Nach der Veröffentlichung seines gefeierten neuen Albums “Songs For The Drunk And Broken Hearted” präsentiert Passenger (Mike Rosenberg) nun “Sword from the Stone (Gingerbread Mix)”, eine spezielle Single-Version des Eröffnungsstücks des Albums, produziert von Ed Sheeran und Joe Rubel und gemixt von Spike Stent.
“Songs for the Drunk and Broken Hearted”, ein Album, das von betrunkenen Charakteren mit gebrochenem Herzen bevölkert wird und aus Songs besteht, die Rosenberg größtenteils geschrieben hat, als er noch Single war. Ursprünglich sollte das Album im Mai 2020 erscheinen, aber als die globale Pandemie die Welt auf den Kopf stellte, entschied Rosenberg, dass das Album doch noch nicht ganz fertig war. Ein paar Songs schienen nicht mehr zu passen und wurden gestrichen. Viel wichtiger ist, dass drei neue Songs hinzugekommen sind, darunter der Album-Opener “Sword from the Stone”, den er während der Quarantäne geschrieben und während einer seiner YouTube Isolation Sessions Anfang des Jahres zum ersten Mal aufgeführt hat.
“Es ist dieses Klischee, dass man seine ergreifendste Arbeit macht, wenn man eine harte Zeit erlebt”, sagt Rosenberg. “Ich habe es Freunden und Familie vorgespielt, Leuten aus der Branche, anderen Musikern, und es scheint bei allen gut anzukommen. Ich glaube wirklich, dass es die beste Reaktion von allen Songs hatte, die ich je geschrieben habe.”
Einer der Freunde/Musiker, mit denen er den Track teilte, war sein guter Kumpel Ed Sheeran. Die beiden hatten schon lange über eine Zusammenarbeit gesprochen, und “Sword from the Stone” bot die perfekte Gelegenheit. “Ed war wirklich begeistert von dem Song, als ich ihn ihm vorspielte und schlug vor, dass er eine Version produziert, die möglicherweise als Radiosingle funktionieren könnte. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man so ein Angebot von einem Pop-Genie bekommt, und ich bin sehr erfreut über das, was er und Joe da auf die Beine gestellt haben. Es hat so viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten.”
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Wenn Passenger von einem Spaziergang in London erzählt, geht mir einfach das Herz auf. Es ist diese wunderbar sympathische und einnehmende Stimme, die mich vom ersten Moment an gefangen nimmt. Melancholische Stücke wie “London in the Spring” machen die Wärme und den Glanz von Mike Rosenberg aus. Und dabei ist es ganz egal, ob seine Songs durchproduziert sind oder einfach nur im akustischen Gewand daherkommen. Ich höre ihm gerne zu bei seinen Erzählungen von einfachen Begebenheiten und Begegnungen – den “Songs for the Drunk and Broken Hearted”.
Der Albumtitel drückt die Melancholie der zehn neuen Songs in klaren Worten aus. Und der traurige Clown auf dem Cover verstärkt diese Wirkung noch. Passenger ist ein Songwriter vom alten Schlag, der die Menschen mitnimmt in seine Gefühlswelt. Er veröffentlicht Album um Album. Pause? Fehlanzeige. Und eigentlich würde er auch durchgehend touren, wenn nicht diese vermaledeite Pandemie dazwischen gekommen wäre. Normalerweise macht Passenger an vielen Konzertorten, in denen er auftritt, auch noch Straßenmusik. Doch 2020 ist das alles schwierig geworden. Umso schöner, dass nun ein neues Album erscheint.
Die zehn Stücke sind in der Deluxe Edition doppelt vorhanden. Einmal als größer instrumentierte Versionen, dann aber auch allein mit Vocals und Gitarre – so wie Mike die Songs auf der Straße präsentieren würde. In dieser reduzierten Form gewinnen Balladen wie “Suzanne” nochmal an Intensität.
Das zwölfte Album in zwölf Jahren ist ein Album, das von betrunkenen Charakteren mit gebrochenem Herzen bevölkert wird und aus Songs besteht, die Rosenberg größtenteils geschrieben hat, als er noch Single war. Ursprünglich sollte das Album im Mai 2020 erscheinen, aber als die globale Pandemie die Welt auf den Kopf stellte, entschied Rosenberg, dass das Album doch noch nicht ganz fertig war. Ein paar Songs schienen nicht mehr zu passen und wurden gestrichen. Viel wichtiger ist, dass drei neue Songs hinzugekommen sind, darunter der Album-Opener “Sword from the Stone”, den er während der Quarantäne geschrieben und während einer seiner YouTube Isolation Sessions Anfang des Jahres zum ersten Mal aufgeführt hat.
Passenger hat vor kurzem eine Trilogie von begleitenden Videos veröffentlicht, die seine Fans mit verschiedenen Charakteren in seinem Drunk and Broken-Hearted-Universum bekannt machen. Die Serie begann mit dem Titelsong “A Song for the Drunk and Broken Hearted”, der in einer halb leeren Spelunke spielt, in der die Gäste ihre Sorgen ertränken, gefolgt von “Suzanne”, das die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf eine ältere Frau lenkt, die allein sitzt und über vergangene Tage nachdenkt, und endete mit “Remember To Forget”, über den nervigen Typen, der einen zu viel hatte und sich weigert, zu gehen.
Es ist nicht alles Herzschmerz und Melancholie. Es gibt auch vorwärts treibende, optimistisch anmutende Titel wie “Tip of My Tongue” und “What You’re Waiting For”, doch Passenger legt definitiv ein emotionales und zu Herzen gehendes Album vor. Vielleicht sein bestes! Es erinnert mich in seiner Homogenität und konzeptionellen Aussage an Bölls “Ansichten einer Clowns” oder an die Jester-Jahre von Marillion mit Leadsänger Fish, die vor allem in den ersten beiden Albumcovern der Neoprogger deutlich werden.
Passenger ist der nachdenkliche Entertainer – doch im Gegensatz zu seinen gescheiterten Charakteren trägt er die Hoffnung auf bessere Zeiten mit sich. Ein wundervolles Album für den Start in ein Jahr, das nur besser werden kann.
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Mike Rosenberg, besser bekannt als Passenger, kündigt an, dass sein neues Studioalbum “Songs for the Drunk and Broken Hearted” am 8. Januar 2021 veröffentlicht wird. Gestern erschien der Titeltrack zusammen mit einem begleitenden Video. Die Verpackungen von CD und Vinyl werden zu 100% aus recyceltem Material bestehen. Dank einer Partnerschaft mit Ecologi und dem Eden Project wird für jeden Tonträger, der über den Passenger Webstore verkauft wird, ein Baum gepflanzt.
Eigentlich wollte Passenger 2020 Straßenmusik machen, Festivals und Headlineshows spielen. Dies wird nun auf 2021 verschoben. Mit einer authentischen und beeindruckenden Live-Show, die viele Fans und Kritiker rund um den Globus überzeugt hat, konnte Passenger auf einigen der berühmtesten Bühnen der Welt Headlineshows spielen. Trotzdem freut er sich darauf, wieder auf die Straße zurückzukehren, sobald dies wieder sicher für alle umsetzbar ist. Bis dahin lädt Rosenberg die Fans zu einem intimen Abend in die berühmte Londoner Royal Albert Hall zu einem exklusiven Performance-Film ein, der am 10. Januar 2021 anlässlich der Veröffentlichung des Albums gestreamt werden wird. Jeder, der das Album über den offiziellen Passenger D2C-Shop, erhält einen Zugangscode zu der Veranstaltung.
Die meisten “Songs for the Drunk and Broken Hearted” wurden geschrieben, als Rosenbergs Beziehung zerbrach. “Aus einer Trennung herauszukommen, führt einen durch eine so zerbrechliche Zeit”, reflektiert er. “Man ist für ein paar Monate unglaublich verletzlich. Man ist so an die Sicherheit gewöhnt, mit jemandem zusammen zu sein, und plötzlich ist man in der Welt auf sich allein gestellt. Du wirst sauer und triffst wahrscheinlich ein paar schlechte Entscheidungen. In gewisser Weise machst du es für dich selbst noch schlimmer. Aber es ist auch ein berauschender Moment, die Liebe zu verlieren und dies durch Alkohol zu betäuben. Es ist universell. Jeder macht das irgendwann einmal durch.”
Das Musikvideo zum Song zeigt Passenger und seine Bandkollegen, die als traurige Clowns verkleidet sind, in einem Raum der “Drunk and Broken-Hearted”. “Es hat so viel Spaß gemacht, dieses Video zu drehen”, sagt Rosenberg. “Ich bin ein großer Fan von ‘The Joker’, und da der Text im Refrain des Songs ‘Joker und Gaukler’ erwähnt, fühlte es sich wie die perfekte Gelegenheit an, sich wie ein Clown zu verkleiden und alle zum Ausflippen zu bringen. Die Idee, den Song in einer düsteren und deprimierenden Kneipenumgebung zu spielen, hilft, die Geschichte im Song zu verbildlichen.”
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Am Donnerstag gab es in der Kölner Live Music Hall eines der wenigen Deutschlandkonzerte von Passenger, natürlich ausverkauft. Im Vorfeld durfte unser Redakteur Andreas Weist den sympathischen Künstler zu einem Interview treffen, das in den mit hübscher Nostalgie-Tapete ausgestatteten Backstageräumen der Halle stattfand.
Hallo. Ich bin Andreas von MusicHeadQuarter, einem Onlinemagazin mit Sitz hier in Köln. Dein wirklicher Name ist Mike Rosenberg. Darf ich dich Mike nennen oder willst du Passenger genannt werden?
Mike: Mike ist absolut okay.
Das letzte Konzert, das ich von dir gesehen habe, war 2017. Ein Open Air in Luxemburg. Damals hast du von einer längeren Pause gesprochen. Jetzt – ein Jahr später – gibt es zwei neue Alben und eine große Welttournee. Bist du schlecht darin, Urlaub zu machen?
Mike: Ja, das ist echt schwer. Ich arbeite schon so lange auf diese Weise und es ist echt schwierig, damit aufzuhören. Ich war neun oder zehn Monate nicht auf Tour. Für mich ist das schon eine sehr lange Pause. Für andere ist das ganz normal, aber für mich nicht. Es liegt daran, dass ich so viele neue Sachen schreibe und diese dann mit jedem teilen will. Es ist ein Kreis, den ich nur schwer durchbrechen kann.
Oft hast du ja ein Album mit großer Promotion, wie das aktuelle „Runaway“ Album, dazwischen aber öfter mal kleinere Releases wie „The Boy Who Cried Wolf“. Steckt da ein System dahinter?
Mike: Ja. Das liegt daran, dass ich oft zwei Arten von Songs schreibe: Das poppige, radiofreundliche Material, zum Beispiel „Hell Or High Water“ und „Survivor“ – solche Art von Songs. Dann gibt es aber auch diese Seite von kleinen Folksongs, die nicht so für die breite Masse sind. Ich mag es, große Alben zu schreiben wie „Runaway“ und „Young As The Morning Old As The Sea“. Wir können mit den großen Labels arbeiten eine große Kampagne machen mit Radio und allem Drum und Dran. Und dann gibt es eine Zeit für die kleinen Songs. „The Boy Who Cried Wolf“ ist voller Songs, die ich wirklich liebe, die aber nicht auf die großen Alben passten. Es ist Platz für beide Arten von Songs, ich muss einfach nur entscheiden, welche ich auf welche Art von Album bringe.
Das neue Album heißt „Runaway“. Läufst du vor etwas weg?
Mike: Oh ja – das habe ich viele Jahre lang getan. Gerade der Song „Runaway“ spricht davon, dass ich aufhören muss zu laufen. Ich habe eine Freundin, zwei Katzen, ein schönes Haus. Zum ersten Mal vermisse ich mein Zuhause, wenn ich auf Tour bin und durch die Welt reise. Vorher habe ich das eine lange Zeit nicht vermisst. Es war einfach nichts da, was ich vermissen musste. Es ist also das genaue Gegenteil: Das Album handelt davon, dass man ruhiger wird und dass schätzt, was man hat.
