Wie der Name schon sagt: Die RECLAM Reihe “100 Seiten” versucht auf 100 Seiten Phänomene der Populärkultur zu beschreiben. Das können auch Schlagwörter sein wie Depression, Demokratie oder die Ereignisse des 11. September, aber spannend wird es mit Figuren wie James Bond und den Drei ???. Und dann sind da natürlich noch Bands und Künstler*innen, die im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. Aktuell erscheinen Bände zu den Ärzten, Reinhard Mey und Bruce Springsteen. Eine große Vielfalt wird also geboten.
Der Autor Marcus S. Kleiner, geb. 1973, ist Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Er hat zu zahlreichen popkulturellen Themen publiziert und tritt als Medienexperte regelmäßig in Fernsehen und Radio auf.
Hier liefert er eine sehr persönliche Annäherung an den Boss, erzählt von eigenen Erfahrungen und der Liebe zur Musik. Viele Themen spielen im Umfeld des Künstlers eine Rolle: Der amerikanische Traum, die soziale Ungerechtigkeit oder das Trauma 9/11. Im Gespräch mit Wolfgang Niedecken und Thees Uhlmann findet Kleiner heraus, welche Rolle Springsteen für die Musikerkollegen spielt. Und er zeigt die Vielseitigkeit eines Künstlers, der so viel mehr ist als ein Rockmusiker.
Das Büchlein ist schnell und gut lesbar. Kleiner hat einen flüssigen Stil und versteht es, die Leser bei der Stange zu halten. Viele Abbildungen lockern den Text auf und es gibt informative Beiträge, beispielsweise mit einer Auflistung der Studioalben und einer Kurzbeschreibung der jeweiligen Inhalte,
Besonderer Clou ist ein QR-Code, der zur passend zusammen gestellten Spotify- und YouTube-Video-Playlist führt. Jedes Kapitel endet mit einer “Musikpause” und man kann sich die entsprechenden Titel dort anhören.
Fans erfahren vielleicht nichts wirklich Neues, aber die Konzentration auf 100 Seiten Springsteen-Geschichte ist einfach ein feiner Zug. Vielleicht führt das auch dazu, dass moderne Musiklehrer Springsteen im Unterricht zum Thema machen. RECLAM hat ja mit günstigen Lektüren schon immer für die Allgemeinbildung gesorgt.
Nun ist nun auch das komplette Gespräch zwischen Bruce Springsteen und Eddie Vedder auf YouTube verfügbar! Bruce hatte Eddie auf seiner Farm in New Jersey zum Interview getroffen, um über Eddies neues Soloalbum „Earthling“ und musikalische Einflüsse und Vorbilder zu sprechen.
“The stuff that got put in my blender, it got started maybe with Jackson 5 when I was a kid”, erklärt Vedder. “And then Beatles as a kid and growing up and then the Who took over big time. And then, my friend … ” , führt er fort und gestikuliert dabei in Richtung Springsteen. “Ah, grazie”, erwidert dieser mit gespieltem Godfather-Lachen.
Schaut Euch hier das komplette Gespräch der beiden an:
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Eddie Vedders neues Soloalbum „Earthling“ ist am vergangenen Freitag bei Seattle Surf/Republic Records (Universal) erschienen (hier findet ihr unser Review).
“Renegades” war ursprünglich ein Podcast, in dem sich zwei Legenden über ihr Leben, ihre Musik und die ausdauernde Liebe zu Amerika austauschen. Zwei Männer im Gespräch. Das wäre nicht so besonders, wenn es sich nicht um solch bekannte und einflussreiche Persönlichkeiten handeln würde: nämlich Barack Obama, den 44. Präsidenten der USA, und Bruce Springsteen, einen der erfolgreichsten Rockmusiker aller Zeiten.
Abtrünnige – so lautet die Übersetzung des Titels. Und das ist äußerst passend. Zum einen ist da der in New Jersey geborene Musiker (von allen nur “The Boss” genannt) mit seinem Überhit “Born in the USA”, den ein selbst ernannter America-First-Nationalist wie Donald Trump gerne für sich nutzen würde, der aber in Wirklichkeit keineswegs patriotisch ist, sondern eine Abrechnung mit der Regierung und dem Vietnamkrieg darstellt. Und dann natürlich Obama, der erste dunkelhäutige Präsident mit familiären Wurzeln in Kenia und Europa. Zwei Männer, die die Welt verändert haben!
Der Podcast ist die eine Sache, doch viel mehr bewirkt man natürlich mit einem Buch, das enge Einblicke in die Freundschaft der beiden Männer gibt, in ihre Ideen und Gedankengänge. Die beiden erörtern alle möglichen Themen – über ihre Herkunft und die entscheidenden Momente ihres Lebens, über Familie und Vaterschaft bis hin zur polarisierenden Politik ihres Landes und der wachsenden Kluft zwischen dem amerikanischen Traum und der amerikanischen Realität.
Nach Vorworten der Protagonisten geht es direkt in die Vollen. Acht Kapitel behandeln die unwahrscheinliche Freundschaft der beiden und Themen wie “Die Story Amerikas” (was bedeutet es, Amerikaner zu sein?), “American Skin” (die Bedeutung von Hautfarben), “Eine furchtlose Liebe” (der wichtige Anker Familie) und “The Rising” (der Glaube an das amerikanische Versprechen).
Die Gespräche werden in Dialogform festgehalten und wirken damit überaus authentisch und lebendig. Ein großes Plus des Bildbandes sind allerdings die unzähligen großformatigen Bilder, die nicht nur die Erzählungen illustrieren, sondern darüber hinaus tiefe Einblicke in die Familien der Protagonisten geben und wichtige Wegbegleiter abbilden. Ganz stark wirken aber vor allem die Begegnungen der beiden, bei denen man die innige Verbundenheit und den großen gegenseitige Respekt visuell greifen kann.
Besser als in diesem 320seitigen Wälzer kann man die Gegenwart der amerikanischen Kultur nicht abbilden. Es wird geplaudert, aber der Gesprächsinhalt ist jederzeit hochpolitisch, philosophisch und geht sehr tief in die amerikanische Seele. So gibt es wichtige soziale Botschaften – und zugleich wird der Zusammenhang zwischen Kultur und den großen gesellschaftlichen Fragen deutlich.
Neben den Illustrationen und Gesprächen gibt es einige textliche Ergänzungen wie Obamas Trauerrede auf den Bürgerrechtler John Lewis (mit handschriftlichen Anmerkungen), Springsteens handschriftliche Notizen für den Podcast und eine bebilderte Diskographie des Musikers. Das Buch ist sehr schön aufgemacht und kommt in hochwertiger Ausstattung. Ein absolut unterhaltsames Vergnügen!
Nach seinem von der Kritik gefeierten und kommerziell erfolgreichen Album „Blues With Friends“ aus dem Jahr 2020 legt Dion mit „Stomping Ground“ ein neues Album vor, auf dem er erneut mit Musikgrößen zusammenarbeitet, mit denen ihn gegenseitige Bewunderung verbindet. „Stomping Ground“, das am 5. November erscheint, wurde von Wayne Hood zusammen mit Dion produziert und wird über Joe Bonamassa und Roy Weismans Label KTBA Records veröffentlicht. Das Album wird sowohl digital als auch auf CD und als Zwei-LP-Set erhältlich sein.
Die meisten Songs des Albums wurden von Dion und seinem Songwriting-Partner Mike Aquilina geschrieben. Zu den Gastkünstlern, die auf dem Album zu hören sind, gehören Boz Scaggs, Mark Knopfler, Eric Clapton, Peter Frampton, Patti Scialfa, Bruce Springsteen, Billy F Gibbons, Keb’ Mo’, Sonny Landreth, Joe Menza, Mike Menza, Marcia Ball, Jimmy Vivino, Rickie Lee Jones, Wayne Hood, Joe Bonamassa und G.E. Smith mit Pete Townshends Linernotes, die Dion als “erstaunlich” bezeichnet.
