Die Pixies sind eine Legende. Da gibt es wohl keine zwei Meinungen. In den 80er Jahren gehörten sie zu den einflussreichsten und innovativsten Vertretern des Indierock und produzierten vier genreprägende Alben am Stück. Zwischen 1993 und 2003 gönnte sich die Band eine Pause und es dauerte geschlagene weitere elf Jahre bis 2014 mit „Indie Cindy“ ihr erstes Studioalbum seit mehr als zwei Dekaden erschien. Ein Album, das nicht mehr war als eine Mogelpackung und ihren Kultstatus stark ins Wanken brachte (hier findet ihr unser Review). 2016 veröffentlichte das Quartett um Mastermind Black Francis ein weiteres Album namens „Head Carrier“, das ich mir vor lauter Enttäuschung gar nicht erst anhörte. So verspürte ich bei der Ankündigung von „Beneath The Eyrie“ neben leiser Vorfreude auch Angst. Würde ihr siebtes Studioalbum uns wieder miteinander versöhnen? Begleitet wurde die Veröffentlichung von einer 12-teiligen Podcast-Serie mit dem Titel „It’s A Pixies Podcast“ und drei gewohnt skurrilen Videos zu den Vorab-Singles „On Graveyard Hill“, „Catfish Kate“ und „St. Nazaire“.
Auf „Beneath The Eyrie“ gibt es zwölf neue Songs zu hören und was soll ich sagen? Einer genialer als der andere. Produzent Tom Dalgety hat grossartige Arbeit geleistet und die Pixies der 80er Jahre ins Hier und Jetzt katapultiert. Dabei hat er sie ganz nebenbei noch einer Frischzellenkur unterzogen, die „Beneath The Eyrie“ zu einem der besten Alben dieses Jahres macht. Ach was sage ich? Zu einem der besten Alben aller Zeiten. Der Opener „In The Arms Of Mrs. Mark Of Cain“ beginnt mit einem Klopfen, in das die Gitarre und ein dramatisches Tremolo einfallen. Ein ebenso spannender wie rockiger Einstieg. Was folgt ist eine vertonte Sammlung von Erwachsenenmärchen über Hexen, Daniel Boone, namenlose Sonderlinge und andere Außenseiter.
Da gibt es Anleihen im New Wave („On Graveyard Hill“), wunderbar dreckige, dahin gerotzte Alternative-Nummern („Ready For Love“) und natürlich jede Menge Indierock vom Allerfeinsten („Silver Bullet“ oder „Long Rider“). „This Is My Fate“ begeitet uns auf unserem nächtlichen Weg von der Kneipe nach Hause und taumelt vollkommen betrunken aber fröhlich neben uns her. In „St. Nazaire“ reiten wir mit einem völlig ausgeflippten Black Francis – an dessen Gesang man sich immer wieder neu gewöhnen muss – und einem durchdrehenden Pferd einmal quer durch den Wilden Westen in der Kulisse eines frühen Tarantino-Films. Einfach göttlich!
Zwischendurch gönnt uns die Band kurze Verschnaufpausen, etwa mit dem lieblichen „Bird Of Prey“, in dem Francis mehr spricht als singt, dem mitreißenden Sing-A-Long „Catfish Kate“ oder der liebevollen Ode „Daniel Boone“. Als Ausklang der Reise durch den schrägen Pixies-Kosmos werfen sie uns dann noch den beschwingten Country-Abklatsch „Death Horizon“ zu, den wir gekonnt auffangen, vorsichtig zu den anderen elf Albumperlen legen und dann mit „In The Arms Of Mrs. Mark Of Cain“ wieder von vorne anfangen.
Und selbst wenn wir mal genug von dem Album haben sollten (was ich nicht glaube), bleibt „Beneath The Eyrie“ in unserem Unterbewußtsein hängen, ein wenig verstörend und kopfkinohaft, aber auch vertraut und vor allem überirdisch gut. Das sind die Pixies wie wir sie kennen und lieben. In meiner Welt haben sie sich damit ihr Denkmal wieder aufgebaut. Nein, sie haben es sogar vergoldet. Für dieses fulminante Comeback kann es nur die Höchstwertung geben. Parallel zur Albumveröffentlichung werden die Pixies auf einer ausgedehnten Tour zu erleben sein, die sie nach mehr als zwei Jahren auch wieder nach Deutschland führt. Hier die Termine:
- 05.10. – Berlin, Columbiahalle (ausverkauft)
- 07.10. – Köln, Palladium
- 15.10. – München, Tonhalle (ausverkauft)