Seit den 80er Jahren sind Matt Johnson und seine Band The The eine immer gern gehörte Konstante im Musikgeschäft. Dabei sind sie definitiv keine typische 80er Band. Im Gegenteil. Der Sound enthielt von je her Elemente aus Post Punk, New Wave, Pop und Rock – dabei ging es meist recht düster zu. Das Album „Infected“ im Jahr 1986 war der kommerzielle Durchbruch. Und tatsächlich fand sich damals Steve Hogarth am Piano der Albumaufnahmen – wenige Jahre bevor er den Frontplatz bei Marillion einnahm.
The The hatten stets wechselnde Besetzung. Allein Mastermind Johnson war immer dabei und ließ sich von durchaus prominenten Namen wie Neneh Cherry, Johnny Marr oder David Palmer unterstützen. Die letzte echte Studioveröffentlichung liegt jetzt allerdings 24 Jahre zurück – und so ist es schon allein aufgrund der großen Zeitspanne großartig, wieder Neues von The The zu hören. Der lange Winterschlaf endete 2018 mit einem Comeback-Konzert in der Royal Albert Hall und jetzt hat „Ensoulment“ neue Glanztaten am Start.
Die wundervolle Stimme Matt Johnsons holt mich schon mit dem ersten Track „Cognitive Dissident“ komplett ab – und so bleibt es bis zum Schluss. Verlebt, basslastig, tiefenentspannt – mit emotionaler Tiefe im Sprechgesang. Ein Geschichtenerzähler par excellence.
„Ensoulment“ enthält Einflüsse aus der facettenreichen musikalischen Vergangenheit von The The, ist aber auch repräsentativ für das Hier und Jetzt der Band. Johnson scheut sich nicht, die emotionale Komplexität des menschlichen Daseins zu thematisieren – Intimität in einem Zeitalter der Entfremdung; Demokratie in einem Zeitalter der Post-Wahrheit; Imperium und Vasallentum; und der unaufhaltsame Aufstieg der künstlichen Intelligenz – doch das Album steckt auch voller Hoffnung.
„Es ist wichtig, hoffnungsvoll zu sein“, sagt Johnson. „Und ich hoffe, die Leute bekommen von dem Album das, was wir hineingesteckt haben. Es ist unter sehr glücklichen Umständen entstanden, mit einer großartigen Stimmung zwischen der Band und all den Leuten, die daran gearbeitet haben. Es wurde viel nachgedacht, viel gearbeitet, viel geliebt und viel gelacht!“
Die kreativen Klangwelten stellen fast alles in den Schatten, was man sich von heutigen Newcomern so anhören muss. Eine Dreiviertelstunde recht ruhig gehaltener Musik, die eine magische Wirkung erzielt. Eine charismatische Stimmung in einer Mixtur aus Blues, Romantik, Poesie und Melancholie – schön, dass die alten Qualitäten noch da sind. Klingt, als sei es Anfang der 90er entstanden.