Alessia Cara ist italienischer Abstammung, wuchs aber in Ontario (Kanada) auf. Schon mit elf Jahren brachte sie sich selbst das Gitarrespielen bei und startete mit einer YouTube-Karriere, indem sie Coverversionen bekannter Songs auf ihren Kanal lud. Als ihr Debüt „Know-It-All“ erschien, war sie gerade mal 19 Jahre alt. Das zweite Album „The Pains of Growing“ gab einen sehr persönlichen Einblick in ihr Erwachsenwerden – doch auch mit Mitte 20 ist sie noch nicht ganz angekommen.
„In the Meantime“ behandelt diese seltsame Zeit zwischen Geburt und Tod, wie sie im wunderschönen „Best Days“ vermerkt: du lebst… und dann stirbst du. Und wir wissen ja, dass die besten Songs in Zeiten von Sinn- und Beziehungskrisen entstehen. So bezieht sich der Albumtitel nicht nur auf Alessias Lebenswirklichkeit, sondern auch auf die Zeit „zwischen zwei Beziehungen“. Mit Rückblicken auf das Zerbrochene und hoffnungsvollem Warten auf das Neue.
Ein Intro und 17 Songs. Diese Fülle an Eindrücken ist selten heutzutage, wo die meisten Künstler schon nach 3-5 neuen Stücken eine EP raushauen. Und Alessia nimmt uns mit in das Chaos ihrer Gefühlswelt. Mit eindringlichen Balladen und tanzbaren Krachern wie „Lie To Me“ und „Fishbowl“.
Meist bleibt sie aber ganz in sich versunken. Und das ist gut so! „I Miss You, Don’t Call Me“ beeindruckt trotz seiner AutoTune-Momente. „Middle Ground“ und „Clockwork“ haben starke R&B-Momente. Doch die für mich stärksten Songs kommen erst ganz zum Schluss: „Slow Lie“ und „You Let Me Down“ führen mit reduzierten Momenten in Melancholie und Einsamkeit.
Alessia Cara ist als Künstlerin gereift, spielt mit Samples, Genre-Elementen und bleibt doch die einzigartige Sängerin und Songwriterin, Musikerin und Aktivistin, die Themen ihrer Generation in Songs so authentisch, emotional und mitreißend zu erzählen versteht, wie es nur wenigen Künstlerinnen gelingt.