Dem Album ging letzten Monat die Veröffentlichung von “I’ve Got To Get To You” voraus, ein Stück, bei dem Boz Scaggs zusammen mit dem Vater-Sohn-Gitarrenteam Joe und Mike Menza zu hören ist. Diese Woche erscheint “Take It Back“, bei dem Dion von Joe Bonamassa unterstützt wird. Nächsten Monat (13.10.) wird “Angel In The Alleyway” mit Patti Scialfa (Gesang) und Bruce Springsteen (Gitarre und Mundharmonika) veröffentlicht.
Die umfangreichen Anmerkungen und Notes des Albums enthalten ein Intro von Dion, das die Philosophie hinter dem neuesten Werk des Rock and Roll Hall of Famers kurz und bündig zusammenfasst: “Als ich jung war, strebte ich immer nach Anerkennung und Bewunderung. Das waren meine Ziele. Aber als ich sie erreicht hatte, waren sie nicht wirklich zufriedenstellend. Als ich aufhörte, mich um all das zu kümmern, entdeckte ich grosse Freude darin entspannt mit Freunden Musik zu machen… Musik, die durch ihre Freude mehr Freunde für uns gewinnen würde. Mit Freunden Musik zu machen und durch die Musik Freunde zu finden: Ich kann mir kein besseres Leben vorstellen als dieses. Ich bin meinen Freunden, die Stomping Ground mit mir gemacht haben, sehr dankbar – und meinen neuen Freunden, die zuhören, auch.”
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Die Linernotes des Albums enthalten ein Vorwort von Pete Townshend, in dem es unter anderem heißt: “Dion ist wie ein kreisender Stern, der niemals verblasst, der die Energie und das Feuer erzeugt, das wir brauchen, um uns aufzurichten und neu zu beginnen. Dion ist ein Star, der genau weiß, wie man wieder anfängt und wie man weiter leuchtet. Alle paar Jahre schaut er auf seine Uhr. Verdammt! Lass uns ein Album machen. Passt auf. Dieses hier wird diese kleinen weißen Dinger in unseren Ohren direkt ins Gehirn blasen.“
Neben Townshends literarischem Beitrag liefert Dion eine Track-by-Track-Beschreibung aller 14 Stücke des Albums und das einzige, das nicht von ihm stammt, ist “Red House” von Jimi Hendrix, der zu einem Blues-Standard geworden ist. Auf „Stomping Ground“ wird Dion von Keb’ Mo’ bei diesem Track unterstützt. Dion bemerkt: “Wir hatten einen Riesenspaß beim Grooven von ‘Red House’. Ich fühle mich geehrt, ihn bei diesem Jimi Hendrix-Cover/Tribut dabei zu haben. Wir haben es so gut gemacht, wie wir konnten. Ich denke, Jimi würde es gutheißen!” Es ist erwähnenswert, dass die Nachfolgesingle von Dions Hit “Abraham, Martin and John” aus dem Jahr 1968 “Purple Haze” war, was die Verbindung zwischen Dion und dem Vermächtnis von Jimi Hendrix noch unterstreicht.
Es gibt noch mehr Neuigkeiten über Dion. „The Wanderer“, ein Musical, das auf dem Leben und der Musik von Dion basiert, wird am 24. März 2022 im Paper Mill Playhouse in Millburn, NJ, seine Weltpremiere vor dem Broadway feiern. Michael Wartella (Wicked) spielt die Rolle des Dion, neben Christy Altomare (Anastasia) als Susan, Dions Frau. Original New Kids on the Block-Mitglied Joey McIntyre (Waitress) spielt Johnny, Dions besten Freund. „The Wanderer“ wurde von Charles Messina (A Room of My Own) geschrieben, von Kenneth Ferrone (Cruel Intentions) inszeniert und von Sarah O’Gleby choreographiert. Der Tony-Preisträger Beowulf Boritt ist der Bühnenbildner. The Wanderer wird vom Paper Mill Playhouse in Zusammenarbeit mit Jill Menza und Charles Messina produziert.
Side A
Take It Back with Joe Bonamassa
Hey Diddle Diddle with G.E. Smith
Dancing Girl with Mark Knopfler
If You Wanna Rock ‘n’ Roll with Eric Clapton
Side B
There Was A Time with Peter Frampton
Cryin’ Shame with Sonny Landreth
The Night Is Young with Joe Menza and Wayne Hood
Side C
That’s What The Doctor Said with Steve Conn
My Stomping Ground with Billy F Gibbons
Angel In the Alleyways with Patti Scialfa and Bruce Springsteen
Side D
I’ve Got To Get To You with Boz Scaggs, Joe Menza and Mike Menza
Red House with Keb’ Mo’
I Got My Eyes On You Baby with Marcia Ball and Jimmy Vivino
I’ve Been Watching with Rickie Lee Jones and Wayne Hood
Seit vier Wochen hält sich das Album „Letter To You“ von Bruce Springsteen aktuell in den Top 5 der deutschen Albumcharts und auch international schreibt er Chart-Geschichte: Er ist der erste Künstler, der in 6 Jahrzehnten ein Top5 Album vorweisen kann. Hier findet ihr unser Review.
Diese Woche hat Bruce Springsteen wieder News parat und veröffentlicht unter anderem ein Video zu „The Power Of Prayer“. Darüber hinaus steht jetzt schon fest, dass Springsteen am 12.12. bei Saturday Night Live gemeinsam mit der E Street Band auftreten wird. Das wird höchstwahrscheinlich der einzige TV Auftritt dieses Jahres. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Bruce Springsteens einzigartige Karriere erstreckt sich mittlerweile über mehr als vierzig Jahre, angefangen mit dem 1973 erschienenen Album „Greetings From Asbury Park, NJ”. Seitdem hat der Boss achtzehn weitere Alben veröffentlicht, mal solo, mal zusammen mit der E Street Band. Dabei ist er stets der gleiche hemdsärmelige Kumpeltyp geblieben, der den Träumen, Sehnsüchten und stillen Triumphen des “kleinen Mannes” eine Stimme gibt und nicht aufhört, den Mächtigen dieser Welt seine Meinung mitzuteilen. Trotz seines immensen Erfolges wirkt der seit kurzem 71-Jährige noch immer bodenständig und authentisch.
Im Juni 2019 beendete Springsteen mit „Western Stars“ eine fünfjährige schöpferische Pause. Das vorhergehende Album „High Hopes“ von 2014 war zugleich sein bisher letztes mit der E Street Band, welches jedoch nur ältere Stücke enthielt, die bei den Produktionen der Vorgängeralben übriggeblieben waren. Danach sah man ihn noch im Rahmen der „The River“-Tour 2016 gemeinsam mit Nils Lofgren, Steven Van Zandt, Garry W. Tallent, Roy Bittan, Max Weinberg und seiner Frau Patti Scialfa auf der Bühne. Das war’s. Gerüchte um eine erneute Zusammenarbeit hielten sich seitdem hartnäckig.
Als im September mit „Ghosts“ plötzlich ein neuer Song auftauchte, erhielten die Gerüchte weitere Nahrung. Besonders weil Springsteen „Ghosts“ in einem Interview als Ausdruck einer besonderen musikalischen Magie beschrieb: „Diese Magie, diesen Soul, dieses Herzblut spüren wir gemeinsam in der E Street Band.“ Kurz darauf wurde die Gerüchteküche endgültig geschlossen. Sony Music kündigte die Veröffentlichung von „Letter To You“ für Ende Oktober an. Zusammen mit der E Street Band (verstärkt durch Charlie Giordano und Jake Clemons) hatte Springsteen das Album in nur fünf Tagen in seinem Home Studio in New Yersey eingespielt. Es enthält zwölf neue Songs. Wobei es bei genauerer Betrachtung eigentlich nur neun neue Songs sind, denn drei Stücke sind Neu-Aufnahmen von bislang unveröffentlichten Kompositionen aus den Siebziger Jahren. Begleitet wird „Letter To You“ von einer Dokumentation auf Apple TV, die einen Blick hinter die Kulissen dieses kreativen Prozesses erlaubt.
