Klar – auch Peter Maffay bekommt sein MTV unplugged. Schließlich hat Alt-Rock-Kollege Westernhagen gerade vorgemacht, wie man aus diesem doch langsam recht altbackenen Konzept noch einiges heraus holen kann. Es war ein großer Abend in einem kleinen Haus: Das Steintor-Varieté in Halle an der Saale bot den perfekten Rahmen für ein außergewöhnliches Event.
Peter Maffay, seine Band und zahlreiche Gastmusiker wie Ray Cooper, Jennifer Weist, Katie Melua und Johannes Oerding spielten im ältesten Varieté-Theater Deutschlands in fast privater Atmosphäre ein grandioses Konzert. Zwei Stunden und 40 Minuten feierte das begeisterte Publikum Maffay und seine Gäste.
Mir liegt leider nur die Audio-Version zur Review vor, doch die allein hat es schon in sich. CD 1 hat einige Perlen zu bieten wie den Schlager „Du“ in spannender Umsetzung, den wundervollen Titel „Gelobtes Land“, der noch gar nicht so alt ist, die Hymne „Eiszeit“ und ein hervorragendes Duett („Leuchtturm“) mit Jennifer Weist, der Frontsängerin von Jennifer Rostock.
Doch damit ist das Pulver noch lange nicht verschossen. Peter Maffay kann immerhin aus fünf Jahrzehnten Hit-Repertoire schöpfen. Und das tut er ausgiebig mit einer Zeitreise, die alle Schaffensperioden umfasst. Manchmal ist es doch schön, nicht hauptsächlich die Songs der aktuellen Alben zu hören – auch wenn ich Maffay durchaus zu Gute halte, dass er diese selbstbewusst und nahezu vollständig auf seinen Tourkonzerten präsentiert.
CD 2 enthält beispielsweise ein kleines Medley aus „Schatten in die Haut tätowiert“ und „Liebe wird verboten“ – zwei Favoriten aus den 80ern. „So bist du“ ist natürlich dabei. Und mit der wohlklingenden Katie Melua singt Peter im Duett zuerst deren Song „Dreams On Fire“ und dann den Tabaluga-Nessaja-Klassiker „Ich wollte nie erwachsen sein“. Gänsehaut!
Sehr passend finde ich auch die Duette mit Philipp Poisel. Zunächst ein sehr andächtiges „Ewig“ aus Peters Feder – und dann „Wie soll ein Mensch das ertragen“. Diese beiden sollten definitiv häufiger zusammen musizieren. „Hallelujah“ aus aktueller Zeit gewinnt in der MTV-Interpretation nochmal ein Stück hinzu. Und fast ganz zum Schluss gibt es als Gegenpol den Uralt-Hit „Und es war Sommer“ in einer sehr filigranen Version.
Ein MTV unplugged-Konzert ist die Königsdisziplin für jeden Künstler, weil es darum geht, Musik in ihrer reinsten Form zu präsentieren. Unplugged, das heißt, wirklich ALLES ist live. Weniger Technik bedeutet mehr Man- und auch Womanpower. Deshalb stehen neben der Band acht weitere Spitzeninstrumentalisten aus dem In- und Ausland auf der Bühne: die Peter Maffay Band wird zum Peter Maffay Orchester mit Streichern, Bläsern und dem Multiinstrumentalisten JB Meijers.
Und das Konzept ist immer wieder gut, um seinen Backkatalog zu überdenken, alte Perlen wieder zu entdecken und Bekanntes mit gänzlich neuen Arrangements zu neuem Leben zu erwecken. Das tut auch Maffay hier und er hat eine hervorragende Band und tolle Gäste an seiner Seite. Jeder der Gäste hat seinen eigenen Stil, seine eigenen Konturen. Diese mit den Stärken von Peter Maffay zu kombinieren und die großen Songs so zu arrangieren, dass etwas Neues, noch Größeres entsteht, ist auch das Verdienst von Peter Keller, dem Produzenten, musikalischen Leiter und Gitarristen in der Peter-Maffay-Band, zu der noch Carl Carlton (Gitarre), Ken Taylor (Bass), Pascal Kravetz (Piano) und Bertram Engel (Schlagzeug) gehören.
Das Album ist die musikalische Grundlage für die MTV UNPLUGGED Tour im Frühjahr 2018 sein wird. Auftakt der Tour ist am 14.02.2018 in Kiel. Es folgen weitere 21 Konzerte in ganz Deutschland.