Irgendwie hatte man ja geglaubt, Jürgen Drews würde irgendwann im Sarg von der Bühne getragen und auch danach noch einbalsamiert auf seinem Thron als König von Mallorca sitzen. Doch es scheint tatsächlich wahr zu sein: Der kultige Schlagerstar wird sich nach über 60 Jahren auf der Bühne in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Heute, am 14.01.2023 wird Florian Silbereisen dem Künstler eine komplette Samstagabend-Show widmen. Und auch die Plattenfirma Electrola sagt „DANKE Jürgen!“ mit einer CD, auf der seine größten Hits sowie Titel aus der besagten Show vertreten sind.
Als Jürgen Ludwig Buttlar wurde er vor 77 Jahren in Brandenburg geboren. Den Nachnamen Drews übernahm er von seinem Vater. Seine musikalische Laufbahn begann er bei den Les Humphries Singers. 1976 startete die Solokarriere mit dem unverwüstlichen Song „Ein Bett im Kornfeld“ auf die Melodie von „Let Your Love Flow“. 1999 gab ihm die Boulevardpresse den Beinamen „König von Mallorca“, der sich konsequent bis heute gehalten hat. Auf der brandneuen Werkschau blickt Jürgen Drews nun gemeinsam mit hochkarätigen Wegbegleitern und befreundeten Künstlerkolleg*innen zurück auf seine unvergesslichen Melodien. Abgerundet wird diese besondere Best Of-Sammlung mit sieben exklusiven Bonustracks.
Nicht wenige seiner Songs avancierten zu unverzichtbaren Klassikern, die heute auf keiner Schlagerparty fehlen dürfen, man denke nur an (logisch) „Ein Bett im Kornfeld“, „Barfuß durch den Sommer“, „König von Mallorca“ oder „Ich bau dir ein Schloss“ (das mit über 300.000 Einheiten zu den meistverkauften deutschen Schlagern seit 1975 zählt). Diese sind ebenso auf der Compilation vertreten wie einige überraschende Schmankerl. Unterstützt wird der Kultsänger dabei von langjährigen Weggefährten, guten Freunden und namhaften Künstler*innen wie Howard Carpendale, Florian Silbereisen, Ben Zucker, Maite Kelly, Ross Anthony sowie Mickie Krause.
„Hey, wir woll’n die Eisbärn sehn“ singt Jürgen gemeinsam mit den Puhdys. Ross Anthony schmettert zum Schlagerbeat „Und wir waren wie Vampire“ im Duett. Howard Carpendale ergänzt melancholische Worte zu „Es war alles am besten“. Und dann gibt es auch zwei Songs, die sozusagen auf der Meta-Ebene des Albums stehen und Jürgens Einfluss besingen, nämlich „Das Bett im Kornfeld steht jetzt leer“ von Ben Zucker und „Ich hab den Jürgen Drews gesehn“ von Mickie Krause. Während Krause vor allem die Partyzeit besingt, könnte man mit Zuckers Hymne auf die Liebe zur Musik auch Drews Nachruf perfekt gestalten. Das unverwüstliche „Mama Loo“ wird dann sehr fetzig von Jürgen und Florian interpretiert.
Auch die Familie kommt nicht zu kurz: Mit Tochter Joelina im Duett ist Drews auf der kraftvollen Power-Ballade „We`ve Got Tonight“ zu hören. Ein besonderes Highlight stellt der bisher unveröffentlichte Exklusiv-Track „Bis ich nicht mehr atmen kann“ dar, den Jürgen seiner Frau Ramona gewidmet hat.
Hier hat man wirklich alles in die Waagschale geworfen, was den Künstler Jürgen Drews ausmacht. Die Zusammenstellung ist sicher nichts für feingeistige Musikliebhaber, aber sie zeigt eindrucksvoll, wie aus einem Musiker ein Gesamtkunstwerk wurde und wie er mit seinen Songs ein ganzes Metier prägen konnte. Heutzutage undenkbar.
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Geboren in Argentinien kam Semino Rossi 1985 über Spanien nach Österreich. Der Sohn einer Pianistin und eines Tangosängers verdiente seine Brötchen zunächst mit Straßenmusik und auf Hotelveranstaltungen. Als 2004 sein erstes Album erschien, führte die Karriere über den Musikantenstadl und Florian Silbereisens Winterfest in die Herzen der Fans von Schlager und Volksmusik. Seitdem ging es steil bergauf und Top 10-Plätze in den deutschen, österreichischen und schweizerichen Charts sind ihm seit 15 Jahren sicher. Das aktuelle Werk trägt den Titel „Heute hab ich Zeit für dich“ und erscheint beim altbekannten Label Ariola.
Die vergangenen Monate hat Semino Rossi als willkommene Gelegenheit betrachtet, einmal ganz in Ruhe über sich, seine Gefühle und das Leben zu reflektieren – mit teilweise überraschendem Ergebnis, wie er auf seinem neuen Album beweist: Ein Longplayer, der vor unbändiger Lebenslust nur sprüht und mit dem Rossi eine herzliche Einladung an all seine Fans ausspricht, die so lange auf neue Musik warten mussten. Denn was ist heutzutage wertvoller als seine Zeit zu verschenken? Alle Songs entstanden erneut in Zusammenarbeit mit Produzent Thorsten Brötzmann, der auch für die Erfolge von Helene Fischer, Ben Zucker und Kerstin Ott verantwortlich zeichnet.
Geboten wird die ganze Bandbreite moderner Schlagermusik. Der Opener „Was bitte was“ startet mit Schlagerbeat und Seminos sympathischem Akzent. Dann folgt der Titelsong als melancholischer Ohrwurm ebenfalls im Tanzrhythmus. So weit so gut.
