Das gedruckte Musikmagazin eclipsed bringt schon seit Jahren in jeder Ausgabe einen sogenannten “Einkaufszettel”, der sich dem Backkatalog einer Band oder eines Künstlers widmet. Wer diese Seiten sammelt, hat mit der Zeit ein spannendes Nachschlagewerk, das bei der Recherche und bei der Ordnung bzw. Vervollständigung der eigenen Sammlung sehr hilfreich sein kann.
Noch einfacher ist das aber mit den Büchern, von denen der lang erwartete Band 5 am 31. März 2022 erschienen ist. Die Wälzer tragen den Titel „ROCK – Das Gesamtwerk der größten Rock-Acts im Check: alle Alben, alle Songs“. Bereits Teil 1 wurde vielerorts als Basiswerk der Rockmusik gewürdigt. Dabei widmete er sich vor allem dem Metier Progressive Rock und war damit auch für mich essentiell. Teil 2 bis 4 weiteten das Spektrum noch aus und dürften Freunde jedweder Rockmusik der 60er bis 90er Jahre erfreuen.
Dieses Mal analysierten die eclipsed-Mitarbeiter ca. 850 Alben und DVDs, um das Gesamtwerk von zwanzig der wichtigsten Rock-Acts qualitativ zu ordnen. “ROCK, Teil 5” umfasst US-Weltstars wie Aerosmith, Metallica und ZZ Top, Woodstock-Ikonen wie Janis Joplin, Jefferson Airplane oder Johnny Winter, progressiv-symphonische Vertreter von den Moody Blues über das Electric Light Orchestra bis zu Steve Hackett – oder das berühmteste Duo der Rockgeschichte: Simon & Garfunkel. Aus Deutschland ist neben dem Exportschlager Scorpions auch Klaus Schulze, das Aushängeschild der Berliner Schule, mit von der Partie.
Die Infos sind hervorragend recherchiert und spannend aufbereitet. Jeweils finden sich: ein allgemeiner Text zum Künstler, eine Zeitschiene, Reviews und Tracklisten aller gängigen Alben, Songlisten in Chartform und eine Bewertung der Alben von Kaufrausch bis Fehlkauf.
Die Analyse des Gesamtwerks ist natürlich äußerst subjektiv, aber immer gut nachvollziehbar. Der Leser darf bei den Bewertungen anderer Meinung sein – aber das Buch gibt auf jeden Fall gute Anhaltspunkte.
Die Qualität in Layout, Druck usw. ist hervorragend. Da gibt es nichts zu meckern. Das Buch bietet 336 Seiten wertvolle Lektüre im Hardcover mit Schutzumschlag. Als Nachschlagewerk oder zum munteren Drauf-los-schmökern bestens geeignet. Und ich garantiere euch: Auch wer mit ROCK 5 beginnt, weil er vielleicht Gary Moore liebt oder ein großer Fan von Billy Joel ist, wird sich danach auch die Teile 1-4 zulegen, denn die Werke sind wirklich essentiell!
„It’s Still Rock And Roll To Me“ – mit dem Motto dieses Billy-Joel-Songs kann sich wohl jeder Rockmusik-Fan identifizieren. Denn egal, ob AOR, Bluesrock, Boogie Rock, Folkrock, Hardrock, Heavy Metal, Jazzrock, Krautrock, Progressive Rock oder Psychedelic Rock, so haben doch alle diese Spielarten dieselben Wurzeln. Diese stilistische Bandbreite spiegelt sich auch im fünften Teil der „ROCK“-Buchreihe wider, die damit zugleich ein Jubiläum feiert, denn in fünf Bänden und 100 Kapiteln wurden bisher über 120 Künstler bzw. Bands gewürdigt. Die ersten vier Bände erschienen zwischen 2013 und 2019 und gelten mittlerweile als absolutes Basiswerk der Rockmusik, das zugleich spannend und fundiert informiert. Ab dem 31. März ist „ROCK – Teil 5“ im Handel erhältlich, Vorbesteller können beim eclipsed-Verlag bis zum 28.02.22 zusätzlich eine exklusive Sampler-CD als Beilage erhalten.
„ROCK, Teil 5“ führt das erfolgreiche Konzept als großartiges Nachschlagewerk fort – mit der gelungenen Mischung aus Rezensionen, wissenswerten Infos, Musiker- und Pressezitaten sowie vielen einmaligen Fotos. Optisch wurde das Layout etwas aufgefrischt, um die Lesbarkeit noch zu verbessern. Dieses Mal analysierten die eclipsed-Mitarbeiter ca. 850 Alben und DVDs, um das Gesamtwerk von 20 der wichtigsten Rock-Acts qualitativ zu ordnen. „ROCK, Teil 5“ umfasst US-Weltstars wie Aerosmith, Metallica und ZZ Top, Woodstock-Ikonen wie Janis Joplin, Jefferson Airplane oder Johnny Winter, progressiv-symphonische Vertreter von den Moody Blues über das Electric Light Orchestra bis zu Steve Hackett – oder das berühmteste Duo der Rockgeschichte: Simon & Garfunkel. Aus Deutschland ist neben dem Exportschlager Scorpions mit Klaus Schulze das Aushängeschild der „Berliner Schule“ mit von der Partie.
Das Grundkonzept der „ROCK“-Buchreihe ist auch beim 5. Band beibehalten worden – mit großem Wert auf eine übersichtliche Gliederung. Wo es sinnvoll war, um bestimmte Entwicklungslinien besser nachzuvollziehen, werden eine Band und ihr wichtigstes Mitglied im selben Kapitel vorgestellt – so z.B. bei dem Electric Light Orchestra und Jeff Lynne. Das Kapitel zu George Harrison enthält außerdem ein Special zu Ringo Starr, sodass nach John Lennon und Paul McCartney (beide in „ROCK, Teil 4“) nun auch die übrigen beiden Beatles-Mitglieder mit ihren Solo-Werken berücksichtigt wurden.
„ROCK, Teil 5“ überzeugt ebenso wie die ersten vier Bände durch die gründlich zusammengestellten Informationen, relevantes Hintergrundwissen, ausführliche Reviews und aktuelle Statements aus Exklusiv-Interviews – wie z.B. von Steve Hackett, Klaus Meine (Scorpions), Klaus Schulze, Francis Rossi und Andy Bown (Status Quo) sowie Tommy Shaw und James Young (Styx). Wie im vierten Band gibt es zudem einige „Außerdem“-Kästen mit interessanten Ergänzungen, so zum Beispiel Infos zu Aufnahmen mit anderen Künstlern, Bandablegern, zum Solo-Werk oder den Autobiographien der Beteiligten.
PsychoYogi, die Idee des Gitarristen, Sängers und Songwriters Chris Ramsing, beziehen ihren komplexen und dennoch halbwegs zugänglichen Sound aus einer Vielzahl von Einflüssen, darunter King Crimson, Captain Beefheart, XTC und Frank Zappa sowie aus dem Orchester- und Kammerkanon von Messiaen, wie Bartok und Stravinsky. Digital Vagrancy ist das vierte Album der Band, das zeitnah nach der letzten Veröffentlichung Dangerous Devices aus dem Jahr 2020 erscheint, das in einer Rezension als „eine Reise durch unvergleichliche Zauberei“ beschrieben wurde.
Auch wenn der Projektname auf meditative und zum Yoga taugliche Musik schließen lässt, so ist die Musik recht komplex und bezieht ihre Strukturen aus Rock, Pop und Jazz mit einigen Anleihen aus dem Canterbury und somit für diese Freizeitaktivitäten nicht sonderlich geeignet.
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Klassicher Hardrock ist kaum noch in der Veröffentlichungsliste zu finden, sondern fast nur noch Retrorock, Metalcore, Hardcore. Umso mehr machen die vier Schweizer alles richtig bei ihrer EP “Rebels” und kredenzen dem Hörer und Liebhaber klassischen Hardrocks bzw. Heavy Rocks mit fünf Songs verteilt auf 21 Minuten das volle Programm des Genres mit einer deftigen 80’s Attitüde und dem entsprechenden Auftreten.
Um nicht jedes Mal die alten Recken wie Aerosmith, Def Leppard, Saxon, Ted Nugent oder die Scorpions zu bemühen, dürfen die Schweizer die Hütte abreißen und bedienen so ein Genre, das noch so gar nicht in die Jahre gekommen ist, auch wenn viele es schon tot gesagt haben.
