Nachdem Jason Orange als zweites Take That-Mitglied nach Robbie Williams im Jahr 2014 seinen Ausstieg aus der Band bekannt gegeben hatte, erschien wenige Tage später das siebte Studioalbum mit dem bezeichnenden Titel „III“. Jetzt könnte man ja bedauern, dass Gary, Mark und Howard in Zukunft alleine wursteln, aber das tue ich definitiv nicht. Denn gerade Mark Owen und Gary Barlow ist es mit den beiden ersten Alben nach Williams gelungen, die Teenieband zum seriösen Popact zu formen. Sie haben diese schwierige Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Take That verzeichnen bis heute sieben UK Nummer 1 Alben und zwölf UK Nummer 1 Hits, verkauften über 45 Millionen Alben, gewannen acht Brit Awards und verkauften insgesamt sage und schreibe 7,5 Millionen Konzerttickets. Zwischendurch gab es diese unsägliche Rückkehr von Robbie Williams und die erneute Hinwendung zu elektronischen Sounds. Ehrlich gesagt, habe ich mich geärgert: Ihr Idioten, dachte ich, jetzt seid ihr endlich mal erfolgreicher als dieser Selbstdarsteller und dann nehmt ihr ihn zurück wie den verlorenen Sohn. Ein Drama biblischen Ausmaßes.
Wenn wenigstens die Musik gleichwertig gut geblieben wäre. Doch Stuart Price hatte statt des titelgebenden „Progress“ einen bösen Rückschritt in die Zeit der 90er verbrochen. Das hatte man mit „III“ zum Glück wieder geheilt. Dieses Album ist wieder ziemlich ruhig geworden und orientierte sich stärker an „Beautiful World“ und „Circus“, die ohne Robbies Mitwirken entstanden. Balladen kann das Trio hervorragend interpretieren – sei es mit ausgedehnten Soloparts oder im dreistimmigen Satzgesang.
Jetzt folgt also „Wonderland“ als Album Nummer 8. Mit dem Titelsong als elektronische Dancefloor-Hommage muss ich etwas hadern. Das klingt mir zu abgehoben und anbiedernd. Doch schon der zweite Track, die Hymne „Giants“ entschädigt für diesen Aussetzer. Mark Ralph, der kürzlicher als „Producer Of The Year 2016“ ausgezeichnet wurde, hat hier einen guten Job gemacht und die Stärken der Band mal wieder fein heraus gearbeitet.
Das geht bis zur nostalgischen Boygroup-Attitüde, die für den Song „River“ neu belebt wird. Da dürfte manches Fanherz aus alten Tagen höher schlagen. Ansonsten ist das Album sehr optimistisch, fast schon feierwütig gehalten. Songs wie „Lucky Stars“ erinnern an den Disco-Pop der 70er. Meist werden solide Popsongs geboten, aber positive Ausreißer wie das wundervolle „The Last Poet“ zeigen, was alles möglich gewesen wäre. Das tut dann schon etwas weh.
Das Album gefällt mir nicht so gut wie die ersten beiden Releases nach dem Comeback ohne Robbie, doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Take That liefern im Jahr 2017 eindrucksvolle Popsongs mit viel Charme. Den Weg von „III“ beschreiten sie unbeirrt fort – und das ist gut so.