Wer an Progressive Metal und Djent denkt, der rechnet mit Musik von Musikern für Musiker – und sonst für sehr wenige. Polyrhythmen, undurchsichtige Songstrukturen und meist aggressive Vocals erschweren den Genuss für den unbedarften Hörer. Monuments verschmelzen diese Elemente nun auf ihrer aktuellen Platte „In Stasis“ mit eingängigen Vocals und packenden Refrains. Das schafft Zugänglichkeit und reißt live auch den Letzten vom Hocker.
Monuments, das ist eine 2009 gegründete Progressive Metal-Band aus UK, die gemeinsam mit Genregiganten wie Periphery und Tesseract die Teildisziplin des Djent definierte. Nach diversen Lineup Änderungen scheinen die Briten mit Andy Cizek nun endlich das letzte noch fehlende Puzzleteil gefunden zu haben. Mit dem 2022 erschienen vierten Studioalbum „In Stasis“ liefern sie dafür höchst eindrucksvoll den Beweis.
Das MTC in Köln ist an diesem Samstagabend ausverkauft und gerammelt voll. Es ist eine von diesen Locations, die nicht viel brauchen, um eine familiäre und herzliche Atmosphäre zu liefern – am allerwenigsten eine Heizung. Dicht gedrängt, schwitzend erwartet das Publikum ein Feuerwerk und wird nicht enttäuscht. Die Energie des Raums kann man förmlich mit Händen fassen.
Den Abend eröffnen The Dali Thundering Concept, ein Pariser Quartett, das sich an einem Spagat aus Deathcore und Progressive Metal versucht. „God is dead“ heißt der erste Song. Den riffhungrigen Zuschauern wird schnell klar: Die Fahrtrichtung des Sets ist definiert. Spielend leicht, so scheint es, wird eine höchst explosive Mischung aus brachialen Riffs, brutalen Drums und erbarmungslosen Vocals vorgetragen. Alles eingefasst in merkwürdigste Taktarten, Tempiwechsel und gespickt mit Überraschungsmomenten. Das faszinierte und kopfnickende Publikum befindet sich auf einer konstanten (und aussichtslosen) Suche nach der „1“. Nach einer knappen halben Stunde ebnet ein unerwartet emotionales Finale den Weg für den Mainact.
Monuments betreten die Bühne, sie eröffnen mit „Cardinal Red“. Keine drei Sekunden später brennt die Luft, das Publikum wird von den Beinen gerissen. Eine schlicht unfassbare Energie erfüllt den kleinen Club, es ist kaum möglich, sich zu entziehen. Frontman Andy Cizek nutzt die Nähe zu den Zuhörern für diverse Crowdsurfing-Einlagen, die ihn freilich nicht von seiner absolut überzeugenden Performance abhalten. Gegen ein solches Brett aus Riffs von John Browne muss man sich erstmal durchsetzen.
Neben Songs der neuen Platte finden auch Tracks der älteren Alben ihren (berechtigten) Platz im Set. „Degenerate“ und „Regenerate“ begeistern, besonders aufgrund der überwältigenden Präsentation. Kein Bandmitglied kommt zum Stehen, die Bühnenpräsenz hätte besser nicht sein können. Trotzdem trägt Browne komplizierteste Riffs in gewohnt perfekter Umsetzung vor. Die Finger fliegen über das Griffbrett – mühelos. Wer einen Fehler findet darf ihn behalten.
Der Bass steht dem in nichts nach. Mit Werner Erkelens springt ein Niederländer live für den sonst gesetzten Bassisten Adam Swan ein, der bei dieser Tour nicht dabei ist. Gemeinsam mit dem neuen-alten Drummer Mike Malyan, dem man den Spaß an der Show zu jeder Sekunde (trotz anspruchsvollster Parts) ansieht, legt Erkelens ein durchdachtes und grooviges Fundament, das fetter kaum sein könnte.
Nach etwas mehr als einer Stunde schließt das Quartett mit „Lavos“ – doch das heisere und erschöpfte Publikum will mehr: Die Band packt „I, Creator“ aus – eine perfekt gewählte Zugabe, die auch dem Letzten noch das letzte bisschen Power raubt. Die energiegeladene Performance lässt keine Wünsche offen und überzeugt zu 100%: Progressive Metal kann mehr, als nur ein kleines Randpublikum überzeugen. In einer solchen Umsetzung ist diese Musikrichtung in Teilen sogar tanzbar – ganz sicher aber salonfähig!