Erstes Ergebnis ist der Opener „One Minute You’re Here”, ein leiser und emotional intensiver Einstieg. Springsteens Gesang umarmt den Hörer wie eine weiche Decke. Stimmlich hat er nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Der Titelsong „Letter To You” rockt dann in bester Springsteen-Manier los. Die E Street Band zeigt erstmals ihr ganzes Können und Max Weinberg hält den Song mit seinem Schlagzeug zusammen. Das folgende „Burnin’ Train” schließt da nahtlos an und klingt tatsächlich wie ein Zug, der unter Volldampf durch eine Landschaft aus Blues und Rock stampft, mit Nils Lofgren und seiner Gitarre im Führerhaus.
„Janey Needs A Shooter” ist die erste der drei bereits erwähnten Altkompositionen. Das Stück wirkt im Vergleich eher schwermütig, allerdings im positiven Sinne und hätte nicht nur wegen des typischen Mundharmonika-Parts bestens auf „Born To Run“ von 1975 gepasst. Wo wir gerade dabei sind: Das mit über sechs Minuten fast schon epische „Song For Orphans” haut in die gleiche Kerbe. Der dritte „Oldie“ im Bunde, „If I Was The Priest”, fügt sich ebenso nahtlos in die Reihe auf „Letter To You“ ein, was den Schluss zulässt, dass sich Springsteen im Jahr 2020 wieder mehr seiner musikalischen Wurzeln besonnen hat. Und das ist gut so.
Demgegenüber steht das ausgelassen durch die Luft tanzende „Last Man Standing”, bei dem Jake Clemons zeigen darf, was er von seinem 2011 verstorbenen Onkel Clarence gelernt hat. Auch „The Power Of Prayer” präsentiert Springsteen und die E Street Band in Hochform. Das Zusammenspiel von Saxophon, Gitarre, Schlagzeug und Klavier zaubert auch Stunden später noch ein Dauergrinsen ins Gesicht. „House Of A Thousand Guitars” verlässt sich zunächst ganz auf Springsteens Stimme und Roy Bittan’s Piano, bevor der Rest der Band einsetzt und den Song auf eine Ebene mit den Stücken von „Born In The U.S.A.“ erhebt. Dazu passt auch „Ghosts”, das von der Freude handelt, in einer Band zu spielen, was man dem Song deutlich anhört. Das Stück dürfte auf der nächsten Stadion-Tour ein Mitklatsch- und Mitsing-Favorit sein. Zu „Ghosts“ gibt es übrigens auch ein Video mit Ausschnitten aus den Recording Sessions in Springsteens Home Studio sowie Videosequenzen aus seinen Anfangstagen, u.a. mit seiner ersten Band The Castilles zu Beginn der 70er Jahre. Bleiben noch „Rainmaker”, das mit einem klagenden Gesang glänzt und „I’ll See You In My Dreams” als gutgelaunter Abschluss, der Springsteen nochmal in seiner ganzen Vitalität und Frische zeigt. Altes Eisen klingt eindeutig anders.
Bruce Springsteen hat die Produktion von „Letter To You“ im Nachhinein als eines der größten Aufnahmeerlebnisse bezeichnet, die er je hatte. Das will was heißen bei einem Mann, der sich schon zwanzig Grammys, einen Oscar und einen Tony Award an sein Revers heften durfte und der 1999 in die „Rock And Roll Hall Of Fame“ aufgenommen wurde. Vielleicht liegt es auch daran, dass er sich in den neuen Songs weniger politischen und gesellschaftlichen Themen widmet, von denen es zur Zeit ja mehr als genug gäbe. „Letter To You“ ist vielmehr als ein Blick in den Spiegel zu verstehen. Bruce Springsteen schreibt die Briefe darauf gewissermaßen an sich selbst. Und so klingt das Album dann auch: Mal nachdenklich und sentimental, mal befreit und enthusiastisch. Eben eines voller Magie, Soul und Herzblut.
Mit „Ghosts“ erscheint heute nach „Letter To You“ die zweite Single aus dem gleichnamigen Album von Bruce Springsteen, welches am 23. Oktober in die Läden kommen wird. Zu „Ghosts“ wird auch ein Video mit Ausschnitten aus den recording sessions in Springsteens Homestudio sowie Videosequenzen aus den frühen Tagen Springsteens (u.a. mit seiner ersten Band The Castilles Anfang der 70er Jahre) veröffentlicht. Dieses Video entstand unter der Regie von Thom Zimny, Springsteens langjährigem Video-Regisseur.
„‚Ghosts‘ handelt von der Freude, in einer Band zu spielen“, so Springsteen, „aber gleichzeitig auch von dem Schmerz, wenn man Freunde durch Krankheit und Tod verliert. ‚Ghosts‘ handelt von der Magie der Musik, einer Magie, die niemand besitzt, die man nur gemeinsam mit Anderen entdecken und erfahren kann. Diese Magie, diesen Soul, dieses Herzblut spüren wir gemeinsam in der E Street Band.“
„Letter To You“ ist das 20. Studioalbum von Springsteen und sein erster Auftritt mit der E Street Band seit der The River 2016-Tournee. Das Album wurde von Ron Aniello mit Bruce Springsteen produziert, von Bob Clearmountain gemischt und von Bob Ludwig gemastert.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Im Juni 2019 beendete Bruce Springsteen mit dem weltweiten Nummer-Eins-Album „Western Stars“ eine fünfjährige (Studioalbum-)Veröffentlichungspause, nun legt der legendäre Sänger, Songwriter und Musiker mit „Letter ToYou“ ein neues Rock-Album vor, das er zusammen mit der E Street Band einspielte. Die Aufnahmen entstanden in seinem Home Studio in New Jersey. Der zwölf Songs umfassende Longplayer ist das 20. Studioalbum seiner Karriere.
„Ich liebe die Emotionalität von ‚Letter ToYou‘“, sagt Springsteen. „Und ich liebe den Sound der E Street Band, die komplett live im Studio spielt, so wie wir es noch nie zuvor gemacht haben, ganz ohne Overdubs. Wir haben das Album in nur fünf Tagen gemacht und es stellte sich als eines der größten Aufnahmeerlebnisse heraus, die ich je hatte.“
„Letter ToYou” enthält neun neue Springsteen-Songs, dazu Neu-Aufnahmen von drei legendären, jedoch zuvor unveröffentlichten Kompositionen aus den Siebzigerjahren: „Janey Needs A Shooter”, „If I Was The Priest” und „Song ForOrphans“. Als Musiker waren Roy Bittan, Nils Lofgren, Patti Scialfa, Garry Tallent, Stevie Van Zandt, Max Weinberg, Charlie Giordano und Jake Clemons mit dabei. Das Album wurde von Ron Aniello zusammen mit Bruce Springsteen produziert und von Bob Clearmountain gemischt, das Mastering übernahm Bob Ludwig. „Letter ToYou“ ist Springsteens erste gemeinsame Performance mit der E Street Band seit der „The River“-Tour im Jahr 2016, die von Billboard und Pollstar als „Top Global Tour“ ausgezeichnet wurde.
Bruce Springsteens Karriere als Recording Artist erstreckt sich über mehr als vierzig Jahre, angefangen mit dem 1973 erschienenen Album „Greetingsfrom Asbury Park, NJ”. Er wurde mit zwanzig Grammys, einem Oscar und einem Tony Award ausgezeichnet und in die „Rock and Roll Hall ofFame“ aufgenommen. Er erhielt eine Ehrung des Kennedy Centers und wurde 2013 von MusiCares zur „Person Of The Year“ gekürt. Springsteens Memoiren „Born To Run“ (Simon & Schuster, in Deutschland bei Heyne/Random House) und sein Begleitalbum „Chapter And Verse“ erschienen im September 2016 und er wurde im November 2016 mit der „PresidentialMedalOf Freedom“ ausgezeichnet. Seine historische, 236 Auftritte umfassende Serie von „Springsteen On Broadway“-Shows im Walter Kerr Theatre von Jujamcyn zwischen Oktober 2017 und Dezember 2018 brachten ein begleitendes Soundtrack-Album und ein Netflix-Special hervor. Im Jahr 2019 veröffentlichte Springsteen mit „Western Stars“ sein erstes Studioalbum seit fünf Jahren, und zusammen mit dem langjährigen Regie-Partner Thom Zimny war er Co-Regisseur des Feature Films „Western Stars“, einem Spielfilm, der via Warner Bros. veröffentlicht wurde.
