P!nk zeigt sich auf „Trustfall“ von einer ruhigeren Seite
Man kann nicht gerade behaupten, dass Pink seit Erscheinen ihres letzten Studioalbums im Jahr 2019 untätig war. Immerhin arbeitete sie für einzelne Songs mit Keith Urban und Rag´n´Bone Man zusammen, veröffentlichte das Live -Album „All I Know so Far: Setlist“ und brachte mit „Irrelevant“ eine neue Single heraus. Pandemiebedingt blieb aber dennoch viel Zeit, die sie unter anderem für die Produktion ihres neuen Albums „Trustfall“ nutzte.
Die CD startet mit einer wunderbaren Pianoballade für ihren verstorbenen Vater. „When I Get There“ ist voller Fragen, aber auch voller Hoffnung, dass es da irgendwo einen Platz gibt, wo wir uns nach dem Tod wieder begegnen können. Der Titelsong „Trustfall“ überzeugt mit seinen gleichförmigen elektronischen Beats weniger, in „Turbulence“ entfalten die elektronischen Elemente im Zusammenspiel mit Pinks eindringlichem Gesang dagegen eine fast hypnotische Wirkung.
Ein wenig rebellisch und trotzig wird es mit „Never Gonna Not Dance Again“, ein tanzbarer Gute-Laune Hit, dem aber leider der Biss fehlt, den wir von Pink eigentlich gewohnt sind. Auch das folgende „Runaway“ ist mir zu beliebig, um wirklich überzeugen zu können.
„Last Call“ mit seinen Country-Elementen und der zwischen Liebeserklärung und Weltuntergangsstimmung pendelnden Botschaft gefällt mir da schon besser, und auch das temporeiche und düstere „Hate Me“ bleibt im Ohr. In „Lost Cause“ zeigt sich Pink einmal mehr als großartige Sängerin und entwickelt über einer ruhigen Pianobegleitung gewaltige Emotionen, ebenso wie in „Our Song“. „Feel Something“ hat teilweise sehr eindringliche Momente, aber das Einsetzen der recht seelenlosen Beats zerstört diese Stimmung wieder.
Die Sängerin hat sich für „Trustfall“ erneut musikalische Gäste ins Studio geladen. In Zusammenarbeit mit The Lumineers entstand das atmosphärische „Long Way To Go“. „Kids in Love“ mit First Aid Kit ist wohltuend einfach arrangierter Songwriter-Pop, der direkt ins Ohr und ins Herz geht. Und gemeinsam mit Chris Stapleton lässt Pink das Album mit dem gefühlvollen „Just Say I´m Sorry“ ausklingen.
Lesenswert ist das Booklet, nicht nur wegen der komplett enthaltenen Lyrics und interessanter Bilder, sondern auch wegen der Dankesworte der Künstlerin selbst, die mit einem akrostischen Gedicht beginnen, das jedem Buchstaben des Albumtitels ein Wort zuordnet – eine Idee von Pinks Tochter. Die gewählten Begriffe von „Truth“ bis „Love“ sind tatsächlich nicht die schlechteste Beschreibung für dieses Album.
„Trustfall“ ist insgesamt etwas ruhiger als bisher von Pink gewohnt und nicht alle Titel überzeugen gleichermaßen. Unterm Strich bleibt aber jede Menge guter Musik von einer starken und authentischen Sängerin – und man darf gespannt sein, wie die neuen Songs auf ihrer diesjährigen Tour präsentiert werden!