Milow ist bekannt für einfühlsame Lieder mit akustischer Gitarre. Spätestens seit seiner fulminanten Umsetzung von „Ayo Technology“ (im Original von 50 Cent) liebt ihn eine große Fangemeinde dafür. Ein Singer / Songwriter, wie er im Buche steht. Ein anstehender Imagewechsel kann da schon gefährlich werden. Kreative Höhen will Milow nun erklimmen, alternativen R&B und HipHop einfließen lassen. Ob das gut geht?
Die Vorab-Single „Howling At The Moon“ gab zunächst einmal Entwarnung. Der Belgier – mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck – knüpfte hier direkt an das Album „Silver Linings“ an und bescherte vertraute Klänge. Eine eingängige Melodielinie und dezente Beats, die sich nicht in den Vordergrund drängen. Elektronische Clubmusik für Anfänger. Man will die Fans ja nicht überfordern. Auch die Auskopplung „No No No“ erzählt eine nette Geschichte zu Akustikgitarre und sanften elektronischen Percussions.
Jetzt aber ist das komplette Album am Start und es wird schon mit dem Opener „Waiting Around For Love“ klar, dass Milow eine neue Herangehensweise hatte: „Bis dahin hatte ich immer mit einer akustischen Gitarre begonnen“, erzählt er. „Hier dachte ich aber, was wäre, wenn ich anstelle einer Gitarre einige Beats oder Instrumentalmusik nehme? Das war eine ganz bewusste Entscheidung von mir. Ich habe mich dann auch für eine Zusammenarbeit mit Leuten entschieden, mit denen ich auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam habe.“
„Waiting Around For Love“ und „Lonely One“ haben eine sphärische Grundstimmung Es gibt einen düsteren Bass und orchestrale Momente, die den Stücken eine dunkle Stimmung mitgeben. „The Fast Lane“ hingegen kommt äußerst entspannt zwischen gezupften Gitarrenklängen und elektrischen Soundmalereien rüber, bevor der Refrain hymnisch einsetzt. Ähnlich funktioniert auch das emotionale „Love Like That Is Easy“.
„Way Up High“ bietet den epischen Abschluss eines mit 35 Minuten mal wieder viel zu kurzen Albums. Das Klangexperiment steigert sich in ein orchestrales Crescendo mit Spoken Words und Milows Vocals gehen in eindringliche Höhen. Ein spannender Abschluss für ein Album, das einige Überraschungen zu bieten hat.
Was soll uns aber das Albumcover sagen? Dass Milow trotz aller Veränderungen der gewohnte Kuschelbär bleiben wird? Zumindest halten sich die Keyboard-Spielereien in Grenzen und man kann sich alle Songs durchaus als Akustik-Nummern vorstellen. Milow hat seine melancholische Stärke nicht verloren und bleibt ein genialer Geschichtenerzähler.