Hardrock voller verzerrter Gitarren, explosive Drums und die richtige Mischung aus Energie und Spannung sowie dem entsprechenden 80er-Outfit, das sind VOLTAGE ARC, die zielstrebig unterwegs sind den ausgelassenen Spaß am Rock ’n’ Roll Lifestyle rüberzubringen. Schon in sehr jungen Jahren trafen sich die Musiker und begannen mit ihrem Sound zu experimentieren, der sich von 2016 an zu einem Mix aus Hardrock und Heavy Rock manifestierte. Auch die Ambitionen der Band, ihre Musik professioneller zu gestalten, wuchsen Jahr für Jahr und so erschien vor drei Jahren die Debüt-EP „Break Free“. Ein Jahr später folgte die erstmals von einem, im heimatlichen Club mit ihren partybegeisterten Fans gedrehten, Musikvideo begleitete Single „For Rock And Roll“. Dieser besondere Party-Drive ist auch auf der neuen EP spürbar, die mit voller Wucht in Toni Watzingers (Prophet’s Call, Declamatory, Silver End) Music Passion Studio produziert wurde.
„Rebels“ besteht aus straighten Heavy Rock Songs, welche die Herzen feierfreudiger Fans beinharter Rockmusik höher schlagen lassen. Die EP ist ein gutes Beispiel dafür, dass der wilde ungezähmte Geist des 80er Hardrocks auch in der Gegenwart weiterlebt und blutjunge Rockmusiker wie VOLTAGE ARC weiterhin dem Mythos ‘Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll’ nacheifern. Ungekünstelt, energiegeladen gibt es hier fünf kernige abwechslungsreiche Songs auf die Lauscher, die es verdient haben Gehör zu finden. Mit ihrer Rock ’n’ Roll Attitüde bretterten die vier jungen Schweizer Anfang 2020 direkt durch auf den mehr als verdienten zweiten Platz des SPH Music Masters Contests und konnten so bereits erstes Aufsehen erregen. Die trinkfeste Meute kann es gar nicht mehr erwarten ihre elektrisierende Energie wieder auf der Bühne auszuleben und die fünf leidenschaftlich rockenden neuen Songs ihrer wachsenden Fanschar zu präsentieren.
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Oft ist es schwer das Erbe eines großen Namens anzutreten. Durch die Wahl des Bandnamens Mammoth WVH wählt Wolfgang Van Halen den Weg der Eigenständigkeit und doch der familiären Nähe.
Musikalisch spielt sich das Album im Bereich von Rock, Hard Rock und Southern Rock ab, wie man ihn kennt von Bands wie Tremonti, mit denen er bereits zwei Alben aufnahm und Alter Bridge. Es ist guter, solider US-Stadion Rock, aber nichts wirklich außergewöhnliches. Der Bonustrack und die Single-Auskopplung “Distance” ist ein offener Brief an seinen Vater – den Wolfgang seinem Dad glücklicherweise noch selbst vorspielen konnte und der mit seiner Feststellung „no matter what the distance is, I will be with you“ zu einem von Eddies Lieblingssongs avancierte. Der begleitende Clip wurde aus einer Sammlung über die Jahre entstandener Homevideos zusammengestellt und bietet einen Einblick in das Leben einer der namhaftesten Persönlichkeiten in der Geschichte der modernen Musik. In seinem chronologischen Aufbau zeigt der Clip über die Jahre entstandene Familienszenen und endet schließlich mit einer berührenden Sprachnachricht, die Eddie seinem Sohn hinterließ.
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Wolfgang Van Halen schrieb alle Songs und spielte alle Instrumente und Vocals für das Debütalbum ein und macht sich daran, seine eigene musikalische Identität zu etablieren. Von dem rockigen Eröffnungsriff auf dem Albumopener „Mr. Ed“ zum treibenden Bass und Schlagzeug bei „Stone“, zeigt Mammoth WVH die verschiedenen musikalischen Einflüsse, die Wolfgang inspiriert haben. Songs wie “Resolve”, “The Big Picture” und “Think It Over” unterscheiden sich zwar klanglich voneinander, sind aber dennoch einzigartig für Mammoth WVH. Wolfang Van Halen hat mit seiner Band im letzten Monat seine TV Premiere bei Jimmy Kimmel Live! mit der ersten Single “Distance” gefeiert und ist mit einer exklusiven akustischen Performance bei NBC News TODAY aufgetreten.
Jede/r hat einen Namen, mit dem er/ sie geboren wurde. Ausgestattet mit einem der geläufigsten Nachnamen im Unterhaltungsgeschäft hat sich Wolfgang Van Halen eine ganze Zeit lang auf die Veröffentlichung eigener Musik von seiner Soloband Mammoth WHV vorbereitet. Ein Plan, der sich in eben jenem Augenblick entscheidend veränderte, als ihn sein Vater, Gitarren-Ikone Eddie Van Halen anrief und berichtete, dass seine Krebserkrankung zurückgekehrt wäre. Wolfgang entschied sich daraufhin, alles andere vorerst auf Eis zu legen, um seinem Vater während seines Kampfes beizustehen. In dieser Zeit komponierte Wolfgang Material für sein kommendes Soloalbum, u.a. für die erste Single “Distance”:
„Als mein Papa weiter mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen hatte, stellte ich mir vor, wie mein Leben wohl ohne ihn aussehen und wie schrecklich ich ihn vermissen würde. Obwohl der Song unglaublich persönlich ausgefallen ist, denke ich doch, dass jeder das tiefe Gefühl eines solchen Verlustes in seinem Leben nachvollziehen kann“, erklärt Wolfgang Van Halen.
1995 gründeten sich The Flaming Sideburns in Helsinki und legten bis 2007 lediglich vier Studioalben vor, erspielten sich aber eine riesige Fanbase. Nach weiteren 14 Jahren erscheint nun ihr fünftes Studioalbum mit dem Namen “Silver Flames”.
Wenn Bands wie Greta Van Fleet Retrorock spielen und sich dem Led Zeppelin Plagiat kaum erwehren können, dann spielen die The Flaming Sideburns erstklassigen, straighten Rock (‘n Roll), der an die Stones, MC5, die deutschen The Multicoloured Shades oder die Manic Street Preachers erinnern, aber ihren ganz eigenen Stil pflegen.
Niemand hatte mehr mit einer Reunion in der Urformation gerechnet und umso besser ist diese Reunion gelungen mit zwölf Songs, die nur so vor Energie und Spielfreude strotzen. Es ist alles da, von geradlinigen Rockern („Silver Flame“, „Searching Like a Hyena“) bis zu Deep Psychedelia („Niburu“, „Reverberation“) und von klassischem Rock („A Song for Robert“) bis zu knalligen Refrains (“Perfect Storm”, “Cast Out My Demons”). Das Album wird von „Trance-Noché“ und seiner ungewöhnlichen Kombination aus lateinamerikanischem Wahnsinn und arktischer Hysterie abgeschlossen – gekrönt von den Texten in Spanisch.
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Das 2011 gegründete Kölner Quartett Super Hard Boys hat vor kurzem sein selbst betiteltes sowie produziertes Album veröffentlich, und genau dieses wollen wir hier mal genauer unter die Lupe nehmen.
Laut ihrer Facebookseite machen die Super Hard Boys ja “Fuzzadelic Boner Pop” … was man eigentlich auch so im Raum stehen lassen könnte, aber vermutlich sagt “Stoner Rock” den meisten Leuten dann schon eher etwas :) Jedenfalls präsentiert sich hier eine Band mit der man aus Köln so wohl nicht gerechnet hätte.
Damit soll einfach nur gesagt werden: Was für ein Debut! Den Hörer erwartet hier ein sehr ausgereiftes Stück leicht psychedelisch angehauchter Stonerock an dem Quentin Tarantino sicherlich auch seine wahre Freude hätte.
