Ein Konzert von Nada Surf zu besuchen, fühlt sich irgendwie an als treffe man alte Freunde wieder. „Imaginary Friends“, um genauer zu sein und dabei auch noch einen Songtitel zu zitieren. Sie kommen auf die Bühne und die Vertrautheit ist spürbar. Und dann spielen sie zu Beginn auch gleich die Stücke aus der kreativsten und prägendsten Ära der Band, den Nuller Jahren. Bevor “Weightless” startet, probt Matthew Caws mit dem Publikum dessen Part. So klingt der Song vom 2008er-Meisterwerk “Lucky” im gemeinsamen Chor aus. Gesangsverstärkung der professionellen Art kommt zu “Believe Your’re Mine” in Person von Ken Stringfellow auf die Bühne. Diese hatte er mit seiner Band, The Posies erst kurz zuvor verlassen. Die schon seit 30 Jahren existierende Band hatte als Support den Abend eröffnet, als noch ein großer Teil des Publikums die frühlingshaften Temperaturen im Innenhof genossen hatte. Bei aller Ehrfurcht vor den Referenzen Stringfellows muss man festhalten: Als Backing Vocalist macht er sich neben Caws besser, denn als Frontmann der Poesis.
Es folgt eine Phase mit vielen Nada Surf Klassikern. Das ausgelassene “Happy Kid”, “Do It Again” und das melancholische “80 Windows” bilden die Bandbreite Nada Surfs gut ab. Kaum zu unterschätzen sind auch die Backing Vocals von Drummer Ira Elliot, wie er vor allem bei “What Is Your Secret” unter Beweis stellt. Es ist auch die Phase im Set, in der der Mehrwert der zweiten Gitarre deutlich wird. Doug Gillard übernimmt diesen Part seit einiger Zeit und er macht sich gut als viertes Bandmitglied. Meist unauffällig begleitend und dann aber gekonnt sich in den Vordergrund spielend ist er definitiv eine Bereicherung. Caws kann sich ganz auf Rhythmus Gitarre und Gesang konzentrieren, während Gillard hoch stimmungsvolle Soli an der Lead Gitarre einstreut. Vor allem “Jules And Jim” profitiert von dieser Aufgabenteilung.
Die Schlussphase des Mainsets ist eindeutig geprägt von Stücken des aktuellen Albums “You Know Who You Are”. Da Ken Stringfellow an den Gesangsparts des Albums mitgearbeitet hat, darf er auch bei “Animal” und “Out Of The Dark” wieder live unterstützen. Von den vielen Rufen aus dem Publikum zwischen den Songs sorgt die Forderung “Next One!” eines Fans für Heiterkeit bei der Band. Diesen Songwunsch möchten sie sehr gerne erfüllen und so geht es weiter mit dem Next One. Immer und immer wieder. Da mein persönlicher Geschmack im Songrepertoire nicht in den letzten Alben der Band liegt, freue ich mich dann wieder sehr über “See These Bones” als würdigem Abschluss des Mainsets.
Die Zugabe beginnt überraschend mit dem selten gespielten “Hyperspace”, das für Gavin, einen Langzeit-Fan in der ersten Reihe gespielt wird. Noch weiter zurück in die Historie gehen wir mit “Popular”, dem Song, auf den in den 90ern viele getanzt haben, ohne die dazugehörige Band zu kennen. Mit “Always Love” fürs Herz und “Blankest Year” für die ausgelassene Stimmung verabschiedet sich das Quartett. Es ist warm geworden in der Live Music Hall. Die imaginären Freunde haben uns doch ganz schön ins Schwitzen gebracht.