Udo Dirkschneider geizt wahrhaft nicht mit Überraschungen. Im Jahr 2020 gab es ein gemeinsames Album mit dem Musikkorps der Bundeswehr – und das thematische Konzeptalbum zwischen Heavy Metal und orchestralem Sound war wirklich groß! Knapp zwei Jahre später gibt es mit „My Way“ eine Platte voller Coversongs. Und es sind keineswegs nur Hardrock- und Metalkracher, die der Altmeister hier verwurstet hat, sondern durchaus einige spannende Stücke, die man zunächst nicht auf dem Schirm hatte.
Der Musiker aus Wuppertal, bekannt für seine Reibeisenstimme, hat eine wechselvolle Karriere hinter sich. Untrennbar ist er wohl mit der Band ACCEPT verbunden, doch auch mit seinem eigenen Projekt U.D.O. hat er sich weltweite Akzeptanz in der Fangemeinde erspielt.
Das neue Werk beinhaltet 17 Coverversionen jener Songs, die den Musiker und Sänger im Laufe seines Lebens am stärksten beeinflusst haben. Darunter befinden sich alle möglichen Klassiker der Musikgeschichte – auch solche, mit denen man bei Udo möglicherweise nicht gerechnet hätte. Jene Tracks haben jedoch nicht nur eine ganz persönliche Geschichte für ihn, sondern kommen auch mit teilweise überraschenden Arrangements einher, die jedoch stets auch klassisch nach Udos Handschrift klingen.
„Wenn ich den Song höre, erinnere ich mich an die Zeit, als ich als ganz junger Udo abends auf die Piste gegangen bin, an all die Geschichten, die man wohl nur spät nachts in Clubs erlebt“, erzählt der Künstler, wenn er beispielsweise an Alex Harveys „Faith Healer“ von damals zurückdenkt. Dass sich auch ein „Nutbush City Limits“ mit auf dem Album befindet, offenbart ein bislang nie verratenes Geheimnis: „Was bislang wohl kaum jemand weiß: ich war mal großer Fan von Ike und Tina Turner, speziell von Tinas Stimme. Wenn wir uns in den Anfangstagen mit ACCEPT zum Proben trafen, hatten wir immer diesen Song gecovert. Er gehörte Jahre lang zu unserem ACCEPT-Probe-Repertoire. Aufnahmen gibt es davon aber leider keine.“
Natürlich sind auch einige der üblichen Verdächtigen dabei. Und das ist gut so. „Sympathy“ ist ein wundervoller Metalkracher mit starker Dynamik. „Man On The Silver Mountain“ lässt Hardrocker alter Schule ins Schwärmen geraten und „Paint It Black“ liefert einen sehr atmosphärischen Einstieg in den Song. „T.N.T.“ ist ohnehin unkaputtbar, während „We Will Rock You“ durch das begleitende Riffgewitter einen ganz neuen Touch bekommt.
Vor allem aber wissen die Ausreißer zu überzeugen: „They Call It Nutbush“ mit seinem Sound zwischen Country, Bigband und Metal klingt absolut fantastisch. Dass der Deutsche mit Wolfheims „Kein zurück“ erstmals in seiner Muttersprache singt, öffnet eine ganz neue Perspektive. Und der Abschluss mit „My Way“ hört sich nach einem balladesken Abgesang des 70jährigen an, was es aber hoffentlich nicht ist.
Diese wichtige Konstante der deutschen Rock- und Metalszene kann gerne noch ein paar Jährchen weitermachen. Das Potential ist immer noch vorhanden.
Hier das komplette Listing:
01. Faith Healer (Alex Harvey)
02. Fire (Crazy World Of Arthur Brown)
03. Sympathy (Uriah Heep)
04. They Call It Nutbush (Tina Turner)
05. Man On The Silver Mountain (Rainbow)
06. Hell Raiser (The Sweet)
07. No Class (Motörhead)
08. Rock And Roll (Led Zeppelin)
09. The Stroke (Billy Squier)
10. Paint It Black (The Rolling Stones)
11. He’s A Woman, She’s A Man (The Scorpions)
12. T.N.T. (AC/DC)
13. Jealousy (Frankie Miller)
14. Hell Bent For Leather (Judas Priest)
15. We Will Rock You (Queen)
16. Kein Zurück (Wolfsheim)
17. My Way (Frank Sinatra)