Das Cover zeigt dich auch eher in einer Position, die suchend wirkt. Nicht als ob du wegläufst. Hast du neue Ziele im Blick? Oder bist du glücklich mit deiner Karriere?
Mike: Ich bin sehr glücklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine solche Karriere haben werde. Ich war Straßenmusiker und habe jede Nacht für ein paar Leute in einem Pub gespielt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal so große Konzerte geben werde. Das ist einfach wundervoll. Das schlimmste was man tun kann, ist sich selbst unter Druck zu setzen. Egal ob es um die Musik oder das Leben im Allgemeinen geht. Wenn du dich unter Druck setzt, wird es hundertmal härter. Du musst es fließen lassen und was passiert, passiert. Das ist die Antwort. Meine Karriere – das sind zehn Albums, „Let Her Go“, all die wundervollen Konzerte. Ich muss mir nichts mehr beweisen. Aber ich bin immer noch hungrig, will immer noch Alben schreiben. Aber vor „Let Her Go“ gab es einen Teil in mir, der alles voran treiben wollte. So fühle ich mich heute nicht mehr. Ich bin viel entspannter geworden.
Manchmal spielst du Konzerte mit großer Band, dann wieder ganz allein mit Gitarre. Was können wir heute in Köln erwarten?
Mike: Solo! Eigentlich ist das mit der Band gar nicht Passenger. Ich bin Passenger. Die meiste Zeit in den letzten zehn Jahren war ich allein auf der Bühne. Natürlich macht es Spaß, mit der Band durch die Welt zu touren. Ich liebe die Jungs. Das gilt auch für die Alben. Da gibt es groß produzierte Alben mit vielen Instrumenten – und dann wieder den reduzierten Stoff, den ich allein interpretiere.
Wie kommt es, dass so viele deiner Songs traurig und melancholisch klingen?
Mike: Ich weiß es auch nicht. Okay – ich mache viele Scherze darüber, wie depressiv meine Musik manchmal ist. Aber in Wirklichkeit ist es gar nicht so. Sie ist nicht depressiv. Du hast Recht, da ist eine gewisse Traurigkeit in den Songs oder eine Melancholie. Aber da sind auch Hoffnung und eine positive Einstellung. Als Songwriter will man alle Seiten des Lebens darstellen. Jede Emotion, jedes Gefühl. Es ist nicht nur traurig und melancholisch. Auch lustig, wütend, frustrierend – all das. Ich denke, mehr und mehr drücke ich all das aus.
Ich liebe den neuen Song „To Be Free“. Er erzählt die Geschichte deines Vaters und seiner Familie. Deine Großeltern waren Juden und mussten während des zweiten Weltkriegs aus Deutschland fliehen. Was fühlst du, wenn du diesen Song in Deutschland spielst?
Mike: Ich habe nur Liebe für Deutschland. Deutschland heißt mich immer so herzlich willkommen und ist so wunderbar zu mir. Mir ist bewusst, dass diese Geschehnisse vor sehr langer Zeit waren. Wir müssen alle vorsichtig sein bei dem, was im Moment passiert, und sichergehen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt. Es gibt viele erschreckende Anzeichen. Nicht nur in Deutschland sondern auch in den USA, in Großbritannien, überall – diese Form von politischen Turbulenzen. Ich denke, es hat ganz sicher nichts mit Deutschland zu tun sondern ist mehr die Geschichte der Menschheit.
Im Text von „To Be Free” erzählst du vom Reisen rund um die Welt wie eine Feder auf der Meeresbrise. Gibt es einen Ort, den du Heimat nennst? Vielleicht Brighton, wo du herkommst?
Mike: Auf jeden Fall fühle ich mich als Engländer. Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter stammt aus Großbritannien. Ich bin viel herum gekommen, aber ich sehe mich ganz klar als Engländer. Und Brighton ist der Ort, in dem ich immer noch lebe. Also das ist mein Zuhause.
Ist der Brexit ein Problem für dich als Künstler?
Mike: Es ist vor allem ein persönliches Problem für mich. Ich hasse den Brexit und alles, wofür er steht. Ich muss gar nicht erwähnen, wie schrecklich das für unsere Wirtschaft ist. Aber davon abgesehen ist diese Entscheidung so negativ und engstirnig. Genau das Gegenteil von dem, wie die Menschen sein sollten. Es ist ein Chaos. Ich habe mir noch nie so viele Sorgen um Großbritannien gemacht und darum, wo dies hin führt. Man muss schauen, ob das so durchgeht. Ich hoffe immer noch, dass es einen Ausweg gibt, um den Brexit zu verhindern.
Auf dem neuen Album sind sehr viele amerikanisch klingende Songs wie zum Beispiel „Ghost Town“, der von verlorenen Orten in Detroit erzählt. In der Vergangenheit klangst du für viele Fans eher britisch oder australisch. Jetzt amerikanisch. Was ist die Idee dahinter?
Mike: Als ich mich hingesetzt habe, um all diese Songs aufzunehmen, fiel mir auf, dass da ein amerikanisches Thema ist, das die Stücke verbindet. „Ghost Town“ auf jeden Fall. Und „To Be Free“ über meine amerikanische Familie. „Eagle Bear Buffalo“ handelt vom Yellow Stone Nationalpark. Nur drei oder vier Songs sprechen wirklich klar über Amerika, aber alles zusammen fühlte sich sehr amerikanisch an. Die Westküste, Adler, der American Way. Ich wollte das ausbauen. Ich bin Halbamerikaner, ich war schon oft dort, ich höre amerikanische Musik. Ich merkte einfach, dass das ein wichtiges Thema ist, um es auf ein Album zu bringen. Es gibt meinem Schaffen eine neue Wendung. Nach zehn Alben muss man aufpassen, sich nicht ständig zu wiederholen. Es war eine gute Erfahrung für mich, in diesen Americana Stil zu schlittern.
Ich mag die Videos sehr. Du hast dir sehr viele Mühe gegeben, alle Songs in Bilder zu fassen. Das war vermutlich viel Arbeit?
Mike: Vielen Dank. Ja, das war mir sehr wichtig und hat viel Zeit gekostet. Wenn du Musik und die Videos zusammen hast, zeigt das eine große Wirkung. Als ich mich entschied, dieses amerikanische Album zu machen, kam auch schnell die Idee, durch Amerika zu reisen und die Videos aufzunehmen. Es hat vor allem viel Spaß gemacht. Ich war mit drei meiner besten Freunde unterwegs. Das war eine gute Zeit aber wir hatten auch sehr viel Arbeit. Es waren aufregende Monate.
Und eine Pause gab es so auch nicht.
Mike: Genau. Keine Pause. *lacht*
Der Song „Survivor“ erzählt vom Überleben in einer sehr konfusen Welt. Bist du eher optimistisch oder pessimistisch, was das angeht?
Mike: Da fühle ich mich jeden Tag anders. Manchmal glaube ich an unsere Menschlichkeit und die Fähigkeit, mit den Veränderungen umzugehen. An anderen Tagen verzweifle ich an der Selbstverliebtheit in unserer modernen Kultur und ich sehe keinen Weg zurück. Ich fühle mich jeden Tag anders. Aber was Deutschland angeht: Ich glaube an die Menschen. Es gibt soviel Gutes und Liebe in den Menschen. Ich denke, dass sich das durchsetzen wird.
Ein anderer Song heißt „Why Can’t I Change”. Gibt es etwas, dass du gerne ändern würdest?
Mike: Auf jeden Fall. Viele Dinge. Ich glaube, wir machen immer wieder die gleichen Fehler. Es ist ein einfacher Song, der die Frustration mit sich selbst ausdrückt. Warum kann ich das nicht anders machen? Warum lerne ich nicht aus meinen Fehler? Ein sehr einfacher Song.
Die Zuschauer reagieren sehr enthusiastisch, wenn du deine Hits spielst, vor allem „Let Her Go” aber auch „Holes”. Magst du es, diese Songs jeden Abend zu spielen? Oder ist es eine Belastung aufgrund der Erwartungen des Publikums?
Mike: Ich liebe es. Wirklich! Ich weiß, dass manche Künstler genervt sind, wenn sie immer wieder ihre Hitsingle spielen müssen. Egal, wo ich bin in der ganzen Welt: Wenn ich die erste Zeile von „Let Her Go“ spiele, rasten alle aus. Ich finde es sehr schwierig, genervt davon zu sein. Es ist einfach ein wunderbares Gefühl. Ich hatte großes Glück. Viele Künstler schreiben sehr gute Songs, aber kaum jemand hört sie. Aus welchem Grund auch immer: „Let Her Go“ war der richtige Song zur richtigen Zeit und hat mein Leben verändert. Ich werde niemals aufhören, dankbar für diesen Song zu sein.
Eine letzte Frage: Manchmal spielst du Coverversionen wie zum Beispiel „Sound Of Silence“. Inzwischen hast du aber zehn Alben mit eigenen Songs. Warum spielst du nicht nur eigene Sachen?
Mike: Ich denke, das nimmt die Menschen mit. Wenn ich auf der Straße ein Cover spiele, denken die Leute: Oh, ich kenne diesen Song. Sie bleiben stehen und hören zu. Danach spiele ich dann einen meiner eigenen Songs und sie mögen ihn vielleicht – kaufen vielleicht eine CD. Diese Einstellung habe ich auch bei meinen Konzerten. Sie sind nicht nur voll mit Passenger-Fans, die jede Single kennen und jedes Album gekauft haben. Manche sind zum ersten Mal bei einem meiner Konzerte, vielleicht von der Freundin mitgeschleppt. Ein Coversong kann dazu führen, dass man jeden mitnimmt.
Und in deiner Anfangszeit? Hast du auch Konzerte mit ausschließlich Coversongs auf der Straße gespielt?
Mike: Es war immer eine Mischung aus beidem. Ich habe viel daraus gelernt. Eine Kombination aus beidem ist einfach eine gute Sache. Es gibt so viele wundervolle Songs, die nicht von mir stammen. Ich liebe es, wenn Künstler Coversongs spielen. Ich liebe es auch, wenn meine Songs gecovert werden. Es ist schon schmeichelhaft, wenn sich jemand hinsetzt und hart daran arbeitet, meinen Song spielen zu können. Du kannst alles mit allen teilen – und manchmal gibt es auch Leute, denen das nicht gefällt. Ich erinnere mich, dass wir mal einen Titel von Prince gecovert haben. Seine loyalen Fans haben sehr darüber geschimpft. Dabei ist es so schön, zu teilen. In den 60er Jahren hat jeder für jeden Songs geschrieben und man hat die Songs der anderen gespielt. Das war eine tolle Zeit.
Vielen Dank, das war’s schon. Hat mich sehr gefreut, dass du dir soviel Zeit für mich genommen hast.
Ein weiterer Dank geht an Annett Bonkowski von verstärker medienmarketing für die Vermittlung des Interviews und an Tourmanager Thomas Stein für die nette Betreuung vor Ort.
Am 27.9.2018 war Passenger zu Gast in der ausverkauften Live Music Hall in Köln. Ich durfte zunächst ein Interview mit dem sympathischen Briten führen, musste mich danach aber wie alle anderen in die einige Hundert Meter lange Schlange durch die Kölner Lichtstraße einreihen. Kein Problem – in der wärmenden Abendsonne. Und eine gute Möglichkeit, die Atmosphäre der gespannt Wartenden zu schnuppern.
Vor einem Jahr sah ich ihn auf einem wundervollen, atmosphärischen Open Air in Luxemburg. Damals noch mit großer Band. Und er jagte den Zuhörern einen gehörigen Schrecken ein: jetzt sei erst einmal eine längere Pause angesagt. Eigentlich allzu verständlich, ist Mike David Rosenberg aus dem britischen Brighton doch seit Jahrzehnten auf fortwährender Tour. Bevor er pausierte, sollte allerdings noch ein neues Album erscheinen: „The Boy Who Cried Wolf“. Wie immer voller eingängiger und emotionaler Akustik-Balladen. Und schon ein Jahr später erschien das neue Album „Runaway“. Übrigens das zehnte Studioalbum in elf Jahren. War wohl nichts mit Pause. Die Gründe dafür erläutert Mike HIER im Interview.
