Die Pet Shop Boys – die Jungs aus der Zoohandlung sind seit den 80er Jahren nicht aus der europäischen Musiklandschaft wegzudenken. Zu „West End Girls“, „Suburbia“, „It’s a Sin“ und „Always on my Mind“ haben wir (ja, ich schließe mich mit ein) die ersten unbeholfenen Schritte auf der Tanzfläche versucht. Weltweite Charterfolge waren die Folge. Selbst in den USA verkaufte sich dieser britische Elektropop ganz gut.
Neil Tennant und Chris Lowe, die sich 1981 in London begegneten, sind bis heute Kult. Wirklich ruhig war es nie um das Duo. Auch in den 90ern und im neuen Jahrtausend ist alle 3-4 Jahre ein Album mit neuer Musik erschienen. Leider nicht unbedingt im Mainstream-Radio zu finden, denn dort leiert man lieber die Klassiker der Band runter.
Stilistisch war kein Still stand zu beobachten. In den 90ern gab es Experimente mit melancholischen Melodien und House-Music, Anfang des Jahrtausends mehr Gitarren als Elektronik, und auf dem neuen Werk „Nonetheless“ dürfen wir uns über eine Mischung klassischer Dance-Merkmale mit orchestralen Einlagen freuen. Was geblieben ist, sind die unverwechselbaren Stimmen, die smart und glänzend klingen, obwohl Neil demnächst die 70 feiert und auch Chris bald ins Rentenalter eintritt.
Das neue Album klingt bisweilen grandios und bietet wundervolle Pop-Elemente, wenn auch die Melodien nicht auf Anhieb so ins Ohr gehen, wie vor 35 Jahren. „Nonetheless“ enthält zehn brandneue Tracks, die letztes Jahr in London aufgenommen und abgemischt wurden, hauptsächlich in James Fords Studio in East London. Das Orchester und die Backing Vocals wurden im The Church Studio in Nord-London aufgenommen. Es ist das erste Album des Duos mit dem Produzenten James Ford, der auch schon mit Künstlern wie den Arctic Monkeys, Depeche Mode, Blur, The Last Dinner Party und Simian Mobile Disco gearbeitet hat.
Der Sound ist nicht auf modern getrimmt, sondern voller Melancholie und sentimentaler Nostalgie. Sehr schöne Klänge und gehaltvolle Texte bestimmen das Geschehen, wenn es auch mit „The Schlager Hit Parade“ eine skurrile Hommage an die deutschsprachige Musiklandschaft gibt, die mit Zitaten wie „Gluhwein, Wurst und Sauerkraut“ nicht geizt. Grandios! Und im Chor mit aussagekräftigen Popnummern wie „New London Boy“ (inspiriert von David Bowie), „A New Bohemia“ und „Love Is The Law“ absolut glaubwürdig.
Die Pet Shop Boys haben ihre Fähigkeit bewiesen, sich über die Jahrzehnte hinweg neuen Ideen anzupassen und relevant zu bleiben. Das neue Album ist kein Alterswerk, dem man augenzwinkernd alles verzeiht, sondern eine ambitionierte Weiterentwicklung ihrer musikalischen Ideen. Da kommt hoffentlich noch mehr.