Die US-Alben der Beatles sind für viele Fans ein Mysterium und auch geübten Sammlern gelingt es nicht immer, den Überblick zu behalten. Grund für die Existenz dieser Alben sind unterschiedliche Plattenfirmen und Vermarktungsstrategien. In Großbritannien wurden die Beatles von EMI/Parlophone betreut, während in den USA Capitol Records die Rechte an den Veröffentlichungen hatte. Capitol entschied, die Alben der Beatles anders zu gestalten, um besser den US-amerikanischen Marktbedürfnissen gerecht zu werden. So waren in den USA grundsätzlich mehr Tracks auf den Alben – und es war dem Vertrieb wichtig, dass auch Singlehits, die in England gar nicht auf ein Album gelangt sind, dort ihren Platz fanden. Zudem hatte sich Capitol Records in vielen Fällen für eine neue Stereo-Abmischung entschieden.
Beispiele für US-exklusive Alben sind „Meet the Beatles!“ (1964) und „The Beatles‘ Second Album“ (1964), die nicht mit britischen Veröffentlichungen übereinstimmen. Diese Unterschiede führten dazu, dass die Beatles in den USA eine andere Diskografie hatten als in Großbritannien. Erst 1987, mit der Einführung des CD-Formats, wurde die britische Originaldiskografie zum Standard und die speziellen US-Alben wurden weitestgehend obsolet. Trotzdem genießen die US-Alben bei Sammlern und Fans bis heute Kultstatus und gelten seit 1995 als vergriffen.
Umso schöner also, dass Apple Corps Ltd./Capitol/UMe sich für eine Neuauflage der sieben Alben entschieden haben, die zwischen Januar 1964 und März 1965 erschienen sind (und ja: über die Frequenz der Veröffentlichungen kann man 60 Jahre später wirklich nur staunen). Alle sieben Alben – „Meet The Beatles!“ (01-1964), „The Beatles‘ Second Album“ (04-1964), „A Hard Day’s Night – Original Motion Picture Sound Track“ (06-1964), „Something New“ (07-1964), „The Beatles‘ Story – 2LP“ (11-1964), „Beatles ’65“ (12-1964) und „The Early Beatles“ (03-1965) – sind von den originalen Mono-Masterbändern analog für 180-Gramm-Vinyl geschnitten worden und verfügen über originalgetreu reproduzierte Artworks und neue vierseitige Einleger mit Essays des amerikanischen Beatles-Historikers und Autors Bruce Spizer. Die neuen Vinyl-Lackfolien der Alben wurden von Kevin Reeves in den East Iris Studios in Nashville geschnitten. Das fette Box-Set enthält alle sieben Alben, die bis auf „The Beatles‘ Story“ auch einzeln erhältlich sind.
Zur Review liegt mir „A Hard Day’s Night“ vor. Es ist deshalb eine Besonderheit in der Diskografie der Beatles, weil es in den USA nicht von Capitol Records, sondern von United Artists Records veröffentlicht wurde. UA hatte die Rechte am Soundtrack zum gleichnamigen Film und veröffentlichte eine eigene Version des Albums.
Trackliste der US-Version:
- A Hard Day’s Night
- Tell Me Why
- I’ll Cry Instead
- I Should Have Known Better (instrumental)
- I’m Happy Just to Dance with You
- And I Love Her (instrumental)
- I Should Have Known Better
- If I Fell
- And I Love Her
- Ringo’s Theme (This Boy) (instrumental)
- Can’t Buy Me Love
- A Hard Day’s Night (instrumental)
Der Film ist ein Meilenstein in der Popkultur und ein Klassiker des Musikfilms. Er folgt John, Paul, George und Ringo an einem Tag ihres Lebens, während sie sich auf einen Fernsehauftritt vorbereiten. Die Handlung ist halb-fiktional und zeigt eine Mischung aus Comedy- Episoden, rasanten und skurrilen Abenteuern sowie Musikauftritten.
Die Haptik der neuen Vinyl-Ausgabe ist sehr schön und die edle Aufmachung wird dem Release absolut gerecht. Ein Fest für Musikliebhaber!