Nun aber zum Konzert. Den Anfang machte Steph Grace aus Australien. Eine junge Songwriterin, die wie Passenger mit Straßenmusik angefangen hat und nun die große Chance erlebt, mit ihm auf Tour zu gehen. Ein schöner Support, der einen magischen Moment zu bieten hatte: Als Steph einen Song für ihren verstorbenen Vater ankündigte, ging plötzlich ein Handylicht in der Menge auf, dem viele viele Weitere folgten. Steph Grace war überwältigt von diesem Zeichen und brach mitten im Song in Tränen aus. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr das Publikum so aufmerksam zuhörte. Aber es war nun mal ein ganz besonderer Gig mit einem speziellen Publikum. Auch Passenger lobte die Kölner später für ihre Stille zwischen den Songs. Steph Grace hat sich auf jeden Fall mit diesem kurzen Support in die Herzen der Zuschauer gespielt. Man hoffte, noch mehr von ihr hören zu dürfen.
Passenger erschien kurze Zeit später allein mit Gitarre auf der Bühne und begann den Set mit dem ruhigen “Fairytales & Firesides”. Er hatte schon im Interview gesagt, dass es nach der großen Tour mit kompletter Band wieder an der Zeit ist, zurück zu den Wurzeln zu gehen. So spielt er die momentane Europatournee allein ohne Brimborium. Nur Stimme und Gitarre. Selbst die Rhythmus-Elemente erzeugt er auf dem Gehäuse selbst.
Trotzdem gab es aber nicht nur stille Momente. Schon “Life’s For The Living” wurde als Rockhymne ordentlich abgefeiert, gefolgt von dem nicht weniger starken neuen Song “Hell Or High Water”. Das ruhige “David” widmete Passenger einem Obdachlosen, den er einmal vor einem Hostel getroffen und mit dem er sich mehrfach unterhalten habe. Eine Geschichte, voll aus dem Leben gegriffen. Und er erzählte nicht nur bei den Ansagen zwischen den Songs, sondern auch im Stück selbst. Die Leute hingen an seinen Lippen, was Passenger auch erfreut bemerkte.
Ein besonders intimer Moment entstand bei der Ballade “To Be Free”, die Passenger seinen Großeltern widmete. Der Großvater stammte aus Köln, die Großmutter aus Polen. Beides Juden, die während der Nazizeit aus Deutschland fliehen musste. Er appellierte an die Fans, allen Flüchtlingen zu helfen, was ihm großen Applaus einbrachte. Während des Songs kochten die Emotionen hoch – vielleicht als Passenger klar wurde, dass er hier in Köln singt. Dem Ort, aus dem sein Großvater fliehen musste. Zumindest brach ihm für einen kurzen Moment die Stimme. Die Liebe des Publikums war ihm sicher.
Eine Coverversion von “Sound Of Silence” leitete er mit der Geschichte von einem jungen Fan ein, der ihm unlängst versicherte, was für einen tollen Song er da geschrieben habe. “Wenn ihr den zufällig mal trefft: Bitte erzählt ihm nicht, dass das Stück nicht von mir ist.” Was man dann aber hören durfte, war eine Hammerversion des altbekannten Titels mit viel Energie und enormer Lautstärke. Aus der Ballade wurde ein starker Rocksong.
Das lustige “I Hate” mutierte zur lang ausgedehnten Mitsingnummer. Dann sagte Passenger mit vielen Worten die neue Single “Survivors” an. Die Leute hörten so gebannt zu, dass er irgendwann die bange Frage stellte, ob noch Überlebende anwesend seien. Eine Frau rief “We are here” und Passenger konnte erlöst in den Song starten. Auch zu “Let Her Go” entstand ein Moment, den Passenger bisher noch nicht erlebt hatte: Im Publikum gab es einen Heiratsantrag und die Menge jubelte dem frisch verlobten Paar zu. Passenger änderte dann auch prompt eine Textzeile in “Don’t Let Her Go”.
Bereits nach einer Stunde begann der Zugabenblock. Solo gibt Passenger keine ellenlangen Konzerte, aber diese sind so intensiv, dass sich kaum einer darüber ärgert. Nochmal eine Coverversion: Bruce Springsteens “Dancing In The Dark”. Und den Abschluss bildete eine ausgedehnte Version von “Holes”, die wieder zum Mitsingen anregte. Man kann nur sagen, dass die 75 Konzertminuten absolut rund waren und Passenger das Publikum im Sturm eroberte. Der ehemalige Straßenmusiker weiß noch gut, wie er mit der Menge umzugehen hat. Und er entließ eine bestens gelaunte Zuschauerschar in die Kölner Nacht.
Passender könnten Coverfoto und Titel des neuen Passenger Albums nicht sein. Er läuft und läuft und läuft. Vor einem Jahr sah ich ihn auf einem wundervollen, atmosphärischen Open Air in Luxemburg. Und er jagte den Zuhörern einen gehörigen Schrecken ein: jetzt sei erst einmal eine längere Pause angesagt… Eigentlich allzu verständlich, ist Mike David Rosenberg aus dem britischen Brighton doch seit Jahrzehnten auf fortwährender Tour. Aber – ach ja – bevor er pausierte, sollte noch ein neues Album erscheinen: “The Boy Who Cried Wolf”. Wie immer voller eingängiger und emotionaler Akustik-Balladen. Dann aber erst einmal Schicht. Oh – Moment – anscheinend hat die Muse den Songwriter doch zu früh wieder geküsst. Schon ein Jahr später erscheint das neue Album “Runaway”. Es ist das zehnte Studioalbum in elf Jahren. Dass der Gute seit Mai wieder fortwährend auf Tour ist, muss gar nicht extra erwähnt werden. Der 34jährige ist einfach ein Phänomen.
Jetzt könnte man sagen: Die Alben klingen doch alle irgendwie gleich. Werden “Let Her Go” und “Holes” also immer wieder kopiert? Dem will ich entschieden widersprechen. Wenn es einen einzigen Song gibt, weswegen man sich “Runaway” zulegen muss, dann ist es definitiv “To Be Free”. Er erzählt die Geschichte seiner Familie väterlicherseits. Der Großvater Ziggy und die Großmutter Molly waren polnische Juden, die in Deutschland lebten. Sie gelangten während des NS-Regimes in ein Flüchtlingscamp nach Frankreich und setzten schließlich nach Amerika über. Ein Leben wie eine Feder im Wind – im Video hervorragend dargestellt von einer leichtfüßigen Tänzerin. Wen dieser piano-begleitete Song nicht berührt, der hat ein Herz aus Stein.
Während die bisherigen Alben eher Assoziationen zu Großbritannien und Australien erzeugten, klingt “Runaway” stellenweise sehr amerikanisch. Vermutlich, weil Passenger sich auf Spurensuche bezüglich seiner Familie in die USA begab. Auch alle bisherigen Videos zum neuen Album sind dort entstanden. “Survivors” handelt davon, wie man in den Irrungen und Wirrungen der heutigen Zeit überleben kann. Das Video dazu wurde am Times Square in New York gedreht. Und während die letzte Alben eher introvertiert angelegt waren, klingt das neue Werk wieder so episch und hymnisch, wie wir es von Passengers großen Singlehits gewohnt sind. Das wirkt keineswegs anbiedernd, sondern es scheint bedingt durch die nordamerikanische Ästhetik. Wie “Heart To Love”, dessen Video in der Wüste nahe Las Vegas gedreht wurde.
Für mich ist “Runaway” das perfekte Passenger-Album: verträumt, warmherzig und wunderschön. An Mike Rosenbergs emotionaler Stimme kann ich mich ohnehin nicht satt hören. Wem das Album mit zehn Songs zu kurz ist, der wähle die Deluxe Edition mit einer zweiten CD voller aktueller Liveaufnahmen.
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Es scheint mittlerweile ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass in jedem Jahr erneut der Name zum Programm wird, denn auch heute macht das Wetter allen bereits am Hauptanreisetag des 21. Hurricane Festivals am Eichenring in Scheeßel schwer zu schaffen. Schon am Mittag zeichnet sich eine Art Weltuntergangsstimmung am Himmel ab, heftiger Sturm und Starkregen mit tosenden Gewittern lassen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Vorerst muss sogar die Öffnung der Campingplätze leicht verschoben werden, um die Anreisenden nicht in Gefahr zu bringen, die währenddessen natürlich bekanntermaßen in ihrem sicheren Auto verweilen sollen. Wegen Baumschäden in den Oberleitungen muss sogar der Zugverkehr im Norden komplett eingestellt werden, offiziell wird seitens des Veranstalters deshalb darum gebeten, die Anreise auf den Freitag zu verlegen und möglichst Fahrgemeinschaften zu bilden. Trotzdem sind die katastrophengewohnten und hartgesottenen Hurricane Besucher noch guter Dinge und harren bis zur offiziellen Freigabe der Campingflächen in ihren Autos aus, sofern sie aufgrund der immensen Staus auf allen Zufahrtswegen in Richtung Scheeßel überhaupt schon am Gelände angekommen sind. Glücklicherweise kann dann am Abend wie geplant die energiegeladene Warm-Up-Party in der White Stage beginnen, wo u.a. die unterhaltsamen Blaskapellen-Rapper von Moop Mama oder die Hamburger Punk-Rocker von Montreal mächtig Stimmung machen.
Der Freitag startet mit einer ganz besonderen Festivaleröffnung (14:15 Uhr Green Stage), das #hurricaneswimteam feiert noch einmal zusammen mit zahlreichen Hurricane Mitarbeitern und dem Sänger Christoph Karrasch von CampFM die Festivalhymne aus 2016 “Am sichersten seid Ihr im Auto”. Viele sind in dem schwarzen Hurricane Swim-Team T-Shirt zur Green Stage gekommen, um die verrückten Ereignisse des Vorjahres Revue passieren zu lassen. Dabei blinzelt sogar die Sonne ein wenig durch die Wolken…
Im Anschluss präsentieren uns die sechs Briten von Skinny Lister (15:00 Uhr Green Stage) viele punkige Folksongs ihres dritten Studioalbums “The Devil, The Heart & The Fight”. Sängerin Lorna Thomas heizt ihren Fans schon ordentlich ein, während sich das gesamte Gelände rundherum erst langsam zu füllen beginnt.
In der Zeltbühne geht es ebenfalls folkig zu, der junge Künstler aus Liverpool namens Louis Berry (16:00 Uhr White Stage) performt hier zusammen mit seiner fünfköpfigen Band rockige Songs im Stil von Frank Turner und bringt das Publikum direkt zum mittanzen. Louis Berry´s charakteristische Stimme sowie auch seine mitreißenden Rock’n Roll Songs erinnern stark an Vorbilder wie Johnny Cash und Jerry Lee Lewis und lassen kein Tanzbein mehr ruhig stehen.
Schon perfekt aufgewärmt folgen wir weiter dem Musikgenre zu eben genanntem sympathischen Folkrocker Frank Turner & The Sleeping Souls (17:10 Uhr Green Stage), der uns zunächst auf perfektem Deutsch begrüßt und direkt mit seinem antreibenden Song “Get Better” los legt. Vom ersten Moment feuert er seine Fans an, es bilden sich sogar erste Circle-Pits, in denen wild gepogt wird. Durch seine spürbare Spielfreude und seine ungeheure Präsenz auf der Bühne sind seine Fans vom ersten Moment an bei ihm. Der 40.Geburtstag seines Crew-Mitglieds wird mit einem Stage-Dive und der Unterstützung des Publikums gefeiert, die ihm noch ein kleines Ständchen singen. Bei Frank Turners Aufruf zur “Wall of Hugs” machen alle begeistert mit, und schon liegen sich völlig fremde Menschen in den Armen, tolle Aktion! Natürlich dürfen auch die Gassenhauer wie “Recover” und “Still Believe” in der Set-List nicht fehlen, denn jeder hier will dazu tanzen und singen! Das war wieder einmal ein fantastischer Auftritt, bei dem kein Wunsch offen blieb und das Publikum sogar vergeblich noch eine Zugabe fordert.
