Wolf Maahn legt mit „Break Out Of Babylon“ sein erstes Konzeptalbum vor
„Break Out Of Babylon“ ist das vierzehnte Studioalbum von Wolf Maahn und es ist in mancherlei Hinsicht ein besonderes. Man könnte auch sagen ein gewöhnungsbedürftiges, fast schon experimentelles. Auf jeden Fall ist es das erste Konzeptalbum in Wolf Maahns vier Jahrzehnte währender Karriere. Es erzählt szenenhaft die Geschichte von William, einem Milliardär, der durch den Einfluss eines Aktivisten auf seine Frau und Tochter von einer Sinnkrise hin zu neuem, ungeahntem Glück findet. In den Songs spielen Themen wie Klimawandel, Artensterben oder gesellschaftliche Ungerechtigkeit eine zentrale Rolle.
Aber die Inhalte der Texte sind nicht das, was „Break Out Of Babylon“ – jedenfalls für mich – zunächst etwas sperrig macht. Es sind die ungewohnten Reggae Beats, die gut die Hälfte der insgesamt dreizehn Stücke dominieren. Zwar gab es auch auf den bisherigen Alben hin und wieder Reggae Tunes, aber hier erklärt Wolf Maahn sie zum zentralen Stilelement. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Zudem singt er zwei Songs komplett auf Englisch.
Der Reigen beginnt mit „Tanzen gegen den Wahnsinn“, das durch ein tolles Bläserintro glänzt und sich als extrem bewegungsanimierend herausstellt. Live ist das Stück bestimmt der Knaller. Im Anschluss halten sich Licht und Schatten die Waage. Richtig gut wird „Break Out Of Babylon“ immer dann, wenn sich Wolf Maahn auf seine Wurzeln besinnt. Und die liegen nun mal im Rock. Exemplarisch dafür sei „In der Gegenwart von Schönheit“ genannt, das uns mit einem Gitarren-Gedächtnissolo von Roger Schaffrath in die Achtziger Jahre zurückversetzt. Auch „Aktivist“ ist eine hymnische Rocknummer mit angezogener Handbremse und das darauffolgende „Im falschen Licht“ haut in dieselbe entspannte Kerbe. Nicht zu vergessen der Titelsong, bei dem Wolf Maahn zum ersten Mal in seiner Laufbahn selbst mit einem längeren Gitarrensolo zu hören ist. Dass es das Stück auch noch in einer Reggae-Version, der sogenannten Late Night Edition, auf das Album geschafft hat, sei an dieser Stelle geschenkt.
Zwischen Licht und Schatten machen es sich der groovende Schunkler „Slow-Mo in New York“ und das poppige „Love Dimension“ gemütlich. Die etwas dunklere Abteilung wird angeführt von „Hamsterrad“, das fast schon als Industrial rüberkommt und kalt wie eine Eisenbahnschiene wirkt und den beiden englischsprachigen Stücken „Where The Homeless Go“ und „Williams‘ Daughter“, wobei letzteres zumindest noch bestens als Untermalung in einer Chill Out-Zone aufgehoben wäre. Da hat es Wolf Maahn für meinen Geschmack mit seinem musikalischen Eifer etwas übertrieben.
Die Botschaft hinter „Break Out Of Babylon“ ist aller Ehren wert. Wolf Maahn ist ja durchaus als Querdenker bekannt und wer ihn mal persönlich getroffen hat, der weiß, dass das kein imageförderndes Kalkül ist, sondern aus der Tiefe seines Herzens kommt. Nicht umsonst gilt er als einer der einflussreichsten und beständigsten Musiker des Landes. Deshalb nimmt man es ihm auch ohne zu zögern ab, wenn er im Booklet schreibt: „Es könnte ja auf wundersame Weise grundcool werden, der Erhabenheit der Schöpfung mit Respekt und Liebe zu begegnen und nicht wie ein Kutscher, der permanent sein Pferd peitscht“. Hier finden sich übrigens noch sämtliche Texte und eine Reihe beeindruckender Reisefotografien aus dem Maahn’schen Familienalbum.
„Break Out Of Babylon“ ist kein eingängiges Album, das sich direkt beim ersten Hören erschließt. Mir hat es sich noch nicht wirklich erschlossen und es kann durchaus sein, dass wir gar keine Freunde mehr werden. Vielleicht zünden die Songs aber auch erst live so richtig. Auf seinen Konzerten lässt Wolf Maahn Zielgruppen erfahrungsgemäß weitestgehend außer Acht und lädt zum Singen, Tanzen und Feiern ein. Ab Februar gibt es dazu wieder ausreichend Gelegenheit:
- 07.02.2020 – Ronnenberg/Hannover, Marie-Curie-Schule
- 08.02.2020 – Berlin, WABE
- 09.02.2020 – Münster, Jovel
- 14.02.2020 – Hamburg, Gruenspan
- 15.02.2020 – Schwerin, Speicher
- 12.03.2020 – Frankfurt, Brotfabrik
- 14.03.2020 – Köln, Gloria Theater
- 19.03.2020 – Göttingen, MUSA
- 20.03.2020 – Cottbus, Glad-House
- 21.03.2020 – Dresden, Tante Ju
- 28.03.2020 – Stuttgart, clubCANN
- 29.03.2020 – Mannheim, Capitol
- 04.04.2020 – Neunkirchen/Saar, Neue Gebläsehalle
- 18.04.2020 – Affalter, Linde
- 24.04.2020 – Bielefeld, Forum
- 09.05.2020 – Düsseldorf, Savoy Theater