Die letzten Karnevalsveranstaltungen sind noch nicht lange vorbei. Es gibt also genügend Ohrwürmer in den Köpfen, um einen Schlagerabend zu füllen. In Luxemburg wird ohnehin bis zur Hälfte der Fastenzeit weiter gefeiert – und unter den 4.000 Besuchern in der Arena Trier war das Großherzogtum gut vertreten, wie man am Stimmengewirr merken konnte. Florian Silbereisen hatte zum „Großen Schlagerfest“ eingeladen. Ein ganz neues Konzept, dass von seinen bisherigen Volksmusik-Abenden abweicht und mit DJ Ötzi, Voxxclub und Sarah Jane Scott einige illustre Gäste zu bieten hatte.
Von der Idee her geht es zum einen ganz tief in die Schlagerkiste der 70er und 80er Jahre, zum anderen bieten die vertretenen Künstler ihre eigenen Hits. Dies führt auf jeden Fall zu stimmungsvollem Mitklatschen, Mitschunkeln und Mitgrölen. Was man auch von Florian Silbereisen halten mag – er ist auf jeden Fall ein guter Entertainer und hält den Laden gut zusammen.
Die Show begann mit kleiner Verspätung um 19.50 Uhr, dauerte dafür aber mehr als drei Stunden mit einer halbstündigen Pause. Abgesehen von einem VIP-Stehparty-Bereich direkt vor der Bühne bot die Arena Trier nur Sitzplätze, aber es hielt die Anwesenden nicht lange auf ihren vier Buchstaben. Die ultimative Schlagerparty erinnerte von Beginn an an die großen Après Ski- und Karnevalspartys. Nur dass hier zumindest live gesungen wurde.
Die Musik kam vom Band. Die Bühne war aber ganz ordentlich eingerichtet. Mit zwei fahrbaren LCD-Leinwänden und einer fest installierten im Hintergrund, die ordentlich Atmosphäre schufen. Dazu eine zwar verhaltene, aber durchaus wirkungsvolle Pyroshow. Ein Laufsteg schließlich ließ die Sängerin und die Sänger bis zum Sitzpublikum vordringen. Die Reihenfolge der Auftritte war bunt durchmischt.
Es gab Schlagermedleys von Marianne Rosenberg, von Dschingis Khan und sogar von Reinhard Mey („Männer im Baumarkt“, „Über den Wolken“) – auch wenn letzterer vielleicht nicht froh ist, mit jenem Metier verwurstet zu werden. Ein Ausflug führte in die Geschichte des Song Contest, ein weiterer erläuterte dem Publikum mit Augenzwinkern, welche großen Schlager aus Holland zu uns rüber geschwappt sind: nämlich „Die kleine Kneipe“, „Das Lied der Schlümpfe“ und „Una paloma blanca“.
Zwischendrin wurde das Geschehen durch fünf Tänzer der DDC Breakdance Company aufgelockert, die eine waghalsige Tanzakrobatik an den Tag legten, egal ob volkstümliche oder englische Schlagerhits im Hintergrund liefen.
Vor der Pause war die große Stunde von DJ Ötzi und er bot im Rundum-Paket seine Hits wie den „Anton aus Tirol“, „Hey Baby“ und natürlich den unvermeidlichen „Stern, der deinen Namen trägt“. Die Volksrocker von Voxxclub verkauften sich eindeutig unter Wert. Von ihren CDs und YouTube-Videos weiß man, dass sie durchaus in der Lage sind, ein Publikum allein mit ihren Stimmen zu begeistern. Der A-cappella-Gesang blitzte aber beim Schlagerfest nur in Ansätzen durch, wenn zum Beispiel eine Beatbox-Einlage die Pause bis zum nächsten Song überbrückte. Schade. Da wäre mehr drin gewesen. Sarah Jane Scott war als Quotendame vor alle für die Optik gut. Doch auch stimmlich konnte sie Akzente setzen. Das frauenlastige Publikum ließ sich aber lieber von jungen Männern und deren bisweilen nackten Oberkörpern begeistern.
Nach der Pause ging die Show stimmungsvoll mit Silbereisens neuer Band weiter. Klubbb3 heißt die Gruppe, die Florian Silbereisen vor zwei Jahren mit Jan Smit (Holland) und Christoff De Bolle (Belgien) gegründet hat. Ein kluges Konzept, denn so konnte man gleich in fünf Ländern (inklusive Schweiz und Österreich) in den Charts glänzen. Deren Songs sind zwar keine Radiohits, aber modern ausgelegte Schlager mit Discobeat. Und man war sich auch nicht zu schade, mit Perücken und Glitzerkostümen ein parodistisches Flippers-Medley hinzulegen.
Zum Ende der Schlagershow luden die Protagonisten zum Tanz-Crashkurs ein: Sirtaki, Schunkelwalzer und Polonäse. Das funktioniert nicht nur an Karneval. Das Publikum zumindest war begeistert. Florian Silbereisen zeigte sich einmal mehr als bodenständiger Typ, der auch nicht seinen roten Faden verlor, als er sich vom Bühnenrand aus um eine kranke Dame in der Partylounge kümmerte. Es war ein kurzweiliger Abend für viele Generationen Schlagerbegeisterter.