Foto: Rainer Keuenhof
Während sich der Himmel zusehends verdunkelt und es leider tatsächlich zu Nieseln beginnt passt der Auftritt der irischen Erfolgsband Kodaline (18:15 Uhr White Stage) aus Dublin prima in unseren Programmablauf. Mit leichter Verspätung und dem Opener “Ready” starten auch ihre Fans textsicher mit regelrechten Chorgesängen und klatschen fleißig mit. Frontmann Steven Garrigan berührt mit seiner großartigen Stimme, seinen Künsten am Piano bei “High Hopes” und überzeugt seine vorwiegend weiblichen Fans mit seinem durchaus charmanten Auftreten. Sowohl die tanzbaren Songs wie “Brand New Day” oder “Way Back When” von ihrem Debütalbum “In A Perfect World”, als auch die wunderschönen Balladen wie “One Day” oder “All I Want”, verwöhnen unsere Ohren mit wundervoller Musik, praktisch jeder Song hat Ohrwurmqualitäten. Bei Kodaline gibt es einfach jedes Mal Gänsehautstimmung, leider ist nur der Sound im vorderen Zeltbereich etwas dürftig, so dass man lediglich im hinteren Bereich die einfühlsamen Melodien in vollen Zügen genießen kann.
Gespannt erwarten wir das Konzert des australischen Singer-Songwriters und Multi-Instrumentalisten Xavier Rudd (19:30 Uhr White Stage), der in diesem Jahr eine willkommene Abwechslung zu den Mainstream-Bands darstellt. Der Ausnahmemusiker spielt zum ersten Mal beim Hurricane Festival und spielt diesmal mit Band hier auf. Vielen Hurricane Besucher scheint der Name offensichtlich kein Begriff zu sein, denn das Zelt ist nur etwa halb gefüllt. Der mittlerweile 39-jährige durch und durch
Foto: FKP Scorpio Presse / Dennis Haas
sympathische Musiker und Surfer setzt sich nebenbei weltweit für Frieden, Menschenrechte, Umwelt und Soziales ein, dies spiegelt sich auch in seiner Musik und seinen Texten wieder. In den Songs finden sich Einflüsse aus Rock, Reggae, Folk und Weltmusik, zu denen seine Fans hier beschwingt tanzen. Zu seinen kraftvollen Songs mit Percussion und Didgeridoo werden hier alle zum Tanzen gebracht, auch zu den wundervollen warmherzigen Songs mit Mundharmonika und Gitarrenbegleitung wie “Come let go” oder “Let Me Be” wippen und singen seine Fans mit einem breitem Lächeln im Gesicht mit. Eine herrlich friedliche Stimmung macht sich in der White Stage breit. Beeindruckend sind die ausgeprägten Didgeridoo Sessions inmitten der Songs, die Xavier Rudd´s enge Verbundenheit mit den australischen Aborigines zeigen. Zum Abschluss des großartigen Konzerts hören wir noch ein tolles tanzbares Avicii-Cover von “Wake Me Up”, bei dem die Stimmung noch einmal zum Höhepunkt kommt.
Foto: FKP Scorpio Presse / Christoph Eisenmenger
Ein klares Highlight sind die erstmalig auf dem Hurricane Festival auftretenden US-Punk-Rocker von Green Day (22:00 Uhr Green Stage), die auf ihren zugeteilten 2 1/2 Stunden eine klasse Show abliefern. Der tanzende Hase im Vorwege hat das Publikum schon mit dem Ramones Song “Blitzkrieg Bop” und den “Hey ho let´s go” -Gesängen gut angeheizt, sodass Frontmann Billie Joe Armstrong die Fans von Anfang an fest im Griff hat. Mit “Know Your Enemy” hat die Stimmung sofort den Höhepunkt erreicht, die Fans toben, klatschen und singen lauthals mit, und auch gesamte Bühnenshow wird den Headlinern an diesem Abend absolut gerecht. Für seine Fans das absolute Highlight: drei Personen dürfen nacheinander zusammen mit Green Day performen und als Dankeschön ihren Auftritt mit einem Stage Dive beenden. Für die tolle Performance des Gitarristen gibt es sogar eine Gitarre geschenkt, das ist schon sensationell. Natürlich dürfen auch die Kracher wie “Holiday”, “When I Come Around” und “American Idiot” in der Zugabe nicht fehlen, zum Ende hin gibt es noch eine schöne Akustik-Einlage mit “Ordinary World” und der wunderschönen Ballade “Wake Me Up When September Ends” und “Good Riddance” als Abschluss. Bis auf die etwas in die Länge gezogenen Songs mit den ewigen Hey-Ho-Singsang-Spielchen liefert Green Day eine wirklich großartige Show ab, die den ersten Festivaltag für uns perfekt beendet.
Der Samstag beginnt leider wieder einmal mit Regen, hässlichem Sprühregen, also Schietwetter wie man im Norden zu sagen pflegt. Dementsprechend matschig geht es mittlerweile nicht nur auf den Park- und Campingplätzen, sondern auch auf dem Gelände zu. Bei leichtem Regen und leider noch nicht so üppigem Publikum geht es los mit der Bostoner Indiefolk Band Tall Heights (13:15 Uhr Blue Stage), die vorwiegend Songs aus dem 2016 erschienen zweiten Album “Neptun” für uns spielen. Ihre vorwiegend ruhigen, harmonischen Folksongs sind mittlerweile elektronisch hinterlegt, obwohl der Gesang des Gründungsduos Tim Harrington/Gitarre und Paul Wright/Cello weiterhin im Vordergrund steht und wunderschön anzuhören ist.
Zwar blinzelt die Sonne durch die Wolken, trotzdem finden wir uns im Zelt bei den Berlinern von Pictures (14:30 Uhr White Stage) ein. Die um Frontmann Maze Exler schon 2014 gegründete Band, der es zuvor mit der Alternative/Grunge Band Union Youth bereits zu einiger Bekanntheit gebracht hatte, präsentiert uns mit ihrem aktuellen Debutalbum Songwriter-Rock mit Britpop Vorbildern auf höchstem Niveau. Man merkt sofort, dass die Band kein unbeschriebenes Blatt mehr ist, so konnten sie schon 2015 zwei Songs zum Soundtrack des Films “About A Girl!” beitragen. Sie starten natürlich auch direkt mit dem Ohrwurm “Here I Come”, aber auch andere Songs wie “Fall” und “Down Under The Hill” machen richtig gute Laune und verleiten das Publikum zum mitschwofen. Schade dass nur so wenige den Weg zu dem mittäglichen Konzert gefunden haben, es hat sich definitiv gelohnt! Wer die Jungs noch mal hören und sehen möchte, kann sie im Vorprogramm von Paul Weller im September live erleben.
Foto: Rainer Keuenhof
Zu dem britischen Singer-Songwriter und Alltime-Liebling des Publikums Passenger (15:30 Uhr Blue Stage) braucht man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Diesmal kommt er jedoch nicht mehr als Solo-Künstler, sondern mit vierköpfiger Band zum Hurricane. Kaum erklingen die ersten Töne seiner wundervoll leidenschaftlichen Songs erwärmen sich die Herzen der Fans auf der Stelle, wobei sich passend zu Beginn seines Auftritts die Sonne zeigt. Mike Rosenberg versteht es auf eine intuitive Art das Publikum zu unterhalten, mit kleinen Geschichten erzählt er aus seinem Leben und verbindet mit diese mit seiner handgemachten und ehrlichen Musik. “27” widmet er jedem Einzelnen im Publikum und heizt die Stimmung noch mal ordentlich an. Nicht nur bei seinem Erfolgssong “Let Her Go” oder “I Hate” singt das gesamte Publikum textsicher mit, auch bei seiner Interpretation des Simon & Garfunkel Klassikers “Sound Of Silence”. Einmal mehr hat sich der sympathische Brite heute in die Herzen seiner Fans gespielt und jeden Zuhörer für den Moment verzaubert.
Ein kurzer Abstecher führt uns zu dem aktuell schwer gehypten britischen Rock Duo Royal Blood (17:45 Uhr Green Stage), die mit ihrem Sound aus rotzigem Bass und kräftigen Drums stark an die White Stripes erinnern. Mike Kerr und Ben Thatcher haben auf jeden Fall den nötigen Biss für den Auftritt auf großen Bühnen und können das Publikum mit einem fetten Beat und einer mitreißenden Performance wie bei “Figure It Out” komplett mitnehmen. Da kann man gespannt sein, was von den Jungs noch zukünftig noch so kommt.
Besonders freue ich mich auf das Konzert der achtköpfigen Combo um den in Deutschland geborenen Frontmann Nathaniel Rateliff (19:30 Uhr White Stage) aus Denver, der mit seiner musikalischen Ausrichtung in Richtung Blues-/Folk Rock, Americana und Soul eine der wenigen musikalischen Ausnahmen auf dem diesjährigen Hurricane ist. Den adrett gekleideten Herrschaften mit ihren Hüten ist ihre amerikanische Herkunft absolut anzusehen, dabei wird dem Publikum mit voller Spielfreude schwungvolle handgemachte Musik präsentiert, die kein Tanzbein mehr ruhig stehen lässt. Ein tolles Konzert mit guter “Charakter-Musik”, die richtig Spaß macht und dementsprechend eine sehr ausgelassene Stimmung in der White Stage hervorruft.
Foto: FKP Scorpio Presse / Malte Schmidt
Völlig positiv überrascht bin ich von dem erfrischenden Auftritt des deutschen Newcomers Joris (20:15 Uhr Red Stage), der erstmal 2015 mit seiner Single “Herz über Kopf” für große Aufmerksamkeit sorgte und gleich mehrere Preise abräumte. Er performt auf der Bühne, als wenn er noch nie etwas anderes in seinem jungen Leben gemacht hätte und zieht das Publikum, ob jung oder alt, komplett in seinen Bann. Ob mit einer Klavierballade oder mit seinen treibenden Popsongs wie “Sommerregen” und “Bis ans Ende der Welt” sorgt Joris nicht nur für gute Stimmung, sondern auch für musikalische Abwechslung, indem er seine Songs in verschieden Musikstile taucht, mal als Reggae, mal mit Technobeats, seine Band beherrscht das volle Repertoire. Joris überzeugt auf ganzer Linie, seine Fans sind regelrecht aus dem Häuschen, klatschen und singen lauthals mit. Den krönenden Abschluss des fantastischen Konzerts bildet sein persönlicher Appell gegen den Terror und sein Radio-Hit “Herz über Kopf”, wo die Stimmung schließlich zum Höhepunkt kommt. Nach dem Konzert zeigt sich der sympathische Musiker publikumsnah, gibt Autogramme und macht ausgiebig Selfies mit seinen Fans.
Die Indierocker von Maximo Park (21:45 Uhr Red Stage) beehren uns mit der gewohnt perfekten Inszenierung und einem runden Arrangement aus einer Reihe älterer Songs, sowie einiger Songs ihres brandneuen Albums “Risk To Exist”, welches gerade erst im April erschienen ist. Auf Frontmann Paul Smith ist wie immer Verlass, er bringt seine Fans zum tanzen, springen und mitsingen, alle feiern ausgelassen und werfen fröhlich mit dem vor der Bühne ausgelegten Stroh. Wie immer ist bei dieser großartigen Band eine tolle Stimmung und das Wetter spielt diesmal auch noch mit, geradezu perfekt!
Foto: Rainer Keuenhof
Leider muss man bei Festivals ja stets Entscheidungen treffen, diese ist heute für die Editors (22:15 Uhr Blue Stage) und gegen Linkin Park (23:00 Uhr Green Stage) gefallen, was ich aus den später folgenden Ereignissen tatsächlich noch bereuen würde. Aber die Editors sind fest gesetzt, da sie mich mit ihrer Wahnsinns-Performance jedes Mal wieder vom Hocker reißen. Auch am heutigen Abend bin ich von Tom Smiths Inszenierung regelrecht geflasht, er sieht einfach großartig aus, wenn er sich quer über´s Klavier räkelt und dabei seine Songs noch perfekt performt. Mit expressiver Leidenschaft in Gestik und Mimik sowie absoluter Perfektion lebt er seine düster gewaltigen Synth- und Post-Punk Hymnen, sodass auch im Publikum ordentlich abgerockt wird. Sei es zu “Munich”, “An End Has A Start” oder auch “The Racing Rats” wird mit voller Energie gesprungen und getanzt was das Zeug hält. Den Abschluss dieses unglaublich energetischen Konzerts bildet fast schon aus Tradition einer der großartigsten Editors-Songs “Papillon”, der überraschend mit fetter Pyro-Show endet und frenetisch gefeiert wird. Was ein großartiger Abschluss des zweiten Festivaltages!
