Die heute 52jährige Ulita Knaus wurde in Salzgitter geboren und gehört zu den bedeutendsten Interpret*innen und Komponist*innen im Bereich Modern Jazz. Nach dem Abschluss des Jazzgesang-Studiums mit zwei Diplomen spielte sie in diversen Bands, Orchestern und Formationen. 2003 arbeitete sie mit Udo Lindenberg an seiner Revue „Atlantic affairs“, die sie gemeinsam national und international aufführten. 2009 folgte eine Kooperation mit Bobby McFerrin („Bobble“). Derzeit lebt sie in Hamburg und prägt die dortige Jazz-Szene nachhaltig. Ulita Knaus betreibt eine eigene Gesangsschule und ist Dozentin an der Musikhochschule.
Am 15. April veröffentlichte Knaus ihr neues Album „Old Love And New“ auf ihrem eigenen, jüngst gegründeten Label Knaus Records. Das Album enthält 14 Songs, die allesamt auf Gedichten ihrer Lienlingsdichterinnen basieren. So gab die Sängerin und Komponisten Werken von unter anderem Carolyn Wells, Ella Wheeler Wilcox, Sara Teasdale sowie Amy Lowell eine verjazzte und verswingte Grundlage.
Mit der Bassistin Lisa Wulff, dem Trompeter Benny Brown und dem Schlagzeuger Tupac Mantilla spielt Ulita Knaus schon seit Längerem zusammen. Martin Terens am Piano und der Saxophonist und Flötist Max Rademacher kamen auf deren Empfehlung dazu, ebenso wie Matti Klein, der auf auf „Is it done?“ einen Gastauftritt am Fender Rhodes hat. „Sie alle spielen gerne straight ahead und Swing Jazz, das war mir wichtig“, betont Ulita Knaus.
Die Texte sind stets emotional, manchmal auch politisch. „Die Gedichte sind so wundervoll geschrieben, dass man beim Lesen schon Musik hört. Der Rhythmus ergibt sich aus den Reimen. Die Melodien flossen nur so aus mir heraus und die Harmonien darunter haben sich dadurch ergeben“, sagt Ulita.
In „Kitten-Fly“ gibt es verspielte vokale Lautmalereien, bei denen Knaus ihre Stimme als zusätzliches Instrument einsetzt. „The Year“ funktioniert im melancholischen Zusammenspiel mit Terens‘ Piano und Rademachers Saxofon. „Daisy Time“ ist ein beschwingt-fröhlicher Frühlingssong voller Agilität.
Getragene Songs wie „Old Love And New“ oder „Blue Scarf“ wecken Erinnerungen an Cole Porter sowie George und Ira Gershwin. Und dann gibt es wieder Überraschungen wie das feurige „Fireworks“ und die tanzlastige Hymne „Bicycle Built For Two“.
„Aunt Chloe’s Politics“ vermittelt eine sehr melancholische Weltsicht zu sanften Bläserklängen und „What Lips My Lips Have Kissed“ erzählt mit verklärten Worten von einer großen Liebe. Schade, dass man die Original-Gedichte leider nicht in einem Booklet nachlesen kann. Das glänzt nämlich mit Abwesenheit.
Nach den ruhigen Passagen nimmt „On The Ferry“ nochmal Tempo auf, bevor „The Road Is Ending“ ein sehr bewegendes und berührendes Album verträumt enden lässt. Ulita Knaus hat sich von der geschriebenen Poesie inspirieren lassen und legt ein Album vor, das auch mit musikalischer Poesie aufwartet. Als Konzept absolut gelungen und in der Umsetzung sehr virtuos.