Wenn sogar Noel Gallagher schon etwas Nettes über die Musik von Douglas Firs sagt, dann kommt das quasi einem Ritterschlag gleich. So geschehen im belgischen Radio, wo dem ewigen Querulanten der Song „Caroline“ vorgestellt wurde. „Caroline“ ist der Opener des aktuellen Douglas Firs-Albums „The Long Answer Is No“ und vermutlich würde Herr Gallagher noch mehr Lobeshymnen von sich geben, wenn ihm der Radiokollege auch noch den Rest des Albums zu hören gegeben hätte.
Douglas Firs heißt mit bürgerlichem Namen Gertjan Van Hellemont. Seine Musik pendelt irgendwo zwischen Indie, Folk und Americana. Dabei kommt der junge Mann nicht etwa aus einem Kaff in den Südstaaten, sondern tatsächlich aus Belgien. Heute bestreitet er im Bonner Brückenforum das Vorprogramm für niemand Geringeren als Frank Turner.
Die Setlist besteht aus Songs von „The Long Answer Is No“ und seinem ersten Album „Shimmer & Glow“. Douglas Firs kommt, sieht (aus wie der junge Bob Dylan) und siegt auf ganzer Linie. Nach knapp einer Stunde hat er es geschafft die gut 500 Fans komplett auf seine Seite zu ziehen. Dabei kommen ihm der perfekte Sound und seine drei handwerklich hervorragenden Begleitmusiker zugute. Aber auch wenn er alleine mit seiner Akkustikgitarre auf der Bühne steht, sieht er so knuffig aus, dass man ihn am liebsten adoptieren würde. Er lobt die Fans für ihr gesangliches Talent und wirkt dabei so ehrlich wie ein neugeborenes Baby. Diese Kombination aus Charme, Humor und seiner Musik verzaubert die Bonner offensichtlich so sehr, dass sie sogar nach einer Zugabe verlangen. Aufgrund des Zeitplans ist das jedoch leider nicht möglich. Backstage scharren bereits Frank Turner und seine Sleeping Souls mit den Hufen um das Brückenforum anschließend abzureißen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Geschichte von Douglas Firs wird ebenfalls weitergehen. Wohin sie noch führt weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass er am heutigen Abend eine deutliche Duftmarke gesetzt hat. Normalerweise geraten Vorgruppen schnell wieder in Vergessenheit. Bei Douglas Firs allerdings sollten in absehbarer Zeit noch viel mehr Leute in den Jubelchor einstimmen. Alles andere wäre nicht nur für Noel Gallagher eine Überraschung.
Zum Schluss noch ein Wort zur Preispolitik des Veranstalters: Der Auftritt von Frank Turner und Douglas Firs in Bonn war ursprünglich als Teil der „Kunstrasen“-Reihe und damit als Open Air-Konzert geplant. Und obwohl für diesen Mittwoch sonniges und trockenes Wetter vorhergesagt war (und auch eintraf), wurde der Gig einen Tag (!) vorher ohne Erklärung ins Brückenforum verlegt. Wenn man sich die tatsächliche Zuschauerzahl vor Augen hält wird schnell klar warum. Nicht das Wetter war schuld und schon gar nicht die Künstler, sondern die geringe Nachfrage, die nur auf die völlig überzogenen Ticketpreise von 41 bis 47 Euro zurückzuführen ist. In der Woche vor dem Konzert versuchte der Veranstalter mit einem um bis zu 15% verbilligten Kartenangebot noch zu retten was da schon nicht mehr zu retten war. Zusätzliche Verarsche am Rande: Die teuren 47 Euro-Tickets gewährten dem Käufer Einlass in den Front of Stage-Bereich, der schließlich mehr als die Hälfte des Brückenforums ausmachte und spätestens bei Frank Turner sowieso für alle Anwesenden geöffnet wurde. Fazit: Im Gegensatz zu der Weltklasseleistung, die Douglas Firs und Frank Turner an diesem Abend boten, hatte der Umgang des Veranstalters mit den Fans bestenfalls Kreisliganiveau.