Den verregneten Auftakt des letzten Festivaltages am Sonntag bildet für uns der Auftritt der norwegischen Indie-Pop Band Kakkmaddafakka (13:30 Uhr Blue Stage), die mittlerweile schon Dauergäste auf dem Hurricane sind. Ihr aktuelles Album “KMF” ist nun auch schon wieder gut ein Jahr alt, dafür stellen sie uns aber ihre erst vor zwei Tagen erschienene Single “All I Want To Hear” vor. Trotz des bescheidenen Wetters verkünden Sie in ihrer fröhlichen Art, dass sie heute mit uns den Sommer feiern wollen, wonach der Song auch wirklich klingt. Frisch, frech, fröhlich und poppig, bei so viel positiver Energie und guter Laune können sogar die Securities nicht anders als bei “Your Girl” mitzutanzen, so macht nämlich ein Festival auch den Mitarbeitern richtig Spaß! Und Schwupps kommt auch schon die Sonne etwas durch die Wolken… Das Sextett animiert ihre Fans fleißig zu Singspielchen und zum Tanzen, als Finale kommen dann noch zwei ihrer wohl bekanntesten Top-Hits “Restless” und “Forever Alone”, zu der die Stimmung noch mal sichtbar steigt.
Da sogar noch etwas Zeit übrig ist, gibt´s noch einen Song mehr, wobei wir uns aber schon zu dem Ausnahmemusiker Seasick Steve (14:00 Uhr Green Stage) verabschieden, der gerade ein junges Mädel zu sich auf die Bühne eingeladen hat. Der Deep-Blues-Musiker setzt neben seinem Begleitschlagzeug Instrumente wie eine aus einem alten Waschbrett zusammengebauten Gitarre ein und rockt mit einer guten Prise Humor und einer durchaus liebenswerten Art die Green Stage. Auch wenn man ihm seine turbulente Vergangenheit schon ein wenig ansieht, lockt er jeden hier aus der Reserve, denn das hier ist Musik die einem unter die Haut geht. Ab und zu ein guter Schluck Wein aus der Flasche zwischendurch, Sonnenschein und ein Publikum, das ihn regelrecht abfeiert. Ein wunderbar herzlicher Auftritt mit viel Charme und handgemachter, geschichtenerzählender Musik, das gefällt auch seinen Fans, die ihn nach dem Konzert noch mächtig für Autogramme und Fotos umlagern.
Anschließend sehen wir uns erstmalig die US-amerikanische Sängerin mit italienischen Wurzeln namens Laura Pergolizzi alias LP (16:15 Uhr White Stage) an, von der mir bisher überhaupt nur der Titel “Lost On You” ein Begriff ist, mit dem sie 2016 ihren internationalen Durchbruch hatte. Ihre einprägsame aber auch zugegebenermaßen etwas anstrengende Stimme ist gewöhnungsbedürftig, dennoch spielt die Songwriterin, die im Hintergrund auch für andere Künstler tätig ist, durchaus kraftvollen Indie-Pop/Rock, der sich hören lassen kann.
Foto: Rainer Keuenhof
Wir bleiben in der Zeltbühne, da hier gleich im Anschluss aus London stammende Band Archive (17:30 Uhr White Stage) mit einer spannenden Mischung aus elektronisch-psychedelischem Post-Rock und Trip-Hop aufspielt. Die Gründer Darius Keeler und Danny Griffiths lassen sich immer wieder innovative Beats und Song-Kompositionen einfallen, hierzu gibt es heute aufwändige bewusstseinserweiternde Visuals, die ihre teils wilden Kreationen bestens untermalen. Durchdringende Elektrobeats werden experimentell mit tiefen Basslinien und Bassdrums sowie sphärischen Klängen kombiniert, die richtigen Fans sind jedenfalls begeistert und zu den Beats stets in Bewegung.
Tatsächlich bin ich ein bisschen gespannt, wie sich die ehemaligen Schwedenrocker von Mando Diao (18.15 Uhr Green Stage) nach dem Ausscheiden von Sänger und Gitarrist Gustaf Norén live so machen werden. Aus einer Phase der Neuorientierung ist erst kürzlich ihr im Mai veröffentlichtes Album “Good Times” hervorgegangen, mit dem sie derzeit auf Tour sind. Sie starten energetisch mit dem Opener “Down In The Past” und den ebenfalls recht rockigen “All The Things” vom aktuellen Longplayer. Merkwürdigerweise muss sich Björn Dixgard hier mächtig ins Zeug legen, um die Stimmung im Publikum zum Brodeln zu bringen, an der Performance selbst ist nämlich nichts auszusetzen. Der 70-iger Jahre beeinflusste Songs “Money” oder der aus dem Radio bekannte Hit “Shake” lassen dann doch das Publikum etwas lockerer werden. Als Frontmann Dixgard schließlich das Konzert oberkörperfrei fortsetzt, hebt dies die gesamte Stimmung noch etwas an, obwohl mein Eindruck eines zurückhaltenden Publikums bestehen bleibt. Als Highlight ist der vom ersten Album stammende wundervolle Song “Mr. Moon” zu erwähnen, damit hatte ich heute nicht gerechnet. Als dann jedoch eine Art Elektro-DJ-Set Einlage der Band am Mischpult kommt, bricht der Faden zu den Fans irgendwie vollständig ab. Zum Glück kann die Stimmung dann mit “Dance With Somebody” wieder aufgefangen werden, zu dem dann wirklich auch alle tanzen, singen und die guten alten Hits abfeiern.
Für uns endet das diesjährige Hurricane Festival mit Alt-J (19:15 Uhr Blue Stage), die gerade mit ihrem aktuellen Album “Relaxer” auf Tour sind. Sie tauchen von Anfang an mit “3WW” in ihre neuen Klangwelten ein, die für mich jedoch nicht annähernd an ihre alten glänzenden Songs ihres Debuts “An Awesome Wave” anknüpfen können. Schön, dass wenigstens “Something Good” und “Tesselate” direkt zu Beginn gespielt werden, obwohl auch die live nicht mehr ganz so gut wie früher rüber kommen, da sie musikalisch stark modifiziert wurden. Der aktuell vorherrschende breite Sound wirkt auf mich eher langweilig, da sind mir die ursprünglichen Versionen von “Breezeblocks”, “Matilda” und “Fitzpleasure” einfach lieber. Letztlich fehlt dem Sound eindeutig der zweite Gitarrist Gwil Sainsbury, der 2014 offiziell die Band verließ, dessen Lücke seitdem ausschließlich mit Keyboards aufgefüllt wird. Trotzdem ist ihr Konzert doch ein schöner Abklang eines abwechslungsreichen musikalischen Festivalwochenendes.
Die Besucher konnten aufgrund des doch recht passablen Wetters während des Festivals in diesem Jahr bei 100 Bands der Genres Rock, Indie, Punk, Hip Hop, Alternative bis hin zu einzelnen EDM- und Electro-Künstlern wundervolle Konzertmomente erleben, lediglich der Auftritt von Haftbefehl musste aufgrund einer Flugverspätung und Stau abgesagt werden. Besonders erwähnenswert sind hierbei die herausragenden Konzerte der Nicht-Mainstream-Bands wie Seasick Steve, Xavier Rudd und Nathaniel Rateliff. Für das kommende Jahr wünschen wir uns lediglich noch etwas mehr Rückbesinnung auf die alten Hurricane Tage, wo es ein wesentlich breiteres Angebot von jungen aufstrebenden Bands aus den verschiedensten Musikstilen gab, die das Hurricane Festival einst so besonders machten. Da braucht man nur in die Line-Ups der Festivals aus den benachbarten europäischen Länder schauen, wo wesentlich mehr internationale Diversität geboten wird. Die starken Regenfälle des Donnerstag setzten zwar dem Gelände sehr zu, jedoch hat der Veranstalter alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, um den Boden schnell wieder zu befestigen, sei es mit Schotter, Stroh o.ä. Alles in allem gab es laut der Behörden in Scheeßel und der Polizei keine weiteren nennenswerten Zwischenfälle, wahrscheinlich auch aufgrund des komplett überarbeiteten Sicherheitskonzepts der Veranstalter, denen wir an dieser Stelle ausdrücklich für die Durchführung eines durchweg sicheren Festivals danken möchten. Nicht nur eine erstmalig installierte Sirene auf dem Gelände, sondern auch die Einrichtung “Wo geht´s nach Panama” gab allen Festivalbesuchern ein zusätzliches Sicherheitsgefühl, was in diesen Tagen wirklich viel wert ist auf Veranstaltungen dieser Größenordnung.
Die Aftermovies zum Hurricane Festival 2017 könnt Ihr Euch auf dem offiziellen Youtube Kanal noch einmal hier anschauen.
Das 22. Hurricane Festival wird vom 22. bis 24. Juni 2018 auf dem Eichenring in Scheeßel stattfinden. Der Vorverkauf hat bereits am Montag den 26. Juni 2017 mit einem limitierten Kontingent an Frühbuchertickets begonnen. Tickets sind derzeit nur auf www.hurricane.de erhältlich.
Man muss ja fast damit rechnen, dass ein Megahit wie „Let Her Go“ einen Künstler verändert und dass ihm der weltweite Starruhm zu Kopf steigt. Bei Passenger, der mit richtigem Namen Mike Rosenberg heißt, scheint das absolut nicht der Fall zu sein. Wenn man seine Facebook-Seite anschaut, sieht man ihn fast Tag für Tag bei Straßenkonzerten, die er in den Zentren der Städte veranstaltet, in denen Promotermine oder Abendkonzerte anstehen. Sehr sympathisch und voller Leidenschaft. Und erst in der Kamera-Totalen wird dann erkennbar, dass hier nicht etwa eine kleine Schar von Passanten drumherum steht, sondern dass ob der Fanscharen ganze Straßenzüge unpassierbar wurden.
Egal, wie es Passenger gelingt, die Idee des Straßenmusikers mit den abend- und hallenfüllenden Konzerten zu verknüpfen – musikalisch hat sich nicht viel geändert im Verlauf der acht Studioalben. Er teilt uns seine große Liebe zur Musik mit und verpackt diese in emotionale, erzählende Songs. Der Brite verwendet Elemente von Pop, Folk und Countrymusik. Das funktioniert hervorragend, wenn er allein mit der Gitarre unterwegs ist. Und es ist vermutlich Entstehungsvoraussetzung für seine Songs, dass er sie allein vortragen kann. Gefühlvoll, manchmal melancholisch, aber immer mit dem richtigen Schuss Optimismus. Passenger erzählt uns zehn kleine Anekdoten in einfacher Sprache, die er entweder selbst so erlebt hat oder zumindest erlebt haben könnte.
Es gibt jedoch einen neuen Aspekt auf dem achten Album „Young As The Morning Old As The Sea“: Er hat es erstmals mit einer kompletten Band eingespielt. Doch keine Angst – es finden sich keinerlei elektronische Spielereien wie zuletzt bei Milow. Das Album funktioniert als runtergebrochenes akustisches Bandalbum, beherrscht von Passengers charismatischer Stimme. Wenn er spielt, dann höchstens mit seiner Ausdruckskraft. Das Duett mit Birdy „Beautiful Birds“ ist ein anschauliches Beispiel. Dieser schöne Zwiegesang gehört klar zu den Highlights des Albums.