Doch es gibt auch einige Überraschungen zu bieten: „Das war unser Sommer“ ist eine fetzige Latino-Variante von „Don’t Let Me Be Misunderstood“. In „Te quiro heißt ich liebe dich“ schmachtet der Argentinier zu Flamenco-Rhythmen und „Eres mi motivo“ funktioniert als wundervolle Ballade zu „You are the reason“. Gerade wenn Semino Rossi auf die spanische Sprache und Folklore ausweicht, kann man ihm sehr gut zuhören. Nur das nervige „Vamos, amore mio, vamos“ ist dann doch zuviel des Guten.
Darüber hinaus ist Semino Rossi dann am besten, wenn er den Synthesizer gegen akustische Instrumente eintauscht – mit Liedermachergitarre bei „Das fehlende Stück“ und zum Piano bei den Balladen „Du vollendest mich“ und „Dein gestern, dein heute, dein morgen“. So kann auch der nicht-schlageraffine Konsument ihm bisweilen gut zuhören.
Phil, Lena, Benedikta und Miguel haben eine gemeinsame Leidenschaft, nämlich deutschsprachigen Schlager. Und weil die vier auch noch richtig gut singen könne, haben sie sich zusammengetan und als Schlagerkids nun ihr erstes Album aufgenommen. Darauf präsentieren sie bekannte Schlagerhits, aber auch ältere Klassiker in frischen neuen Versionen und teilweise sogar mit neuem Text.
Schlager ist nicht gerade mein Lieblingsgenre – und so stand ich „Schlagerkids Vol. 1“ zunächst etwas skeptisch gegenüber. Allerdings muss man den jungen Sängern grundsätzlich schon mal Respekt dafür zollen, dass sie sich so leidenschaftlich dieser Musikrichtung widmen. Und außerdem machen sie ihre Sache wirklich gut und gemeinsam mit den Produzenten Thorsten Brötzmann und Markus Norwin Rummel ist ihnen ein Album gelungen, das nicht nur gute Laune macht, sondern auch eine sehr vielseitige Schlagerwelt präsentiert.
Für den Opener „Wir sind die Schlagerkids“ wurde kurzerhand Wolfgang Petrys „Ruhrgebiet“ umgedichtet, und auch den Klassiker von Peggy March haben die Kids an ihr eigenes Alter und die Sorgen ihrer Generation angepasst und singen „Mit 13 hat man noch Träume“. Moderne Hits wie Ben Zuckers „Was für eine geile Zeit“ oder „Regenbogenfarben“ von Kerstin Ott haben natürlich auch ihren Platz auf dem Album und wechseln sich ab mit altbekannten Titeln wie „Aber bitte mit Sahne“ oder „Alt wie ein Baum“. Sogar einige der Originalinterpreten geben sich die Ehre – so unterstützen DJ Ötzi und Nik P. die Kids bei „Ein Stern (der deinen Namen trägt)“, und Michelle singt bei „C´est la Vie – So ist das Leben“ mit.
Die Kids sind übrigens für die meisten Fernsehzuschauer keine Unbekannten – sie waren beispielsweise alle schon bei der Castingshow The Voice Kids zu sehen. Benedikta begeisterte in der letzten Staffel mit ihrer Interpretation von „Ich liebe das Leben“, genauso wie Miguel mit „Lieb mich dann“ von Helene Fischer. Die Fans werden sich freuen, beide Stücke auch auf dem Album wiederzufinden.
Im bunt gestalteten Booklet finden sich neben Fotos der Kids auch alle Liedtexte, verwirrenderweise aber in einer ganz anderen Reihenfolge als auf der CD. So muss man eben ein bisschen suchen, so wie mancher Hörer vielleicht auch in der Playlist nach den Schlagern suchen muss, die ihm wirklich gefallen. Bei der vielseitigen Auswahl ist aber die Chance groß, dass letztendlich doch für jeden was dabei ist – und das macht „Schlagerkids Vol. 1“ auf jeden Fall partytauglich!
Wenn man die aktuelle deutsche Schlagerszene betrachtet, kann man feststellen, dass zwei altgediente Veteranen die Szene fest im Griff haben: Auf der einen Seite Dieter Bohlen, der sich per Castingshow eigene Kurzzeit-Stars heranzüchtet und mit seinen auf Halde liegenden seichten Songs beglückt. Auf der anderen Seite Matthias Reim, der nicht nur selbst die Fans mit einer rockigen Attitüde begeistert, sondern auch noch bei Ex-Frau Michelle mit ihm Boot sitzt, seine aktuelle Flamme Christin Stark produziert und auch bald Töchterchen Marie ins Rennen schickt. Zunächst aber ist Christin am Zug:
Das erste Album der 30jährigen Mecklenburgerin trug den Titel „Unglaublich stark“. Vier Alben später heißt es einfach nur noch „Stark“ – und damit ist schon alles gesagt. Es handelt sich um eine Sammlung von emotionalen und rockigen Songs, die mit einer formidablen Band eingespielt wurde. Hier stand eindeutig auch der gute Matthias Pate, der sich nie mit halben Sachen zufrieden gibt, wie seine letztjährigen Liveshows bewiesen haben.
