Die deutsche Mystic-Folk-Band Fairytale hat sich seit ihrer Gründung im Jahre 2014 den Wurzeln der Folkmusik verschrieben und vereint alte keltische Mythen mit moderner Fantasy. Dabei bewegen sie sich mit ihren Alben im Rhythmus der Jahreszeiten: Nach „Forest of Summer“ und „Autumn’s Crown“ erscheint nun ihr dritter Longplayer „Winter Tales“, der die Hörer mit 13 neuen Songs in die imaginären Elfenlande des hohen Nordens entführt.
Diese Welt ist zwar von magischen Wesen bevölkert, hat aber nichts mit einem verspielten Disney-Märchenland zu tun. Das wird schon im Opener „Dark Moon“ deutlich, der mit einem düsteren Rufen beginnt und die Verzweiflung einer einsamen Seele im frostigen Winter schildert. „It’s Winter“ erzählt von dem kalten Fluch, der über den Elfenlanden liegt, aber auch von der Hoffnung auf sein Ende. Und im mitreißenden „Faunus Deum“ wird diese Hoffnung auf das Erwachen des Frühlings dann zu einem Versprechen.
Manche Titel verführen zum Träumen, wie „Wintertale“ oder „Dreams“, andere wie „Cradle of Fae“ und „Vor den Toren“ zeigen die bedrohliche Seit der Natur und ihrer magischen Bewohner. Beindruckend sind auch die Instrumentalstücke „Istyanon“ und „Reina’s Tears“, mit denen die Atmosphäre einer prächtigen Handelsstadt und die Trauer einer Feenkönigin illustriert werden.
Gesanglich werden die Songs sehr eindrücklich interpretiert von Laura Isabel Biastoch, die mit ihrer wandelbaren Stimme sowohl wild und kraftvoll als auch elfenhaft zart klingen kann. Daneben sorgen Oliver Oppermann an der Gitarre, Yasmine Rehmert an der Geige, Sakia Schrank am Cello und Christiane Bunk an der Harfe für stimmige und abwechslungsreiche Arrangements. Diese bewegen sich hauptsächlich im Folk, wandern aber auch mal in Richtung Rock wie beim kraftvollen „The Blizzard“, wo dann auch Oliver Opperman den Leadgesang übernimmt. Alle Stücke sind von verschiedenen Mitgliedern der Band selbst geschrieben, abgesehen von „Both Sides Now“, einem Song von Joni Mitchell, der hier in einer wunderbaren Coverversion zu hören ist.
Die ganz eigene Welt, die Fairytale hier erschaffen, offenbart sich auch im Booklet – mit atmosphärischen Bildern, die die Bandmitglieder in fantasievollen Kostümen vor dunklen und magischen Winterlandschaften zeigen. Neben einer allgemeinen Einführung zu den „Winter Tales“ gibt es zu jedem Song eine kleine Geschichte, übrigens immer auf Englisch und Deutsch. Zielgruppe ist also durchaus auch ein internationales Publikum – was dann vielleicht die Tatsache erklärt, dass das Album leider nur zwei deutschsprachige Songs enthält.
Insgesamt ist „Winter Tales“ ein sehr überzeugendes und stimmiges Album, das Folk- und Fantasy-Fans gleichermaßen begeistern dürfte und das man in den nächsten Monaten auch noch live erleben kann. Wir dürfen gespannt sein, ob Fairytale ihre Reise durch die Jahreszeiten fortsetzen und uns irgendwann auch mit in den Frühling nehmen!