Martin Rütter, der Hundeprofi, kam in die Arena Trier. Das sorgte erst einmal für ein Verkehrschaos rund um den Verteilerkreis. Finde ich sowieso schrecklich, dass anscheinend alle Comedians sich auf die Fahne geschrieben haben, keine festen Sitzplatzkarten zu verkaufen. So will jeder zum Einlass da sein und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Trotz der Widrigkeiten war die Arena bis 20 Uhr sehr gut gefüllt und die Show konnte pünktlich beginnen. Das Bühnenbild zeigte einen Jogger hoch oben auf einer Laterne und einen gut gelaunten Hund, freudig auf einem Turnschuh kauend – erstes Sinnbild für den zu erwartenden Abend. Wie Martin Rütter selbst sagt: Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die Jogger von den Laternen zu holen. Und wie kann das geschehen? Durch gut erzogene Hunde. So begann er mit den drei meist gebrauchten Lügen von Hundebesitzern, einer Hitliste, die jeder im Saal zu kennen schien. 1. „Der tuuut nix!“, 2. „Der will nur spiiieeeeleeen…!“, 3. „Das hat er ja noch niiie gemacht…!“
Wer solch eine selbstironische Betrachtungsweise an den Tag legt, hat schon gewonnen und die Lacher auf seiner Seite. Somit ist Martin Rütter als Comedian durchaus mit Mario Barth zu vergleichen. Der große Unterschied: Bei Barth geht es um das Zielobjekt Männer, bei Rütter steht der Hund im Mittelpunkt. Und ja, man kann den Geschichten auch folgen, wenn man nicht selbst Hundebesitzer ist. Damit war ich unter den über 3.000 Zuschauern zwar eindeutig in der Minderheit, trotzdem habe ich mich köstlich amüsiert.
Rütter hat drei wichtige Eigenschaften. Er ist zunächst einmal „Hundeversteher“, das heißt, er beschreibt Situationen aus der Sicht des Hundes und vermittelt dessen Sichtweise. Das übrigens ganz detailliert im Hinblick auf verschiedene Rassen. Wissensvermittlung in Bezug auf Jagdhunde, Hütehunde, Schoßhündchen und so illustre Ausnahmetalente wie den Basset geschieht hier ganz nebenbei. Zudem ist Rütter ein recht guter Comedian und Entertainer, redet ohne Punkt und Komma, lacht schon mal im Vorgriff über seine nächste Pointe (vergleiche Mario Barth), bezieht die Zuschauer ins Geschehen mit ein und reagiert spontan auf Störungen aller Art. Was aber das Wichtigste ist: Er ist ein guter Pädagoge, denn der erzieherische Aspekt steht häufig im Mittelpunkt der Ausführungen. Und es geht keineswegs nur um Beispiele gelungener Hundeerziehung, auch die Menschen bekommen ihr Fett weg. Rütter erklärte anhand eines Zuschauerbeispiels, wie der Golden Retriever Benji sein Frauchen erzogen hat (Motto: „Gib mir ein Leckerli, dann bin ich auch bereit, mich beim Spaziergang mal für 20 Meter zügig zu bewegen. „) und gab dann gute Tipps, wie man dies durch konsequentes Verhalten wieder in korrekte Bahnen lenken kann.
Die unterhaltsamen Geschichten und Anekdoten kamen beim Publikum gut an. Rütter versäumte aber auch nicht, darauf hinzuweisen, dass er eine langwierige Arbeit leistet. Bei VOX denke man oft, „der Hundeprofi“ kommt und alles ist sofort wieder gut. Dass Tierpsychologe Martin Rütter und sein Team die Hunde und ihre Herrchen oft über ein halbes Jahr lang begleiten, fällt dabei meist unter den Tisch. Die Arbeit der Tierheime wurde gelobt und Rütter warb auch dafür, sich beim nächsten Hundekauf ruhig mal im Tierheim umzusehen, statt sich an überzüchteten Rassen zu vergreifen. Zudem solle man die Eigenheiten der Hunde beachten: 30 Minuten Gassigehen für den Hütehund? Das wäre quasi ein kurzes Aufwärmen, bevor der dreistündige Spaziergang dann mal losgehen kann.
Die ganze Zeit über blieb Rütter sehr präsent und das Publikum hing an seinen Lippen. Kurze Pause nach einer Stunde, dann ging es mit abgeändertem Bühnenbild weiter. Die Hunde hatten die Macht übernommen in „Dog City“. Nach Wissensvermittlung und lustigen Geschichten ging es nun um das Schindluder, dass unsere Gesellschaft (und die entsprechenden Vertriebsprofis) mit der menschlichen Liebe zum Hund treiben. Vom höhenverstellbaren Fressnapf (ein Klassiker) über den MP3-Player für den Hund bis hin zum Stofftier mit künstlicher Vagina (sic!) hatte der Mann, den nichts aus der Ruhe bringen kann, alles dabei. Und es gab auch nützliche Tipps: Fremde Hundebesitzer kommen mit ihren Begleitern immer zu nahe? Man ruft am besten „Mein Hund hat Flöhe“. Wenn der andere nicht antwortet „Meiner auch!“ wird alles gut. In letzterem Fall hilft dann nur noch das ultimative Abwehrinstrument, dass eine renommierte Firma vor über 40 Jahren entwickelt hat. Ja, wir dürfen auch den Namen der Firma erfahren: KNIRPS.
Der Abend in der Arena war sehr kurzweilig und verging wie im Flug. Selbst Nicht-Hundebesitzern kann man das Comedy-Vergnügen durchaus empfehlen. Vielleicht hält es letztlich von der Anschaffung eines schwanzwedelnden Freundes ab und man entscheidet sich für die altbewährte Katze, die mehr erwünschte Selbständigkeit an den Tag legt. Einen Zusatztermin für Trier gibt es schon: Das Programm „Der tut nix!“ wird erneut gespielt – am 1. April 2014.