Bereits die erste Single „Komm nie wieder“ ist ein Statement! Typisch Christin, die in ihren aus dem Leben gegriffenen Songs Facettenreichtum und Überraschungseffekte gekonnt miteinander verschmelzen lässt. Lebensecht kommt auch der Song „Spinnst du“ daher – eine Frage, mit der sich vermutlich jeder mindestens einmal im Leben selbst konfrontiert hat. Dennoch sollte man sich neuen Abenteuern niemals gänzlich verschließen. Das gemeinsame, unter die Haut gehende Duett von Christin Stark und Matthias Reim beweist, dass man „Sich verlieben“ kann. Die Pianoballade „Love“ klingt sehr bewegend. Der Song „Lara Jane“ geht gitarrenlastig unter die Haut“ – und als kleines Bonbon gibt es ein Remake des ersten großen Hits „Ich nicht!“ mit einem Hauch von AOR.
Bei der Produktion von „Stark“ wurde im wahrsten Sinne des Wortes großer Wert daraufgelegt, die richtigen Töne zu treffen. Das Album lebt auch von den Live-Instrumenten, die das musikalisch anspruchsvolle Gesamtwerk abrunden. Diese enorme Liebesmüh bei der Produktion unterstreicht den Anspruch und die Qualität von Christin Stark als Live-Künstlerin. Mit ihrem vierten Studioalbum liefert sie den Beweis, dass sich Lederjacke und moderner Schlager nicht ausschließen. Dass es in der Musik noch so viel gibt, über das es sich zu reden lohnt. Lebensbejahend. Mit dem Herz am rechten Fleck. Stark.
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Zwei Monate ohne Livekonzerte… Langsam aber sicher meldet sich die Sucht bei den Konzertjunkies. Am Anfang konnte man sich ja noch mit den „Trostpflästerchen“ abfinden. Streamkonzerte auf Facebook und YouTube, täglich ein neuer Song von Gary Barlow im Duett mit einem bekannten Kollegen, gar abendfüllende Trio-Konzerte von Konstantin Wecker. Selbst Größen wie Andrew Lloyd Webber und Genesis streamen plötzlich kostenlos komplette Konzertfilme. Das reicht für ein paar Tage Livestimmung im heimischen Wohnzimmer. Aber es muss doch mehr geben.
Können Autokino-Konzerte eine Alternative sein für die Zeit der Krise? Ich war skeptisch, doch dann sah ich auf ARTE concert das Düsseldorfer Konzert von SIDO. Tatsächlich hat er es geschafft, die Zuschauer bei Stimmung zu halten und ein Feedback aus Hupen, Blinken und Autolichtern zu erhalten. Kann also funktionieren. Und tatsächlich sprießen allerorten die Autokinos aus der Erde. In meiner ländlichen Region gleich fünf im Radius von 80 Kilometern. Ganz traditionell mit modernem und klassischem Kinofilm-Programm, aber eben auch mit Livekonzerten regionaler und überregionaler Künstler.
Die Bestimmungen sind noch unterschiedlich. An manchen Orten darf gehupt werden, an anderen nicht (vermutlich davon abhängig, wie weit das Gelände vom Wohngebiet entfernt liegt). Hier darf das Fenster halb geöffnet werden – da muss es geschlossen bleiben. Hier ist der Toilettengang erlaubt – da gibt es nicht einmal eine Toilette. Auch andere Probleme tun sich auf: Der Ecomodus beim Auto schaltet nach 30 Minuten die Batterie ab. Eigentlich müsste man jetzt den Motor laufen lassen, doch oft ist das nicht erlaubt. Hmmm. Kleiner Tipp: batteriebetriebenes Kofferradio mitnehmen. Der Sound ist zwar nicht so opulent, aber ausreichend.
Denn – tadaaa – ich war gestern auf meinem ersten Autokino-Konzert. Ja – das erste Mal überhaupt in einem Autokino. Die Saarpfalz-Gemeinde Blieskastel hat ihr Bauernfestgelände mit Bühne und Leinwand ausgestattet. Und zu Gast war der ehemalige Bro’Sis Popstar und jetzige Schlagersänger Giovanni Zarrella. Es wurde Zeit! Noch sind keine echten Konzerterlebnisse möglich. Die Einschränkungen lassen das nicht zu. Aber die Streaming-Trostpflaster ist man auch langsam leid. Das Autokino kann ein Nikotinpflaster gegen die Konzertsucht sein. Ob es funktioniert?
Die Anreise und das Aufstellen der PKW waren absolut unproblematisch. Viele Ordner, gesittetes Miteinander, guter Blick zur Bühne. SUV und Kastenwagen müssen nach hinten. So hat jeder gute Sicht.
Pünktlich um 20 Uhr kam Sonnenschein Giovanni Zarrella auf die Bühne. Er amüsierte sich erst einmal darüber, dass viele Menschen tatsächlich gedacht hatten, er wäre gar nicht persönlich vor Ort sondern der Auftritt würde aus der Ferne gefilmt. Das war aber nicht der Fall. Er war leibhaftig da. Wie gerade von Florian Silbereisens Schlagerfest XXL hier auf die kleine Dorfbühne gefallen.
Das Programm bestand vor allem aus seinem „La vita è bella“. Denn wie sein einstiger Kollege Ross Anthony hat auch Giovanni musikalisch die Seite gewechselt. Auf seinem aktuellen Album gibt es bekannte Schlagerhits in italienischer Sprache. Diese präsentierte er live am Mikro, während die Musik vom Band kam. Das Geschehen wurde auf eine große LCD Leinwand übertragen, damit man auch bis in die letzten Autoreihen des gut gefüllten Geländes alles mitbekam.
