Goldene Träume und Funken im Regen
Die Simple Minds zählen seit über vier Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Rock-Bands der britischen Inseln. Anfangs geprägt von Punk und New Wave und später von hymnischem Rock gelangen der schottische Band um Sänger Jim Kerr internationale Top-Platzierungen in den Single- und Album-Charts.
Nach dem Megaerfolg von „New Gold Dream“ sollte es weniger als zwei Jahre dauern, bis mit „Sparkle In The Rain“ die grandiose Serie fortgesetzt wurde und den Schotten ihr erstes UK-Nummer 1-Album und einen 14. Chartplatz in Deutschland bescherte. Die Alben in der ersten Hälfte der 80er Jahre gelten als wegweisende Werke der Band und sind Meilensteine des New Wave und des Synthie-Pop. Viele Bands – darunter auch U2 – ließen sich von dem Sound begeistern und beeinflussen. Er zeichnete sich durch eine Kombination aus eingängigen Melodien, elektronischen Elementen und kraftvollen Texten aus, die häufig von Themen wie Sehnsucht, Verlangen und dem Streben nach etwas Höherem handeln. Die Musik war geprägt von pulsierenden Rhythmen, raffinierten Synthesizer-Arrangements und einer reichhaltigen Instrumentierung, die eine Atmosphäre von Melancholie und Euphorie zugleich erzeugte.
„Sparkle In The Rain“ hatte vielleicht nicht so viele Hits wie der Vorgänger und vor allem der Nachfolger „Once Upon A Time“, doch mit „Waterfront“ ist definitiv ein All-time-favourite dabei und auch „Speed Your Love To Me“ sowie „Up On The Catwalk“ haben ihren Platz in den Annalen der 80er-Musikgeschichte sicher. Was auffiel war eine noch stärkere Orientierung zu hymnischen, fast schon stadiontauglichen Songs. Das sollte die Band in ganz neue Sphären führen und sie für Pop, Mainstream und Airplay tauglich machen.
„Sparkle In The Rain“ hatte einen neuen Sound – dynamisch und rockig. Viele sahen es in der Tradition von Bands wie Big Country und die keltischen Elemente nahmen breiten Raum ein. Sänger Jim Kerr schrieb über die verschwindenden Werften in seiner Heimat Glasgow. Ein Track wie „Waterfront“ ist somit zugleich Rückbesinnung und hoffender Ausblick. Die britische Sängerin Kirsty MacColl unterstützte Kerr bei der Coverversion „Street Hassle“ und bei „Speed Your Love To Me“, das eine Hommage an Lou Reed darstellt. Die Simple Minds waren musikalisch ganz oben angekommen und der Karriereschub brachte bis Ende der 80er Jahren noch weitere fantastische Alben hervor.
Jetzt erscheint „Sparkle In The Rain“ zum 40. Geburtstag in einer Box bestehend aus vier Discs, jede in einem aufklappbaren Digipack. Disc eins ist ein Remaster des Originalalbums (remastered in den Abbey Road Studios von Andrew Walters unter der Aufsicht von Charlie Burchill). Disc zwei enthält B-Seiten und Raritäten, darunter eine Live-Version von NGDs „Hunter And The Hunted“, die den sich entwickelnden Sound der Band zeigt. Dazu gibt es 12″-Remixe von „Waterfront“ (Steve Lillywhite hat das Schlagzeug geloopt, um ein erweitertes Intro zu schaffen, und entschlackte die Instrumentierung, um einen riesigen, ausladenden Track zu schaffen), „Speed Your Love To Me“, „Up On The Catwalk“ und „A Brass Band In Africa“ sowie „Bass Line“ – das ursprüngliche Instrumental, das zu „White Hot Day“ wurde.
Dazu kommen solide Liveaufnahmen. Disc drei enthält ein Konzert, das am 28. Februar 1984 im Barrowland in Glasgow, der Heimatstadt der Band, aufgenommen wurde. Disc vier enthält den Rest des Barrowland-Konzerts und eine BBC Radio 1-Session vom September 1983. Hier finden sich dann auch erste große Hymnen wie „Someon Somewhere In Summertime“ und „Promised You A Miracle“.
Die Box beinhaltet außerdem ein 36-seitiges Booklet mit ausführlichen Notizen von Simon Cornwell (Macher der Website SimpleMinds.org), Interviews mit Jim Kerr und Charlie Burchill sowie zahlreiche seltene Fotos der Band und Erinnerungsstücke aus dieser Zeit. So ist diese Jubiläumsbox eine absolut gelungene Aufarbeitung der vielleicht wichtigsten Phase in der Simple Minds-Bandgeschichte. Ein wertiges Geschenk für alle Fans und solche, die es (wieder) werden wollen.