TRACKLISTING:
„Letter To You”–Tracklist:
01. „One Minute You’re Here”
02. „Letter To You”
03. „Burnin’ Train”
04. „Janey Needs A Shooter”
05. „Last Man Standing”
06. „The Power Of Prayer”
07. „House Of A Thousand Guitars”
08. „Rainmaker”
09. „If I Was The Priest”
10. „Ghosts”
11. „Song For Orphans”
12. „I’ll See You In My Dreams”
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Dion weiß, wie man singt und er weiß genau, wie man diese Blues-Songs richtigerschafft. Er hat ein paar Freunde zur Hand, die ihm helfen, einige echte Koryphäen. Aber am Ende ist es Dion allein und seine meisterhafte Stimme, die einen immer wieder zurückkehren lassen, um diese Blues-Songs mit ihm zu teilen. (- Auszug aus Bob Dylans Liner Notes für „Blues With Friends“)
Dions „Blues With Friends“ CD repräsentiert die Erfüllung einer lebenslangen Vision. Der Fokus liegt natürlich auf dem Blues, einem Genre und einer Ausdrucksweise, mit der Dion mehr als nur eine vorübergehende Vertrautheit hat. Seit genau so vielen Jahrzehnten, wie er gesungen und aufgenommen hat, singt und nimmt er Blues-Songs auf. Er weist schnell darauf hin, wie dauerhaft diese kreative Beziehung war: „Der Blues ist seit den frühen 1960er Jahren das Herzstück meiner Musik. “The Wanderer” ist ein Zwölftakt-Blues, und ich habe in meinen frühen Jahren bei Columbia Willie Dixon und Jimmy Reed gecovert- sehr zum Entsetzen meiner Lehrmeister.”
Lou Reed hatte Dion vor mehr als dreißig Jahren in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und in dieser Nacht erhob sich der normalerweise stillschweigende Reed: „Und dann war da noch Dion – dessen Stimme anders war als jede andere, die ich zuvor gehört hatte – eine Stimme, die für sich allein stand, bemerkenswert und unverkennbar aus New York. Bronx Seele.”
Als einer der wenigen Rock’n’Roller der ersten Generation, die immer noch ernsthaft neue Ausdrucksmöglichkeiten verfolgen, ist Dions Bronx-Seele auf diesem neuen Album, einem Full-Tilt-Blues-Angebot, sehr deutlich zu erkennen. Die darin enthaltenen Blues-Songs sind weder “Cover” noch Dions Versionen von Blues-Standards. Die meisten Tracks könnten in der Tat als neue Original-Blues-Klassiker angesehen werden, die Dion als “in meinem Kopf angefangen” bezeichnet. Er kam mit der Musik und den Worten für zwölf von ihnen und beendete diese mit dem Co-Autor Mike Aquilina. Die beiden Ausnahmen sind “Hymn To Him”, die Dion mit Bill Tuohy und “Kickin ‘Child” mit Buddy Lucas schrieb.
Dions Songwriting-Qualitäten wurden von einem Kader großartiger Spieler unterstützt, die alle die Chance wahrnahmen, mit einer Musiklegende zusammenzuarbeiten, an die jeder heldenhaft denkt. Dion erinnert sich an den Anstoß des Albums: “Ich wollte kein Album mit nur zwölf Takten und Triplets. Ich wollte ein Album mit Songs, die stark und unvergesslich sind und Geschichten erzählen, die es wert sind, erzählt zu werden. “
Um diese Geschichten zu erzählen, rekrutierte Dion Hilfe von einigen bemerkenswerten Freunden und Bewunderern. Er dachte: “Ich musste die besten lebenden Gitarristen und Musiker zusammenbringen und sie aus jeder Generation, jeder Variation des Blues auswählen.” Und genau das hat er getan und sich mit denen umgeben, die den Bluesgeist so spüren wie er.
Zu den Gästen des Albums zählen die Creme der Blues-verwurzelten Slinger der zeitgenössischen Szene, darunter Jeff Beck, Billy Gibbons, Joe Bonamassa, Brian Setzer, Sonny Landreth, Samantha Fish, John Hammond Jr., Joe Louis Walker, Rory Block, Jimmy und Jerry Vivino. Vintage-Gitarrenguru Joe Menza sowie Stevie Van Zandt, Patti Scialfa, Bruce Springsteen, Van Morrison und Paul Simon. Ja, das ist eine Menge Starpower, aber jeder hat nicht wegen seiner Markenattraktivität teilgenommen, sondern wegen dem, was jeder musikalisch einzigartig hinzufügen könnte. Das Ergebnis spiegelt eher eine nuancierte Hingabe an den Blues wider als eine Darstellung individueller Virtuosität.
Für diesen musikalischen Ausflug arbeitete Dion mit dem Produzenten Wayne Hood zusammen, in dessen Studio in Florida die Grundtitel aufgenommen wurden. „Vom ersten Tag an war ich zu Hause. Wir verstanden uns wie Brüder auf einer Mission. Wir haben die gleiche Vision und den gleichen Ton aufgenommen und los gings.“ Ende 2019 und im ersten Teil von 2020 nahm das Album Gestalt an. Dion hatte die Songs und die Kollaborateure begannen sich zusammen zu finden. Wie Dion erzählt, lieferte er den ersten Titel des Albums, “Blues Comin ‘On”, an Joe Bonamassa. Er bemerkte: “Es ist interessant, wie sich ein Lied entwickelt. Für mich beginnt es normalerweise mit ein paar Worten. In diesem Fall wollte ich diese Worte singen, also schrieb ich ein Lied um sie herum. Joe Bonamassa ist ein Monster und hat das Lied auf eine ganz neue Ebene gebracht.” Joe war der erste von vielen Mitverschwörern von Dions „Blues With Friends“.
Dion, der No-Nonsense-Weise, war genau das, was „Blues With Friends“ zu einem Projekt für die Ewigkeit macht: „Großartige Songs, großartige Gitarristen. Was brauchst du mehr? ” fragt er.
„Blues With Friends“ wurde am 5. Juni über Keeping The Blues Alive Records veröffentlicht, ein neues Label, das von Joe Bonamassa und seinem Manager Roy Weisman ins Leben gerufen wurde und ein Ableger der Keeping The Blues Alive Foundation ist, Bonamassas gemeinnütziger Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat die reiche Kultur und Geschichte des Blues zu bewahren. Ziel des Labels ist es, eine Plattform für musikalische Talente in der Blues- und Blues-Rock-basierten Musik zu schaffen und die Karrieren außergewöhnlicher musikalischer Talente zu fördern. 10% aller Gewinne des Labels werden an den gemeinnützigen Verein gespendet, um die Musikausbildung für bedürftige Schüler und Schulen zu fördern. Dem Album ging eine gestaffelte Veröffentlichung von Album-Singles voraus.
Hier die aktuellste YouTube-VÖ mit Brian Setzer und weitere Highlights:
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Diesmal geht es um die Musik von Bruce Springsteen. Damit folgt “Blinded By The Light” der Tradition von Filmen wie “Bohemian Rhapsody”, “Rocketman” und “Yesterday”, die momentan voll im Trend sind: Stets steht die Musik eines einzelnen Künstlers bzw. einer Band im Vordergrund des Filmgeschehens, wenn auch die Herangehensweise jeweils grundverschieden ist. Ob Pseudodokumentation oder Rahmenhandlung mit fantastischen Elementen – immer spielt die Musik eine herausragende Rolle, wenn nicht gar die eigentliche Hauptrolle.
Auch “Blinded By The Light” haut in diese Kerbe, wenn auch nicht die Person Bruce Springsteen im Vordergrund steht, sondern die Bedeutung, die seine Musik für einen Menschen haben kann. Filmstart ist am 22. August. Ich habe den Film also noch nicht gesehen, aber den Soundtrack finde ich schon sehr überzeugend.