Klar. Es ist seltsam, im Auto seine eigene Party zu feiern. Frau und Tochter waren mit dabei, so konnten wir es uns gemütlich machen. Mitsingen wurde von den Autoinsassen rechts und links wohlwollend bedacht, doch die echten Beifallsbekundungen gab es nur per Hupe. Da Muttertag war, forderte Zarrella als erstes ein Hupkonzert für alle Mamas. Das Feedback in Form rhythmischen Lärms freute ihn sichtlich.
Auch für den Sänger muss es komisch sein, vor einem großen Parkplatz aufzutreten. Doch er machte das Beste draus: Für die Interaktion des Publikums gab es immer neue Ideen. Winken mit Schals, Leuchtstäben, Plakaten und Regenschirmen durch das halb geöffnete Fenster. Mithupen ganzer Textzeilen und Refrains. Eine akkubetriebene Mini-Discokugel auf dem Autodach. Blinker, Lichthupe, Warnblinker.
Auch Giovanni war sichtlich angetan und zeigte sich ganz als sympathischer und witziger Moderator. Zwischen den Songs ging er auf Tuchfühlung, soweit die Sicherheitsbestimmungen das zuließen. Er hatte eine große Pizza auf der Bühne – und wie Guildo Horn seine Nussecken verteilte er Pizzastücke an die ersten Reihen. Natürlich nicht von Hand zu Hand, sondern man konnte mit gebührend Abstand etwas aus der Schachtel nehmen. Dann entschied er, dass keiner ohne Autogramm nach Hause gehen soll. Da die persönliche Autogrammstunde natürlich ausfallen musste, schrieb er kurzerhand (während eines Songs!) genügend Autogramme und verteilte diese im Anschluss an die Autos. Publikumsnähe trotz Abstand. Es funktionierte.
Die Schlager von Münchner Freiheit, Wolfgang Petry, Peter Maffay und Helene Fischer gewinnen deutlich, wenn man sie in italienischer Sprache interpretiert. In meinen Augen ist es eine coole und für einen Deutsch-Italiener sehr authentische Idee, so zu verfahren. DJ Ötzis „Ein Stern“ gehört zu den schwächeren Songs. Der Rest ist absolut akzeptabel. Außerdem baute Zarrella einige Italo-Klassiker ins 90minütige Programm ein und endete mit dem deutschen „Wundervoll“, das er im Jahr 2008 für seinen Sohn geschrieben hatte.
Giovanni hat mich als Sänger und Entertainer absolut überrascht. Er ist grundsympathisch und es gelang ihm, das Publikum in dieser surrealen Situation mitzureißen. Seinem Italo-Schlager-Album sollte man durchaus ein Ohr gönnen.
Ein begeistertes Publikum verabschiedete den Sänger mit einem Hupkonzert, während er als Zugabe seine Version von „Ohne dich“ zum zweiten Mal zum Besten gab – diesmal durch die Autoreihen wandernd. Um 21.30 Uhr war Schluss und die Abfahrt vom Gelände gestaltete sich etwas chaotisch, da hier keine Ordner eingriffen sondern jeder wild Richtung Ausfahrt fuhr. Das wäre das Einzige, an dem man noch arbeiten müsste. Und ich werde versuchen herauszufinden, wie man den vermaledeiten Ecomodus beim Peugeot ausschalten kann. Zum Glück hatte ich ja den kleinen Ghettoblaster dabei.
Ein Fazit? Gar nicht so schwierig. Irgendwie machen alle Beteiligten das Beste aus der Situation. Ja – man kann interagieren, obwohl es etwas kompliziert ist. Die Stimmung muss man sich selbst machen. Wer schon mit einem Murren zu solchen Konzerten fährt, wird das vermutlich nicht schaffen. Es war auf jeden Fall gut, nach zwei Monaten Abstinenz mal wieder ein echtes Konzerterlebnis zu haben. Diese Alternative wird also vermutlich funktionieren, so lange die Normalität nicht zurückkehrt. Ich liste mal ein paar Konzertbeispiele aus den Regionen Trier und Saarland auf. Gebt dem Konzept eine Chance:
21.5.2020 – Völkerball – Autokino Blieskastel
23.5.2020 – Les Brünettes – Drive & live Merzig
27.5.2020 – Hazel Brugger – Carpitol Trier
29.5.2020 – 257ers – Carpitol Trier
31.5.2020 – Heinz Rudolf Kunze – Autokino Blieskastel
Wenn Florian Silbereisen zum Schlagerfest XXL ruft, dann kommen sie alle. 4500 Zuschauer in der ausverkauften Arena Trier – das Aufgebot an Schlagerstars aller Generationen war enorm. Und die Kulisse wirklich groß aufgezogen. Mit einer Showbühne, die weit in das Publikum hinein ragte, mit pyrotechnischen Effekten, mit fahrbaren Bühnenelementen und einer großen LCD Leinwand, auf die nicht nur Aufnahmen der Künstler sondern auch die Songtexte zum Mitsingen projiziert wurde. Eine große Karaoke-Show also, an der auch das Publikum mit beteiligt war: Die Musik kam vom Band, die Stars sangen live.
Das anfängliche Bühnenbild war in Form einer Boxengasse aufgebaut und Florian Silbereisen tat etwas für seinen Coolness-Faktor, indem er mit einem Motorrad über die Szenerie bretterte. Inmitten einer Flammenshow intonierte er „Pure Lust“ von Geier Sturzflug und hatte die Trierer schon auf seiner Seite. Allerdings fand ich es sehr skurril, dass selbst der wortlose Mitsingteil von „Tränen lügen nicht“ mit einem „AAAAAAAAA“ auf der Leinwand beschrieben wurde, damit ja keiner seinen Text vergisst.
