„We all know, Mondays fuckin‘ suck!“ So gibt Subways-Mastermind Billy Lunn zum Besten, wie sehr er es zu würdigen weiß, dass an einem Montagabend eine mehr als ansehnliche Menschenmenge den Wiesbadener Schlachthof gefüllt hat. Nicht brechend, aber gerade so voll, dass alle noch atmen können und auch ein wenig Platz zum Abrocken haben. Besser kann’s eigentlich nicht sein.
Das Vorprogramm haben Kill It Kid bestritten, ein junges Quartett, das in England seit 2009 für Furore sorgt. Mit zwei Sängerinnen (an Gitarre und Keyboards) huldigen die ganz eindeutig dem Blues, verbunden mit einer schleppenden Schwere, die an Black Sabbath erinnert. Diese Kids spielen Dinosaurier-Musik. Ganz schön anachronistisch eigentlich, aber herrlich unverkrampft, ungehobelt und durch den görenhaften Charme der Frontfrau Chris Turpin unwiderstehlich.
Aber natürlich sind ausnahmslos alle wegen der Subways hier, man freut sich auf die Kultband aus Hertfordshire im Norden von London, die vor einigen Jahren so geschmeidig ihren Erfolgsweg bis in die Film- und Werbewelt hinein gerockt hat. Vor zwei Tagen erst haben sie ihr neues Album veröffentlicht, und seitdem sind sie schon auf Tour. Anders als viele andere Acts stehen die Subways heute aber nicht auf der Bühne, um die aktuelle Scheibe zu zelebrieren. Sie eröffnen bezeichnenderweise mit „We Don’t Need Money To Have A Good Time“, der vier Jahre alten Hitsingle aus dem letzten Album. Am Ende wird es gerade mal eine Handvoll neuer Songs sein, die bruchlos in den bestehenden Kanon eingebaut werden, da wechselt sich „Shake! Shake!“ mit „Good Times“ ab, „We Get Around“ mit „Mary“ und „Dirty Muddy Paws“ mit „Kiss Kiss Bang Bang“.
Bassistin Charlotte Cooper, die ihre Ansagen übrigens in hervorragendem Deutsch macht, hat sich erkältet und muss den Einsatz ihrer Stimme auf das wirklich Unabdingbare reduzieren. Insbesondere bei „Alright“, aber auch bei der neuen Single „Taking All The Blame“ fällt das schon schmerzlich ins Gewicht. Darüber hinaus ist ihr aber keinerlei Einschränkung anzumerken. Mit unglaublicher Power fegt sie über die Bühne und liefert sich mit Billy regelrechte Flügelwechsel. Die Subways liefern einen hochenergetischen Set ab, und spätestens mit „I Want To Hear What You Have Got To Say“ haben sie das Publikum auf das gleiche Energielevel gehoben. Der Schlachthof wird zum Chor- und Tanzsaal. Als direkt danach die Hymne „Rock’n’Roll Queen“ ertönt, können die Pogo-Freunde nicht mehr an sich halten, und der Rest ist froh, dass doch noch ein wenig Platz in der Halle geblieben ist. Alle hier liegen dieser Band und ihrer frischen Performance regelrecht zu Füßen. Irgendwann kündigt Lunn an, dass sie heute auf das Zugabe-Ritual verzichten und stattdessen länger auf der Bühne bleiben. Da bleibt noch genug Raum für Subways-Klassiker wie „Boys & Girls“, „Celebrity“, With You“, „Oh Yeah“ und „It’s A Party“.
Die Subways lassen ein hochzufriedenes Publikum zurück. Sie sind eine unglaublich routinierte Liveband geworden in den mittlerweile zehn Jahren ihres Zusammenspielens. Aber auch wenn sie nicht – wie damals proklamiert – „Young For Eternity“ bleiben: sehr viel mehr Energie und Spaß kann man von einer Liveperformance nicht erwarten. Man muss in die Musik der Subways gar nicht viel hineininterpretieren. Denn da ist nach wie vor nicht mehr und nicht weniger als die kerzengerade Verkörperung des schnörkellosen Rock’n’Roll in seiner britischen Tradition von The Who bis zu den Sex Pistols. Wer das nicht mag, der hat kein Herz!