Zur Handlung: Der von New Line Cinema produzierte Film basiert auf einer wahren Geschichte, die Sarfraz Manzoor in seinem Buch „Greetings from Bury Park: Race, Religion and Rock ‘N’ Roll“ beschrieben hat. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, in der Javed (gespielt von Viveik Kalra), ein britischer Teenager mit pakistanischen Wurzeln, die Hauptrolle spielt. Der Film von Regisseurin Gurinder Chadha spielt im Jahr 1987 in der englischen Stadt Luton. Javeds Leben wird komplett umgekrempelt, als er in einer Zeit von ethnisch und wirtschaftlich motivierten Unruhen erstmals mit der Musik von Bruce Springsteen in Kontakt kommt.
“Als lebenslanger Fan von Bruce bin ich überglücklich darüber, dass das Publikum von Springsteen-Songs durch den Film begleitet wird. Dazu kommen noch weitere, teils sehr persönliche Songs – angefangen bei dem Lieblingssong meines Vaters bis hin zu einer Britischen Banghra-Hymne”, sagt Regisseurin Chadha. “Als wir aufwuchsen, konnten weder Sarfraz noch ich uns jemals ein Universum vorstellen, in dem ein Soundtrack-Album existiert, auf dem alle Songs versammelt sind, die unsere Leben widerspiegeln.”
Der Soundtrack beinhaltet komplette Songs und einige kurze gesprochene Filmschnipsel. Zu Beginn muss man sich durch “It’s A Sin” und “The Sun Always Shines On TV” durchquälen, die im Film vermutlich den Zeitgeist einfangen, dann aber geht es umgehen los mit dem Boss. Di Zusammenstellung vereint zwölf Songs aus dem Oeuvre von Bruce Springsteen, darunter einige seiner größten Hits wie “Born To Run”, “Dancing In The Dark” oder “Hungry Heart”. Dazu kommen bisher unveröffentlichte Titel wie die Studioversion von “I’ll Stand By You”. Auch zwei rare Konzertmitschnitte von Springsteen sind zu finden: der Klassiker “The River” (aufgenommen am 2. September 1979 auf dem No Nukes-Konzert im New Yorker Madison Square Garden) und die akustische Solo-Version von “The Promised Land” (aus dem “Concert for Valor” in der Washingtoner National Mall am 11. November 2014).
Den Titelsong kennt man vor allem in der Fassung von Manfred Mann’s Earth Band (ebenso wie “Because The Night” aus dem Munde von Patti Smith), doch die hier enthaltenen Versionen von Bruce entfalten ihre ganze Stärke und es bleibt zu hoffen, dass der Film genauso außergewöhnlich und atmosphärisch ist, wie diese Zusammenstellung.
Die Reihe “The Story Behind…” erscheint bereits seit 2016 und aktuell liegt mir die vierte Ausgabe zur Review vor, die am 29.10.2018 erschienen ist. Das Konzept ist denkbar einfach: Autor Thomas Steinberg nimmt sich bekannte Hits der Musikgeschichte vor und erzählt die Geschichte, die ihnen zugrunde liegt.
Für Volume 4 wurden die 70er Jahre als Thema gewählt. Da passt es auch hervorragend, dass Udo Lindenberg das Vorwort des gut 200seitigen Bands schrieb. Auch Herausgeber Stephan Fennel steuert ein Essay bei, das den Glam-Rock der Seventies behandelt.
In erster Linie ist das Buch eine gelungene Bestandsaufnahme wichtiger Songs, die den Sound der 70er ausmachten. Da ist natürlich Lindenbergs “Andrea Doria” – und die Heroen des Jahrzehnts kommen mit ihren wichtigsten Titeln zu Wort. Ich nenne nur Deep Purples “Child In Time”, Springsteens “Born To Run” und Pink Floyds “Comfortably Numb”.
Autor Thomas Steinberg ist Jahrgang 1962 und kann seine profunden Kenntnisse und vor allem seine Liebe zu diesem Jahrzehnt nicht verleugnen. Der bekannte Radiomoderator begann 1978 als Journalist in diversen Tageszeitungen und Musikmagazinen. Die meisten Storys hat er aus den vielen Hintergrund-Interviews erfahren, die er im Verlauf seiner Karriere geführt hat.
Steinbergs lockerer und flüssiger Schreibstil macht das Buch zum Genuss. Anfangs blätterte ich nach den Songs, die mich besonders interessierten. Doch mit der Zeit macht es durchaus Freude, das Buch im Gesamten zu lesen und auch die übrigen Geschichten zu entdecken.
Zum Reinhören verweist das Buch übrigens auf eine Spotify-Playlist. Man muss mit der Zeit gehen!
“The Searcher” ist eine neue dreistündige Dokumentation zum Phänomen Elvis Presley, die am 14. April 2018 beim US-Sender HBO erstmals gezeigt wird. Gut eine Woche zuvor erscheint der Soundtrack dazu auf drei CDs bei RCA/Sony Music. Die Dokumentation, die unter der Regie des Emmy- und Grammy-Preisträgers Thom Zimny entstand, soll seltenes Bild- und Tonmaterial enthalten. Wer vorab schon den Soundtrack hört, bekommt einen kleinen Eindruck davon.
Im Film sind 18 Elvis-Presley-Hits versammelt. Dazu kommen seltene alternative Versionen von Songs, die Elvis Presleys künstlerischen Werdegang illustrieren, mit dem sich Zimny in seiner dreistündigen Dokumentation beschäftigt. Der Zuschauer erlebt die Entwicklung des King of Rock’n’Roll, angefangen bei seinen Blues- und Country-Wurzeln, über seine wegweisenden Beiträge zur modernen Popkultur, bis hin zu den Aufnahmesessions des Jahres 1976 in seinem “Jungle Room” in Graceland.
Das drei CDs umfassende Deluxe-Boxset präsentiert neben den 18 Songs des Films 37 weitere Elvis-Titel und Ausschnitte aus der instrumentalen Filmmusik. Diese Scoremusik wurde von Pearl Jam-Gitarrist Mike McCready komponiert. Weitere Highlights des Boxsets: “Wooden Heart” in einer Interpretation von Tom Petty and the Heartbreakers und die Musik, die Elvis inspirierte, wie R&B- und Country-Klassiker oder der Titel “Home Sweet Home”, gesungen von Elvis’ Mutter Gladys Presley.
Die Box ist sehr schön im Vinyl-Single-Format aufgemacht und enthält ein aufklappbares Digipack im Schuber. Ein separates 40-seitiges Softcover-Booklet mit seltenen Fotos, Liner Notes von Warren Zanes und einem Grußwort des Regisseurs Thom Zimny runden das Package ab. Fans dürfen sich über aussagekräftige Fotos aus allen Epochen des King freuen.
Zimny schreibt in seinem Text: “Von Anfang an wusste ich, wie sich der Soundtrack anhören muss. Ich machte nicht einfach einen Film, sondern dachte natürlich auch darüber nach, welche Songs ich den Zuschauern präsentieren würde. Sie sollten meine Erfahrungen, die ich mit dem Künstler und seiner Musik gemacht habe, teilen. Dankenswerterweise gaben unsere Freunde bei Sony mir und dem Searcher-Team die Chance, diese einmalige Kollektion zusammenzustellen, die für mich untrennbar mit der Dokumentation verbunden ist.”
Musikjournalist Warren Zanes beschreibt die Songauswahl in seinen Liner Notes so: “Es handelt sich nicht um ein ‘Best of Elvis’, sondern um ein Künstlerporträt, dessen Puzzleteile sich Song für Song zusammenfügen. Und dabei spürt man, wie dieser Künstler sich konsequent und mutig seinen Darbietungen hingab, als könnte er so einen fehlenden Teil seines Selbst entdecken. Die Wahrheit, die aus seiner Stimme sprach, war die eines Suchenden. Er ging diesen Weg und sammelte dabei ein Oeuvre an Songs an, das sich aus der unendlichen Vielfalt amerikanischer Musik speiste.”
