Berühmtheit erlangte Paul Simon durch seine Zusammenarbeit mit Art Garfunkel und Folk-Evergreens wie „Bridge Over Troubled Water“, „The Sounds Of Silence“ oder „America“. Seine spätere, bis heute andauernde Solokarriere bot musikalisch mehr Abwechslung und farbenfrohe Höhe- und Tiefpunkte. Als Magnum Opus gilt bei vielen Beobachtern sein 1986 veröffentlichtes Album „Graceland“. Es ist ohne Zweifel ein herausragendes Album der populären Musikgeschichte. Von dem Longplayer wurden bis heute nicht nur mehr als 16 Millionen Exemplare verkauft. Und das Album hat auch einen Ausnahmestatus wegen seiner spektakulären Produktionstechnik. Paul Simon kreierte eine mitreißende Soundmelange aus Pop und Rock, Weltmusik, den traditionellen Gesängen der Zulu (Isicathamiya) und dem modernen südafrikanischen Musikstil Mbaqanga.
32 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung erweisen die Topstars der Dance- und Electronic-Szene wie MK & KC Lights, Richy Ahmed, Paul Oakenfold, Thievery Corporation oder Groove Armada dem Grammy-prämierten Meisterwerk die Ehre und präsentieren ihre eigenen Interpretationen der „Graceland“-Songs. Das mag man jetzt als Blasphemie beschreiben – aber was soll’s: Keiner muss sich das anhören, wenn er mit den modernen Sounds nichts anfangen kann. Drum-Machine und ein elektronisch aufgepeppter Sound sind hier Standard und machen jeden Track zum Dancefloor-Disco-Kracher.
„Was sagst du, wenn man dich darum bittet, einen Klassiker zu remixen? Normalerweise sagst du nein“, erzählt Andy von Groove Armada und kann sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. „Zumindest war das die Regel, an die wir uns 20 Jahre gehalten haben. Bis der Anruf kam, in dem es um den Remix eines Graceland-Titels ging. Das war ein Album […], das unseren Ohren seinerzeit eine neue Soundwelt eröffnete. Also entschieden wir uns, die Regel zu brechen, weil wir uns einen Albumsong aussuchen konnten. In `You Can Call Me Al´ gibt es ein Bläser-Riff, das wir 1998 im Fais Do-Do’s Ballroom in L.A antesteten und seitdem immer wieder in unsere Sets einbauten. Mit diesem Riff konnten wir einen elektrisierenden Moment der Einigkeit am Dancefloor erzeugen. Der Remix komponierte sich also von selbst und der Bläser-Einsatz, der immer unser persönliches Ass im Ärmel war, ist hiermit zum Allgemeingut geworden.“
Das „Graceland“-Remix-Projekt besteht aus zwölf Beiträgen unterschiedlichster Künstler. Um den „Graceland“-Spirit weiter zu tragen, haben sich die internationalen Stars dieser Szene versammelt und präsentieren ihre wegweisenden Neubearbeitungen eines zeitlosen Jahrhundertalbums. Wer das Original-Album liebt, muss diese Remixe nicht unbedingt haben. Aber sie dienen vielleicht dazu, ein zeitlos gutes Werk einer jungen Generation nahe zu bringen.