Der Name John Illsley ist nicht so geläufig wie der seines ehemaligen Bandkollegen Mark Knopfler, aber auch er ist untrennbar mit den Dire Straits verbunden und hält in seinem neuen Release mal wieder die Fahne guter Rockmusik mit Country- und Folk-Anleihen hoch. Von der Gründung bis zum Ende im Jahr 1995 war er Bassist der großartigen Band und man hört auf den Soloplatten sein charakteristisches Gitarrenspiel. „Coming Up For Air“ ist leider nur ein Minialbum mit sieben Songs. Dabei ist John Illsley bestimmt kein Faulpelz. Mit zwei Live-Releases hat er in fünf Jahren auch fünf Alben auf den Markt gebracht.
Musikalisch ist das Ganze wieder ausgesprochen gelungen. Eingespielt in den im Londoner Stadtteil Chiswick gelegenen British Grove Studios (und damit unter den Augen von Mark Knopfler!) entfaltet sich in diesen komplett von John Illsley verfassten Songs ein Kompendium aus Dire Straits-typischen Elementen („Meine Lieder haben von Natur aus ein leichtes Flair dieser Gruppe“), stets spürbaren Einflüssen aus Folk und Country Music und nicht zuletzt grandios relaxten „rhythmic grooves“. Auch balladeske Töne werden angeschlagen, im Titelsong und in „When Things Go Right“.
Die Lyrics sind durchdacht und mit Sinn versehen, etwa wenn Illsley sich in „Old Amsterdam“ an die Dire Straits-Debützeiten 1978 erinnert („how lucky I am, hanging out in old Amsterdam“) und an spezielle Beobachtungen in den coffee shops oder im dortigen Rotlichtbezirk („checking out the queens of the street, angels we all like to meet“). Oder wenn er in „Double Time“ die allgemeine Hektik der modernen Welt anprangert („life goes on in double time, all those dreams get left behind“) und unter anderem einen gewissen Herrn Trump aufs Korn nimmt („now someone new is in the tower, not much sense, but too much power“).
Mir persönlich machen die Studioalben von John Illsley großen Spaß. Er braucht sich hinter Knopfler nicht zu verstecken. Illsley bringt lässige Lagerfeuerstimmung mit, die Melodien gehen gut ins Ohr und sein Bariton erzeugt wohlige Wärme. Schade nur, dass es so schnell vorbei ist.