Dieses Album strahlt schon beim ersten Hören eine Coolness aus, dass es eine Freude ist und überzeugt durch sehr vielschichtiges Gitarrenspiel und detailliertes Songwriting. Die beiden Gitarristen Nima Davari und Arkadius Kila kreieren einen herrlichen Gitarrensound und auch das gute alte WahWah Pedal kommt gerne zum Einsatz. Auch Drummer Frank Heßeler und Bassist Thomas Pischke zeigen hier was sie können, denn die Rythmussektion treibt einfach herrlich nach vorne und es groovt vom Anfang bis zum Ende. Sehr interessant ist auch der Aufbau dieser Scheibe, denn sie hat zwar insgesamt 14 Tracks, allerdings gehen diese sehr schön ineinander über, dass man oft kaum den Eindruck hat, ein Song wäre vorbei. Vielleicht hat das Album auch deswegen so einen “Soundtrackcharakter”.
Ein Aspekt der zusätzlich zur Musik zum Tragen kommt ist die Produktion an sich. Die Super Hard Boys haben dieses Album in Eigenregie aufgenommen und produziert – löblicherweise auch komplett analog auf 2″ Tape aufgenommen – und womöglich ist der Mix deswegen auch so gut geworden. Hier wurde unglaublich auf Details geachtet und man merkt einfach beim Hören des Albums, dass die Musiker hinter dieser Band genau wissen was sie tun.
Für jeden der auf coole und authentische Rockmusik mit leichten Psychoeinschlag steht, ist dieses Album eigentlich ein Pflichtkauf. Wer sich hier ein genaueres Bild verschaffen möchte, der hat ab dem 5.3.2014 die Gelegenheit, denn dann wird das Album als Digitalrelease veröffentlicht. Zu finden ist es dann in den üblichen Onlineshops wie Amazon MP3 und iTunes sowie im Shop des Berliner Labels Setalight. Ausserdem kann das Album via Bandcamp übe die Facebook Seite der Super Hard Boys bezogen werden.
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Frequency Drift sind wie 3D-Brillen für deine Boxen, eine Sinneserweiterung, die dich träumen und treiben lässt. Kein Wunder, dass ihre Musik auch „Cinematic Prog” genannt wird. Das neue Album „Over” klingt wie ein Soundtrack für Prog-Musiker, eine Besetzung von neun Komponisten, die auch noch genauso viele Gastmusiker auf ihrem Album haben. Das klingt nach einer Fülle von Ideen und reichlich viel Arbeit, aber ist gutes Werkzeug der halbe Erfolg?
Immer wieder erzählen Musiker, dass die Komplexität in gewisser Weise die Einzigartigkeit eines Stücks sichert, da es dadurch schwerer ist, sie zu kopieren. Aber reicht eine Menge von Instrumenten, um Musik einzigartig werden zu lassen? Wenn man Frequency Drift hört, stimmt diese Aussage, aber anders als vermutet. Hier überschlagen sich keine Tonleitern zu einem Wettkampf, wer den Hörer mehr beeindruckt. Wenn die einzelnen Hilfsmittel genauer betrachtet werden, wird klar, dass man sie kaum wahrnimmt. Die Fähigkeit liegt nicht nur darin, die Töne richtig zu platzieren, sondern sie auch wirken zu lassen. Die Keyboards, Streicher und Harfe schwimmen mit den Percussions in einem Meer von Gitarren-Harmonien und Gesang. Es entsteht ein Klangbild, welches diese Band anziehend und mysteriös macht. Obwohl die Musik sentimental und feinsinnig ist, gibt es auf „Over” keine schnulzigen oder kitschigen Stellen. Von Elementen des Folks, ein Flöten-Solo auf „Suspended mit schweren Gitarrenriffs im Hintergrund, folgt auf „Wave” Keyboard und ein Harfen-Part, der den größten Pink Floyd-Fan zum Schmunzeln bringt. Gute Musik weckt deinen Geist und darin sind Frequency Drift wahre Talente. Das Spektrum an Ideen auf diesem Album ist wirklich vielfältig. Es sticht kein Song besonders hervor, es klingt wie eine Einheit. Die Oberfranken haben mit ihrem fünften Album in sechs Jahren ihren Stil gefunden. Es ist ihr eigenes Konzept.
Im Grunde verkörpert „Over” alle das, was in der Deutschen Musik-Szene fehlt. Großartige Kunst kann nicht in Image oder Popularität gemessen werden. Frequency Drift sind keine Modererscheinung, die in andere Fußstapfen tritt, um Geld zu machen – zum Glück! Erfolg wäre ihnen trotzdem zu wünschen, weil es Musik ist und keine Lifestyle-Attitude.
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Mit „Feast” liefern Annihilator ihr 14. Studioalbum in fast 30 Jahren Bandgeschichte! Damit wäre der Status als eifrigste und erfolgreichste Trash-Metal Band Kanadas mehr als begründet. Der große Erfolg wie bei anderen Metal-Bands aus den Achtzigern blieb leider aus und dennoch ging sie ihren Weg. Obwohl das Besetzungskarussell nie wirklich zum Stoppen kam, hat Gitarrist Jeff Waters Annihilator niemals aufgeben. Er hatte immer wieder Mitstreiter gesucht und sogar als Sänger fungiert. Nach ihrem „Self-Titled” aus dem Jahre 2010 war Waters wieder gefragt. Das Album war mit Soloshreddings und schnellen Riffs übersät. „Feast” setzt den Trash fort, aber auf seinem eigenen Weg.
Im Jahre 2013 wissen auch Annihilator, dass weitaus mehr dazugehört als schneller, lauter und aggressiver zu sein, um ein wirklich gutes Album zu schreiben. Hä, wie ein Trash-Album ohne flotte Beats? Nicht ohne, aber im Songs dezent gesetzt! „Demon Code” scheint eine Hymne zu sein, wie ein Annihilator Song klingen soll. Ein Mega-Gitarrensolo und ein Refrain zum Headbangen! Aber das ist zum Glück nicht das einzige Highlight des Songs, denn Waters baut immer wieder kleine spieltechnische, ruhigere Tempowechsel ein. Dieses Konzept aus Trash und Rock verläuft durchs ganze Album. Das Highlight an Melodien auf „Feast” ist die Ballade „Perfect Angel Eyes”. Nicht so kitschig wie der Titel des Songs wird hier ein emotionales Stück geschrieben, welches ich niemals erwartet hätte. Anscheinend haben Annihilator den progressiven Rock für sich gefunden. „One falls, two rise” bietet neun Minuten alles, was für solche Musik relevant ist plus den klassischen Trash.
Ich persönlich bin überrascht, dass dieses Album mir so gut gefällt. Jeder Fan kennt die älteren Sachen und das letzte Release. Eine langweilige Fortsetzung wäre die falsche Richtung gewesen, stattdessen versuchen sie, ihr Können überzeugender auszudrücken. Annihilator haben mit diesem Release eine wirklich gute Platte veröffentlicht, die den Fans aber auch Trash-Antestern gefallen kann. Die neue Ära an Bands aus dem Genre liefert das altbekannte für jüngere Menschen in neuem Sound, aber hier wird experimentiert – mit Anerkennung!
Anmerkung: Die Deluxe-Edition enthält eine Bonus-Disc mit 15 neu aufgenommenen Songs der bekanntesten Annihilator-Hits.
Als Gitarrist der Foo Fighters dürfte Chris Shiflett jedem Rockfan ein Begriff sein. Dass der 42-Jährige nebenbei noch eine heimliche Vorliebe für Country, Rockabilly und Americana hat, weiß man spätestens seit dem gleichnamigen Debütalbum seines Sideprojects Chris Shiflett & The Dead Peasants von 2010. Anfang August erschien deren zweites Album “All Hat And No Cattle” (hier findet ihr unser Review), auf dem Chris Shiflett nicht nur Gitarre spielt, sondern auch singt.
Musicheadquarter-Chefredakteur Thomas Kröll verabredete sich mit Chris Shiflett zu einem Skype-Interview zu frühmorgendlicher Stunde in Los Angeles. Dabei unterhielten sie sich natürlich über The Dead Peasants und das neue Album, aber auch über Kassetten und alte Platten, Frühstücksgewohnheiten und fehlende Tipps von Dave Grohl (English Version available here).
Hallo Chris. Danke für deine Zeit. Wo bist du im Moment?
Chris Shiflett: Zuhause in Los Angeles. Ich bin erst vor kurzem aufgestanden.
Oh ja, ich glaube es ist verdammt früh in Los Angeles. 8.30 Uhr, richtig?
