Nach dem „Escapology“ Album fiel es mir zunehmend schwer, mich mit dem musikalischen Output von Robbie Williams abzufinden. Dabei hatte alles so gut angefangen. Spätestens mit der Veröffentlichung von „Angels“ war sein Triumphzug als Solokünstler nicht aufzuhalten. Guy Chambers wurde in der Folge zum musikalischen Mastermind hinter Robbies Songs und „I´ve Been Expecting You“ verkaufte sich fünf Millionen Mal.
Der Nachfolger „Sing When You’re Winning“ ging sogar sechs Millionen Mal über die Theke. Single-Erfolge wie „No Regrets“, „She’s The One“ und „Rock DJ“ sprechen für sich. Und alle, die den Künstler bis zu diesem Punkt immer noch nicht ernst nahmen, wurden durch „Swing When You’re Winning“ überrascht. Einem Album, das das 50er-Jahre-Revival zelebrierte wie kein Werk zuvor und kein Werk danach. Für mich immer noch fulminant und in seinen Rat-Pack-Interpretationen äußerst gelungen.
Nummer 5 hieß „Escapology“ und beschäftigte sich inhaltlich mit Robbies Leben in den USA und den Höhen und Tiefen eines Popstars. Er verarbeitete darin wohl auch die schmerzliche Wunde, in Amerika nie den Erfolg zu haben wie in Europa. „Feel“ und „Come Undone“ waren weitere Meilensteine im Hitprogramm. Mit „Intensive Care“ allerdings kam der Einbruch – nicht kommerziell, aber künstlerisch. Das mag am Wechsel des Produzenten liegen. Jetzt war zunächst Stephen Duffy (Duran Duran) fürs Hitpotential zuständig und beim siebten Album „Rudebox“ lief dann mit ungewohnten Dance- und Elektro-Einlagen alles aus dem Ruder.
Immerhin ging es in den letzten Jahren wieder in die richtige Richtung. Robbie ist zu alter Stärke zurück gekehrt – zu reinem Gesang und mitreißenden Balladen. Der Disco-Style wurde gegen symphonische Arrangements eingetauscht. Und mit der „Heavy Entertainment Show“ haben wir endlich wieder den alten, hymnischen Megastar zurück.
Die neuen Songs entstanden in Zusammenarbeit mit Guy Chambers, John Grant, Rufus Wainwright, Brandon Flowers (The Killers), Ed Sheeran und Stuart Price. Williams sagt selbst: „Ich wollte auf diesem Album große Refrains, universelle Texte und universelle Melodien“. Das ist dem Songwriter-Team definitiv gelungen. Die genannten Namen sind kein Namedropping, sondern ein Garant für ultimate Popsongs, die schnell zu Klassikern avancieren.
Der Titelsong ist ein perfekter Opener – nicht nur für das Album, sondern auch für die kommenden Konzerte. Danach folgt mit „Party Like A Russian“ fast schon eine Parodie, die alle Klischees der russischen Popmusik (inklusive Männerchor) auf die Spitze treibt.
Doch die Balladen sind das Salz in der Suppe: „Love My Life“, „David’s Song“ & „Marry Me“ (nur auf der Deluxe-Version) zeigen den Sänger von seiner besten Seite und lassen nicht nur Frauenherzen zerfließen. Megastark finde ich auch „Hotel Crazy“ als Duett mit Rufus Wainwright. Diese Seelenverwandten sollten viel häufiger zusammen arbeiten.
Robbie Williams ist und bleibt ein genialer Entertainer. Ich kann auch nicht nachvollziehen, wer sich mit der normalen 11-Track-Version des Albums abfinden sollte. Die Deluxe Version kommt als glanzvolles Digipack mit fünf weiteren Songs und einer DVD, die als „Behind The Scenes“ Doku die Entstehung des Albums beleuchtet. Drei Jahre mussten wir nach dem Swing-Album warten. Es hat sich gelohnt!
Robbie Williams Konzertkarten Tour 2017