In den letzten Jahren waren es vor allem ruhige Klänge, die uns Singer/Songwriter Frank Turner bescherte. So stand noch 2019 „No Man’s Land“ im Mittelpunkt – ein Album, das er 13 Frauen widmete, die nur aufgrund ihres Geschlechts zum Teil vollkommen unbekannt sind. Ein Album im Stil der alten amerikanischen Haudegen mit leichten Country-Einflüssen und wenig Folkrock (HIER unsere Review).
Damals war die Welt noch in Ordnung. Und als sie aufhörte, sich in der Maschinerie aus Livekonzerten zu drehen, begann er mit einer wöchentlichen Reihe von akustischen Livestreams von seinem Haus aus, die er „Independent Venue Love“ nannte und mit denen er Geld für von der Pandemie kommerziell bedrohte Veranstaltungsorte sammelte. Ein gänzlich neuer Track in dieser Reihe war „The Gathering“, ein Song über die Sehnsucht nach der Rückkehr von Livemusik.
Mit „FTHC“ erscheint nun ein Album, das sich wieder der aggressiven und rohen Seite des Musikers widmet. Nach dem elektronischen und folklastigen Material der letzten Jahre gibt es – vor allem in der ersten Albumhälfte – eine Rückkehr zum Punk. Der Albumtitel „FTHC“ steht für „Frank Turner Hardcore“ und impliziert gar eine retrograde Hinwendung zum Hardcore-Punk von Million Dead, doch so krass kommt es dann doch nicht.
Während „Non Serviam“ noch heftig reinhaut, „My Bad“ mit dem Hardcore-Genre flirtet und „The Gathering“ durch seinen starken Sprechgesang besticht, gibt es daneben einige solide Punk-Nummern vom Feinsten.
Ruhiger wird es mit dem beeindruckenden Song „Miranda“, der in bewegenden Worten die Geschichte von Turners Vater erzählt, der inzwischen als Transgender-Frau lebt, womit Turner sich erst versöhnen musste. Die Ballade „A Wave Across The Bay“ ist Turners Freund Scott Hutchison gewidmet, dem Sänger der Band Frightened Rabbit, der im Mai 2018 Suizid begangen hatte. Auch „Fatherless““ zählt zu den Kernstücken des Albums, denn hier geht’s um ein Trauma aus seiner Kindheit.
Der abschließende Spoken-Words-Song „Farewell To My City“ verhandelt eindringlich Turners Umzug aus der Metropole London an die Küste von Essex – nach immerhin 7300 Tagen, die er in der Stadt gelebt hat. Wie eine Mini-Autobiografie funktioniert dieser Recap-Song, der letztlich in die Einsicht mündet, dass es an der Zeit ist, die Sachen zu packen und weiterzuziehen.
„FTHC“ ist ein Hardcore-Album, ein Punk-Album, ein sehr persönlicher, reflektierender Einblick in ein bewegtes Leben. Ein Album für den Blick in die Vergangenheit und zugleich ein Neustart. Genau richtig in der heutigen Zeit des Umbruchs.
- 15. The Zeitbeast
- 16. The House Where I Was Raised
- 17. Haven’t Been Doing So Well (Acoustic)
- 18. Wave Across A Bay (Acoustic)
- 19. Punches (Acoustic)
- 20. The Work (Acoustic)
Und bald geht es – hoffentlich – auf Tour:
The Never Ending Tour Of Everywhere 2022 – Deutschland-Dates
- 18.04. – Bremen, Aladin Music-Hall
- 19.04. – Dortmund, FZW
- 21.04. – Hannover, Capitol
- 22.04. – Stuttgart, Im Wizemann (Halle)
- 23.04. – Saarbrücken, Garage
- 24.04. – Leipzig, Werk 2
- 26.04. – Heidelberg, Halle 02
- 11.05. – Nürnberg, Löwensaal
(Support: Pet Needs)
15.-18.09. Frank Turner presents: Lost Evenings V@Columbiahalle, Berlin
- 15.09. A Career Spanning Acoustic Set
- 16.09. Love Ire & Song vs. England Keep My Bones
- 17.09. New Songs Punk Rock Set
- 18.09. Greatest Hits
Außerdem im November: Grand Münster Slam Weekender (mit Donots)
- 25. November – Münster, MCC Halle, ausverkauft
- 26. November – Münster, MCC Halle