Chris Shiflett: Ja, aber wir haben drei kleine Jungs. Deshalb stehen wir sowieso immer um diese Zeit auf.
Du hast also schon gefrühstückt.
Chris Shiflett: Ja, ein wenig. Einen Kaffee und Frühstück. Warte mal, hier kannst du mein Frühstück noch sehen (hält eine leere Müslischale hoch).
Sieht gut aus. Lass uns über The Dead Peasants sprechen. Das ist dein zweites Nebenprojekt nach Jackson United. Wer sind die Mitglieder der Band und wie seid ihr zusammen gekommen?
Chris Shiflett: Wir haben schon 2010 ein Album als The Dead Peasants veröffentlicht. Zu dieser Zeit hatte ich keine eigene Band. Als das Album erschienen war, hatte ich große Lust darauf die Songs live zu spielen. Also rief ich ein paar alte Freunde an. Wir trafen uns und spielten ein paar Konzerte. Zur selben Zeit fing ich aber auch wieder an mit den Foo Fighters zu arbeiten. Die nächsten Jahre war ich damit sehr beschäftigt und hatte keine Zeit, um mich um The Dead Peasants zu kümmern. Danach habe ich dieselben Jungs wieder angerufen, um ein bisschen Honky Tonk-Zeug zu machen. Einige von ihnen sind wirklich richtig alte Freunde, andere hatte ich erst vor kurzem kennengelernt. Irgendwann fingen wir dann mit der Arbeit an einem neuen Album an, als uns plötzlich unser Schlagzeuger verließ. Ich rief meinen alten Kumpel Mitch (Marine, Anmerkung der Redaktion) an, der ein großartiger Schlagzeuger ist. Ich fragte ihn, ob er jemanden kennt, der einspringen könnte und er sagte: Ich mache es selbst. Ich hatte das überhaupt nicht erwartet, weil er immer sehr beschäftigt ist. Deshalb übernimmt auf den Konzerten auch Milo Tedesco seinen Part. Mein Kumpel Marty Rifkin spielt auf dem Album die Pedal Steel. Die Band ist also eine Mischung aus alten und neuen Freunden, zusammen mit meinen besten Freunden Luke (Tierney an der Gitarre, Anm.d.Red.) und Jeff (Gross am Bass, Anm.d.Red.). Wir hatten also ein paar richtige Countryjungs dabei, die uns beibrachten wie es geht.
In Deutschland erscheint “All Hat And No Cattle” am 2. August, also kommenden Freitag. Steckt hinter dem Titel irgendeine tiefere Bedeutung?
Chris Shiflett: Ich habe diesen Satz mal irgendwo gehört und er hat mir gefallen. Er klingt irgendwie nach einem Haufen Scheiße (lacht). Alles Hüte aber keine Rinder. Das ist was für Poser. Unser Album enthält fast nur Coversongs, also sind wir auch eine Art Poser. Deshalb ergab der Satz als Albumtitel Sinn. Er ist ironisch gemeint.
Ich konnte mir das Album schon anhören. Normalerweise ist dieses Americana-Zeug nicht unbedingt die Art von Musik, die ich mag. Aber diese zehn Songs machen richtig viel Spaß. Welche Kriterien hast du bei der Auswahl der Coversongs angelegt? Ausgenommen natürlich “A Woman Like You”, das du selbst geschrieben hast.
Chris Shiflett: Eigentlich hatte ich die Idee mit The Dead Peasants für eine Weile als Honky Tonk-Coverband weiterzumachen. Ich bin mit Country-Musik aufgewachsen und ich liebe sie seit langem. Ich dachte es würde Spaß machen die alten Stücke von 1950 oder 1960 zu spielen. Also haben wir dreißig oder vierzig Songs gelernt und damit ein paar Konzerte gegeben. Als wir dann die für das Album auswählen mussten, war das Kriterium einfach, welche Songs uns live am meisten Spaß bereitet hatten. Ich begann “A Woman Like You” zu schreiben und spürte, dass er vom Gefühl her perfekt zu den übrigen Coversongs passen würde. Ich wollte zumindest einen Song auf dem Album haben, den ich selbst geschrieben hatte.
Wie du schon sagtest sind neun der Songs auf “All Hat And No Cattle” Coversongs. Auf eurem ersten Album von 2010 gab es nur einen Coversong von insgesamt neun. Also quasi genau anders herum. Was können wir als nächstes erwarten?
Chris Shiflett: Das nächste Album wird definitiv nur eigene Songs enthalten. Ich habe schon einige Ideen im Kopf, aber ich habe keine Ahnung wann wir dafür Zeit finden. Im Moment arbeiten wir an einem neuen Foo Fighters-Album und damit werde ich erstmal eine Zeitlang beschäftigt sein. Ich hoffe aber, dass es nicht wieder drei Jahre bis zum nächsten Dead Peasants-Album dauert. Vielleicht diesmal nur ein Jahr. Ich will es am Laufen halten. Mal abwarten.
Ich habe gelesen, dass ihr “All Hat And No Cattle” komplett live zusammen in einem Raum eingespielt habt. Diese Aufnahmeweise ist selten geworden. Die meisten Bands benutzen heutzutage Overdubs und all dieses Zeugs. Magst du die Art aufzunehmen so wie ihr es getan habt besonders?
Chris Shiflett: Ich mochte sie definitiv bei diesem Album. Weißt du, die ursprüngliche Idee war ja sogar ein Live-Album in irgendeinem Club aufzunehmen. Das erwies sich aber als zu schwierig.
Weil?
Chris Shiflett: Einfach von der technischen Seite her. Du musst dafür eine Menge Kram aufbauen. Und du hast nur einen Versuch um es gut hinzukriegen. Wenn es nicht klappt bist du im Arsch (lacht). Außerdem haben wir kein Budget und es wäre einfach zu teuer geworden. Aber ich habe ja noch das Foo Fighters-Studio (Studio 606 in Los Angeles, Anm.d.Red.). Wenn wir da nicht gerade mit den Foo Fighters arbeiten, benutzen wir das Studio auch für unsere anderen Bands. Und in diesem Studio gibt es einen schönen riesengroßen Raum. Also entschied ich mich das Live-Album dort zu machen. Ich habe noch nie ein Album auf diese Weise aufgenommen. Natürlich habe ich so schon Demos aufgenommen, aber es herrscht eine andere Energie. Wir versuchten es nicht zu übertreiben, sondern es locker anzugehen. Nicht nach dem Motto: Habe ich das perfekt gespielt? Es ging mehr um das Feeling insgesamt. Das war sehr cool. Wir haben mit diesen Songs vorher ein paar Live-Shows gespielt. Normalerweise gehst du ins Studio, lernst die Songs, nimmst sie auf, aber du spielst sie vorher nicht live, um zu sehen was sie bedeuten. Songs verändern sich, wenn man sie live spielt. Es war gut, dass wir sie live gespielt haben bevor wir sie aufnahmen. Ich würde es gerne nochmal auf unsere Art machen.
Ist diese Art aufzunehmen nicht auch ein Zeichen von großem Vertrauen innerhalb einer Band?
Chris Shiflett: Du musst natürlich auch gut vorbereitet sein. Du musst dich sicher fühlen. Wir hätten das nicht zwei Wochen nachdem wir die Songs gelernt hatten machen können. Wir haben das Album sechs oder acht Monate später aufgenommen und nachdem wir die Songs bereits einige Male live gespielt hatten. Übrigens hatten wir das Album schon vor etwa einem Jahr im Sommer komplett mit unserem alten Schlagzeuger eingespielt. Als wir fertig waren habe ich mit ihm telefoniert und er hat mir mitgeteilt, dass er die Band verlässt. Und ich dachte: Scheiße, jetzt habe ich hier ein fertiges Album mit diesem Typen drauf (lacht). Wie gesagt rief ich daraufhin Mitch an und er spielte ein Konzert mit uns. Ich sagte mir: Verdammt, das ist so viel besser als mit dem alten Schlagzeuger. Das ist die Platte, die wir machen sollten. Also haben wir das Album nochmal neu mit Mitch aufgenommen und er spielte eine wichtige Rolle in Sachen Produktion und Dynamik. Er ist ein enorm erfahrener Country-Veteran. Wir waren nur ein Haufen Jungs, die mit Rock’n’Roll aufgewachsen waren und versuchten ihre Version von Country zu spielen. Er war es, der den wahren Kern des Originals verteidigt hat. Und wir durften dabei sein und unseren Senf dazugeben (beugt sich vor und macht ein Geräusch, das sich wie Kotzen anhört). Er hat uns wirklich enorm weitergebracht.
