Die Fans der New Yorker Sängerin wurden auf eine harte Probe gestellt: Vier Jahre lang gab es nichts Neues von der mehrfach Grammy-prämierten Künstlerin. „Girl On Fire“ hieß es im Jahr 2012. Und jetzt meldet sich Alicia Keys mit ihrem sechsten Album zurück: „Here“.
Das inhaltliche Spektrum auf „Here“ reicht von Fragen des menschlichen Daseins bis hin zu Weltpolitik. Jeder Track ist durchzogen von großer Dringlichkeit, Intimität und musikalischem Mut. Damit offenbart Alicia Keys ihr Seelenleben, jeder Song ist eine Beichte, jede Melodie ein Gebet. Spannend erklingen die Tracks auch deshalb, weil Alicia sich weit entfernt von den poppigen Klängen ihrer größten Erfolge. Stattdessen bietet sie vor allem in der ersten Albumhälfte durchdringenden R&B mit starken Rap- und HipHop-Elementen.
Der Löwenanteil der Produktion des Albums geht auf das Konto jener Kreativ-Zelle, die Alicia Keys als ILLuminaries bezeichnet. Diese besteht neben ihr selbst aus dem Songwriter bzw. Produzenten Mark Batson, dem Rapper und Produzenten Swizz Beatz und ihrem langjährigen Songwriting-Partner Harold Lilly. In der Produktion stecken viel Groove und eine fantastische Stimme, gespickt mit ausufernden Rap-Passagen und Melodien, die erst beim zweiten oder dritten Hören ihre volle Intensität entfalten.
Die Songs sind durchaus sperrig. „The Gospel“ beispielsweise erzählt von den schwierigen Bedingungen im Ghetto. Das klingt sehr emotional bis hin zu chorischen Elementen. Auch „Blended Family (What You Do For Love)“ ist ein sehr persönlicher Song, inspiriert von dem Weg zur eigenen Familie. Und „Kill Your Mama“ geht tief in Wut und Verzweiflung.
Man muss aber auch auf die soulige Alicia nicht verzichten. „Illusion Of Bliss“ und „Work On It“ wirken in diese Richtung. „Holy War“ ist sehr einfach und akustisch gehalten und „Hallelujah“ bietet eine mitreißende Kombination aus Piano und Gesang – ein Stück zum Immerwiederhören. Abschließend gibt es die erste Singleauskopplung „In Common“. Sie beschließt ein bemerkenswertes Album, das zwei wichtige Seiten der Sängerin zeigt: Die nachdenkliche und philosophische erste Hälfte mit viel Wut und kräftigen Emotionen. Dann die soulige und melodische zweite Hälfte, die Alicias wundervolle Stimme ganz in den Vordergrund stellt. Insgesamt beeindruckend!