Bruce Springsteen, der in der Dokumentation zu Wort kommt, hält Elvis für eine Ausnahmeerscheinung im Pantheon der Musik. „Es gibt eine Kategorie von Künstlern, die im Bann ihrer Genialität gefangen sind, ohne Ahnung davon zu haben, wohin ihre Reise geht. Sie wissen eigentlich nicht einmal genau, was sie tun, bis zu dem Moment, in dem die Musik einsetzt. Sie sind dort draußen im unbekannten Grenzland – an einem unverdorbenen und aufregenden Ort.”
Das Schlusswort gebührt Tom Petty, der über den King sagte: “Er war ein Licht für uns alle. Wir sind ihm etwas schuldig, denn er stieg als erster in den Ring. Als er auftauchte, gab es keine ausgetretenen Pfade, auf denen er gehen konnte. Er musste sich selbst einen Weg bahnen. Wir sollten nicht den Fehler machen, einen großen Künstler nur wegen des ganzen Tamtams, das später um ihn gemacht wurde, einfach abzuschreiben. Wir dürfen eines nie vergessen: was er schuf, ist wunderbar und unvergänglich – es ist einfach großartige Musik!”
1995 ist „Born In The USA“ elf Jahre alt und das aktuelle Werk trägt den Titel „The Ghost Of Tom Joad“. The Boss ist live immer noch der Größte, aber hitparadenlastig längst nicht mehr so präsent wie noch in den 80er Jahren. Das stört aber weder Fans noch Radiomacher.
Hier wird uns ein live Radiokonzert vom 09.12.1995 aus dem Tower Theater in Philadelphia beschert. Es enthält unter anderem als Opener den Titelsong des aktuellen Albums, den All-time-Favoriten „Born In The USA“ in einer melancholischen Country-Folk-Version und das wundervolle „Streets Of Philadelphia“.
Man hört ein klangvolles Gitarrenspiel des Meisters und auch seine Vocals kommen deutlich aus den Boxen. So wünscht man sich manches Bootleg in der Sammlung. Die Radio-Konzertlänge wird durch gut 30 Minuten Interview-Schnipsel aufgefüllt. Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen (hört man sich ohnehin nur einmal an), ist aber eine nette Geschichte, um die Kapazitäten der CD Länge zu erschöpfen.
Bruce Springsteen hat gestern auf http://brucespringsteen.net/ einen neuen Kurzfilm zum Song “Hunter Of Invisible Game” seines Albums “High Hopes” präsentiert. Der von Thom Zimny und Bruce Springsteen inszenierte Film ist ein Dankeschön an alle Freunde und Fans, die so zahlreich zu den Konzerten der umfangreichen Welttourneen der letzten zwei Jahre kamen.
Dazu gibt es diese Nachricht von Bruce Springsteen:
Ein großes Dankschön an all unsere Freunde und Fans, die uns bei der ‚High Hopes‘ Welttournee unterstützt haben. Die Shows in Südafrika und Australien/Neuseeland waren ganz besondere Highlights, aber ein spezieller Dank geht an all unsere amerikanischen Fans, die zu unseren Konzerten in der Heimat gekommen sind.
Die letzten zwei Jahre und die nahezu 170 Shows haben mein Leben verändert. Dank euch konnten wir uns ganz der transformativen Kraft des Rock’n‘Roll widmen. Ihr habt uns geholfen, eine neue und wiederbelebte E Street Band ins Leben zu rufen. Wir gehen jetzt in diese Pause mit einem Gefühl von Freude, neu gesteckten Zielen und erfüllt von dem Spirit, euch auch in der Zukunft von unserer besten Seite zu zeigen. Wir haben immer noch ein paar Überraschungen für euch auf Lager.
Seit fast einem Jahr sprachen Thom Zimny und ich darüber, einen Kurzfilm zu ‚Hunter Of Invisible Game‘ zu drehen. Wir haben’s endlich geschaft, und wir denken, es ist einer unserer besten geworden. Danke Thom für deine harte und brüderliche Zusammenarbeit! Du und deine Crew haben es einfach drauf. An euch alle da draußen in der E Street Nation, wir hoffen es gefällt euch! ‚See ya up the road!’ -Bruce
Wenn Bruce Springsteen ein neues Album ankündigt, dann hält die Welt den Atem an. Zumindest soweit sie sich für Musik interessiert. Sein letzter Output “Wrecking Ball” eroberte vor zwei Jahren den ersten Platz der deutschen, britischen und US-amerikanischen Charts und selbst vier Jahrzehnte nach seinem Debüt mit “Greetings From Asbury Park, N.J.” nimmt man dem Mann aus New Yersey seine hemdsärmelige Kumpelattitüde immer noch ab. Bis heute ist der Boss eine absolute Live-Institution geblieben (das längste Konzert der Bandgeschichte fand im vergangenen Jahr in Helsinki statt und dauerte stolze 4 Stunden und 6 Minuten) und die erst kürzlich veröffentlichte Doku “Springsteen & I” war der eindrucksvolle Beweis dafür, welche besondere Beziehung nach wie vor zwischen ihm und seinen Fans herrscht.
Die Aufnahmen zu seinem mittlerweile 18. Studioalbum “High Hopes” fanden in New Jersey, Los Angeles, Atlanta, Australien und New York City in verschiedenen Konstellationen statt. So arbeitete Springsteen u.a. mit Mitgliedern der E Street Band, Gitarrist Tom Morello (Rage Against The Machine, Audioslave), sowie zahlreichen weiteren Musikern zusammen. Vier der zwölf Stücke wurden von Brendan O’Brien produziert, der Rest von Ron Aniello als Co-Produzenten sowie Bruce Springsteen himself. Besonders Morello, der im März 2013 anlässlich der Springsteen-Australientour zur E Street Band stieß und den Part von Steven Van Zandt übernahm, gab dem Projekt laut Springsteen “den Push auf das nächste Level”. Er bezeichnet ihn sogar als “meine Muse”, worüber Van Zandt sicherlich als Letzter lachen dürfte. So kommt es, dass Morello nicht nur als Gitarrist auf “High Hopes” zu hören ist, sondern bei der Neu-Version von “The Ghost Of Tom Joad” auch als Springsteens Duett-Partner. Die 2008 und 2011 verstorbenen Mitglieder der E Street Band, Danny Federici und Clarence Clemons, sind ebenfalls auf einigen Songs vertreten.
Der Start in “High Hopes” fällt mit dem Titelsong (im Original übrigens von Tim Scott McConnell) sehr vielversprechend aus. Nach verhaltenem Beginn entwickelt sich daraus ein fröhlicher Midtempo-Blues mit einer dominant-schönen Bläser-Section und Tom Morello, der ein “Shaft”-Thema beisteuert. Auch “Harry’s Place” weiß zu fesseln. Musikalisch ist das Stück zwar im “Miami Vice”-Zeitalter zu verorten, aber dass Springsteen hier mehr spricht als singt, verleiht ihm eine durchaus hypnotische Wirkung. Mit “American Skin (41 Shots)” bleibt es eindringlich. Bereits im Jahr 2000 thematisierte Springsteen damit den Fall des Schwarzen Amadou Diallo, der im Jahr zuvor Opfer eines Zwischenfalls mit der New Yorker Polizei geworden war. Vier weiße Polizisten hatten bei einer nächtlichen Polizeikontrolle 41 Schüsse auf ihn abgegeben, von denen ihn 19 trafen und töteten. Anschließend fällt die Spannungskurve jedoch erstmal rapide ab.
Aus “Just Like Fire Would” von The Saints, einer australischen Punkband, ist ein typischer Springsteen-Track mit ein bißchen begleitendem Bombast geworden. Gleiches gilt für “Frankie Fell In Love” – nur ohne Bombast. “Heaven’s Wall” hat zumindest einen netten Gospel-Touch und mit der sich endlos wiederholenden Textzeile “Raise Your Hand” ein stadionkompatibles Mantra zu bieten. Einzig “Down In The Hole” sticht aus dem Mittelteil des Albums heraus und lässt Erinnerungen an “I’m On Fire” wach werden. Springsteen versucht hier erst durch ein Telefon zu singen, lässt es dann aber später doch bleiben. Insgesamt ist da wenig bis nichts dabei, was mehr als die Bezeichnung “solide” verdient hätte. Doch wie wir alle wissen folgt auf jedes Tal ein Berg und erfreulicherweise schafft es auch “High Hopes” sich zum Ende hin nochmal zu steigern.