Hört sich gut an. Du warst mit The Dead Peasants auf Tour und in diesem Sommer stehen erneut einige Konzerte an, richtig?
Chris Shiflett: Ja, wir spielen diese Woche einige Promo-Gigs und nächste Woche ein paar Konzerte an der Westküste.
Gibt es eine Chance euch irgendwann auch mal in Europa live zu sehen?
Chris Shiflett: Ja, auf jeden Fall. Wir haben einen Booking Agenten, der in Europa ein paar Locations für uns finden soll. Ich würde gerne einige der Sommerfestivals spielen. Aber es ist nicht einfach, denn niemand weiß wer wir sind. Wir bedeuten nichts. Deshalb zögern auch die Veranstalter. Und so eine Tour ist ja auch nicht ganz billig. Wenn ich ein neues Konzert auf unserer Facebook-Seite ankündige heißt es sofort: Wann kommt ihr nach Brasilien? Wann kommt ihr nach Australien? An mir soll es nicht liegen, ich gehe nach Europa und auch sonst überall hin. Aber das ist mein Wunsch und auf der anderen Seite steht die Realität, wie die Industrie arbeitet. Hoffentlich kommen wir an den Punkt, an dem wir auch Konzerte in Europa machen können. Vielleicht als Support für jemand anderen. Das wäre ideal. Ich bin sicher, dass es klappt, aber du musst noch ein wenig Geduld haben.
Ich kann warten. Dein Gesang auf dem Album erinnert mich übrigens ein wenig an Johnny Cash.
Chris Shiflett: Oh, vielen Dank (grinst).
Warum hast du dich dafür entschieden zu singen? Oder wollte niemand anders aus der Band den Job haben?
Chris Shiflett (lacht): Ich fühle mich in dieser Musik einfach sehr wohl und ganz besonders mit dem Gesang. Obwohl, wenn ich mir die Platte jetzt anhöre, dann würde ich den Gesang gerne nochmal machen, weil ich glaube, dass ich heute besser singe. Es war ein Lernprozeß, weil diese Musik ganz anders ist als Rockmusik. Ich bin kein begnadeter Sänger und in der Countrymusik hängt sehr viel vom Gesang ab. Also musste ich härter daran arbeiten als in der Vergangenheit. Bei Jackson United war das eher Shouting. Es hat Spaß gemacht, aber es ist definitiv anders.
Hat Dave (Grohl, Anm.d.Red.) dir keine Tipps in Sachen Gesang gegeben?
Chris Shiflett: Nein, er gab mir keinen einzigen Tipp (lacht). Er hat bloß gesagt: Schreib einfach eine Handvoll Songs und es wird großartig.
Wenn man so wie du professioneller Musiker ist, dessen Tage vermutlich voll sind mit dem Schreiben von Songs, dem Aufnehmen von Songs, um diese dann auf Tour live zu spielen, hört man da privat überhaupt noch Musik?
Chris Shiflett: Das ist eine lustige Frage, weil ich zuhause tatsächlich kaum Musik höre. Ich habe gar keine Stereoanlage. Ich höre Musik auf meinem iPhone oder im Auto. Die meiste Musik höre ich beim Joggen und im Auto. In Los Angeles verbringst du verdammt viel Zeit im Auto. Vor ein paar Monaten habe ich meinen Kindern ein kleines Turntable gekauft, meine alten Platten wieder rausgekramt und noch ein paar bei ebay gekauft. Als ich ein Kind war, da haben wir Musik noch aktiv gehört. Verstehst du? Wir haben eine Platte aufgelegt und es uns auf dem Bett gemütlich gemacht. Ungefähr so (pfeift und lehnt sich zurück). Wir haben der Musik zugehört. Heute läuft Musik im Hintergrund während du irgend etwas anderes machst. Manchmal wünsche ich mir, dass ich mehr Zeit hätte um Musik wirklich zu hören.
Ich erinnere mich auch noch an die Zeiten, als es noch keine CDs oder iPods gab. Man saß stundenlang vor dem Radio und hat versucht seine Lieblingssongs auf Kassette aufzunehmen. Und wehe der Sprecher quatschte in das Ende des Songs. Dann war alles umsonst.
Chris Shiflett: Ja, da wirst du verrückt. Platten als Kunstform sind praktisch tot. Heutzutage legt kein Mensch mehr eine Platte auf und hört sie sich vom ersten Song bis zum Ende an. Ich tue das nicht, meine Kinder nicht und auch sonst niemand. Ich hatte als Kind einen Walkman für Kassetten. So etwas ähnliches wie ein iPod nur achtmal so groß (lacht). Ich hatte immer Angst um meine Batterien. Deshalb habe ich nie vor- oder zurückgespult. Niemals. Ich habe die Kassette immer von Anfang bis Ende gehört, umgedreht und dann wieder von Anfang bis Ende gehört. Es war die einzige Möglichkeit um die Batterien zu schonen. Es ist erschreckend, dass den Leuten eine solche Erfahrung heute fehlt.
Letzte Frage: Wenn du den Rest deines Lebens auf einer einsamen Insel verbringen müsstest…
(lacht)
Du kennst die Frage schon?
Chris Shiflett: Ja.
Okay, also du musst den Rest deiner Tage auf einer einsamen Insel verbringen. Welche fünf Platten würdest du mitnehmen?
Chris Shiflett: Da muss ich schummeln. Erstmal den kompletten Backkatalog der Beatles. Ich liebe “Beatles For Sale”. Ich würde “London Calling” von The Clash mitnehmen. Dann noch… (überlegt) “Destroyer” von Kiss. Und “24 Hour Revenge Therapy” von Jawbreaker. Und zuletzt “Suffer” von Bad Religion. Oh, da ist gar kein Countryalbum dabei. Ich würde das Boxset von Buck Owens in meiner Tasche verstecken (lacht). Das ist echt schwierig. Aber wahrscheinlich würdest du auf der Insel selbst eine beschissene Tonne voll Songs schreiben, weil dir so verdammt langweilig wäre.
Trotzdem eine sehr gute Wahl. Okay, das war’s.
Chris Shiflett: Wunderbar. Das war einfach. Und wir hatten keine Probleme mit der Skype-Verbindung (dreht sich um, winkt zur Terrassentür hinaus und ruft: Macht’s gut Jungs, habt viel Spaß). Sie fahren heute in ein Sommercamp. Und keiner sagt mir auf Wiedersehen (lacht). Meine Kinder glauben sowieso, dass ich den seltsamsten Beruf der Welt habe. Heute haben sie mich gefragt, warum ich mich mit jemandem in meinem Computer unterhalte. Ich habe vor kurzem einen Podcast gestartet, in dem ich selbst Interviews führe. Diese Art von Interviews sind schwierig. Dabei habe ich auch ein Skype-Interview mit John Doe von “X” gemacht. Er lebt im Norden und ist ein ganz ganz großer Held für mich. Mein verdammter Computer hat dabei dreimal die Verbindung unterbrochen und das ganze Interview ruiniert.
Da hatten wir mehr Glück. Ich danke dir vielmals für das Gespräch!
Musicheadquarter bedankt sich ebenso bei Thomas Dreux von SideOneDummy Records und Torsten Schlimbach von Dream Out Loud für ihre Unterstützung bei der Vermittlung dieses Interviews!
Die Supergroup Hellyeah kommt nach Köln. Zu den Mitgliedern dieses All-Stars-Ensembles gehören Vinnie Paul, der frühere Schlagzeuger von Pantera und Damageplan sowie Sänger Chad Gray und Gitarrist Greg Tribett von Mudvayne. Seit ihrem Debutalbum aus dem Jahre 2007 hat die Band sich in kürzester Zeit an die Spitze der modernen Metal-Bewegung in den Staaten gesetzt. Mit den Jungs der weltweit beliebten Nu-Metal-Gruppe P.O.D. können sich die Besucher in der Essigfabrik auf einen spitzen Abend freuen, der schon an der Schlange vor dem Einlass ein volles Haus vermuten lässt.
