Geboren in Argentinien kam Semino Rossi 1985 über Spanien nach Österreich. Der Sohn einer Pianistin und eines Tangosängers verdiente seine Brötchen zunächst mit Straßenmusik und auf Hotelveranstaltungen. Als 2004 sein erstes Album erschien, führte die Karriere über den Musikantenstadl und Florian Silbereisens Winterfest in die Herzen der Fans von Schlager und Volksmusik. Seitdem ging es steil bergauf und Top 10-Plätze in den deutschen, österreichischen und schweizerichen Charts sind ihm seit 15 Jahren sicher. Das aktuelle Werk trägt den Titel „Heute hab ich Zeit für dich“ und erscheint beim altbekannten Label Ariola.
Die vergangenen Monate hat Semino Rossi als willkommene Gelegenheit betrachtet, einmal ganz in Ruhe über sich, seine Gefühle und das Leben zu reflektieren – mit teilweise überraschendem Ergebnis, wie er auf seinem neuen Album beweist: Ein Longplayer, der vor unbändiger Lebenslust nur sprüht und mit dem Rossi eine herzliche Einladung an all seine Fans ausspricht, die so lange auf neue Musik warten mussten. Denn was ist heutzutage wertvoller als seine Zeit zu verschenken? Alle Songs entstanden erneut in Zusammenarbeit mit Produzent Thorsten Brötzmann, der auch für die Erfolge von Helene Fischer, Ben Zucker und Kerstin Ott verantwortlich zeichnet.
Geboten wird die ganze Bandbreite moderner Schlagermusik. Der Opener „Was bitte was“ startet mit Schlagerbeat und Seminos sympathischem Akzent. Dann folgt der Titelsong als melancholischer Ohrwurm ebenfalls im Tanzrhythmus. So weit so gut.
Doch es gibt auch einige Überraschungen zu bieten: „Das war unser Sommer“ ist eine fetzige Latino-Variante von „Don’t Let Me Be Misunderstood“. In „Te quiro heißt ich liebe dich“ schmachtet der Argentinier zu Flamenco-Rhythmen und „Eres mi motivo“ funktioniert als wundervolle Ballade zu „You are the reason“. Gerade wenn Semino Rossi auf die spanische Sprache und Folklore ausweicht, kann man ihm sehr gut zuhören. Nur das nervige „Vamos, amore mio, vamos“ ist dann doch zuviel des Guten.
Darüber hinaus ist Semino Rossi dann am besten, wenn er den Synthesizer gegen akustische Instrumente eintauscht – mit Liedermachergitarre bei „Das fehlende Stück“ und zum Piano bei den Balladen „Du vollendest mich“ und „Dein gestern, dein heute, dein morgen“. So kann auch der nicht-schlageraffine Konsument ihm bisweilen gut zuhören.