Erste Gäste waren die Draufgänger, eine österreichische Volksmusik- und Schlagertruppe mit herzlich viel Biergefühl. Im stilechten Ambiente aus Strohballen schmetterten sie Roland Kaisers „Schachmatt“ und dann ihren Überhit „Cordula Grün“ (eigentlich ein Cover ihres Landsmanns Josh.) mit Stampf-Choreografie.
Ein Handylichtermeer begrüßte Oli P. Der inzwischen auch schon 41jährige Berufsjugendliche ließ sich zunächst im Schlauchboot zu „Nachts wenn alles schläft“ durch die Menge tragen und sang dann vor einem riesigen Gummi-Düsenflieger seinen Hit „Flugzeuge im Bauch“, den er gemeinsam mit Florian Silbereisen rappte.
Neben massenhaft Showgirls, die im stetig wechselnden Outfit für die nötige Tanz-Performance sorgten, war auch die DDC Breakdance Company wieder mit dabei. Die Jungs tauchten zwischendurch immer mal wieder auf, hatten aber auch ihre ureigene Präsenzzeit, die sie im ersten Teil mit einem ausgiebigen Boygroup-Medley füllten.
Mein erstes Highlight war Ross Antony. Der Paradiesvogel ist einfach ein Garant für gute Laune. Als Entertainer par excellence liebt er es, sein Publikum zu unterhalten. Singend und tanzend versprühte der gebürtige Engländer jede Menge Spaß und Emotionen mit „1001 Nacht“ und „Que Sera“. Dafür wurde er gebührend gefeiert. Im Anschluss präsentierte Christin Stark ihren aktuellen Hit „Komm nie wieder“.
Wie Ross sang auch Giovanni Zarella einmal in der Casting-Band Bro’Sis. Und er hat inzwischen ebenso musikalisch die Seite gewechselt. Auf seinem aktuellen Album gibt es bekannte Schlagerhits in italienischer Sprache. Diese präsentierte der sympathische Künstler auch in Trier und durfte dank Leinwand-Karaoke auf ein textsicheres Publikum bauen.
Ganz frisch an Bord im Schlagerzirkus ist Sonia Liebing. Die 30jährige Kölnerin hat im vergangenen Jahr ihr erstes Album veröffentlicht – und sie tritt ebenso geerdet und rockig auf wie ihre Kolleginnen Vanessa Mai oder Christin Stark. So funktioniert der moderne Schlager. Zum Einstieg vor der Performance gab es einen sympathischen Videogruß, den Sonia gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Töchtern eingespielt hatte.
Dann die große Frage: Wie inszeniert man einen König? Jürgen Drews kam, sah und siegte mit einem großen Hit-Medley, mit allerlei Glitter, Showgirls und riesigen Luftballons – und mit einem stimmgewaltig von verschiedenen Künstlern und dem Publikum mitgesungenen „Bett im Kornfeld“, das nach 100 Minuten Dauerparty die halbstündige Pause einläutete.
Danach ein Moment, auf den viele gewartet hatten: Marianne Rosenberg ist eine Kultfigur der Schlagerszene. Der Auftritt der 64jährigen war aber – ich kann es nicht anders sagen – ziemlich durchwachsen. Da hat ihr der zehn Jahre ältere Drews doch einiges voraus. Klar, Marianne hat einen Hit (der erst später im Programm folgen sollte), aber ohne ihren Hit ist sie mit zeitweise recht piepsiger Stimme und seltsamen Bewegungen nicht so der Hit.
Die Breakdancer hatten inzwischen ihre Lederhosen angezogen und gaben eine Art Alpen-Medley zum Besten. Unglaublich, was für akrobatische Übungen sie dabei zeigten. Mit dem ursprünglichen Breakdance hat diese Performance schon lange nichts mehr zu tun. Es ist eine perfekte artistische Tanzshow, die hier geboten wurde.
Mein persönliches Highlight war der Auftritt von Matthias Reim. Ganz authentisch und lässig gab er eine formidable Show zum Besten und sang bestens aufgelegt zwei aktuelle Hits, bevor er Vergangenheitsbewältigung auf höchstem Niveau betrieb. Matze ist live einfach eine Wucht – und wenn dann alle „Verdammt ich lieb dich“ mitschmettern, sieht man ihm seine Freude deutlich an. Es gibt kaum einen Musiker, der das Genre Schlager/Deutschrock in den vergangenen drei Jahrzehnten so entscheidend mitgeprägt hat wie er – und besagter Hit hält mit 16 Wochen an der Chartspitze immer noch einen einsamen Rekord im wiedervereinten Deutschland.
Thomas Anders versucht sich ja inzwischen auch am Schlager. So verwunderte es nicht, dass Florian ihn mit in die Show genommen hatte. Doch mehr noch: Nach deutschen Titeln von Thomas gab Florian den Dieter und beide zusammen sangen ein Medley aus den Modern Talking-Klassikern „Cheri, Cheri Lady“, „Brother Louie“ und „You’re My Heart, You’re My Soul“. Was fand ich jetzt erschreckender? Diese sogenannten Hits live hören zu müssen, die auf meiner No-go-Liste seit Jahrzehnten die Spitzenposition einnehmen? Dass man absolut nicht merkte, wenn einer der Songs in einen anderen überging? Die Tatsache, dass die ganze Arena quasi Kopf stand und jede Zeile enthusiastisch mitsang? Oder die Ankündigung, dass Thomas Anders und Florian Silbereisen in wenigen Tagen ein brandneues Duett-Album auf den Markt bringen werden?
