Ungewöhnlich spät geht der Konzertabend im Kölner MTC heute los. Angesichts der anschließenden Party und zwei Bands auf dem Programm überrascht es, dass Anciients erst um 21 Uhr die Bühne betreten. Die Kanadier touren zum ersten Mal durch Europa. Ihr rasender Metal bildet eine permanente Klangmauer, hinter der sich leider keine lohnenswerten Melodien verbergen. Zur Herausforderung wird das Ganze, wenn einer der drei Frontmänner so etwas wie Gesang beisteuert. Im Publikum finden sich zumindest einige Kopfnicker, mitgerissen wird aber niemand.
Für den Auftritt von ASG muss die gesamte Technik ausgetauscht werden. Und aufgrund der kleinen Bühne wird auch das Schlagzeug durch Drummer Scott Key komplett aufgebaut. Die halbe Stunde Umbau vergeht dann aber angesichts der Vorfreude schnell. Grund für die hohen Erwartungen ist das aktuelle Album der Musiker aus North Carolina. „Blood Drive“ läuft bei mir schon einige Zeit in Dauerrotation. Ein tolles Album. Ein persönlicher Meilenstein des gepflegten Stoner Rocks ohne irgendeinen Hänger. Mir ist also ziemlich schnuppe, welche Songs dieser Scheibe für heute ausgewählt wurden. Um es kurz zu machen: “Day’s Work” und … das war’s! Sieht die Band ihr aktuelles Album mit ganz anderen Augen? Glaubt sie, live müssten fast ausschließlich die bewährten Hits rausgehauen werden? Ich bin baff, als das Mainset nach 35 Minuten vorbei ist und “Blood Drive” quasi außen vor geblieben ist. Sänger Jason Shi, ein Frontmann wie man ihn sich eigentlich wünscht, mit Charisma, ausdrucksvoller Mimik und toller Gesangsstimme, kommt auf die Bühne zurück und holt sich Richtung Soundboard blickend das OK ein, noch einen Song spielen zu dürfen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Um 22:15 Uhr beginnt ein Konzert, bei dem die Band eine gute halbe Stunde später scheinbar pünktlich der Freitag-Abend-Party weichen soll. Ich glaube das aber nicht. Ich denke eher, dass die Band, die durchaus Dampf gemacht hat und mit Songs wie “Gallop Song” zu gefallen wusste, gar nicht länger spielen wollte.
Über (zu) kurze Konzerte kann man streiten und es ist sicher so, dass eine dichte und Kräfte zehrende Performance knackig komprimiert sein kann. Aber dem Publikum ein tolles aktuelles Album, das am Merch verkauft werden möchte, vorzuenthalten… Da komm ich nicht drüber. Echt nicht.