Das Duett mit Sarah Connor hat gezeigt: Henning Wehland hat ihren Weg geprüft und für richtig befunden. Nun beschreitet er ihn ebenfalls und könnte zum nächsten deutschsprachigen Konsenskünstler werden. Seine Musik eignet sich nämlich für viele Lebenslagen, ist emotional, rau und authentisch – damit kann man mehrere Generationen ansprechen.
Seit Anfang der 90er ist der in Bonn geborene Sänger und Songschreiber aktiv. Hat erst mit den H-Blockx, später dann mit Söhne Mannheims die deutsche Musikszene geprägt, insgesamt fast zweieinhalb Millionen Tonträger verkauft und sorgte als Juror bei „The Voice Kids“ für neue Gesangstalente in diesem Land.
Was wir jetzt von ihm hören, ist stilistisch recht neu. Nicht wegen der Sprache: dass er mit deutschen Texten berühren kann, hat Henning bei den Söhnen schon gezeigt. „Der Letzte an der Bar“ bietet einfach eine ganz besondere Atmosphäre, die der Albumtitel perfekt ausdrückt. Nachdenklich und bedacht als letzter Verbliebener nach durchzechter Nacht. Ohne Stammtisch-Parolen, stattdessen mit viel philosophischem Gedankengut.
„Der Letzte an der Bar“ erzählt von Ängsten und von Wünschen. Vom menschlichen Schwächen, vom Gefühlschaos und von Hoffnung. Vom unbedingten Willen, sich neuen und alten Herausforderungen zu stellen und vom Kampf. Meistens mit sich selbst. Traurige Geschichten wie in „Der alte Mann und das Leergut“, groovig-lässige Stories wie „Der Freund steckt im Detail“. Wütend auf „Anfang vom Ende der Welt“, augenzwinkernd in „Der Affe und ich“ oder leise und behutsam im Liebeslied „Der beste Beat der Welt“. Und auch explodierend vor unbändiger Ausgelassenheit wie in „Tanz um dein Leben (feat. LaBrassBanda)“.
Es ist in vielen Punkten seine Lebensgeschichte – eine raue, offene Biographie. Hennings Stimme geht durch Mark und Bein. Er versteht es, seine Zuhörer zu fesseln und mutiert zum genialen Geschichtenerzähler. So stellt man sich den verlebten, songschreibenden Mittvierziger vor. Die Weichen werden neu gestellt – und die Richtung, die Henning hier einschlägt, scheint goldrichtig.