Zum Aufwärmen stellen sich heute die Briten von Sacred Mother Tongue bereit. Die Northamptoner spielen melodischen Metalcore mit vielen Gesangseinlagen. In ihrer Setlist gibt es Tracks von ihrem im April veröffentlichten Album „Out of the Darkness”. Die Band versucht immer wieder, die harten Parts mit sehr rockigen Riffs zu kombinieren. Die Mischung klingt gut! Die Kölner sind noch etwas verlegen und lauschen still, klatschen aber umso begeisterter nach jedem Song. Nach 30 Minuten beenden die Engländer ihr Set um kurz nach 20.15 Uhr.
Als Nächstes kommen P.O.D. auf die Bühne! Diese jubelnde Begeisterung, die die Band von den Kölnern bekommt, habe ich selten in der Essigfabrik miterleben können. P.O.D. haben sich fast zehn Jahre nicht in Deutschland blicken lassen. Eine verdammt lange Zeit für eine solch erfolgreiche Band! Man merkt den Kölnern an, dass sie P.O.D. vermisst haben. Heute macht Sänger Sonny mit seinen Jungs alles wieder gut, um die versäumten letzten Jahre vergessen zu lassen. Der Sound, der heute wirklich klar und druckvoll ist, betont die Einzigartigkeit ihrer Musik. Das Gemisch aus Crossover mit Metal und Reggae haben sie perfektioniert und in ihren Alben „Satellite” und „Payable on Death” verewigt. Die ganze Halle singt den Refrain von „Alive” und „Boom” mit, während Sonny gemütlich in den ersten Reihen das Mikro in die Menge hält. Bester Song des Abends ist „Youth of the Nation”, der einfach pures Gänsehaut-Feeling aufkommen lässt. Einen großen Respekt an die Band und das euphorische Publikum! Diese Show wird noch lange in Erinnerung bleiben.
Hellyeah haben es nach dieser Lehrmeister-Vorführung einer perfekten Metal-Show schon schwerer, den Abend noch zu toppen. Aber zum Glück haben die Mitglieder aus Mudvayne und dem ehemaligen Pantera-Schlagzeuger Vinnie Paul mehr als genug Erfahrung und Fähigkeiten, um jeden Kölner von sich überzeugen zu können. Vinnie Paul hat seine Note in die Band eingebracht und beweist an den Drums, warum er in den 90ern einer der besten Drummer unserer Zeit wurde. Die Songauswahl bietet eine grobe Mischung aus den wichtigsten Titeltracks aller drei Alben. Also für alle eine Menge Groove Metal, der zum Headbangen animiert! Sänger Chad hat eine wirkliche markante und wiedererkennbare Stimme, die live genauso frisch wirkt wie von den Alben. Nach einer Stunde endet ihr Set mit „Hellyeah!”.
Der Abend war für alle Beteiligten ein voller Erfolg, der sich gerne wiederholen sollte. Es wäre wünschenswert, wenn P.O.D. und Hellyeah sich in Deutschland wieder blicken lassen würden, oder?
Es gibt wohl kaum jemanden, der puren Rock so gekonnt und mit einem nahezu traumwandlerisch sicheren Gespür mit Industrial-Klängen verbindet, wie Richard Patrick. Seit nunmehr fast zwanzig Jahren veröffentlichen die menschgewordene Kreativzelle und seine Band Filter Alben, die sich vor allem durch eines auszeichnen: eine kantige Produktion, fette Bassläufe, zackige Gitarren-Riffs, gepaart mit Drum-Computern und Synthesizern. Auch das sechste Filter-Album “The Sun Comes Out Tonight” macht die Grenzen zwischen Rock, Industrial und elektronischer Musik wieder spielend dem Erdboden gleich. Verantwortlich dafür sind neben Patrick der neue Gitarrist Jonathan Radtke sowie Produzent Bob Marlette, der bereits beim Vorgänger “The Trouble With Angels” von 2010 hinter dem Mischpult saß und diesmal auch als Co-Songwriter fungiert.
“The Sun Comes Out Tonight” versammelt zwölf Songs über Betrug und Böses, aber ebenso Momente des Lichts, Songs über Freude und Liebe. So handelt die erste Single “What Do You Say” beispielsweise von Lärm. Dem Lärm der Medien, dem Lärm der Menschen, die viel zu sagen haben, aber nicht mehr richtig zuhören können. Sie ist ein weiteres dieser typischen Filter-Stücke, bei denen Industrial-Jünger und Vollbrett-Rocker gemeinsam die Tanzfläche stürmen und ihre Fäuste in die Luft reißen. Filter feuern ihre Gitarren-Breitsaiten ohne Rücksicht auf Verluste unter das feiernde Volk und zeigen uns dabei fröhlich den Mittelfinger. Während “This Finger’s For You” sehe ich jetzt schon live tausende kleiner Effenbergs vor mir. Auch der Mitgröhlfaktor wird konstant hochgehalten (“Self Inflicted”). Über all dem schwebt Richard Patrick’s oftmals etwas schroffer Gesang als magnetischer Mittelpunkt. Riff-Gigantomanie meets Blast-Beats. Keine andere Band klingt so.
Doch Richard Patrick wäre nicht Richard Patrick, wenn er nicht auch auf “The Sun Comes Out Tonight” mit Regeln brechen und scheinbar falsche Dinge tun würde. Hinter “Surprise” versteckt sich fluffiger Pop. Man hätte es – angesichts des Titels – ahnen können. In “First You Break It” hüpfen Patrick, Radtke und Marlette ausgelassen und breit grinsend über eine bunte Blumenwiese und probieren aus, wer von ihnen wohl die grösste Kaugummiblase hinkriegt. Im Hintergrund schunkeln dazu die Beatles mit Radiohead. Bei der bittersüßen Pianoballade “It’s My Time” liegen sich alle in den Armen und heulen wie die Schloßhunde. Ganz zum Schluß drückt Richard Patrick dann noch einmal auf den Knopf der Spieluhr und es erscheinen die Köpfe von Bono, Larry Mullen Jr., Adam Clayton und The Edge (“It’s Just You”). Wer nur diese vier Songs kennt und sich “The Sun Comes Out Tonight” in der Annahme kauft, es mit einem Mainstream-Album zu tun zu bekommen, dem dürften die Haare zu Berge stehen. Grandios!
Irgendwann hat er Musik für sich zu einer interpretativen Kunstform erhoben. Richard Patrick glaubt gleichermaßen an Tradition und Improvisation und daran, dass man das musikalische Establishment, das in Gestalt der Rolling Stones oder Madonna nur noch müde in seinen Sessel furzt, von Zeit zu Zeit herausfordern muss. Nur so ist ein derart inspiriertes und inspirierendes Album wie “The Sun Comes Out Tonight” zu erklären.
Title Fight Konzerte sind mit einer der besten Möglichkeiten, um eine gewöhnliche Arbeitswoche fast wie ein Highlight erscheinen zu lassen. Während normalerweise zu den Hardcore-Punk-Helden aus Kingston noch ein paar weitere melodische Punk- oder Hardcore-Bands gebucht werden, scheint diese Tour für ihre Eigenwilligkeit zu stehen, da die Musik der einzelnen Künstler nicht unterschiedlicher sein könnte!
Whirr haben heute die Aufgabe, als erste Band zu spielen. Sie sind eine Ambient-Rock Band aus den Staaten, die ihre Musik gerne als Dream-Pop angeben. War ich zuerst verwirrt, wie so etwas klingen sollte, war ich nach dem ersten Song doch sehr erstaunt. Leichte Gitarrenklänge, die durch Keyboards oder sehr hohem Gesang unterlegt werden, geben einem das Gefühl von Schwerelosigkeit und Freiheit. Die Darbietung wird von den Kölnern leider etwas gespalten angenommen. Die einen lassen sich auf diesen Gefühlstrip ein, aber leider schauen auch einige Besucher verdutzt durchs Underground und kommen damit nicht zu recht mit dem, was gerade auf der Bühne passiert. Vielleicht, weil die Musik nicht schwer genug ist oder hier etwas anderes als Stimmungsmache erwartet wurde. Whirr bieten eine gute Show und zeigen den Fans einen Grund, sich hier blicken zu lassen. Die Kölner müssen sich anderen Genres mehr öffnen. Unbedingt!
