jugendzentrum schon längst zu klein geworden. Sie schafften es aber, die Punk-Atmosphäre in die Arena zu retten. Sehr engagiert gab es zu  „Held in unserer Mitte“ einen großen Circle Pit rund ums Mischpult, das Amara liebevoll als „Affenfelsen“ bezeichnete. Und spätestens zu den Klängen von „Meine Sache“ wusste der Letzte, warum sich der Weg zu den Broilers mal wieder gelohnt hatte. Das gut zweistündige Konzert lief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse statt. Keine Bengalos im Publikum. Raucher wurden umgehend ermahnt. Punk wird solide. Aber gefeiert wird trotzdem!

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