Die Steigerung beginnt mit “This Is Your Sword”, dem rockigsten Song des gesamten Albums, der ein leicht irisches Flair versprüht und setzt sich mit dem wunderbaren “Hunter Of Invisible Game” fort. Dann folgt die bereits erwähnte Neuvertonung des Klassikers “The Ghost Of Tom Joad” von 1995, wobei mir persönlich das schlichtere Original besser gefällt. Ganz grosses Kino ist “The Wall”, in dem sich Bruce Springsteen alleine auf seine Stimme, die zurückhaltende Begleitung durch Piano und Schlagzeug und das trompetenartige Coronet von Curt Ramm verlässt. Der Song ist als Hommage an Walter Cichon zu verstehen, einen der legendären frühen “Jersey Shore Rockers” und in den 1960er Jahren grosses Vorbild für Bruce Springsteen. Der letzte Akkord von “High Hopes” gebührt schließlich dem spartanischen und zu Herzen gehenden “Dream Baby Dream”.
Wenn man ehrlich ist, muss man sich eingestehen, dass Bruce Springsteen mit Ausnahme von “We Shall Overcome: The Seeger Sessions” in den letzten zehn Jahren kaum noch für musikalische Überraschungen gesorgt hat. “High Hopes” macht da schon deshalb keine Ausnahme, weil es keinerlei neue Stücke enthält und sich somit nahtlos hinter “Wrecking Ball”, “Working On A Dream” oder “Magic” in seinen Backkatalog einreiht. Springsteen selbst bezeichnet die zwölf Songs zwar als “mit das beste unveröffentlichte Material des vergangenen Jahrzehnts”, doch so ganz kann ich ihm nicht folgen. Da rate ich lieber gleich zum Kauf der Limited-Edition, die als Bonus noch eine DVD mit dem Konzert in London vom 30.06.2013 enthält, bei dem Springsteen und die E Street Band ihr wegweisendes Album “Born In The USA” von 1984 noch einmal in voller Länge spielten.
Über Bruce Springsteen muss man nicht viele einleitende Worte verlieren. Der Boss ist eine Ikone des Rock’n’Roll, Oscar-Preisträger und 20-facher Grammy-Gewinner. Seit seinem Debütalbum “Greetings From Asbury Park, N.J.” vor vierzig Jahren ist er der gleiche hemdsärmelige Kumpel geblieben, der den Träumen, Sehnsüchten und stillen Triumphen des “kleinen Mannes” eine Stimme gibt. Trotz seines immensen Erfolges wirkt Bruce Springsteen stets bodenständig und authentisch. Seine enorme Popularität liegt nicht zuletzt darin begründet, dass sich ein grosser Teil seines Publikums in seinen Liedern wiederfindet. Für viele von ihnen ist er ein Held.
Wie kraftvoll dieses Band zwischen Springsteen und denjenigen ist, die sich seiner Musik zutiefst verbunden fühlen, zeigt jetzt die Dokumentation “Springsteen & I”. Es ist ein Film von Fans für Fans, realisiert mit Springsteen’s Unterstützung und der Hilfe solch renommierter Produzenten wie Ridley Scott, der ja ansonsten eher im Action-Genre zuhause ist (“Alien”, “Blade Runner”, “Gladiator”). In “Springsteen & I” erzählen Fans aus aller Herren Länder über ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, um auszudrücken, wieviel ihnen dieser Künstler und seine Songs bedeuten. Ihre Geschichten sind mal anrührend, mal amüsant, oft außergewöhnlich, aber alle kommen sie aus tiefstem Herzen.
Da ist zum Beispiel der Elvis-Imitator, den Springsteen in Philadelphia spontan auf die Bühne holt. Oder das junge Mädchen, mit dem er tanzt. Der Fan aus England, der sein Erspartes opfert, um mit seiner Frau ein Springsteen-Konzert in New York zu besuchen und sich dann unversehends in der ersten Reihe des Madison Square Gardens wiederfindet. Oder der Straßenmusiker, mit dem Springsteen spontan einige Songs auf der Gitarre spielt. Alle diese besonderen Begegnungen sind in (teils verwackelten) Bildern festgehalten. Man sieht erwachsene Männer, die weinen, wenn sie versuchen die Bedeutung von Springsteen’s Texten zu beschreiben. Oder die etwas skurril wirkende Mutter, die sichtlich stolz ihre Springsteen-Sammlung und nebenbei noch ihren zehnjährigen Sohn präsentiert. Das sind weit mehr als nur bloße Schwärmereien. Man kann soviel Hingabe kritisch sehen, doch wer selbst schon einmal Fan im reinsten Wortsinne war, der begreift, was Bruce Springsteen, seine Musik und all diese Momente für die Leute bedeuten und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich an der ein oder anderen Stelle selbst Tränen in den Augen hatte. Aufgelockert werden die verschiedenen Berichte übrigens von bislang unveröffentlichtem Live-Material aus Springsteen’s Karriere.
Auch das Bonusmaterial der DVD hat einiges zu bieten. Zum ersten vier von Fans selbstgedrehte Filme, die bis auf eine Ausnahme kleinen Kunstwerken auf technisch brillantem Niveau gleichen. Weiterhin sind wir dabei, als Bruce Springsteen einige Protagonisten des Films persönlich trifft und last but not least gibt es noch sechs Songs vom Auftritt mit der E Street Band beim letztjährigen Hard Rock Calling Festival im Londoner Hyde Park, darunter “When I Saw Her Standing There” und das Beatles-Cover “Twist And Shout” zusammen mit Paul McCartney, John Fogerty und Tom Morello. Anekdote am Rande: Springsteen überzog dabei derart den Curfew, dass die englische Polizei damit drohte ihm den Strom abzudrehen.
Die Helden (oder besser: Anti-Helden) in Springsteen’s Songs sind die Gestrauchelten und Gestrandeten mit ihren enttäuschten Hoffnungen und geplatzten Träumen. Er stellt sich auf die Seite der Verlierer. Dennoch macht er keine Versprechen, sondern beschwört den Willen sich niemals unterkriegen zu lassen. “Springsteen & I” ist eine charmante Liebeserklärung, die in über zwei Stunden viel von der Faszination erklärt, die der 64-Jährige auf seine Fans ausübt. Dabei wird niemand vorgeführt oder gar lächerlich gemacht. Mit Würde und Einfühlungsvermögen setzen sich Fans und Idol hier gegenseitig ein Denkmal. Absolut sehenswert!
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
“Get Up! Stand Up!” – Das perfekte Motto für die Serie der “Human Rights Concerts”, die in der Zeit von 1986 bis 1998 mehrfach stattfanden. Es waren Wohltätigkeitskonzerte zugunsten von Amnesty International, die von renommierten Stars unterstützt wurden. Von etablierten Künstlern wie U2 und Peter Gabriel, aber auch von Neulingen im Geschäft – allen voran ist sicherlich Tracy Chapman zu nennen, die durch diese Auftritte erst richtig populär wurde.
Die DVD fasst in 150 Minuten Konzertlänge vier dieser Konzerte zusammen: Die ersten Aufnahmen stammen von “A Conspiracy Of Hope”, Amnestys 25jähriger Jubiläumstour im Jahr 1986. Zwei Jahre später folgte “Human Rights Now!”, die legendäre Tournee mit 20 Konzerten durch fünf Kontinente. Fortgesetzt wurde die Serie mit dem Konzert “An Embrace Of Hope” in Chile im Jahr 1990 und mit “The Struggle Continues” in Paris 1998. Es macht allein schon Spaß, die Entwicklung der Stars durch das Jahrzehnt mit zu verfolgen. Peter Gabriel, 1986 noch in voller Haarpracht, 1998 gemeinsam mit Bruce Springsteen beim Mottosong “Get Up! Stand Up!” deutlich gealtert.