Dead End Path bieten danach ein komplettes Kontrastprogramm. Beatdowns, Harte Riffs und viel Hardcore gibt’s hier um die Ohren. Schon letztes Jahr mit Harm’s Way auf Tour, sind auch sie erstaunt, dass heute so viele Leute bei diesem schönen Wetter hier sind. Sänger Uriah betont, dass diese Tour auf Papier keinen Sinn ergibt, aber im Herzen strahlen alle Bands die gleiche Leidenschaft aus und da muss ich ihm zustimmen. Dead End Path haben mit ihrem metallischen Hardcore ganz klares Tanzpotential, das auch genutzt werden muss. Hier werden die ersten Leute endlich warm! Gerade arbeitet die Band an einem Album, und schon fallen neben Songs von ihrem Album „Blind Faith” ein paar neuere Lieder vom kommenden Werk auf, das vielleicht zu den härtesten des Jahres werden kann. Hut ab, sich heute einem fast kompletten neuem Publikum zu stellen und ihr Ding durchzuziehen! Ich wette, das können nicht viele Bands aus dieser Sparte mit so viel Charme erledigen. Eine baldige Tour mit neuer Platte im Rücken wäre eine gute Idee!
Tja, jetzt kommen wir schon zum Headliner Title Fight und plötzlich ist das Underground komplett voll und jeder freut sich jetzt auf die kommende Show. Letztes Jahr noch als Support-Act für La Dispute im Bürgerhau Stollwerk, hat man sich heute doch wie früher aufs Underground entschieden und diese Wahl kommt allen nur zur Gute, da ein kleiner Club für diese Musik einfach ideal ist. Jetzt spielen Title Fight die ersten Riffs und schon kommen die ersten Begeisterten, die von der Bühne springen und lauthals alle Texte mitsingen. Letztes Mal zu viele Songs von „Floral Green” auf ihrer Setlist, setzen die sympathischen Jungs aus Kingston wieder auf ältere Sachen und jeder merkt die freudige Reaktion des Publikums auf dieses punkige Material, das einfach zum Tanzen und Hüpfen perfekt gemacht ist. Es wirkt besser, wenn die emotionaleren Sachen, wie heute Abend verwendet, nur als Übergangssongs benutzt werden, um dem Publikum eine kurze Pause vom Rocken zu geben. Am Schluss wird unter „Sheds” nochmal alle Energie heraus gelassen und Title Fight bedanken sich bei ihren treuen Fans und die Fans bedanken sich bei dieser genialen Band.
Heute Abend waren drei Bands aus drei Genres gefordert, einen tollen Abend hinzulegen und es ist ihnen gelungen. Wer was anderes behauptet, war einfach nicht dabei!
Basick Records haben mit No Consequence wieder eine geniale Metalband aus dem progressiven Bereich unter Vertrag genommen. Wir haben Sänger Khan zum neuem Album “IO” und dem Jahr 2013 ein paar Fragen gestellt.
Hallo Khan, wie geht es dir?
Khan: Mir geht es gut. Danke der Nachfrage. Hoffentlich dir auch!
Ihr scheint in England die Underground-Szene ganz schön aufgemischt zu haben! Könntest du uns kurz eure Bandgeschichte darlegen?
Khan: Ha, da gibt es eine Menge zu erzählen. Unsere Band, in der jetzigen Besetzung, entstand in den letzten zwei Jahren. Seit unserem ersten Album sind einige Leute gekommen und gegangen, besonders zum Beispiel für unseren Zweitsänger-Posten. Die längste Phase verlief mit Chirs Jones, bevor wir uns entschlossen haben, mit einem einzigen Sänger weiterzuarbeiten. Gegenüber dem letzten Album haben wir nur noch mich am Gesang mit einer ganz neuen Rhythmustechnik als zu vor. Das liegt aber schon so weit zurück, bevor wir uns No Consequence genannt haben. Technisch gesehen ist kein Original-Mitglied mehr übrig.
Euer Album “IO” erscheint am 1. April und ich habe vorab schon einige Reviews gelesen. Seid ihr über die positive Resonanz überrascht? Es scheint, dass sich die Arbeit gelohnt hat.
Khan: Ich denke, wir können sagen, dass wir überrascht sind, dass die Leute es nicht hassen! Wir sind echt glücklich mit der bisherigen Resonanz. Die Fertigstellung unseres Albums hat lange gedauert und es freut uns, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat. Beim Schreiben des Albums haben wir keine bewusste Entscheidung gemacht, damit es anderen gefällt. Wir schreiben Musik, die wir gerne spielen und selber hören. Für uns ist es jetzt wichtig, unsere Musik zu veröffentlichen und wenn es den Leuten gefällt, dann ist es unglaublich erfreulich.
Was hat euer Albumtitel “IO” zu bedeuteten? Welches Konzept steckt dahinter?
Khan: “IO” ist der Name einer der Monde des Jupiters. Es ist der geologisch aktivste Körper im gesamten Sonnensystem, mit über 400 aktiven Vulkanen. Das heißt, es ist eine unvorstellbar volatile und instabile Welt. Ein Großteil unserer Texte handelt von einer scheinbar stabilen Gesellschaft, in der wir uns gerade befinden, also dient IO als eine potente Metapher für unsere Welt.
Mit Basick Records habt ihr ein großartiges Label gefunden. Wie habt ihr euch damals kennengelernt?
Khan: Wir haben uns bei The Arusha Accord für den Kontakt mit Basick zu bedanken. Wir hatten damals, vor einer Ewigkeit, eine Show mit den Jungs in Bournemouth bei The Gander On The Green. Ich weiß es nicht mehr so genau (lacht). Sie mochten, was sie gehört haben und haben Basick von uns erzählt. Also schulden wir den Arusha Guys noch was!
Welche Unterschiede wolltet ihr bewusst zwischen eurem letzten Album “In The Shadow Of Gods” und eurem jetzigen Release setzen?
Khan: Der Hauptunterschied war die Arbeit der Zugänglichkeit für Ersthörer unserer Musik, aber auch die technische Schärfe dabei nicht aus den Augen zu verlieren. In der Aufnahmephase gab es eine Menge von Material, aus dem ITSOG live, von dem wir merkten, dass es zu kopflastig wirkt und der Spaß beim Headbangen eindeutig verloren geht. Zumal die Dynamik auch damit unterging – das gleiche trifft auch auf das Aggressionslevel zu. Die neue Platte soll reif wirken und auch Leuten gefallen, wenn sie uns zum ersten Mal live spielen sehen, uns aber nicht von der CD her kennen.
Wie lief denn der Schreibprozess zu “IO”? Wieviel Material habt ihr geschrieben beziehungsweise habt ihr sogar Sachen wieder ausgesondert?
Khan: Der Prozess verlief ziemlich langsam. Unser Gitarrist Dan ist unser Hauptschreiber und abgesehen von den Gesangparts, macht er unser Album zu 75 Prozent. Der Rest wird dann von uns hier und da zugeworfen. Unsere Methode liegt darin, wenige Songs zu schreiben und sie dann zu verfeinern, anstatt einen Berg von Materialien, der kaum ausgereifte Songs enthält und dann nur das Beste raus gepickt wird.
Eure Musik ist ziemlich weit gefasst. Habt ihr musikalische Grenzen oder würdet ihr alles einbauen, was euch gefällt? Der Trend in progressiver Musik tendiert ja gerade auch auf sehr elektronischen Elementen in Songs.
Khan: Oh ja, natürlich haben viele Bands mit der Laptopnutzung sowas in ihren Live-Shows und dann gibt es auch noch so Sachen wie “The Algorithm”, der auf die traditionelle Band komplett verzichtet. Aber der Einbau von elektronischen Elementen ist etwas, das schon immer in der „Prog”-Musik gefunden wurde. Es geht zurück auf Pink Floyd und hat auch noch einen Raum für Bands, die noch Standardbesetzung mit Gitarre und Schlagzeug nutzen. Wir haben einen Laptop für unsere Backingtrack-Sachen, aber bisher keine Pläne, irgendwelche elektronischen Sachen wie Synthesizer oder sowas einzusetzen. Und dennoch sag niemals nie, denke ich mir.