Zum Finale durfte Marianne endlich ihren Schlager-Klassiker „Er gehört zu mir“ intonieren und man merkte förmlich, wie sie sich auf sicherem Terrain äußerst souverän bewegte. Es ging schon gut auf 23 Uhr hin und ein großes Schlagerfest nahm mit dem Zugabenblock aus „Griechischer Wein“ und „Gute Nacht, Freunde“ sein Ende. Florian hatte mal wieder alle Register gezogen und die Revue zum Mega-Ereignis für Schlagerfreunde aller Generationen gemacht. Eine junge Damen auf dem Platz neben mir feierte mit dem Einsammeln von Luftballons und der stetigen Wiederverwendung des gestreuten Konfettis ihre ganz eigene Party – doch auch das gehört dazu. Man muss die (Schlager-)Feste feiern, wie sie fallen. Bis zum nächsten Mal in Trier!
Bereits vor vier Jahren veröffentlichte Conrad Lerchenfeldt eine Biographie zu Helene Fischer. Damals noch recht langweilig „Helene Fischer“ betitelt. Jetzt erschien eine aktualisierte und bearbeitete Neuausgabe. Der Titel „Immer ist es Liebe, die gewinnt“ ist vielleicht anlässlich der Trennung von Helene und Florian, dem Traumpaar der Schlagerszene, etwas unglücklich gewählt, aber das konnte Lerchenfeldt ja zur Drucklegung nicht wissen. Als Werbemaßnahme dürfte das momentane Medieninteresse jedenfalls unbezahlbar sein.
Wenn jetzt die jährliche Weihnachtsshow ansteht, steigt das Interesse mal wieder. Der Status als Megastar wurde Helene vom Forbes-Magazin inzwischen ganz offiziell zuerkannt. Und im Ausland fragt man sich, wer denn diese unbekannte Schöne im Ranking der großen Diven sein mag. Sie füllt ganze Stadien, hunderttausende Zuschauer reißen sich um Tickets für ihre Live-Shows und ihre Alben haben sich millionenfach verkauft. Die Sängerin, die 2005 mit ihrem ersten TV-Auftritt bei „Das Hochzeitsfest der Volksmusik“ den Grundstein für ihre Wahnsinnskarriere legte, hat den Schlager revolutioniert und gibt ihren Fans mit ihren Texten Hoffnung und Halt.
Conrad Lerchenfeldt hat bereits 2014 in der Bestseller-Biografie den Fans einen Blick hinter die Kulissen und auf die privaten Seiten der erfolgreichen Sängerin ermöglicht. Da die Zeit seitdem aber natürlich nicht stehen geblieben ist, finden hier nun auch die Ereignisse der letzten vier Jahre ihren Platz: So zum Beispiel Helene Fischers Rolle als russische Auftragskillerin im Hamburger Tatort, ihre Konzertpause im Jahr 2016 oder ihre Äußerung zur aktuellen Lage in Deutschland 2018. Aus ihren Worten zu den Ausschreitungen in Chemnitz wurde übrigens das Zitat im Buchtitel entnommen. Hat also nichts mit Florian zu tun.
Lerchenfeldt schreibt spannend, umfassend und vor allem chronologisch. So kann der interessierte Fan die unbeschreibliche Karriere hautnah miterleben. Alles sehr gut recherchiert und durch Quellenangaben belegt. Da stört es auch nicht weiter, dass Helene die Biographie mal wieder nicht autorisiert hat. Auf jeden Fall ist dieser Einblick besser und informativer als alles, was man diese Tage in der Bild-Zeitung oder im Promi-Flash vorgesetzt bekommt.
2017 war Florian Silbereisen erstmals mit einer neuen Show auf Tour: „Das große Schlagerfest (Die Party des Jahres)“ gastierte damals in der Arena Trier und lockte nahezu 4000 Zuschauer in eine kurzweilige, mehr als dreistündige Show. Das Konzept, in dem Silbereisen den Schritt weg von der Volksmusik hin zur massenkompatiblen Abendunterhaltung geht, scheint aufgegangen zu sein und hat sich etabliert. Er umgibt sich mit seiner Boygroup Klubbb3, nimmt einige Shooting Stars der Szene mit, um sie einem großen Publikum vorzustellen – und es gibt ein Zugpferd, das in aller Munde ist. 2017 war das DJ Ötzi, in 2018 ist Jürgen Drews an der Reihe.
Das Drumherum war stimmig. Das kann ich jetzt schon sagen. Es gab eine große Bühne mit LCD Leinwänden und einer Art Klettergerüst für die Protagonisten. Der Bühnenbereich wurde nach vorne mit Stegen erweitert und mittendrin war etwas Platz frei für die tanzwütige Partyzone mit Stehplätzen direkt an der Bühne. Der Rest des Saales hatte Sitzplätze, aber auch hier hielt es die Leute nicht lange auf dem Hosenboden, sondern es wurde immer wieder aufgestanden und mitgetanzt.
Den Abend nur mit Eigengewächsen von Klubbb3 und Drews zu füllen, würde schnell langweilig werden. Daher sieht das Konzept anderes vor: Es gibt einen Rundumschlag durch die deutsche Schlagerlandschaft, garniert mit einigen englischsprachigen Highlights. So legte zunächst Florian Silbereisen selbst los und feuerte die Stimmungskanonen „Pure Lust am Leben“, „Griechischer Wein“ und „Live is life“ an. Damit jeder in Trier lauthals mitsingen konnte, gab es die Texte als Übertitel zum Mitlesen. Das wäre bei diesen Schlagern sicher nicht nötig gewesen, aber egal.
