Graham Nash, weltbekannt nicht nur für seine Soloalben, sondern auch für die Zusammenarbeit mit den Hollies und Crosby, Stills, Nash & Young, hat die 80 Jahre schon im vergangenen Jahr geknackt. Grund genug, die Karriere zu beenden? Mitnichten – auch wenn es schon so aussah, nachdem sieben Jahre lang Funkstille um den veritablen Altmeister herrschte.
Jetzt erscheint mit „Now“ eine Standortbestimmung, wie sie stärker kaum sein könnte. „Ich glaube, dass mein neues Album Now das persönlichste ist, das ich je gemacht habe. An diesem Punkt in meinem Leben ist das etwas, das man sagen kann“, erzählt Nash. Mit seiner leidenschaftlichen Stimme liefert er ein gefühlvolles Album voller Folk- und Country-Anleihen. Dabei wird er schon mit dem Opener „Right Now“ in den Lyrics sehr persönlich. Wundervoll auch, wie er stimmlich noch mithalten kann.
„Now“ ist durchaus rockiger als man es von einem Alterswerk erwartet hätte. Nash atmet den Blues oder schwelgt bei „A Better Life“ in sanften Klängen. Der eingängige Refrain lädt zum Mitwippen ein. Die akustische Ausrichtung überwiegt und „Love Of Mine“ kommt äußerst stark als Singer/Songwriter-Hymne mit Mundharmonika.
„Theme For Pastoral“ hingegen hat einen orchestralen Spirit wie in Filmmusik der 50er Jahre. Dieser Schnipsel führt in das musicalmäßig schön gesungene „In A Dream“ über. Doch genug der sanften Töne erklingt mit „Stand Up“ ein echter Rocker. Vielseitigkeit ist Trumpf.
„It Feels Like Home“ und „Buddy’s Back“ bieten den Country-Instrumenten Raum, „I Watched It All Come Down“ kommt im Streicher-Stakkato mit feinem Satzgesang. So vergehen die 38 Minuten bis hin zur Ballade „When It Comes To You“ wie im Flug und zeigen Graham Nash in voller Blüte mit einem Ideenreichtum, der zu rufen scheint: Nein – mein letztes Album ist das nicht! Hoffentlich.