2025 hat gerade begonnen, doch über eines der besten Alben aus dem vergangenen Jahr haben wir noch gar nicht berichtet. Das will ich jetzt nachholen. „A Memory Of Our Future“ ist bereits im Mai erschienen und bildet ein grandioses Stelldichein hervorragender Musiker*innen.
Bekannt wurde der ungarische Künstler Leslie Mandoki im Jahr 1979 durch seine Mitwirkung bei der Gruppe Dschingis Khan, mit der er den vierten Platz beim ESC belegte. Geschrieben wurde die Musik (natürlich) von Ralph Siegel, der damals über viele Jahre Alleinherrscher für das Songwriting der deutschen Beiträge war. Dass sich alles ziemlich gleich anhörte – geschenkt. Dass aber Leslie Mandoki hier fernsehwirksam den Mongolen geben musste, anstatt sein großes musikalisches Talent auszuleben, ist eine Schande. Später besann er sich auf seine Jazzwurzeln und begründete sein Soulmates-Projekt, an dem viele nationale und internationale Künstler mitwirken.
Mandoki gründete die Soulmates in den 1990er Jahren mit der Idee, musikalische Grenzen zu überwinden und Künstler verschiedener Genres und Kulturen zusammenzubringen. Ihre Musik verbindet Einflüsse aus Jazzrock, Progressive Rock, Soul und Weltmusik und ist bekannt für technische Virtuosität, tiefgründige Texte und komplexe Arrangements. Die Gruppe legt großen Wert auf künstlerische Freiheit und möchte eine Botschaft der Einheit und Menschlichkeit vermitteln – dafür setzen sie auch drei Jahrzehnte nach Gründung mit „A Memory Of Our Future“ neue Maßstäbe.
Es handelt sich um ein fast 80minütiges Konzeptalbum. Und allein das lässt natürlich mein Prog-Herz höher schlagen. Und dann schaue ich auf die Zusammenstellung der Band, was eigentlich gar nicht nötig wäre, weil man Ian Andersons Querflöte, Al di Meolas Gitarre und Til Brönners Trompete schon beim ersten Durchlauf prägnant und charismatisch raushört. Außerdem gehören Kunstschaffende wie Tony Carey (Vocals, Keyboard), Simon Phillips (Drums) und Julia Mandoki (Vocals) zum Line-up, womit nur ein kleiner Teil der Mitwirkenden genannt ist.
Kann man einzelne Stücke herausgreifen? Wohl kaum. Man muss sich einfach Zeit nehmen und das Werk am Stück hören. Das lohnt sich für Fans von Bands wie Supertramp, Toto, Cutting Crew, Jethro Tull, Rainbow – whatever – die kein Problem damit haben, wenn Klassik, Jazz, Soul, Rock und Folk zu einem einzigartigen Prog-Konglomerat verschmelzen. Dass das Album in Zeiten von Autotune, Computerbearbeitung und KI komplett analog eingespielt wurde, ist für die Band vermutlich selbstverständlich, für die Musikwelt aber leider nicht mehr.
Als besondere Sammlerobjekte gibt es die neue Album Edition im Sony Shop auch als exklusive Collector’s Box mit einem ansonsten nicht käuflichen Tourbook voller Bilder, Geschichten und Zitaten aus 30 Jahren Bandgeschichte auf mehr als 300 Seiten. „In dieser schwermütigen Zeit, in der die Brückenbauer fehlen, haben wir Künstler die Verpflichtung, dem Publikum respektvoll etwas zurückzugeben – für seine jahrzehntelange Liebe und dafür, dass es uns bis heute auf Händen trägt“, erklärt Mandoki.
Die Mandoki Soulmates sind mehr als nur eine Band – sie sind ein musikalisches Kollektiv, das die Kraft der Musik nutzt, um Brücken zwischen Kulturen und Generationen zu bauen. So gelingt den Soulmates eine einzigartige Verschmelzung audiophiler Exzellenz und gesellschaftspolitisch relevanter Musik. Dieses Album ist nicht nur für Fans von Prog und Jazz Rock, sondern für alle, die echte Musik zu schätzen wissen.