Ihr braucht jemanden, der trotz Schmuddelwetters die perfekte Sommerstimmung vermittelt? Tilmann Otto ist genau der Richtige dafür. Der Sänger aus Osnabrück ist besser bekannt unter dem Namen Gentleman – und er ist definitiv der beste deutsche Reggae-Musiker. Sein MTV unplugged vor zwei Jahren war eine Wucht. Und endlich wird es Zeit für ein neues Album.
Das neue Werk trägt den Titel „Conversations“. Und richtig: Zu einer ordentlichen Unterhaltung gehören natürlich mindestens zwei. Darum hat sich Gentleman einen Partner mit an Bord geholt. Ky-Mani Marley aus Jamaika ist kein Geringerer als der Sohn von Bob Marley. Die beiden Künstler haben schon beim MTV Konzert zusammen gearbeitet und im August 2014 folgte eine Tour, in deren Verlauf sie zu Freunden wurden. Das ist doch eine Nachhaltigkeit, die zu gefallen weiß.
Ich höre in den ersten Track „Signs Of The Times“ und bin sofort gerührt. Was für ein wundervoller Track, eingeleitet von einer Kinderstimme und ruhigen Pianoklängen. Eine Ballade, die mich umgehend erreicht. Gentleman und Ky-Mani harmonieren sehr gut und geben sich den vokalen Ball in dieser Ballade weiter.
Diese Harmonie zieht sich durch das ganze Album, das für ein Reggae-Album erstaunlich ruhig geworden ist. Es geht um Interaktion, Kommunikation, den Austausch von Gedanken und Gefühlen. Neben vierzehn Songs finden sich vier Tracks namens „Skit 1-4“, die in Form kurzer Gesprächsfetzen die Intention des Albums erläutern.
So funktioniert „Conversations“ als fantastisches Kunstwerk zweier Sänger, die sich hervorragend ergänzen. Nicht alles ist ruhig. Es gibt die typischen Reggae-Beats in Titeln wie „Tomorrow“. „Jah Guide Over Us“ macht einen Ausflug ins Gospel-Metier. Für „Simmer Down“ gibt es ein Feature mit Marcia Griffiths.
„Conversations“ funktioniert als Kunstprojekt zweier Seelenverwandter. Nachdenklich, introspektiv und auch verletzlich. Ein Album, das zum Entdecken einlädt. Sommerwiese, Blick in die Wolken – und los geht’s.