Direkt auf den Fuße folgte Ross Anthony. Der britische Glamourboy gehörte früher mal zur „Popstars“-Castingband Bro’Sis. Nach deren Ende hat er sich aber erfolgreich freigeschwommen und brilliert inzwischen als Glitzer-Entertainer, was er auch in Trier im quietschigen roten Anzug bewies. Zur Freude der anwesenden Mitsänger gab es Hits wie „Michaela“, „Himbeereis zum Frühstück“, „Ein Student aus Uppsala“ und „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ aus dem kollektiven Schlagerrepertoire. Silbereisen kam hinzu und gemeinsam gaben sie „Amarillo“ zum Besten.
Interessant wurde es aber mit den ersten Gästen, die man als Schlagerfan nicht so auf dem Schirm hatte. Zum Beispiel die junge Helene Nissen. Die 21jährige Sängerin aus Schleswig macht schon länger Pop- und Rockmusik. Beim ESC-Vorentscheid 2017 lernte sie Silbereisen kennen und der nimmt sie jetzt mit auf Schlagertour. Auf jeden Fall brachte die junge Frau frischen Wind in die Show. Sie wirkte schüchtern und vor allem bei den choreografierten tanzeinlagen sympathisch unbeholfen auf der Bühne, doch ihre Stimme war der Hammer. Und vor allem im Zusammenspiel mit den männlichen Kollegen konnte sie durchweg überzeugen. „I Will Survive“ sang sie kraftvoll und hatte das Publikum fest im Griff. Danach gab es mit Florian Silbereisen die bekannte Schlagerballade „Liebe ohne Leiden“.
Für gekonnte Tanzeinlagen sorgte die fünfköpfige DDC Breakdance Company, die eine waghalsige Tanzakrobatik an den Tag legte, egal ob volkstümliche oder englische Schlagerhits im Hintergrund liefen. Mit dem Publikum tanzte man stilvoll Sirtaki und leitete damit zur Formation Klubbb3 über, die Silbereisen mit dem niederländischen Kollegen Jan Smit und dem Belgier Christoff De Bolle gegründet hatte. Das erste Album auf Platz 4 der Charts, die nächsten beiden an der Spitze. Läuft. Die Hits konnte das Publikum noch nicht auswendig mitsingen, aber dafür gab es ja die Übertitel. Zum ersten Finale kamen Ross und Helene dazu und man schmetterte „Save All Your Kisses For Me“. Vielseitigkeit war Trumpf.
Zum Cooldown gab es von Silbereisen eine Gänsehautversion des Klassikers „Ruf Teddybär 1-4“. Sehr gefühlvoll und so gar nicht partymäßig. Das Publikum reagierte reserviert, aber ich fand es toll, dass der Entertainer diesen Song ausgepackt und sich mal ganz anders gezeigt hat. Um der Ironie Tribut zu zollen, die Klubbb3 gerne mal als „Boyband des Schlager“ bezeichnet, lieferte das Trio ein Medley aus All-time-hits wie „Relight My Fire“, bevor es dann zur Versöhnung den Kaiser-Hit „Joanna“ gab.
Endlich war mit Ben Zucker ein weiterer Gast am Start, der vom Publikum sehnlichst erwartet wurde. Der Berliner singt mit charismatischer Reibeisenstimme und hat es 2017 mit seinem Debüt „Na und?!“ in die Top 10 der Charts geschafft. Zu Recht! Er ist nicht nur grundsympathisch, sondern sang seine Hits wie „Na und?!“ und „Was für eine geile Zeit“ auch frei von der Leber weg mit großem Elan. Da es eine Schlagerparty war, mussten danach Coverversionen ran. „Über den Wolken“, unterlegt mit einem Discobeat, hat mich doch sehr irritiert. Doch Westernhagens „Freiheit“ klang sehr gut aus Zuckers Mund. Und das Duett „I Need A Hero“ im Duett mit Helene Nissen war definitiv der Überflieger.
Noch vor der Pause (und die Show war schon 90 Minuten alt) gab es eine Hommage an Wolfgang Petry. Alle bis dahin vertretenen Künstler traten in Holzfällerhemden auf und interpretierten Wolles größte Hits. Der Abend hatte um 19.30 Uhr begonnen – und um 21.15 Uhr gab es die von manchen herbei gesehnte Pause, die 30 Minuten dauerte.
Konnte man zu Beginn der zweiten Hälfte endlich mit Jürgen Drews rechnen? Nein. Zuerst nochmal Klubbb3. Dann aber nahm der „König von Mallorca“ mit besagtem Hit die Bühne ein. Für seine fast 73 Jahre war er erstaunlich fit und präsent. Die anderen unterstützten ihn zwar beim Gesang, doch das hätte er locker auch allein gestemmt. In der Schlagerzeitreise gab es sogar den Hit „Mamma Loo“ aus Drews‘ Zeit bei den Les Humphries Singers. Für „Ich bau dir ein Schloss“ baute man ein Gummischloss auf der Bühne auf. Alles ganz lustig und stimmungsvoll. Überhaupt gab es den ganzen Abend viel fürs Auge, denn auch einige Background-Tänzerinnen mischten immer wieder mit.
Den Superhit „Ein Bett im Kornfeld“ hob man sich fürs Finale auf. Vorher gab es nochmal Klubbb3 und beispielsweise Ross Anthony mit „Tanze Samba mit mir“. Der Brite ist wirklich eine überragende Stimmungsmaschine. Dann – fast schon 23 Uhr – gab es das große Finale und alle waren wieder auf der Bühne. Das Publikum feierte seine Künstler. Und obwohl ich jetzt nicht der Schlager-Fanatiker bin, muss ich ihm Recht geben. Die Show war sehr stimmungsvoll und bot Hits für alle Generationen. So war das Publikum auch sehr gut durchmischt, was die Altersgruppen angeht. Und es machte sich fröhlich-beschwingt auf den Heimweg.