Als Anspieltipp solltet ihr in die Single „Anywhere“ reinhören. Ansonsten dürfte es in Kürze spannend werden, wenn Passenger live unterwegs ist. Fünf Deutschlandkonzerte stehen momentan an – und tatsächlich kommt er mit Band. Aber trotzdem werden der Brite und seine Gitarre allein im Rampenlicht stehen. Davon bin ich überzeugt.
Die Frau des Chefs eines Berliner Plattenlabels entdeckt in Melbourne einen britischen Straßenmusiker und nimmt ihn unter Vertrag. Zwei Jahre später ist seine aktuelle Single in aller Ohren und in 13 Ländern auf Platz 1 der Charts, und der Musiker tourt durch ausverkaufte Hallen. Was sich wie ein modernes Märchen anhört, ist die Erfolgsgeschichte von Mike Rosenberg alias Passenger, der sich mit seinem Album “All The Little Lights” und der Hitsingle “Let Her Go” dieses Jahr aus dem Stand in die Herzen von Millionen Fans sang.
Ganz aus dem Nichts kommt Mike Rosenberg allerdings nicht. Als Mitglied der britischen Band Passenger hat er bereits einige Alben veröffentlicht. Als die Band sich auflöste, behielt er den Namen Passenger als Künstlernamen und verdiente sich bis zu seinem großen Durchbruch den Lebensunterhalt als Straßenmusiker. Die damit einhergehende Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit hat sich Mike bis heute bewahrt und sie durchzieht auch das gesamte Album.
Mit seiner schnörkellosen und leicht vernuschelten Stimme, mit der er wohl bei kaum einer Casting-Jury durchgekommen wäre, die aber seltsam eindringlich berührt, singt Mike von der Liebe und vom Leben. Seine Songs sind geprägt von eigenen Erfahrungen und einem geschärften Bewusstsein für die Missstände in unserer Gesellschaft. Und auch die Endlichkeit des Lebens hat Mike im Blick, was beispielsweise in “Circles” besonders deutlich wird. So sind seine Texte oft von Melancholie durchdrungen, es scheint aber immer wieder ein hintergründiger Humor durch, wie etwa in “Keep On Walking”, oder es offenbart sich sein unerschütterlicher Optimismus wie in “Patient Love” und “Life´s For the Living”.
Musikalisch verpackt ist das Ganze in schön handgemachten und von akustischer Gitarre dominierten Folk-Pop mit großem Wohlfühl- und Kuschelfaktor. Die Arrangements sind nie überladen, aber doch kunstvoll komponiert – neben Piano und sparsamer Percussion setzen beispielsweise immer wieder Streicher oder Bläser Akzente. Dass seine Musik ebenfalls mit einfacher Gitarrenbegleitung funktioniert, beweist der Sänger mit der Live-Version von “I Hate” – ein Song, der auch Mikes britischen Humor und seine Qualitäten als Entertainer eindrucksvoll demonstriert.
“All The Little Lights” ist ein Album voll schöner Musik, aber vor allem voll tiefer Lebensweisheiten und wunderbarer Metaphern. Wenn Mike im Titelsong singt: “We´re born with millions of little lights shining in our heart and they show us the way” , dann weiß ich dass diese Musik definitiv kleine Lichter in jeder Menge Herzen anzündet!
Am dritten Festivaltag stecken einem morgens dann doch schon ein wenig die Vortage in den Knochen, ein wenig Muskelkater vom Tanzen, schmerzende Füße von den Gummistiefeln und der leichte Schlafmangel erleichtern das Aufstehen nicht unbedingt. Doch auch am Sonntag warten noch tolle Acts beim Hurricane Festival auf uns und auch das Wetter zeigt sich recht versöhnlich, wenn auch die Temperaturen bereits einen leichten Trend nach unten zeigen.
Am Festivalgelände angekommen bekomme ich leider nur von ganz hinten mit, wie die Rampensau Macklemore zusammen mit Ryan Lewis (14:55 Uhr Blue Stage) gerade die Blue Stage auseinandernimmt, zumindest dem Jubel des Publikums nach zu urteilen und der Stimmung, die über das komplett mit Menschen übersäte Field fegt. Rapper Macklemore zeigt sich als perfekter Entertainer und äußerst kommunikativ mit seinen Fans, denen er eine sagenhafte Party beschert, bei der jeder hier total mitgeht. Es war mir gar nicht so klar, dass sie bei uns mittlerweile derart beliebt sind, ihr Set wäre selbst auf der Green Stage nicht fehlplatziert gewesen. Eine unglaubliche Euphorie ist zu spüren, vor allem natürlich zu “And We Danced” und ihrem Superhit “Can´t Hold Us”, zu der die Menge mitsingt, kreischt, tobt und unaufhörlich die Arme noch oben reißt. Eine fantastische Performance, die sicherlich jetzt schon für viele als Highlight des Tages gilt.
Nach Konzertende will der Publikumsstrom weg von der Blue Stage überhaupt nicht mehr abreißen, zur Front of Stage für Alt-J(16:15 Uhr Blue Stage) ist kaum ein Durchkommen. Zum Auftakt des Sets der Alternative-Pop Band aus Leeds um Frontmann Joe Newman kommt dann endlich wieder die Sonne raus und zaubert mit ihren verträumten Folk-Synthiemelodien eine traumhaft sommerliche Stimmung an die Blue Stage. Ihr Sound ist vorwiegend geprägt durch ruhige Töne mit entschleunigtem Gesang, Synthies und vereinzelt eingestreuten A-Capella Gesangsparts wie in “Interlude I”, die an diesem Nachmittag hervorragend zum Chillen einladen. Selbst wenn einzelne Songs mit knackigen Drums und flotteren, leichtfüßigen Klavier- oder Synthieklängen wie in “Dissolve Me” und “Matilda” mehr Geschwindigkeit aufnehmen und durch tiefe Bässe wie bei “Fitzpleasure” begleitet werden, erhält sich trotzdem die angenehm tief sitzende Ruhe in ihren Songs. Das Publikum ist von diesem Wohlklang durchweg hingerissen und umjubelt das Quartett für ihr wunderbar sonniges Konzert.
Ihr Set ist wahrhaftig die beste Einleitung für das Anschlusskonzert von Two Door Cinema Club (17:45 Uhr Blue Stage), die die mehrheitlich an der Blue Stage verbliebenen Fans direkt zu Beginn mit “Sleep Alone” zum Tanzen bringen. Dem tut auch der kleine Regenschauer keinen Abbruch, Frontmann Alex Trimble rät uns, den Schauer einfach wegzutrinken, was die meisten hier sicherlich auch gerade machen. Die schwungvollen, leichtfüßigen und melodischen Gitarren-Elektropop-Hits von “Undercover Martyn”, “I Can Talk” und “What You Know” bringen die Menge in der Front of Stage Area zum Springen und Jubeln. Die Leichtigkeit ihrer Musik und auch die der außergewöhnlichen hohen und sanften Stimme vom adrett mit Jackett und Krawatte gekleideten Sänger passen einfach hervorragend zu einem Sommerfestival, was Two Door Cinema Club heute erneut unter Beweis stellen.
Bei jetzt blauem Himmel darf Alternative-Punkrocker Brian Fallon mit The Gaslight Anthem (20:00 Uhr Green Stage) seine Live Show starten. Die Fans müssen nicht lange auf ihre Erfolgshits warten, schon ziemlich früh im Set gibt es “The ’59 Sound” und auch “45” auf die Ohren, es wird mitgeklatscht und frenetisch vor der Bühne gefeiert. Brian´s rauh-rockige Stimme passt perfekt zu ihrem antreibenden Rocksound, zuweilen finde ich jedoch Brian´s längeren Vorträge über The Smashing Pumpkins oder die politischen Hintergründe seiner Songs etwas zu langatmig, aber die Sympathie und die Spielfreude seiner Band, welche sie den Fans stets entgegenbringen, machen das alles wieder wett. Ihr absolut gelungener Auftritt unterstreicht wieder einmal die ausgezeichneten Live-Qualitäten des Quintetts und prägt entsprechend die tolle Atmosphäre der letzten Festivalstunden an der Green Stage.
Während Paul Kalkbrenner´s elektronischen Beats von drüben durch den Wind herüber getragen werden nutzen wir die Umbaupause, um als Abschluss doch noch eine Runde mit dem erstmals auf dem Hurricane aufgestellten Riesenrad zu drehen und den großartigen Blick über das weitläufige Festival- und Campinggelände im abendlichen Sonnenschein zu genießen. Und schon ist es auch soweit, ehe man sich versieht ist das Hurricane Festival schon fast wieder vorbei und der Headliner des Sonntags Queens Of The Stone Age (22:00 Uhr Green Stage) steht auf der Bühne. Bei sternenklarem Himmel und nun auch etwas frischeren Temperaturen heizt uns jetzt aber die kalifornische Rockmaschine QOTSA um Frontmann Josh Homme ordentlich ein. Sie ist aus Überresten der Band Kyuss entstanden und seit ihrer Gründung 1996 mit stetig wechselnden Musikern international ein echtes Erfolgskonzept. Gerade erst ist ihr sechstes Studioalbum “…Like Clockwork” erschienen, mit dem sie derzeit auf Tour sind. Megalautes Scherbenklirren markiert den Beginn ihres Konzerts mit “Feel Good Hit Of The Summer”. Ihre druckvollen Rockbeats gepaart mit Blues-Einflüssen und hart schmetternden Drumbeats haben schon ihren völlig eigenen Soundcharakter und sind gerade live performt einfach der Hammer. Zu ihrem extrem starken aber älteren Song “No One Knows”, sowie dem bei Dunkelheit folgenden Charthit “Little Sister” springt das gesamte Publikum und singt sich im Chor dann auch zu “Make It Wit Chu” förmlich die Kehle aus dem Hals. Die Stimmung kocht bei “Song For The Dead” noch einmal richtig hoch, die Securities stellen sich immer wieder besorgt in Alarmbereitschaft, da Josh Homme den Fans quasi den Freifahrtschein für´s Crowdsurfen gegeben hat. Der Kontrast hierzu ist die von Josh gefühlvoll gespielte Rockballade “The Vampyre Of Time And Memory” vom aktuellen Album, die ebenfalls kräftig umjubelt wird. Nach einer knappen Stunde ist das Rockfeuerwerk der Kalifornier leider schon beendet, aber was war das bitte für ein unglaublich kraftvolles Konzert!
Ein sagenhafter Abschluss für ein wieder mal unglaublich tolles Hurricane Festival, von dem wir alle sicherlich wundervolle Erlebnisse mit nach Hause nehmen werden! In der Mediathek von ZDFkultur findet Ihr übrigens nach wie vor zahlreiche Konzertmitschnitte mit Interviews und bei Arte wird am Samstag den 17.08.2013 um 23.40 Uhr noch eine Reportage über das Festival ausgestrahlt.
Vielen Dank Hurricane und vielen Dank an die zahlreichen Beteiligten, die das Festival auch 2013 wieder für 73.000 Besucher zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht haben!
Das Hurricane Festival findet im nächsten Jahr übrigens vom 20.-22.Juni 2014 statt und schon in Kürze wird hierfür der Vorverkauf beginnen.
Der Festivalsamstag startet mit offensichtlicher Katerstimmung und sehr wechselhaftem Wetter, bei dem sich bei noch sommerlichen Temperaturen immerhin in den frühen Morgenstunden zunächst auch mal die Sonne zeigt. Aber wie es immer so ist, sobald man zum ersten Konzert los will, fängt es traditionsgemäß erstmal an zu regnen, was mich aber nicht sonderlich beeindruckt, da mich mein Weg direkt zu den Folk-Newcomern Hudson Taylor ins Zelt führt (14:30 Uhr White Stage). Noch bevor das junge Brüderpaar Harry und Alfie überhaupt die Bühne betreten, gibt es in dem vorwiegend sehr jungen, weiblichen Publikum bereits erste Rufchöre nach den irischen Indie-Chart Stürmern, die noch nicht mal ihr Debüt herausgebracht haben. Doch das interessiert die Fans herzlich wenig, denn die gehen hier zu den folkigen, mitreißenden Songs wie “Pray For The Day” oder “Watchtower” im Mumford & Sons -Stil total ab und zeigen sich in jedem Song absolut textsicher. Nach einigen sehr ruhigen Songs präsentieren sie uns ebenfalls ein sehr gelungenes Cover vom Simon & Garfunkel Klassiker “Mrs. Robinson”. Ein wirklich erfrischender Auftritt dieses jungen Trios, das sein Set schließlich mit ihrem Erfolgshit “Battles” und einem Riesenjubel als Höhepunkt beendet.