Wie würdet du einem Prog-Metal interessierten Menschen eure Musik erklären? Das würde mir nicht leicht fallen…
Khan: Unsere Musik ist für alle, die schwerangehauchte Musik mit weichen Melodien und leichten Teilen interessiert. Je mehr von allem, umso besser! Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der sagt, er höre nur eine bestimmte Art von Musik und wenn, dann hoffe ich, dass wir genug Grenzen überschreiten, damit derjenige viel Spaß hat.
Mit eurem neuem Album im Rücken stehen euch jetzt verschiedene Möglichkeiten offen. Was sind die nächsten Schritte bei euch?
Khan: Der Fokus liegt jetzt darin, unser neues Baby der Welt draußen zu zeigen. In naher Zukunft sind wir auf dem Fuelfest in Belgien, plus einige tollen Touren im kommenden Sommer. Dann hoffen wir im nächsten Jahr ein gutes Stück an einem weiteren Album schreiben zu können.
Vielen Dank für das Interview. Hast du noch irgendwas zu sagen? Dann leg los!
Khan: Danke für dein Interesse und den vielen Zucker über unsere Band. Und kauft unser Album, bitte.
Blindbemusterungen sind ein zweischneidiges Schwert. Entweder die vorliegende Band haut einen um, weil das unbekannte Werk einen begeistert oder man kann die Musik nicht einordnen und nichts darüber schreiben. Inter Arma scheinen aber auch für die wenigen, die diese Band kennen, kein Schubladen-Verein zu sein, in dem sich die Herren aus Richmond reinstecken lassen würden. Black Metal mit Psychedelia-Rock und Doom-Anleihen sind zwar als Einzelteile mit großen Scharen von Anhängern gesegnet, aber zusammenhängend in einer Band eher ungewohnt. Mit ihrem zweiten Album “Sky Burial” haben sie einen Deal bei Releapse Records gemacht, die wie immer einen tollen Riecher für unbekannte Künstler zeigen. Inter Arma kann sich der Welt zeigen als frischer Wirrwarr von düsterem Rock zeigen.
Der Opener ‚The Survival Fires‘ beginnt mit einem leisen Intro, das mit jedem Takt an atmosphärischem Aufwind gewinnt und mit einem Black Metal Riff fortgeführt wird. Irgendwann endet unter lautem Gekeife dieser Part und unter Stille gibt es mit leichten akustischen Gitarren weiter, die sich immer mehr von stimmigen Country Elementen in dissonante Läufe verlieren. Im Verlauf von “Sky Burial” werden immer wieder verschiedene Arten von Metal, Rock und Sludge zusammengesetzt, aber ohne das sie chaotisch oder ordnungslos zu wirken. Die Band setzt ganz bewusst nur gesangliche Akzente ein und lässt sogar ganze Songs in progressiver Eigenart instrumental gedeihen. Auch die verschiedenen Harmonien, die sich als Riff plötzlich als Klaviereinlage wiederfinden, gibt diesem Album eine persönliche Note. Einer der besten Songs des Albums ist ‚sblood‘. Unter treibenden Drums, untermalt mit Gitarren, wird die dargestellte Rhythmik über den ganzen Song beigehalten und immer weiter ausgearbeitet. Mal gibt es Gesang in Neurosis-Manier oder die Gitarrenwände sprechen für sich. Der Schreibprozess zu diesem Meisterwerk war bestimmt nicht flott, aber die Mühen zeigen ein fantastisches Endprodukt.
Inter Arma interpretieren ihren Avantgarden-Black Metal mit Doom und Sludge auf eine außerordentliche Weise. Das Durcheinander wird den Zuhörern dann bewusst, wenn sie auf die genaue Zusammensetzung der Songs achten. Die Band wirkt frisch und frei. Während sich viele Kollegen aus ihrem Genre darauf verlassen, dass ihre Alben beklemmend wirken, gibt sich die Band hier größte Mühe, raumgreifend und offen zu klingen. Inter Arma stehen mit Sky Burial auf Akzentsetzung. Alle, die sich nach den alten Mastodon sehnen beziehungsweise nach den “kommenden” Mastodon Ausschau halten, sollten hier rein hören! Der Geheimtipp 2013!
Kvelertak an einem Samstagabend im Luxor! Die beste Festivalband der letzten Jahre feiert zum Release ihrer neuen Platte „Meir” eine kleine Club-Tour durch Europa. Und während man darüber nachdenkt, sich schnell eine Karte zu besorgen, ist das Konzert schon ausverkauft, und das nicht nur in Köln. Auch die anderen gebuchten Locations in München oder Hamburg haben schon vor Wochen den Ausverkauf verkündet. Zwar ist um 19 Uhr noch nichts los, als ich am Luxor ankomme, aber die Massen kommen schon noch gestürmt. Kvelertak sind in der Stadt!!!
Die älteren Herren von El Doom & The Born Electric haben bestimmt schon einige Erfahrung gesammelt und wissen somit, das Publikum zu unterhalten. Gitarrist und Lead-Sänger Ole Petter Andreassen ist nicht nur Vater des Kvelertak Gitarristen Maciek Ofstad, sondern auch ein bedeutender Produzent mit vielen Preisen und Ehrungen aus Norwegen. Mag für einige Leute die musikalische Unterhaltung eher an eine skandinavische Version von Helge Schneider mit Stoner Rock erinnern, so kann ich nur sagen, dass diese Band als Opener eindeutig zu schade ist. Diese trinkfesten Kavaliere haben Energie, Whiskey und Country im Blut. Ganz klar unerkannt, aber nicht unterschätzt!
Um die Rocker Truckfighter aus Schweden wird es an der Bühne voller. In der klassischen Besetzung Gitarre, Bass und Schlagzeug wird hier unter viel Körpereinsatz Stoner Rock mit Alternative Metal verbunden. Besonders das weibliche Publikum scheint von den langhaarigen Jungen ganz fasziniert zu sein, denn schon während der Songs werden laute Jubelschreie von sich gegeben, als wäre eine Boygroup auf der Bühne. Der Sound ist sehr dunkel gehalten und wirkt sehr matt, sticht sich aber nicht mit Sänger und Basser Ozo, der mit seiner Stimme sehr ruhig und harmonisch dazu singt. Den Fans und mir scheint es zu gefallen und so freuen sich alle über jeden Track der Jungs. Unter viel Applaus verlassen Truckfighter die Bühne.
Während der Umbaupause für Kvelertak wird es im Luxor brechend voll. Von der Bühne bis zum Eingang gibt es kein Durchkommen mehr. Das Sextett aus Oslo hat in den letzten drei Jahren eine große Gemeinde erspielt. Wenn die Musik nicht genau einordbar ist, besteht die Möglichkeit, mit vielen Bands aus verschieden Genres zu touren und sich diesem dortigen Publikum zu präsentieren. Heute Abend sind Rockabilly, Metal, Stoner Rock, Punks, Hardcore Fans anwesend und alle zusammen verein als Fans von Kvelertak. Die Leute werden laut, als die Band auf die Stage kommt und man merkt nicht mal, dass ein neuer unbekannter Song vom Album ‚Meir‘ zu Beginn gespielt wird. Da die Texte alle auf Norwegisch verfasst sind, wird von vielen einfach die Melodie mit dröhnendem Gebrüll mitgesungen. Sänger Erlend Hjelvik springt vom Graben mehrere Male in das Publikum und jodelt dabei ganz entspannt seine Texte weiter. Aber auch die anderen Mitglieder scheinen nicht fan-scheu zu sein und lassen sich gerne an der Absperrung blicken. Mit Hits von ihrem Debutalbum wie ‚Mjød‘ und ‚Fossegrim‘ kann him Luxor eine Party gestartet werden. Band und Leute sind begeistert und vergessen beim Feiern die Zeit, so dass einem 14 Songs in einem Set viel zu kurz vorkommen. Unter Jubel und Applaus, auch auf Band-Seite, werden Kvelertak in ihren verdienten Feierabend entlassen.
Mit gut der Hälfte des Sets von neuem Album wurden die Luxor-Besucher auf das neue Album heiß gemacht und warten bestimmt schon darauf, es sich diese Woche endlich zum Release kaufen zu können. Eine Ausnahme-Show einer Ausnahme-Band, die sich wirklich ihre Stellung in der Rockmusik verdient hat.