Die letzten Karnevalsveranstaltungen sind noch nicht lange vorbei. Es gibt also genügend Ohrwürmer in den Köpfen, um einen Schlagerabend zu füllen. In Luxemburg wird ohnehin bis zur Hälfte der Fastenzeit weiter gefeiert – und unter den 4.000 Besuchern in der Arena Trier war das Großherzogtum gut vertreten, wie man am Stimmengewirr merken konnte. Florian Silbereisen hatte zum „Großen Schlagerfest“ eingeladen. Ein ganz neues Konzept, dass von seinen bisherigen Volksmusik-Abenden abweicht und mit DJ Ötzi, Voxxclub und Sarah Jane Scott einige illustre Gäste zu bieten hatte.
Von der Idee her geht es zum einen ganz tief in die Schlagerkiste der 70er und 80er Jahre, zum anderen bieten die vertretenen Künstler ihre eigenen Hits. Dies führt auf jeden Fall zu stimmungsvollem Mitklatschen, Mitschunkeln und Mitgrölen. Was man auch von Florian Silbereisen halten mag – er ist auf jeden Fall ein guter Entertainer und hält den Laden gut zusammen.
Die Show begann mit kleiner Verspätung um 19.50 Uhr, dauerte dafür aber mehr als drei Stunden mit einer halbstündigen Pause. Abgesehen von einem VIP-Stehparty-Bereich direkt vor der Bühne bot die Arena Trier nur Sitzplätze, aber es hielt die Anwesenden nicht lange auf ihren vier Buchstaben. Die ultimative Schlagerparty erinnerte von Beginn an an die großen Après Ski- und Karnevalspartys. Nur dass hier zumindest live gesungen wurde.
Die Musik kam vom Band. Die Bühne war aber ganz ordentlich eingerichtet. Mit zwei fahrbaren LCD-Leinwänden und einer fest installierten im Hintergrund, die ordentlich Atmosphäre schufen. Dazu eine zwar verhaltene, aber durchaus wirkungsvolle Pyroshow. Ein Laufsteg schließlich ließ die Sängerin und die Sänger bis zum Sitzpublikum vordringen. Die Reihenfolge der Auftritte war bunt durchmischt.
Es gab Schlagermedleys von Marianne Rosenberg, von Dschingis Khan und sogar von Reinhard Mey („Männer im Baumarkt“, „Über den Wolken“) – auch wenn letzterer vielleicht nicht froh ist, mit jenem Metier verwurstet zu werden. Ein Ausflug führte in die Geschichte des Song Contest, ein weiterer erläuterte dem Publikum mit Augenzwinkern, welche großen Schlager aus Holland zu uns rüber geschwappt sind: nämlich „Die kleine Kneipe“, „Das Lied der Schlümpfe“ und „Una paloma blanca“.
Zwischendrin wurde das Geschehen durch fünf Tänzer der DDC Breakdance Company aufgelockert, die eine waghalsige Tanzakrobatik an den Tag legten, egal ob volkstümliche oder englische Schlagerhits im Hintergrund liefen.
Vor der Pause war die große Stunde von DJ Ötzi und er bot im Rundum-Paket seine Hits wie den „Anton aus Tirol“, „Hey Baby“ und natürlich den unvermeidlichen „Stern, der deinen Namen trägt“. Die Volksrocker von Voxxclub verkauften sich eindeutig unter Wert. Von ihren CDs und YouTube-Videos weiß man, dass sie durchaus in der Lage sind, ein Publikum allein mit ihren Stimmen zu begeistern. Der A-cappella-Gesang blitzte aber beim Schlagerfest nur in Ansätzen durch, wenn zum Beispiel eine Beatbox-Einlage die Pause bis zum nächsten Song überbrückte. Schade. Da wäre mehr drin gewesen. Sarah Jane Scott war als Quotendame vor alle für die Optik gut. Doch auch stimmlich konnte sie Akzente setzen. Das frauenlastige Publikum ließ sich aber lieber von jungen Männern und deren bisweilen nackten Oberkörpern begeistern.
Nach der Pause ging die Show stimmungsvoll mit Silbereisens neuer Band weiter. Klubbb3 heißt die Gruppe, die Florian Silbereisen vor zwei Jahren mit Jan Smit (Holland) und Christoff De Bolle (Belgien) gegründet hat. Ein kluges Konzept, denn so konnte man gleich in fünf Ländern (inklusive Schweiz und Österreich) in den Charts glänzen. Deren Songs sind zwar keine Radiohits, aber modern ausgelegte Schlager mit Discobeat. Und man war sich auch nicht zu schade, mit Perücken und Glitzerkostümen ein parodistisches Flippers-Medley hinzulegen.
Zum Ende der Schlagershow luden die Protagonisten zum Tanz-Crashkurs ein: Sirtaki, Schunkelwalzer und Polonäse. Das funktioniert nicht nur an Karneval. Das Publikum zumindest war begeistert. Florian Silbereisen zeigte sich einmal mehr als bodenständiger Typ, der auch nicht seinen roten Faden verlor, als er sich vom Bühnenrand aus um eine kranke Dame in der Partylounge kümmerte. Es war ein kurzweiliger Abend für viele Generationen Schlagerbegeisterter.