Auf dem Festivalgelände herrscht derweil noch eine extrem entspannte Atmosphäre, fast verschlafen kann man sagen, dabei ist der Samstag sicherlich einer der musikalisch spannendsten Tage mit leider auch den meisten Slotüberschneidungen in meinem Timetable. Deshalb geht es bei Sonnenschein zunächst auf dem kürzesten Weg weiter zum britischen Quintett von The Maccabees(15:15 Uhr Green Stage), die mich schon im Vorjahr auf zwei Festivals begeistern konnten. Nach der Hitze im Zelt genieße ich die frische Luft auf dem Rasen sitzend mit ihren angenehm rockigen Indiesounds im Ohr. Obwohl noch nicht allzu viel los ist, wird in der Front of Stage Area schon ordentlich zu den recht flotten Beats getanzt und gefeiert, die Band versteht es mit den Fans zu kommunizieren und sie hervorragend zu animieren, wohingegen weiter hinten leider durch den auffrischenden Wind nicht mehr so viel von der Stimmung und dem Sound ankommt.
Eine absolut imposante Vorstellung davon, was man mit einem jungen Orchester so alles anstellen kann liefert uns im Anschluss das The Kyteman Orchestra (16:00 Uhr Blue Stage). Der Kopf des ganzen ist der niederländische Hip-Hop Experte Colin Benders, genannt Kyteman, mit seinem Orchester aus über 18 Musikern, die in einer äußerst anspruchsvollen Form Klassik und Hip-Hop verbinden und sich die Spannung zwischen den beiden Genre somit zu Nutze zu machen. Darüber hinaus integriert das Ensemble weitere Genre wie Jazz, Blues, Rock, Pop und Drum & Bass und hat dabei offensichtlich riesigen Spaß. Auch das Publikum ziehen sie sowohl mit ihrer teils gewaltig-opulenten Instrumentierung, als auch mit den zarten Tönen des Jazz und Blues absolut in ihren Bann. Bei den Rap- Parts stehen zum Teil mehrere Rapper zusammen auf der Bühne, während das Publikum im Takt mit den Armen pulsiert. Insgesamt eine wahnsinnig beeindruckende Inszenierung, die ich als sehr positiv “andere” Erinnerung an dass Hurricane Festival von diesem Tag mit nach Hause nehme.
Während viele Festivalbesucher die sonnigen Wetterabschnitte lieber auf der Wiese verbringen, schauen wir bei der in Deutschland noch als Geheimtipp gehandelten südenglischen Band British Sea Power (16:45 Uhr White Stage) vorbei, die aufgrund starker Einflüsse von Bands wie Joy Divison oder New Model Army grob dem Post-Punk zugeordnet wird. Das Quintett um Frontmann Yan Scott Wilkinson gibt sich naturverbunden und staffiert das Bühnenbild mit liegendem Braunbär, Geweihen sowie einem “lebend” -tanzenden Eisbären aus. Die musikalische Zuordnung fällt wegen der Vielseitigkeit nicht leicht, kraftvolle Indie-Rock Beats mit mit viel Drums und Bässen sind ebenso mit im Programm wie melodische Balladen oder Rockhymnen, die mit einer Prise “Krautrock” angereichert zumindest ihren bereits eingeschworenen Fankreis begeistern, denn leider ist das Zelt heute nicht annähernd gefüllt zu ihrem Set. Sicherlich lohnt es sich mal eins ihrer Clubkonzerte anzuschauen, vielleicht sind sie ja im Rahmen des gerade veröffentlichten Albums “Machineries of Joy” im Herbst mal wieder bei uns zu Gast.
Mittlerweile strömen auch die Massen auf das Festivalgelände, welches sich jetzt sichtlich füllt. Nach einer kurzen Runde an der frischen Luft geht es schnell wieder rein ins Zelt zu dem US-Folk-Virtuosen Darwin Deez (18:00 Uhr White Stage), dessen Konzert ich vor zwei Jahren wegen Überfüllung der Red Stage damals nur von draußen hören konnte. Heute ist es hingegen eher leer, was wohl an den parallelen Auftritten von Bloc Party und Frittenbude liegen muss, aber genügend Indie-Folk Publikum ist dennoch gekommen, das sich immer wieder begeistert die belustigende Tanz-Performance seiner Combo zu Beginn des Sets anschaut. Irgendwie kann mich jedoch weder der dumpfe Sound noch die rücksichtslose Drängelei der Fans in der White Stage so richtig überzeugen, und so zieht es mich direkt weiter nach draußen zu den wieder einmal perfekt aufspielenden Bloc Party um Sänger Kele Okereke (18:00 Uhr Green Stage). Nach mehrfachen Pausen und erneuten Trennungsgerüchten beehren uns die Indie-Rocker aus London mit ihren wunderbar schwungvollen Melodien heute vielleicht zum letzten Mal, nachdem sie im letzten Jahr noch ihr Album “Four” herausgebracht haben. Zu den gitarrengeprägten, teils sehr rockigen und treibenden Beats wird vorne richtig rumgesprungen und sogar bis ganz hinten mitgetanzt und mitgeklatscht, vor allem zu ihrem grandiosen Hit “Banquet”, aber auch zu den Songs des neuen Albums wie “Octopus” und “Truth”. Kele beschert uns hier eine tolle Feierstimmung an der Green Stage, und das obwohl es bereits wieder einmal zu regnen beginnt und der Blick zum Himmel nichts Gutes verheißt. Hoffentlich sind es nur Gerüchte um ihre Trennung und wir sehen Bloc Party bald schon wieder auf der Bühne, denn auch mit neuer Drummerin ist ihre live Performance einfach Spitzenklasse.
Die dunklen Regenwolken entleeren sich dann schließlich direkt zu Beginn des Auftritts der isländischen Folk-Pop Newcomer Of Monsters And Men (19:30 Uhr Green Stage), die gerade erst ihr Debüt herausgebracht haben und jetzt schon auf der Hauptbühne des zweitgrößten deutschen Rockfestivals stehen, Respekt! Zunächst dachte man, dass sie besser auf der Blue Stage platziert wären, aber der Andrang hier sollte mich eines besseren belehren. Auch wenn ihre Musik besser zu strahlendem Sonnenschein passen würde, spielen die Isländer sich mit ihren eingängigen, verträumten Melodien und den vielen mitsingtauglichen “Lalalaaaa´s” und “Ohohoooh´s” in die Herzen der Zuschauer. Sie präsentieren uns trotz der widrigen Umstände auf der Bühne ein liebevolles Set mit den Songs ihres bisherigen Repertoires aus ihrem Album “My Head Is An Animal”, wobei “Little Talks” sicherlich das bekannteste ihrer Stücke sein dürfte, zu dem dann auch noch einmal kräftig mitgesungen wird.
Nach konsequenter personeller Umstrukturierung der Band und noch bevor das aktuelle Album der Editors “The Weight Of Your Love” erscheint, präsentiert uns Frontmann Tom Smith mit seiner jetzt fünfköpfigen Besetzung (20:45 Uhr Blue Stage) sowohl einige der neuen unveröffentlichten Songs wie das hymnische “A Ton Of Love”, als auch viele der älteren musikalischen Kracher, die das Publikum zum Mitsingen, Tanzen, Springen und regelrecht zum Ausflippen bringen, und das sogar trotz des erneut einsetzenden Regens. Mit dem mitreißenden “Bones” aus dem vorletzten Album “An End Has A Start” starten sie druckvoll in ihr Set, mit gleichnamigem Song und “Racing Rats” gelingt es den charismatischen Engländern sofort, das Publikum in den Bann ihrer dynamisch antreibenden Musik zu ziehen. Das großartige “Papillon” darf als Höhepunkt im Set natürlich nicht fehlen, und auch diesmal war es ein wundervolles Konzert, welches nach der längeren Pause der Editors jetzt wieder mächtig Lust auf ihre energiegeladenen Live-Performances und ihre Clubkonzerte im Herbst macht.
Nur mit einer Gitarre bewaffnet steht er auf der riesig wirkenden Bühne, Singer-Songwriter Mike Rosenberg alias Passenger(22:00 Uhr Red Stage), das Übrigbleibsel einer Band, die sich trennte. Doch jetzt ist er allein, und das tut seiner Musik wie auch seiner Karriere offensichtlich ausgesprochen gut, denn Passenger füllt auch Solo mit seiner “All The Little Lights”-Tour bereits große Venues. Direkt zu Beginn fordert uns der sympathische Folk-Musiker dazu auf, das Konzert und den Moment einfach mal ohne Handy und Kamera zu genießen, was von dem sehr zahlreich an der Red Stage erschienenen Publikum tatsächlich weitestgehend berücksichtigt wird. Mit seiner charakteristischen Stimme und der Akustikgitarre verleitet er uns mit “Life’s For The Living”, “Blind Love” und natürlich seinem Erfolgshit “Let Her Go” zum Träumen, bunte Luftballons und Seifenblasen tanzen über uns hinweg und alle sind irgendwie glücklich. Außerdem hat er noch ein tolles Cover von “The Sound Of Silence” mit im Gepäck. Das “Lalalalala” des Refrains von “I Hate” singt schließlich das gesamte Publikum lautstark mit, so dass Passenger davon völlig beeindruckt ist. Auch von der Tatsache, noch vor einem Jahr vor fünfzig Leuten in Hamburg ein Konzert gespielt zu haben und jetzt hier auf der Bühne beim Hurricane Festival zu stehen, wofür er sich bei seinen Fans ausdrücklich bedankt. Diese sind derart enthusiastisch, dass sie Passenger einfach nicht gehen lassen wollen, so dass Mike Rosenberg für uns noch einen seiner neuen Songs, sowie ein Bruce Springsteen Cover von “Whispers” singt. Es ist das einzige Mal auf dem diesjährigen Hurricane Festival, bei dem ich sogar zwei Zugaben erleben darf. Ein wahrhaft tolles Konzert!
Im Anschluss lasse ich mir es nicht nehmen, den als Ersatz für die ausgefallenen Modest Mouse eingesprungenen Ex-Razorlight Frontmann Johnny Borrell mit seiner neuen Band Zazou anzuschauen (23:30 Uhr Red Stage). Der Glamour der Libertines und Razorlight -Zeiten scheint längst vorbei zu sein, so wirkt das ganze Projekt auf die interessierten Zuhörer eher wie eine vergnügliche Jam-Session, da ist sogar der neu interpretierte Razorlight Song “In The City” kaum wiederzuerkennen. Nach anfänglichen Technikproblemen kommt die Band dann doch noch ganz gut in Tritt, Johnny´s Stimme und sein Songwriting mögen nach wie vor qualitativ hochwertig sein, nur kann mich der im 50`s Sound gehaltene Classic Rock´n Roll im Party-Stil, so wie er seine Musik selbst beschreibt, als auch die Art dieser Performance nicht wirklich überzeugen, obwohl eigentlich ganz gute Songs dabei waren. Aber dafür habe ich heute wohl einfach schon zu gute Bands gesehen.
