Dicht gedrängt stehen so ziemlich alle Gitarristen der Stadt vor einer kleinen Bühne und warten darauf, dass der größte deutsche Blues-Rock Gitarrero seit langer Zeit sein Gastspiel in Hamburg beginnt. Wenig später ist es soweit. Zusammen mit seiner dreiköpfigen Band und natürlich mit der 63er Stratocaster um die Schultern steht Henrik Freischlader vor einem Meer beeindruckter Gesichter und zelebriert den Blues, wie es fetter nicht sein kann.
Der Ton dieses Ausnahmemusikers ist einfach umwerfend. Vom ersten bis zum letzten Song beeindruckt er durch Gitarrenspiel, das nicht nur der Virtuosität wegen fasziniert. Es sind vor allem die vielen kleinen Phrasierungen und Andeutungen, die sein Spiel so unverwechselbar machen. Egal ob rotziger Blues oder sanft angehauchte Balladen. Das Publikum in Hamburg ist mit jedem Ton begeisterter. Natürlich zieht so ein Act wohl zu 90 Prozent Gitarristen an. Und genau deshalb gibt es auch ausufernde Gitarrensoli und einen bombastischen Grundsound zu hören. Die Band schiebt hervorragend aus dem Hintergrund, und Freischlader setzt das i-Tüpfelchen mit unverkennbarem Einfluss von Gary Moore und Jimi Hendrix oben drauf. So spielt er sich durch seine komplette Discographie und sorgt in der Zugabe mit seiner Interpretation des Hendrix-Klassikers „Voodoo Chile“ für einen Flashback in der „Großen Freiheit 36“.
Auch gesanglich ist er an diesem Abend top und hinterlässt selbst für „Nicht-Gitarristen“ einen bleibenden Eindruck. Seine gute Laune lässt sich der Ausnahme-Gitarrist auch nicht durch brummenden Bühnensound vermiesen. Am Ende strömt wohl die fast komplette Hamburger Bluesgitarren-Szene zufrieden aus einem der schönsten Live-Läden der Hansestadt.