1986 fanden sich Bryan Adams, U2 und The Police ein – noch ganz in den 80ern verhaftet. 1988 sang Tracy Chapman “Talkin‘ ‘bout A Revolution” und eroberte die Herzen im Sturm. Bruce Springsteen rockte “Born In The USA” und 1990 stieß Sinead O’Connor mit dem Prince-Titel “Nothing Compares 2 U” zu der illustren Runde. 1998 in Paris gehörten dann auch Radiohead zu den prominenten Unterstützern.
Die DVD beschert einen herrlichen Musikabend voller Gassenhauer auf dem heimischen Sofa. Bild- und Tonqualität sind den Umständen entsprechend gut. Für Verfechter der guten alten Zeiten lohnt sich vermutlich auch die Anschaffung der 2-CD-Version, die ebenfalls alle 30 Musiktitel enthält. Es geht darum, die ehrenvolle Arbeit von Amnesty weiter zu unterstützen. Fazit: Lohnt sich!
Bruce Springsteen geht auch im Jahr 2013 auf Tour – und da gerade einmal kein neues Album in Sicht ist (“Wrecking Ball” erschien ja auch erst im März 2012) muss eine Greatest-Hits-CD herhalten. Der schmucke Titel lautet diesmal “Collection: 1973-2012”. Und damit sind auch schon die Eckpunkte gesetzt. (Fast) 40 Jahre – 18 Songs – eine die Karriere umspannende Zusammenstellung.
Was mir sehr gut gefällt: Die Aufmachung im Papp-Design mit stimmungsvollen Fotos und einer Verpackung, aus der CD und Booklet nicht schon beim bloßen Hinschauen rausfallen, wo man aber trotzdem keine aggressiven Kratzer hinterlassen muss, um sie heraus zu friemeln. Was mir noch besser gefällt: Die chronologische Zusammenstellung der Songliste von “Rosalita (Come Out Tonight)” aus dem Jahr 1973 bis hin zum Titelsong des aktuellen Albums. Das gibt einen ordentlichen Abriss durch die Jahrzehnte.
Bei der Songauswahl hat man logischerweise auf den Bekanntheitsgrad gesetzt. Da sind also die klassischen Radiohits wie “Hungry Heart”, “Born In The U.S.A.”, “Dancing In The Dark” und “Streets Of Philadelphia” sowie gerne auch die Titelsongs diverser Alben, die dem Gelegenheitshörer dann aufgrund der Diskographie bekannt vorkommen (“Human Touch”, “The Ghost Of Tom Joad”, “The Rising”, “Working On A Dream”).
Man soll sich auch keine Illusionen machen, in 80 Minuten Albumlänge das Werk eines solchen Künstlers zusammen fassen zu können. Dafür muss schon eine dicke Box im Stil der 86er-Live-Compilation herhalten. Was das Best-of-Album aber leisten kann, ist es, Fans und Gelegenheitshörer auf die nächste Tour einzustimmen. Man hangelt sich von Meilenstein zu Meilenstein und sieht am Ende ein komplettes Konzert. So gehört sich das.
Die USA sind ein Land der Extreme. Das gilt auch für’s Wetter. Ende Oktober des vergangenen Jahres zog der Wirbelsturm “Sandy” über die Karibik und die Ostküste der Vereinigten Staaten. Ich frage mich, warum man Naturgewalten immer solch niedliche Namen geben muss, denn “Sandy” tat nichts anderes als eine Schneise der Verwüstung zu schlagen. Alleine in den Küstenregionen von Long Island, Queens, Staten Island und New Yersey forderte “Sandy” 131 Todesopfer und hinterließ einen Schaden von 63 Billionen US-Dollar. Fast gleichzeitig rollte eine Welle der Hilfsbereitschaft an.
Ein Teil dieser Welle war das Benefizkonzert am 12.12.2012 im New Yorker Madison Square Garden, bei dem einige der grössten Namen der Rock-, Pop- und Soulmusik zusammenkamen. Das Konzert wurde live über sechs Kontinente hinweg im Fernsehen, Radio und Internet übertragen. In Deutschland beteiligte sich der Bezahlsender Sky, zur Abwechslung mal unverschlüsselt. Der gesamte Erlös aus Ticket-, Download- und den Verkäufen der jetzt erscheinenden Doppel-CD “121212 – The Concert For Sandy Relief” geht an den “Robin Hood Relief Fund”, der Organisationen in den betroffenen Gebieten mit Geldmitteln, Material und Know-How unterstützt. Nur durch den Ticketverkauf waren dies schon über 30 Millionen US-Dollar.
Insgesamt sechs Stunden dauerte das Mammutevent in New York. Knapp 128 Minuten davon kann man sich nun an der heimischen Stereoanlage nochmal zu Gemüte führen. 24 Songs von elf der beteiligten Künstler sind in der exakten Reihenfolge ihrer Auftritte auf “121212 – The Concert For Sandy Relief” zu hören. Leider fehlt der heimliche Höhepunkt: Zum ersten Mal seit achtzehn Jahren standen im Madison Square Garden die verbliebenen Nirvana-Mitglieder Dave Grohl, Krist Novoselic und Pat Smear wieder gemeinsam auf einer Bühne. Zusammen mit Paul McCartney als Sänger spielten sie den Song “Cut Me Some Slack”. Ich persönlich hätte mir dazu noch das ein oder andere Stück mehr aus der Setlist gewünscht. So zum Beispiel die The Who-Version von “Bell Boy” mit den Vocals des 1978 verstorbenen Keith Moon. Aber man kann nicht alles haben.
Eröffnet wird der bunte Reigen von Bruce Springsteen & The E Street Band und “Land Of Hope And Dreams”. Es folgen Roger Waters von Pink Floyd, unter anderem bei “Comfortably Numb” im Duett mit Pearl Jam-Frontmann Eddie Vedder, sowie Adam Sandler und Paul Shaffer mit einer sehr schrägen “Sandy Relief Version” des Leonard Cohen-Klassikers “Hallelujah”. Während Eric Clapton mal wieder souverän über jeglichen Zweifel erhaben ist, klingt Jon Bon Jovi während der beiden Bon Jovi-Stücke “It’s My Life” und “Wanted Dead Or Alive” schrecklich angestrengt. Den Ausklang des ersten Silberlings bilden dann die Rolling Stones und ihr “Jumpin’ Jack Flash”. Einer der seltenen Auftritte zu ihrem 50-jährigen Jubiläum.
Zum Auftakt der zweiten CD lauschen wir Alicia Keys am Piano und dem wunderschönen “No One”. Sie redet nur etwas viel zwischendurch. Anschließend lassen es The Who standesgemäß krachen, bevor Billy Joel den Fuß wieder ein wenig vom Gaspedal nimmt. Gänzlich kuschelig wird es spätestens dann, wenn Chris Martin zur Akustikversion von Coldplay’s “Viva La Vida” ansetzt. Absolut fett ist dagegen sein Einsatz an der Seite von Michael Stipe beim R.E.M.-Kulthit “Losing My Religion”. Der Schlußakkord gebührt Paul McCartney mit “Helter Skelter” von dem Bono (U2) einst sagte: “This is a song Charles Manson stole from The Beatles. We’re stealin’ it back”. Zum endgültigen Finale begleitet Sir Paul dann noch einmal Alicia Keys während “Empire State Of Mind (Part II)”, der Hommage an ihre Heimatstadt New York.
Im Booklet finden sich darüberhinaus zahlreiche Fotos, auf denen die tolle Stimmung im weiten Rund des Madison Square Gardens sehr schön eingefangen ist. Leider kommt sie auf den zwei CD’s nicht so überzeugend rüber. Außerdem wird zwischen den einzelnen Künstlern immer wieder ausgeblendet, sodass kein durchgehender Konzertgenuß entstehen kann. Trotzdem ist der “121212 – The Concert For Sandy Relief”-Mitschnitt – nicht nur wegen seines guten Zwecks – empfehlenswert. Dass Kanye West als einziger aus dem Line-Up des Abends fehlt macht ihn umso besser.