Leider hält auch der mittlerweile echt lästige Regen weiter an, so dass ich mich dann frühzeitig auf den Weg zur White Stage mache, um dort die Nacht im Trockenen und mit tollen Electro-Swing Beats der Parov Stelar Band (00:30 Uhr White Stage) tanzend ausklingen zu lassen. Im fast komplett vollen Zelt herrscht bereits ausgelassene Partystimmung, Ausnahmeproduzent und DJ Parov Stelar erschafft in seinen DJ-Sets mit Unterstützung von ausgezeichneten Live-Musikern (Sängerin, Bläser, Rhythmusinstrumente etc.) die perfekte Symbiose von Electro und Swing, bei der kein Tanzbein mehr still stehen kann. Die sensationell gemixten Beats in Verbindung mit Gesang und Bläsern sorgen für eine besondere Retro-Stimmung, die bei den Fans eine richtige Tanz-Euphorie auslöst. Das Publikum wird von Sängerin Cleo Panther angeheizt, die mit ihrem heißen Outfit auch für den optischen Reiz an der ganzen Performance zuständig ist. Eins steht fest, für Parov Stelar muss man unbedingt ausgeruhte Füße und bequeme Schuhe haben, doch leider schaffe ich es nach zwei Tagen in Gummistiefeln tanzend nur noch bis zu dem herrlich groovigen Song “Jimmy´s Gang”, einer meiner Favoriten ihres Repertoires. Während die Mehrheit noch bis spät in die Nacht weiter swingt, mache ich mich nach elf Bands am heutigen Tag auf den Rückweg zum wohlverdienten Schlafplatz, um auch am morgigen letzten Festivaltag wieder fit für grandiose Konzerte zu sein.
Während die anderen Open-Air Festivals noch immer nur schleppend ihr Line-Up füllen und mit den Headlinern geizen, konnte das in diesem Jahr zum siebzehnten Mal stattfindende Hurricane Festival in Scheeßel mit fest bestätigten Headlinern wie Rammstein, Queens Of The Stone Age, Arctic Monkeys, Deichkind und Billy Talent bereits Ende letzten Jahres punkten und war dementsprechend in einer nie zuvor erreichten Rekordzeit schon im März 2013 komplett ausverkauft. Die Vorfreude auf die rund 100 angekündigten Bands steigt seitdem ins Unermessliche, die Mischung aus international erfolgreichen Bands, beliebten deutschen Acts und aufstrebenden Newcomern macht das Hurricane Festival zu einem immer interessanter werdenden Musikevent der Spitzenklasse. Auch wenn die Absagen von Modest Mouse, Belle & Sebastian, Grouplove und Tame Impala (vor Ort) doch einige Fans etwas mürrisch stimmten.
Das diesjährige Hurricane Festival wird auch am bevorstehenden Wochenende seinem Namen wieder absolut gerecht werden, denn was ist schon ein Hurricane Festival ohne die traditionelle Unwetterwarnung? Noch nicht mal in Hamburg gestartet hören wir die eindringliche Warnung der Polizei schon in Dauerschleife im Radio, der schwül-heiße Anreise-Donnerstag mit locker 30 Grad im Schatten endet also erwartungsgemäß in genau diesem Szenario. Die starken Gewitter mit heftigen Regenfällen haben die Festivalpilger in Scheeßel bereits komplett durchnässt, etliche Flächen überschwemmt, die Folge sind schließlich erhebliche Verzögerungen beim Befahren der Parkplätze, so dass rund um Scheeßel weitreichende Staus entstehen, die die Anreisenden bis spät in die Nacht auf den Straßen festhalten sollten. Bei Ankunft auf unserem Womo-Platz hört es überraschenderweise tatsächlich schlagartig auf zu regnen, doch der Acker gleicht bereits einer Schlammwüste, kreuz und quer stehen festgefahrene Fahrzeuge, von geordnetem Einparken kann heute hier nicht die Rede sein, da können auch die Lotsen nicht mehr helfen. Aber es regnet nicht mehr und so kann der Grillabend zur Einstimmung auch direkt eingeleitet werden, da die Temperaturen noch immer recht milde sind. Am Motorbooty Zelt auf dem Campinggelände wummern schon die Bässe um die Partynacht für die feierwütigen einzuläuten, rund um die Straße herrscht aber immer noch reges Sachen Hin- und Hergeschleppe, hier und da wird sich schon fröhlich im Matsch gesuhlt und ausgelassen betrunken.
Der Freitag beginnt zunächst recht durchwachsen mit einigen heftigen Regenschauern, daher verschiebt sich mein Konzertfahrplan etwas nach hinten. Das Festivalgelände wurde jedoch mittlerweile vom Veranstalter mit Rindenmulch und Schotter soweit hergerichtet, dass alle Konzerte planmäßig beginnen konnten. Auch wenn ich das Auftakt-Set von Kodaline (15:30 Uhr Blue Stage) zunächst nur von weitem hören kann, ihren letzten hervorragend gefühlvoll vorgetragenen Erfolgssong “All I Want”, bekannt aus dem Soundtrack von „Grey’s Anatonomy”, erlebe ich zum Glück noch live und ich muss sagen, er verzückt mich vollends. Eine melodische Parallele zu Coldplay ist nicht von der Hand zu weisen, zeugt aber auch von hoher musikalischer Qualität, so dass ich das nächste Konzert des irischen Quartetts bestimmt nicht verpassen werde. Da sie ja Anfang des Jahres erst ihr Debüt “In A Perfect World” herausgebracht haben, werden sie uns sicher noch einmal im Norden beehren.
Passend zum Konzertbeginn der schwedischen Gute-Laune-Lieferanten Shout Out Louds (16:35 Uhr Blue Stage) mit ihrem leichtfüßigen Indie-Gitarren-Pop kommt tatsächlich zum ersten Mal am Nachmittag so richtig die Sonne durch, so dass die massenhaft erschienenen tanzwütigen Fans direkt von Beginn an bester Stimmung sind und sich zur Freude der Band aktiv vor der Bühne austoben. Das Quintett um Frontmann Adam Olenius zaubert mit Songs wie “Fall Hard” oder “The Comeback” eine herrlich beschwingte Stimmung vor die Bluestage, man merkt ihnen ihre Freude am erneuten Auftritt auf dem Hurricane sichtlich an. Mit dem letzten Song war es das dann leider auch schon wieder mit der Sonne, hinzu kommt dann noch die plötzliche und knappe Absage des Auftritts von Tame Impala, was unsere Stimmung insgesamt etwas nach unten drückt.
Also nutzen wir die Gelegenheit, um vor dem Regen zu flüchten und uns rechtzeitig zu den beliebten Schweden Friska Viljor im Zelt einzufinden (19:15 Uhr White Stage). Die Dauergäste des Reeperbahn Festivals und absoluten Live-Kanonen mit ihren hübschen roten Krawatten haben mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Ausstrahlung wieder mal ihr Publikum absolut im Griff. Sie reißen das Publikum mit ihrem locker-frechen Folk-Rock wie “On And On” von Beginn an mit, das fast komplett gefüllte Zelt tanzt und singt mit den sympathischen Blondschopfen um Bandgründer Daniel Johansson und Joakim Sveningsson und ist kaum zu bremsen. Zu dem Ohrwurm “Shotgun Sister” von ihrem Debütalbum “Bravo!” singen alle noch mal begeistert den Refrain mit, bevor sich die grandiose Live Combo Friska Viljor von dem vor Begeisterung tobenden Publikum verabschiedet.
Um möglichst viele von den Live Bands mitzuerleben, geht es dann auch schnurstracks wieder rüber zur Blue Stage, wo schon sehnsüchtig auf The National (20:30 Uhr Blue Stage) gewartet wird. Frontmann Matt Berninger, solidarisch ebenfalls mit Gummistiefeln ausgestattet, legt zusammen mit den beiden Brüderpaaren Dessner/Devendorf druckvoll mit “Squalor Victoria” und dem drumtypischen voluminösen The National-Sound los, wobei meine persönlichen Favoriten “Mistaken For Strangers” und “Fake Empire” auch nicht lange auf sich warten lassen. Seifenblasen fliegen dazu in die abendliche Sonne und das Publikum singt im Chor fast durchgehend textsicher mit. Matt´s Dank gilt erst den Fotografen, dann mit einem Lächeln auch dem einzig tanzenden Security-Mann, da er dies offensichtlich vorher noch so nicht erlebt hatte. Während der Regenbogen die Stimmumg komplett macht, fegt Berninger in gewohnter Manier erst über die Bühne und anschließend über uns hinweg in die Menge. Alle tanzen mit ihm und um ihn herum, das ist mal eine klasse Performance und somit ein echter Höhepunkt des heutigen Tages.
Auf dem Weg zur Green Stage heizen die kanadischen Alternative/Punk-Rocker von Billy Talent (21:00 Uhr Green Stage) dem Publikum schon mal ordentlich mit “Devil On My Shoulder” ein und liefern wie immer eine perfekte und publikumsnahe Bühnenshow ab. Eine optimale Vorbereitung also auf den echten “Burner” des Abends mit dem Auftritt von Rammstein, die im Anschluss (21:00 Uhr Green Stage) die gesamte Stage zum Lodern und die Menge zum Kochen bringen. Ein wahres Höllenfeuerwerk, was die Vertreter der “Neuen Deutschen Härte” um Sänger Till Lindemann in seinem rosa Plüschoutfit da abschießen, ihre explosive Show bringt wohl auch die Massen auf dem Field an der Green Stage in Wallung, so dass sich sogar eine Polizeimannschaft in voller Montur in die Menge begibt, um eine Rangelei zu schlichten. Die Stimmung wirkt sehr angeheizt, auch wenn es offensichtlich der Mehrheit zu gefallen scheint, kann ich diesem brachialen Stil musikalisch nichts abgewinnen und ziehe es vor, zum Abschluss des ersten Konzerttages lieber noch einmal nebenan die bemerkenswerten Töne der Isländer von Sigur Rós (00:30 Uhr Blue Stage) zu genießen.
Das melancholisch, tragende und experimentelle Klangkunstwerk von Frontmann Jónsi erzeugt zusammen mit seinem Orchester schon eine gewisse Dramatik. Die nahezu perfekt abgestimmte Instrumentierung schwankt zwischen sanft, ja fast schon hypnotisch und wild aufbrausend, die dazu über die Leinwand projizierten diffusen Visuals und Jónsis hohe Stimme geben der nächtlichen Stimmung eine ganz spezielle Note, während der Vollmond am sternenklaren Himmel scheint und ein Hauch von Cannabis über uns hinweg weht.
FluxFM ist ein Sender, von dem ich bis vor kurzem noch nichts gehört habe. Und doch könnte ich nach dem Anhören des ersten Samplers eine Art Werbe-Trailer für ihn schreiben. So in folgendem Stil: “FluxFM ist der Sender, wo Männer mit Bärten ihr zuhause finden, wo Frauen aufhören piepsig zu sein und wo zukünftige Topacts der Alternative Music sich ein Stelldichein geben.”
Zunächst firmierte der Sender als MotorFM. Juristische Gründe machten aber die Umbenennung nötig. Mir war der FluxKompensator schon seit jeher sympathischer als ein normaler Motor. Doch das soll hier nicht ausschlaggebend sein. Die Musik zählt – oder (wie es etwas hochtrabend heißt) die Popkultur. Diese hat sich der Sender, der per Livestream im Internet übertragen wird, groß auf die Fahne geschrieben. Man hat sich nämlich auf Musikrichtungen wie Alternative, Independent, Punk und Elektro spezialisiert und fördert vor allem Künstler, die in Deutschland beheimatet sind.
Auf diesem ersten Sampler “Vol. 1” finden sich viele Acts, die in den letzten Jahren den steinigen Weg nach oben geschafft haben: Woodkid, Capital Cities, The Lumineers, Alabama Shakes und Abby. Hinzu kommen Newcomer wie Passenger und Leslie Clio, alte Hasen wie Kid Kopphausen, aber auch viele (noch) gänzlich unbekannte Namen, die aufhorchen lassen.
So ist “Popkultur kompakt” mehr als nur ein weiterer Hit-Sampler. Er lädt vielmehr zu einer Entdeckungsreise ein, die den Hörer an Bands erinnert, die dringend mal wieder in den Player gehören, wie Of Monsters & Men, Me & My Drummer und Walk The Moon, aber auch neugierig macht auf The Shoes, Roosevelt und Justus Köhncke. “Die musikalische Quintessenz von FluxFM auf 2CDs ist nicht nur aktuelles Kompendium sondern auch der perfekte Soundtrack für einen entspannten Sommerabend”, sagt FluxFM-Geschäftsführer Markus Kühn. Das passt. Der Hörer genießt eine durchaus spannende Mischung für Freunde alternativer Musik und freut sich schon mal auf Vol. 2.