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Madsen 17.11.2018 Palladium / Köln

Madsen geben im Kölner Palladium zwei Stunden Vollgas

2004 sind Madsen zum bislang ersten und einzigen Mal im Kölner Palladium aufgetreten. Damals waren sie die Vorgruppe für Wir sind Helden. In den vierzehn Jahren danach hat das Quartett nicht nur sieben Alben veröffentlicht, sondern sich über das Underground (R.I.P.), die Live Music Hall und das E-Werk zurück ins Palladium gespielt. Heute findet hier ihr bislang grösstes Einzelkonzert statt und Sänger Sebastian verspricht den knapp 4.000 Fans zur Begrüßung einen „langen und schmutzigen Abend“. Doch der Reihe nach.

Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da kommen mag, gab es bereits im Mai mit drei Clubshows in Berlin, Bochum und Hamburg, bei denen der Fokus allerdings eher auf den älteren Songs als auf den Stücken des neuen Albums „Lichtjahre“ lag. Köln ist an diesem Abend nach Hannover die zweite Station der aktuellen Tour. Zum Anheizen haben sich Madsen Grillmaster Flash & The Jungs und Rogers eingeladen. Weil es auf dem Weg zur Schanzenstraße ein kleines U-Bahn-Durcheinander gibt und zeitgleich Schandmaul im gegenüberliegenden E-Werk auftreten, sind wir später als geplant in Köln-Mülheim und erleben nur noch Rogers in den letzten Zügen. Die Jungs scheinen jedenfalls einen guten Job gemacht zu haben, denn der Stimmungspegel in der Halle bewegt sich schon jetzt auf hohem Niveau. Vielleicht ist das aber auch einfach die Vorfreude auf die Gebrüder Madsen, Sebastian, Johannes und Sascha, die von Niko Mauer am Bass komplettiert und wie immer live von Lisa Who (die eigentlich Lisa Nicklisch heißt) unterstützt werden.

Um 21.20 Uhr ertönt das Intro zu „Lass die Musik an“, das aber sofort in „Wenn es einfach passiert“ übergeht. Schlag auf Schlag folgen „Sirenen“ und „Mit dem Moped nach Madrid“. Die Fans feiern bis in die hinterste Reihe. Das letzte Mal, dass ich eine solche Party im Palladium erlebt habe, war bei den Beatsteaks und der Vergleich darf für Madsen aller Ehren wert sein. Leider braucht der Soundmann etwas länger um sich dem Niveau anzupassen. Erst ab Mitte des Sets hat er die zugegebenermaßen etwas suboptimale Akustik des Palladiums im Griff. Bis dahin kommen die Songs noch leicht matschig rüber. Wie von Madsen nicht anders gewohnt gehören dazu auch Coverversionen. Und von denen gibt es in Köln einige. Wir feiern ein fröhliches Wiederhören mit Klaus Lage („1000 und 1 Nacht“), The Clash („Should I Stay Or Should I Go“) oder „Smells Like Teen Spirit“. Ich vermute stark, dass die Hälfte der anwesenden Madsen-Fans noch gar nicht auf der Welt war, als der Nirvana-Klassiker veröffentlicht wurde. Mitgröhlen können sie ihn trotzdem.

Überhaupt zeichnet das die Band aus. Auf einem Madsen-Konzert kann man gleichzeitig pogen, vor Euphorie die Arme in die Luft reißen und melancholisch das Feuerzeug (oder vielmehr die Handy-Taschenlampe) schwenken. Exemplarisch seien dafür Stücke wie „Nachtbaden“ (bei dem auch Sascha, der jüngste der Madsens, mitsingen darf), „Kapitän“, „Kompass“ (das die drei Brüder zu Ehren ihrer Mutter spielen), „Ein paar Runden“, „Die Perfektion“ oder „Ich tanze mit mir allein“ genannt. In Köln tanzt niemand allein. Im Gegenteil. Die Stimmung ist durchgehend bombastisch und immer wieder wird die Band mit Sprechchören gefeiert. Zwei weitere Höhepunkte des Mainsets sind sicherlich „So cool bist du nicht“ im Duett mit Lisa Who und der Megahit „Du schreibst Geschichte“, den Sebastian Madsen allen Flüchtlingen widmet und nach dessen letztem Ton auf der Leinwand im Bühnenhintergrund ein überdimensionaler „FCK AFD“-Schriftzug erstrahlt. Mit „Nazis raus“-Gesängen der Fans verabschieden sich Madsen dann in die wohlverdiente (kurze) Pause.

Im Zugabenblock geht die Party ungebremst weiter. Sebastian bildet vor der Bühne einen „Circle Pit für die Ladies“ und lässt die Fans auf Kommando sitzen und aufspringen. Dazu singt er „Mein Herz bleibt hier“ und man zögert keine Sekunde ihm das zu glauben. Am Ende der fast zweistündigen Feierlichkeiten steht dann „Lass die Musik an“ in voller Länge und damit schließt sich der Kreis. Eigentlich würde man den Titel gerne wörtlich nehmen, aber die Hallenbeleuchtung kennt keine Gnade. Der Applaus und die Sprechchöre wollen trotzdem nicht aufhören. Bei Licht erkennen wir um uns herum glücklich verschwitzte und zufrieden grinsende Gesichter. In Köln ist wieder mal deutlich geworden, was man an dieser Band aus dem Wendland hat. Während weichgespülte deutschsprachige Musik die Radiokanäle verstopft, fröhnen Madsen kompromisslos ihrem Hang zum Alternative Rock. Gleichzeitig haben sie sich aber auch irgendwie ihren Schülerband-Charme erhalten. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Mischung aus wohldosierter Härte, starken Texten und der Liebe zur Melodie. „Hättest du nicht Lust, mit mir den Abend zu verbringen?“, fragen Madsen in „Nachtbaden“. Nach der Vollgasveranstaltung im Palladium kann die Antwort nur „Ja“ lauten.

Unsere Fotogalerie zum Konzert findet ihr hier.

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