Piotr Anderszewski stammt aus Warschau. Der Pianist mit polnischen und ungarischen Wurzeln studierte in Frankreich und Kalifornien. Bei internationalen Wettbewerben sorgte er schon früh für Furore, als er beispielsweise im Halbfinale eines renommierten Musikpreises trotz Siegeschancen seinen Auftritt vorzeitig abbrach, weil er mit der eigenen Leistung nicht zufrieden war. Er hat sich unzähligen Komponisten der klassischen Musik gewidmet, doch seine Beziehung zu Johann Sebastian Bach ist eine ganz besondere.
Bachs Sammlung von Präludien und Fugen für ein Tasteninstrument ist ein Heiligtum für viele Pianisten. Obwohl Musikwissenschaftler der Meinung sind, dass es sich bei beiden Teilen nicht wirklich um einen Klavierzyklus, sondern eher um eine Sammlung von Einzelstücken handelt, wird die Abfolge meist in der korrekten Reihenfolge gespielt.
Anderszewski geht einen eigenen Weg: Anstatt alle 48 Präludium- und Fugen-Paare aus Bachs Sammlung hintereinander aufzunehmen, konzentriert sich der Pianist auf zwölf Satzpaare aus dem zweiten Buch und bringt diese in einen charakteristisch-kreativen Sinnzusammenhang. „Ich beschloss, die Stücke in einer Reihenfolge meiner subjektiven Wahl zusammenzustellen, die manchmal auf Tonart-Beziehungen basiert, ein anderes Mal auf Kontrasten, die die Stücke unwiderstehlich zusammenzuziehen scheinen“, erklärt der Pianist. „In der Musik gibt es immer eine Geschichte, eine emotionale Erzählung, da ein Stück dem anderen folgt und es in Beziehung setzt. […] Die Idee, diese Werke in dieser spezifischen Reihenfolge zu spielen, besteht darin, ein Gefühl von Dramatik zu erzeugen, das einen Zyklus suggeriert: 12 Charaktere, die sich miteinander unterhalten und sich gegenseitig widerspiegeln“.
Das Ergebnis ist eine atmosphärische Reise durch unterschiedliche Stimmungen. Sein harmonisches und entspanntes Spiel trägt zur Entschleunigung bei und ich mache gern diese musikalische Reise mit ihm, um die fast 300 Jahre alte Musik neu zu entdecken.