Die 2007 gegründete Band DeWolff aus den Niederlanden hat ein Faible dafür, sowohl ihre Musik als auch das Artwork der Alben sehr retro wirken zu lassen. So wird jedes Werk ein Fest für Freunde handgemachter Musik. Die Mischung aus Psychedelic und starkem Blueswock weiß immer wieder neu zu überzeugen.
Das aktuelle Album trägt den Titel „Muscle Shoals“, benannt nach einer Stadt in Alabama. In den 60er Jahren wurde sie mit Hilfe zweier Aufnahmestudios, dem FAME und dem Muscle Shoals Sound Studio, zum Herz und zur Heimat des Soul of America. Dort haben Aretha Franklin, Wilson Picket und Etta James aufgenommen. Später waren Cher, die Stones, Bob Dylan und The Black Keys an Bord.
Nun war es ein neues Abenteuer, als sich DeWolff nach Alabama begaben, um in beiden Studios aufzunehmen. „Noch bevor wir uns für Southern Rock interessierten, bekam Luka als Kind ein Album mit Southern Soul, und das meiste davon wurde bei FAME aufgenommen. Das war unsere Einführung in die Soulmusik“, sagt Sänger/Gitarrist Pablo van de Poel über seinen Bruder. „Wir haben nicht mit James Brown angefangen, sondern mit Leuten wie Wilson Pickett. Das Muscle Shoals Sound Studio war schon lange geschlossen, bis die Black Keys gekommen sind und ihr Album ‚Brothers‘ dort aufnahmen. Dieses Album ist eine unserer Lieblingsplatten, seit sie herauskam, also war es schon lange ein Traum, ebenfalls nach Muscle Shoals zu gehen.“
Das Album beginnt mit „In Love“, einer wirbelnden, funkigen Soul-Ode an das Fremdgehen. „Es geht darum, wenn man lange mit jemandem zusammen ist und dann einen anderen kennenlernt, der deine Welt auf den Kopf stellt, indem er die Versprechen, die du deinem Partner in einer Langzeitbeziehung gibst, in Frage stellt. Es gibt all diese Dinge, die man gerne tun würde. Es gibt eine Zeile, die lautet ‚tell me babe why can’t we meet, at the dark end of the street‘ – eine Anspielung auf Dark End of the Street, geschrieben von Muscle Shoals Songwriter Dan Penn.“
Der grüblerische Lowdown-Soul-Funk von „Out on the Town“ wurde durch einen Roman inspiriert. „Der musikalische Teil entstand, als wir jammten, und der Text wurde von einem Buch beeinflusst, das Chris Robinson empfahl, als wir mit den Black Crowes auf Tour waren. Wir sprachen viel über Literatur, und er gab mir eine Liste von Büchern, die er sehr mochte. Eines davon war The Man with the Golden Arm von Nelson Algren. Auf jeder Seite stand ein verrücktes Zitat. Als ich den Text schrieb, lehnte er sich stark an dieses Buch an. Er beschreibt einen Haufen zwielichtiger Gestalten, die sich jeden Abend in einer Spelunke treffen und alle möglichen Dinge anstellen.“
„Let’s Stay Together“ ist einer der persönlichsten Songs, den Pablo je geschrieben hat. „Es ist der Trennungssong auf der Platte. Das hat zum Glück nicht zu einer Trennung geführt. Es ist eines der direktesten emotionalen Liebeslieder, die ich je geschrieben habe. In einer langen Beziehung macht man manchmal schwere Zeiten durch. Ich machte gerade eine durch, als wir das Album schrieben, also ist dieser Song wirklich sehr autobiografisch.“
In „Ophelia“ erschaffen sie ihre eigene mythologische Geschichte, in der Ophelia alle Geheimnisse und Lügen der Welt bewahrt. In „Truce“ geht es um den ständigen Streit in einer Beziehung und den Wunsch, nur einen Tag ohne Streit auszukommen. Auf diesem Song ist der Saxophonist Brad Guin, der früher mit Bobby Blue Bland und Clarence Carter gespielt hat zu hören. „Snowbird“ ist eine sanfte, aber epische 8-Minuten-Reise über eine Person, die von einem kalten Ort, wie einer Beziehung, flieht und nach einem wärmeren Ort sucht, und wurde auf einem LSD-Trip geschrieben, während die Jungs John Coltrane hörten.
‚Ships in the Night‘ handelt davon, dass man denjenigen vermisst, den man liebt. Hier ist Singer-Songwriter Dylan laBlanc zuhören. „Dylan kam um sechs Uhr ins Studio, wir hatten etwas Spaß, um sieben Uhr begannen wir mit den Aufnahmen, und um acht Uhr war er wieder weg. Es war wunderschön. Wir haben es zu dritt live gesungen, in einem Raum, und es war eine ganz magische Art, das Album abzurunden.“
Der Albumabschluss „Cicada Serenade“ ist etwas ganz Besonderes. Im Mai 2024 tauchten in Alabama Milliarden von Insekten auf, die Zikaden genannt werden, eine Zikadenbrut, die alle 13 Jahre stattfindet. Dies war das erste Mal seit 1803, dass zwei Zikadenbruten gleichzeitig auftauchten. DeWolff war vor Ort, um dieses Geräusch einzufangen. „Das war sehr cool, und wir wollten das unbedingt einfangen. Vor 221 Jahren konnten die Menschen noch keine Tonaufnahmen machen, das ist also etwas ganz Besonderes.“
Starke Klanglandschaften, schwebende Melodien, harte Gitarren – wieder sind alle Markenzeichen der Band vertreten. Der charismatische Gesang von Luka und Pablo van de Poel tut sein übriges dazu. Und sie liefern hier eine Art von Konzeptalbum, das durch den Ort in Alabama zusammengehalten wird. Da, wo Musikgeschichte geschrieben wurde, gehen DeWolff den nächsten Schritt.
Tourdaten:
- 25.02.25 DE – Berlin, Hole 44
- 26.02.25 DE – Dresden, Beatpol
- 27.02.25 DE – München, Backstage
- 28.02.25 A – Innsbruck, PMK
- 01.03.25 CH – Zürich, Mascotte
- 14.05.25 DE – Stuttgart, Im Wizemann
- 15.05.25 DE – Frankfurt, Das Bett
- 16.05.25 DE – Köln, Kantine
- 17.05.25 DE – Münster, Sputnikhalle
- 18.05.25 DE – Hamburg, Übel & Gefährlich